von Tilmann Siebeneichner

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1. März 2015

“You have to send a human somewhere if you really want to find difficult answers: Is there life somewhere else in our universe? Is there the real possibility that humans can exists somewhere away from earth? That’s really, really important,” äußerte sich der Direktor der berühmtesten Raumfahrtbehörde der Welt, Charles F. Bolden, im Dezember 2014 in einem auf CNN ausgestrahlten Interview zur aktuellen Agenda der NASA. “I happen to be one who believes that a multi-planet species can survive in perpetuity. A single-planet species will die away“.[1]

Eine astrofuturistische Vision fürs 21. Jahrhundert

Interstellar ist verschiedentlich als das Kino-Ereignis des Herbstes 2014 gefeiert worden.[2] Genau wie Charles F. Bolden geht der Film von der Vorstellung aus, dass eine nur auf einem einzigen Planeten beheimatete Menschheit über kurz oder lang aussterben wird, spitzt sie jedoch – wie sollte es in einem Hollywood-Blockbuster auch anders sein – dramatisch zu. Inwieweit dies filmtechnisch gelungen ist, ist in einer Vielzahl von Rezensionen kontrovers debattiert worden. Bringt man den Film mit der Agenda Boldens in Zusammenhang, erweist er sich nicht zuletzt auch unter kulturhistorischen Vorzeichen als diskussionswürdig. Dass sich Science Fiction und Science Fact – also literarische Fantasie und wissenschaftliche Forschung – zumindest im 20. Jahrhundert durchgängig gegenseitig beeinflusst haben, ist ein Allgemeinplatz innerhalb einer auch am Weltraum interessierten, kulturhistorisch informierten Zeitgeschichte. Für die Faszination, die eine mögliche Zukunft in den Sternen auf die Menschen ausübt, hat der amerikanische Literaturwissenschaftler De Witt Douglas Kilgore den Begriff des Astrofuturismus geprägt,[3] der wiederum von einer an der Freien Universität in Berlin angesiedelten Emmy Noether-Forschergruppe aufgegriffen worden ist und speziell auf das europäische Weltraumdenken angewendet wird.[4]

Wie im 20. Jahrhundert Vorstellungen der Zukunft mit dem praktischen Aufbruch in den Weltraum zusammengingen, welche Ziele und Erwartungen sich damit verbanden und, nicht zuletzt, wie diese wiederum gesellschaftlich wirkmächtig werden konnten, sind Fragen, die hier wie da im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen. Doch während De Witt Douglas Kilgore ihnen vornehmlich in der Literatur des 20. Jahrhunderts nachspürt, haben die Mitarbeiter der Berliner Forschergruppe einen breiteren Ansatz gewählt, der Politik, Kunst und Kultur gleichermaßen mit einbezieht und vor allem an Kontinuität und Wandel der Wirkmächtigkeit astrofuturistischer Hoffnungen und Heilserwartungen in der Gesellschaft interessiert ist. Für die Beantwortung dieser Fragen ist es darum unerlässlich, nicht nur Überlieferungen der verantwortlichen Regierungsbehörden und Industriekonzerne zu sichten, sondern auch populäre Medien mit einzubeziehen. Tatsächlich wird etwa den in den 1950er Jahren von Walt Disney produzierten Fernsehfilmen Man and the Moon (1954), Man and Space (1955) und Mars and Beyond (1957), die in enger Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Weltraumpionier Wernher von Braun (1912-1977) entstanden, erheblich Einfluss darauf zugeschrieben, dem menschlichen Griff nach den Sternen einen seriösen Anstrich verliehen und weite Bevölkerungsteile für die Raumfahrt begeistert zu haben.[5]

Diese Begeisterung hat durch den Begriff des Space Age inzwischen selbst schon eine Historisierung erfahren. Besteht über den Beginn dieses Weltraum-Zeitalters innerhalb der Forschung weitestgehend Konsens – allgemein wird der Start des sowjetischen Satelliten Sputnik im Oktober 1957 als Initialzündung begriffen –, ist dessen Ende Gegenstand anhaltender Diskussionen.[6] Wenig Zweifel besteht daran, dass die Unglücke der Space Shuttles Challenger (1986) und Columbia (2003) erhebliche Rückschläge für die bemannte Raumfahrt bedeuteten. Weder in den USA noch in Europa gibt es derzeit Kapazitäten, Menschen ins All zu befördern. Zugleich legen vieldiskutierte Deutungen der 1970er Jahre als einem Jahrzehnt des „Strukturbruchs“ nahe,[7] dass der Fortschrittsoptimismus der vorangegangenen Jahrzehnte seitdem einem gewachsenen Krisenbewusstsein gewichen ist, das in verschiedener Hinsicht nicht ohne Einfluss auf das Unternehmen Raumfahrt blieb: Welchen Sinn können kostspielige und gefährliche Expeditionen zu Mond oder Mars haben, wenn die Menschen schon damit kämpfen, die wirtschaftlichen, technologischen und ökologischen Probleme auf ihrem Heimatplaneten in den Griff zu bekommen?              

Der Raumfahrt jenen visionären Stellenwert wieder zu verleihen, den sie in der „alten Welt“ verloren hat, aber etwa im zeitgenössischen China besitzt – wo Interstellar einen rekordverdächtigen Filmstart verzeichnen konnte[8] –, mag ein zentrales Motiv des Films bezeichnen.  Dazu greift er die seit den 1980er Jahren weltweit betriebene Suche nach sogenannten 'Exoplaneten' – potentiell erdähnlichen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems[9] – auf und verknüpft sie mit seit den 1970er Jahren virulenten dystopischen Annahmen einer unaufhaltsamen Auszehrung der Erde[10]: In einer nicht allzu fernen Zukunft wird die Erde von gewaltigen Sandstürmen verheert. Nur Getreide gedeiht noch, der Sauerstoffanteil in der Atmosphäre sinkt langsam, aber kontinuierlich. Interstellars Protagonist, der ehemalige NASA-Pilot Cooper (Matthew McConaughey), erfährt, dass im Geheimen jedoch daran gearbeitet wird, die Menschheit vor ihrer Auslöschung zu bewahren. Schon vor Jahren sind im Rahmen des Projekts „Lazarus“ Raumfahrtmissionen durch ein Wurmloch in der Nähe des Saturns gereist, um auf der anderen Seite nach erd-ähnlichen und möglicherweise bewohnbaren Planeten zu suchen. Da aus dem Wurmloch jedoch nur rudimentäre Signale empfangen werden können, wird Cooper nun von seinem ehemaligen Mentor, Professor Brand (Michael Caine), angeworben, mit einem Team von Astronauten – darunter Brands Tochter Amelia (Anne Hathaway) – dorthin zu reisen: einerseits, um das Schicksal der Verschollenen zu klären, andererseits, um dort nach Ersatzplaneten zu forschen, die von den Menschen kolonisiert werden könnten.

"Interstellar" Film Illustration für das New Yorker Magazine. © Mit freundlicher Genehmigung von Chris B. Murray, 2014

Im Schatten von 2001 und Solaris oder selbst ein Sci-Fi-Klassiker?

Was folgt, ist eine ebenso visuell beeindruckende wie wissenschaftlich instruktive Reise, die den Zuschauer in 169 Minuten an den Rand des Raum-Zeit-Gefüges (und darüber hinaus) führt. Inszeniert worden ist Interstellar von Christopher Nolan, der es vor allem dank seiner Batman-Trilogie (2005-2012) zu Kultstatus gebracht hat. Schon sein spektakulärer Traum-Thriller Inception (2010) trug dem britischen Regisseur den Ruf ein, mit seiner überwältigenden Bildsprache neue Standards des im Kino Vorstellbaren zu setzen. Kein Wunder also, dass Nolans jüngster Streich immer wieder mit dem Science Fiction-Klassiker schlechthin – Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum (1968) – verglichen worden ist. Dieser wurde nicht zuletzt von Nolan selbst zu seinem absoluten Lieblingsfilm erklärt.[11]

Kubricks Meisterwerk wird bis heute als wegweisend gerühmt, weil es die bemannte Raumfahrt mit bis dahin ungekannter Perfektion und Plausibilität inszenierte und sich dazu die Unterstützung zahlreicher renommierter Wissenschaftler sicherte. Nicht zuletzt basiert 2001: Odyssee im Weltraum auf einer Kurzgeschichte des britischen Physikers und Raumfahrt-Visionärs Arthur C. Clarke (1917-2008), der gleichzeitig an der Ausarbeitung des Drehbuchs beteiligt war.[12] Auch Interstellar zeigt sich um größtmögliche technische und wissenschaftliche Präzision bemüht.
Geht es hier jedoch weniger um Raumfahrt und eigensinnige Riesencomputer als um Schwarze Löcher und die Relativität von Zeit und Raum, stand mit Kip Thorne ein renommierter wissenschaftlicher Berater bereit, noch bevor Christopher Nolan und sein Bruder Jonathan als Autoren zu dem Projekt stießen. Thorne, Ex-Professor am California Institute of Technology und bereits für Robert Zemeckis SETI-Drama Contact (1997) als wissenschaftlicher Berater tätig, gilt als Star unter den theoretischen Physikern und ist bekannt für seine umfassenden Beiträge zur Gravitation und zur relativistischen Astrophysik, die Plot und Dramaturgie von Interstellar entscheidend beeinflusst haben.[13]

Das wird etwa im Finale des Films deutlich, als Cooper in den Ereignishorizont des Schwarzen Lochs Gargantua eindringt und sich daraufhin in einem riesigen Tesserakt[14] wiederfindet. Hier offenbart sich ihm nicht nur, wie die Vereinheitlichung von Relativität und Quantenphysik bewerkstelligt werden kann, um die Menschen von der Erde zu evakuieren, sondern ihm wird auch möglich, die dazu notwendigen Daten seiner Tochter Murphy (Jessica Chastain) zu übermitteln. Sie – zum Zeitpunkt seines Aufbruchs noch ein Kind (Mackenzie Foy) – ist auf der Erde zurückgeblieben und inzwischen selbst zu einer NASA-Wissenschaftlerin herangewachsen, die als Schülerin Brands dessen Lebenswerk zu vollenden sucht. Der Konflikt zwischen Vater und Tochter ist eine weitere, zentrale Dimension des Filmes, in der die ganz großen Themen Liebe, Familie, Verlust und Verantwortung verhandelt werden. Während sie ihm nie verziehen hat, von ihm zurückgelassen worden zu sein, geht es ihm darum, die Zukunft seiner Tochter zu sichern und so schnell wie möglich zu ihr zurückzukehren. Die Rettung der Menschheit wird in Interstellar zur Familiensache, und der emotionale Höhepunkt des Filmes ist weniger die gelungene Rettung der Menschheit als die Wiedervereinigung von Vater und Tochter. Hier offenbart Interstellar dann auch eine größere Nähe zu einem weiteren Klassiker des Sci-Fi-Films – Andrej Tarkowskijs Solaris (1972) –, in mancherlei Hinsicht ein Gegenentwurf zu Kubricks 2001.[15] Denn während in 2001 der Mensch zum Spielball einer höheren, ihn bestimmenden universellen Macht geworden ist, gegen die er nichts auszurichten vermag, muss er bei Tarkowskij zu sich selbst und den Seinen finden: Der Ozean Solaris repräsentiert ein Universum, das ähnlich dem Tesserakt in Interstellar dem Menschen als Spiegel gegenübertritt: als Spiegel seiner eigenen Fragen, Verdrängungen und planetarischen Verantwortung.

Interstellar ist deshalb auch so etwas wie ein postmoderner Sci-Fi-Klassiker geworden – in seinem Bemühen um wissenschaftliche Präzision verweist er nicht nur auf die entsprechenden Theoreme; er zitiert zugleich die Filme, in die sie jeweils Eingang gefunden haben. Bestes Beispiel hierfür ist wohl die kreisrunde Raumstation, der schon in Kubricks 2001 eine ikonographische Bedeutung zukommt und die letztendlich einen Entwurf Wernher von Brauns zitiert.[16] Nolan erweist sich somit als Meister der Anspielungen und Verweise, der seine wissenschaftspraktischen wie filmhistorischen Hausaufgaben gemacht hat und sie virtuos umzusetzen vermag. Sein Film präsentiert zugleich eine ganz eigene, vielschichtige Vision, die Interstellar deutlich von den erwähnten Klassikern unterscheidet.

Wernher von Braun: Space Station Konzept (1952) Collier's Magazine Issue 'Man Will Conquer Space Soon!', illustriert von Chesley Bonestell, © Marshall Space Flight Center of the United States National Aeronautics and Space Administration (NASA), Foto ID: MSFC-75-S Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: Public Domain.

 

Weltraumstation in "2001: A Space Odyssey", Screenshot Trailer (1968), © Metro-Goldwyn-Mayer, Stanley Kubrick.
Endurance spacecraft im Film Interstellar, Screenshot Trailer (2014) © Paramount Pictures und Warner Bros. Pictures.

Der Weltraum als Ort spiritueller Erfahrung und Erneuerung

„Wir haben vergessen, wer wir sind“, sinniert Cooper vor seinem Aufbruch ins Weltall. Angesichts der Tatsache, dass die Raumfahrt in Interstellar als ein ausschließlich amerikanisches Unternehmen gezeigt wird, während es doch um die Rettung der gesamten Menschheit geht, scheint es unmissverständlich, auf wen sich dieses „wir“ bezieht: auf die amerikanische Nation. „Früher blickten wir hoch in den Himmel und fragten uns, wo unser Platz in den Sternen ist, heute gucken wir nur noch zu Boden und denken über unseren Platz im Dreck nach“, fährt er fort. Diese Sätze mögen genauso als Anspielung auf die zeitgenössische Lage der Nation wie auch als Erinnerung an die Euphorie gelesen werden, die die erste erfolgreiche Mondlandung im Juli 1969 begleitete.[17] Tatsächlich ist der wagemutige Aufbruch in den Weltraum in Interstellar – begleitet von den berühmten Versen Dylan Thomas „Do Not Go Gentle Into That Good Night“ –  in der New York Post folglich als „vision of American guts and greatness and ingenuity that would have made John Wayne smile“ gefeiert worden.[18]

Wie die Weltraumhistorikerin Cathleen Lewis bemerkt hat,[19] verweist ein vielzitiertes und zentrales Motto des Films – „Mankind was born on Earth. It was never meant to die here“ – jedoch weniger auf den als uramerikanisch verklärten Frontier-Mythos permanenter Grenzüberschreitungen als auf einen Ausspruch des wenig bekannten russischen Weltraumpioniers Konstantin Ziolkowski (1857-1935): „Es stimmt, die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“[20] Nicht zuletzt geht der Brite Nolan auf ironische Distanz gegenüber dem letzten Beweis amerikanischen Einfallsreichtums und Wagemuts von Weltgeltung – dem Apollo-Programm – , indem es an den Schulen in seinem Film als medialer Schwindel gelehrt wird, der nur den Zweck verfolgt habe, die Sowjetunion in die Knie zu zwingen. Vor diesem Hintergrund mag Interstellar nicht nur als Anspielung auf die anhaltenden Verschwörungstheorien, nach denen die Mondlandung von Kubrick in einem Filmstudio inszeniert worden sei, gelesen werden, sondern auch als Signal, sich politisch motivierten Vereinnahmungsversuchen seines Films in den USA auf hintersinnige Art und Weise entziehen zu wollen.

In der Tat zeichnet sich Interstellar auch und insbesondere durch seine vielschichtigen Verweise auf den Weltraum als Ort spiritueller Erfahrung und Erneuerung aus. Einer Dimension, der in der zeitgenössischen, kulturhistorisch orientierten Weltraumforschung großes Interesse entgegengebracht wird. So ist in einer Rezension der New York Times treffend beobachtet worden, dass der Film „can be seen as a plea for forgiveness on behalf of our foolish, dreamy species. We messed everything up, and we feel really bad about us. Can you please give us another chance?“[21] Ob Nolan nun Ziolkowski bemüht oder die Hochglanzversion für Boldens eingangs zitierte Agenda liefert, sei dahingestellt. Die utopische Hoffnung, in den Sternen zu einer „neuen“ und unsterblichen Menschheit zu gelangen, hat die russischen Raumfahrtenthusiasten des frühen 20. Jahrhunderts genauso angetrieben,[22] wie sie im Amerika der 1970er Jahre – etwa durch die Schriften des Wissenschaftsphilosophen John D. Bernal (1901-1971) oder in den ambitionierten Plänen des Physikers und Weltraumkolonisten Gerard K. O’Neill (1927-1992) – als Antwort auf das gewachsene Krisenbewusstsein wirkmächtig wurde.[23] Hier wie da – und erst recht in Interstellar – wird der Weltraum zum idealen Ort des Neubeginns, an dem der Mensch sich endlich seiner „göttlichen“ Qualität bewusst wird. So lebt die Spannung im Film auch von der Frage, wer denn das wegweisende Wurmloch in der Nähe des Saturns platziert habe – die Götter? Außerirdische? –, um sie zum Ende hin in einer vor diesem Hintergrund nur folgerichtigen Entrückung aufzulösen: Die Menschen selbst sind es gewesen, aber nicht jene erd-verhafteten und dem Untergang geweihten Menschen der Gegenwart, sondern jene kosmisch-orientierten „neuen“ Menschen, denen die Überwindung von Zeit und Raum gelungen ist.

Wie sein großer und vielgerühmter Vorgänger 2001 ist auch Interstellar ein zutiefst utopischer Film geworden. Etwas weniger rätselhaft vielleicht, aber kaum weniger komplex und verweisungsreich. Vielleicht ist es bloßer Zufall, dass beide Filme lediglich einen Oscar erhalten haben – und zwar jeweils für die besten Spezialeffekte, einer eher nachrangigen Kategorie. Aber so, wie Interstellar zwar durchaus positiv rezensiert worden ist, selten jedoch den Stellenwert zugesprochen bekommen hat, den 2001 heute besitzt, ist auch Kubricks Film seinerzeit mit erheblichen Vorbehalten aufgenommen worden. Dass die technischen und physikalischen Aspekte von 2001 ja gar nicht so wissenschaftlich exakt und fundiert seien, wie Kritiker des Films behaupteten,[24] ist auch gegenüber Nolans Film verschiedentlich eingewandt worden. Kubrick ist diesen Einwänden damals mit dem Hinweis begegnet, dass es ihm weniger um wissenschaftliche Exaktheit gegangen sei als darum, ein möglichst plausibles setting zu inszenieren, damit sich die Zuschauer auf seine Geschichte konzentrieren können, und Gleiches kann auch Nolan zugute gehalten werden. Nicht zuletzt kümmern sich um die praktischen Aspekte der Raumfahrt Behörden wie die NASA: „We’ re gonna turn science fiction into science fact“, hatte deren Direktor Charles Bolden wenige Monate nach seiner Amtseinführung im April 2010 programmatisch verkündet.[25] Inwieweit dem nun auf DVD erscheinenden Interstellar dafür einmal eine ähnlich wegweisende Bedeutung zugesprochen werden wird, wie sie 2001 heute besitzt, muss die Zukunft zeigen.

Interstellar, Regie: Christopher Nolan, USA/UK 2014, 163 Minuten, FSK 12, Filmstart in Deutschland: 6. November 2014.
DVD Erscheinungstermin: 31. März 2015

 

[1] Interview mit NASA Administrator Charles Bolden: GPS Moonshots: Sending Astronauts to Mars, in: CNN vom 22.12.2014.
[2] Vgl. Andreas Borcholte: Weltraum-Epos Interstellar: Willkommen im Wurmloch, in: Spiegel-online Kultur vom 7.11.2014; Dietmar Dath: Fliehkraft liebt Schwerkraft, in: FAZ-online vom 5.11.2014.
[3] De Witt Douglas Kilgore: Astrofuturism: Science, Race and Visions of Utopia in Space, Philadelphia 2003.
[4] Vgl. dazu die Homepage der Emmy Noether-Forschergruppe „Die Zukunft in den Sternen: Europäischer Astrofuturismus und außerirdisches Leben im 20. Jahrhundert“.
[5] Vgl. dazu: Jay P. Telotte: Disney in Science Fiction Land, in: Journal of Popular Film and Television, 33 (2005), S. 12-21; zur Person Wernher von Brauns siehe Michael J. Neufeld: Von Braun. Dreamer of Space, Engineer of War, New York 2007.
[6] Vgl. dazu: Alexander C.T. Geppert (Hg.): Post-Apollo: Outer Space and the Limits of Utopia, Basingstoke (im Erscheinen).
[7] Lutz Raphael/ Anselm Doering-Manteuffel: Nach dem Boom: Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit den 1970er Jahren, Göttingen 2008.
[8] Vgl. Pamela McClintock: Global Box Office: Christopher Nolan’s Interstellar Breaks Records in China, in: The Hollywood Reporter vom 12.11.2014; zum chinesischen Weltraumprogramm vgl. Ehrgeizige Pläne: 2020 wollen Chinesen Mond betreten, in: Spiegel Online vom 28.11.2005.
[9] Vgl. dazu: Hans Deeg/ Juan Antonio Belmonte/ Antonio Aparicio (Hg.): Extrasolar Planets, Cambridge 2008.
[10] Vgl. dazu die klassische Studie von Donella H. Meadows/ Dennis L. Meadows/ Jörgen Randers/ William W. Behrens: The Limits to Growth, London 1972.
[11] Susanne Ostwald, Alles ist relativ, in: Neue Zürcher Zeitung.de vom 05.11.2014.
[12] Vgl. dazu: Peter Kramer: 2001: A Space Odyssey, Basingstoke 2010; zur Rolle und Funktion von Wissenschaftlern im populären Kino vgl. grundsätzlich: David A. Kirby: Lab Coats in Hollywood. Science, Scientists, and Cinema, Cambridge/Massachusetts 2011.
[13] Kip S. Thorne: The Science of Interstellar, New York 2014.
[14] Ein Tesserakt ist ein 4-dimensionaler Hyperwürfel. In Interstellar stellt die vierte Dimension die Zeit dar, wodurch Cooper durch die Zeit reisen kann.
[15] Vgl. dazu: Susan Wolf/ Christopher Grau (Hg.): Understanding Love: Philosophy, Film, and Fiction, Oxford 2014.
[16] Vgl. dazu: Alexander C.T. Geppert: Infrastrukturen der Weltraumimagination: Außenstationen im 20. Jahrhundert, in: Outer Space: Faszination Weltraum (Ausstellungskatalog Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland), Bonn 2014, S. 124-127.
[17] Vgl. dazu: Roger D. Launius: Perceptions of Apollo: Myth, Nostalgia, Memory or All of the Above?, in: Space Policy, 21 (2005), S. 129-139.
[18] Vgl. Kyle Smith: Man Can Conquer All – ‚Interstellar’ Breaks with Leftist Pessimism, in: New York Post vom 02.11.2014.
[19] Cathleen Lewis: Why „Interstellar“ Belongs in the Pantheon of the Best „Realistic“ Science Fiction Films, in: Smithsonian.com vom 6.11.2014.
[20] Konstantion Ziolkowski, zit. nach: Ulli Kulke: Weltraumstürmer: Wernher von Braun und der Wettlauf zum Mond, Köln 2012, S. 41; zur Person Ziolkowskis vgl. James T. Andrews: Red Cosmos: K.E. Tsiolkovskii, Grandfather of Soviet Rocketry, College Station 2009.
[21]  A.O. Scott: Off to the Stars, With Grief, Dread and Regret, in: New York Times vom 4.11.2014.
[22] Nikolai L. Krementsov: Revolutionary Experiments: The Quest for Immortality in Bolshevik Science and Fiction, Oxford 2014.
[23] Ryan J. McMillen: Space Rapture: Extraterrestrial Millennialism and the Cultural Construction of Space Colonization, Austin 2004.
[24] Vgl. dazu: Stephanie Schwam: The Making of 2001: A Space Odyssey, New York 2000.
[25] NASA-Video vom 28.04.2010.