von Klaus Große Kracht

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1. Mai 2004

Veröffentlichung: Mai 2004
 
Die Zeitgeschichte ist ein Kind des Krieges. Das zeigt bereits ein Blick zurück auf ihre Anfänge bei Thukydides, dessen Darstellung des Peloponnesischen Krieges als Urschrift der Zeitgeschichte gilt. Denn hier schreibt bereits jemand an einer Geschichte, die „noch qualmt“:[1] Thukydides erzählt die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Athen und Sparta, an der er selbst auf der Seite Athens teilgenommen hat. Und er schreibt als Besiegter, der sich nach der Rückkehr aus der Verbannung Klarheit über die jüngsten Ereignisse verschaffen will, die zum Niedergang seiner Heimatstadt führten.

Thukydides blieb nicht der Einzige, der Zeitgeschichte als kritische Reflexion einer enttäuschten Gegenwart betrieb. Die Reihe besiegter Kriegsteilnehmer unter den Zeithistorikern ließe sich unschwer bis ins 20. Jahrhundert fortsetzen. Reinhart Koselleck hat die These aufgestellt, dass die Geschichte kurzfristig zwar von den Siegern gemacht, die Historie langfristig aber von den Besiegten geschrieben werde. Denn Letztere „geraten, wenn sie überhaupt methodisch reflektieren, in eine größere Beweisnot, um zu erklären, warum etwas anders und nicht so gekommen ist, wie gedacht“.[2] Doch Koselleck weiß zugleich ein Gegenbeispiel aus der neueren Zeit zu nennen: die deutsche Zeitgeschichtsschreibung nach 1918. In der Tat schauten die deutschen Neuzeithistoriker in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wie gebannt auf das Geschehene, ohne nach den tief greifenden Ursachen von Kriegsausbruch und Niederlage zu suchen. Stattdessen setzten sie alles daran, den im Versailler Vertrag festgeschriebenen Vorwurf der ‚Kriegsschuld’ vom Deutschen Reich abzuwehren. Sie sahen darin geradezu eine patriotische Pflicht und kamen dieser umso lieber nach, als die Geschichtswissenschaft seit Ende des 19. Jahrhunderts ihre angestammte Bildungsfunktion für das politische Bewusstsein der führenden Schichten immer mehr zu verlieren drohte. Die Abwehrhaltung gegenüber dem Kriegsschuldvorwurf während der Weimarer Republik bildete gewissermaßen den ‚habitualen Konsens’ der deutschen Zeitgeschichtsforschung, der das geistige Sozialisationsmilieu für die nachfolgende Historikergeneration bereitstellte. Erst in den 1960er-Jahren des 20. Jahrhunderts konnte der Bann dieser frühen ‚Kriegsschuldforschung’ in der bundesrepublikanischen Zeitgeschichtsschreibung definitiv durchbrochen und ein kritischerer Blick auf die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs durchgesetzt werden. Der Begriff der „Zeitgeschichte“ blieb von den Debatten um die Kriegsschuldfrage in Deutschland nicht unberührt.

Zeitgeschichte als nachhistoristische Alternative

Bekanntlich spielten die deutschen Neuzeithistoriker im ideologischen „Kulturkrieg“ der Jahre 1914-1918 eine zentrale Rolle.[3] Friedrich Meinecke, Otto Hintze, Hermann Oncken und viele andere mehr standen an der propagandistischen Heimatfront, um „die junge, kraftvoll emporgekommene Macht, die das Deutsche Reich in der politischen Welt“ nun einmal darstelle,[4] gegen den „Ansturm der westlichen Demokratie“[5] mit den Waffen ihrer Gelehrsamkeit zu verteidigen. „Deutschland ist der Held und der Gegenstand dieses Krieges“, so brachte es der Freiburger Neuzeithistoriker Erich Marcks auf den Punkt: „Es ist der alte Strom unserer und der europäischen Geschichte, heute breiter als jeder frühere Kampf, aber es ist die Fortsetzung der alten Kämpfe, von 1700 und 1760 und 1800 […]. Ein großer Zusammenhang umschließt all dieses Völkerringen und trägt uns heute hoch empor, auf die Höhe der Notwendigkeit und des Lebenskampfes: er muß sein, er geht um alles, um Vergangenheit und Zukunft, er reißt uns mit sich, bis zum Äußersten unserer Kraft, er ist uns heilig.“[6]

Auf einmal, so musste es scheinen, empfing die Geschichtswissenschaft, die sich in den Jahren vor dem Krieg immer wieder dem Vorwurf bloßen Spezialistentums und lebensferner Fragestellungen ausgesetzt sah, einen neuen Impuls aus der politischen Konstellation der Gegenwart. Den Preis, den sie dafür bezahlte, war jedoch häufig genug eine ideologische Trübung des historischen Blicks und eine nationalistische Voreingenommenheit, der sich selbst jene Historiker, die wie Friedrich Meinecke die „tiefe Ehrfurcht vor den Tatsachen und Quellen“ anmahnten, nicht völlig entziehen konnten.[7] Auch ihn, so schrieb Meinecke 1916, habe „der Krieg auf den allgemeinen Kampfplatz der nationalen Kräfte gerufen“.[8] Doch habe er feststellen müssen, dass die Historie dem deutschen Volk nicht mehr das Gleiche bedeute wie in den Zeiten der Einigungskriege zwischen 1848 und 1871.[9] Umso mehr hoffte er - noch gegen Ende des Krieges - auf eine neue Synthese aus historischer Bildung und Gegenwartsbewusstsein: „Modern und geschichtlich zugleich zu denken“, so Meinecke, sei gerade jetzt, in einer „Welt des Lebens und der Trümmer“, nicht „nur möglich, sondern notwendig“.[10] Nur so könne die „bedrängte Persönlichkeit“ unter dem „Druck des falschen, schulmäßig mechanisierten Historismus“ wieder zu innerer Selbstbestimmung zurückfinden.[11]

Nicht zufällig sprach Meinecke hier vom lastenden Druck des „Historismus“. Bereits Nietzsche hatte dem Gefühl, dass sich die geschichtliche Bildung vom Leben entfernt habe und die freie Persönlichkeit zu ersticken drohe, in seiner Zweiten Unzeitgemäßen Betrachtung Ausdruck gegeben.[12] Seitdem war es von seinen zahlreichen selbsternannten Schülern immer wieder gegen die Bildungsansprüche der Historie ins Feld geführt worden. Statt dem Leben in der Gegenwart zu dienen, so der virulente Vorwurf, habe die Geschichtswissenschaft im Zeichen des Historismus dieses völlig aus den Augen verloren und vormals feste Wertmaßstäbe in einen unendlichen Strom von historischen Lebensmöglichkeiten aufgelöst.[13] Im allgemeinen Krisenbewusstsein nach dem Ersten Weltkrieg, als in Deutschland ein neues politisches Gemeinwesen auf den Trümmern des Kaiserreichs zu errichten war, musste diese Kritik umso mehr zu Buche schlagen. „Am schärfsten“, so schrieb Ernst Troeltsch 1922 in seinem berühmten Essay über Die Krisis des Historismus, „ist die Krise natürlich in Deutschland, dem Mutterlande der modernen Historie […]. Hier hat der Weltkrieg insbesondere alles historische Denken völlig durcheinandergeworfen, alte Konstruktionen und Maßstäbe entwertet und völlig neue Probleme aufgegeben, freilich auch zugleich gegen alle Historie doppelt und dreifach skeptisch gestimmt“.[14]

Troeltsch hoffte, der von ihm diagnostizierten Krise des aus dem 19. Jahrhundert ererbten Geschichtsdenkens durch eine neue Reflexion auf die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Geschichtswissenschaft begegnen zu können. Was ihm vorschwebte, war der Versuch einer neuen kulturgeschichtlichen Synthese, um, wie er schrieb, „Geschichte durch Geschichte [zu] überwinden“.[15] Doch der Berliner Kulturphilosoph war zu sehr auf die theoretische Grundlegung bedacht, um die praktischen Veränderungen in der akademischen Geschichtswissenschaft, insbesondere im Bereich der neueren Geschichte, ausreichend mit in den Blick zu nehmen. Denn hier zeichnete sich, angestoßen durch den Ersten Weltkrieg, eine neue Art geschichtswissenschaftlicher Forschung ab, die in ihrer dezidierten Hinwendung zur Zeitgeschichte von dem Bewusstsein getragen war, die zerrissenen Fäden zwischen Wissenschaft und Leben, Vergangenheit und Gegenwart wieder neu zu verknüpfen.[16]

Zu den deutschen Historikern, die die Erfahrung des Ersten Weltkriegs auch als eine Herausforderung an ihr eigenes Fach begriffen, gehörte der Bonner Privatdozent Justus Hashagen, der 1917/18 in der Leitung des „Vaterländischen Unterrichts“ beim Stellvertretenden Generalkommando in Koblenz tätig war.[17] Kurz vor Kriegsende hatte Hashagen die „Historikerpflichten“, die sich seiner Meinung nach aus dem Krieg ergaben, in einem kurzen Artikel für die Kulturzeitschrift Der Kunstwart umrissen: „Auch dem deutschen Historiker erwachsen aus dem Krieg neue Pflichten. Die äußerliche wäre, daß er sich der internationalen Geschichte der jüngsten Vergangenheit mit größerem Eifer als bisher zu widmen […] hätte. Die Zeitgeschichte, einst ein Lieblingsgegenstand des Studiums deutscher Historiker, zumal im Zeitalter der deutschen Einigungskriege, müßte aus der gedrückten Stellung eines Stiefkindes, was sie vor dem Kriege war, herausgehoben werden.“[18] Zu dieser äußeren Pflicht müsse sich, so Hashagen weiter, zugleich ein „innerlich“ neuer Geist gesellen, um nicht nur den Pflichten gegenüber der Vergangenheit, sondern auch „den Pflichten gegenüber der Gegenwart“ gerecht zu werden, ohne dabei allerdings, wie er ausdrücklich hinzufügte, die fachlichen Standards der Erforschung der Vergangenheit - „Sachlichkeit, Gründlichkeit, unbestechliche Wahrheitsliebe“ - aufzugeben.[19] Dem Konflikt zwischen „Wissenschaft und Leben“ sei dabei nicht zu entrinnen; im Gegenteil: Es sei geradezu die Pflicht der „Zeitgeschichte“, „solchen Konflikten nicht mehr aus dem Wege zu gehen, sondern sie mutig durchzukämpfen und eine vaterländische Lösung zu erstreben“.[20] „Zeitgeschichte“ bezeichnete für Hashagen somit nicht nur einen möglichen Gegenstand historischer Forschung, sondern zugleich den Auftrag, sich nicht in weltflüchtiger Kontemplation zu verlieren, sondern den Kontakt mit der Gegenwart zu suchen, und sei es um den Preis des Widerstreits von wissenschaftlichen und praktischen Interessen.

Wie eine solche „Zeitgeschichte“ in praktischer Absicht für Hashagen näher aussehen sollte, hatte er bereits zu Beginn des Krieges in seiner Abhandlung Das Studium der Zeitgeschichte dargelegt.[21] So unterscheidet er hier deutlich zwischen einer „Zeitgeschichte“, die stets auf die Gegenwart zielt, und einer reinen „Vergangenheitsgeschichte“, in der sich unschwer die Konturen des in die Krise geratenen Historismus wieder erkennen lassen.[22] Denn während Letztere von den Bedürfnissen der Gegenwart nahezu vollständig abgekoppelt sei, komme der „Zeitgeschichte“ eine wichtige Vermittlungsfunktion zwischen Wissenschaft und Leben zu: Gerade sie solle „zwischen der reinen, nur der schlechthinnigen Vergangenheit zugewandten Historie und der Gegenwart eine Verbindung herstellen“.[23] Konsequenterweise löst Hashagen den Begriff der „Zeitgeschichte“ deshalb auch von seiner starren zeitlichen Eingrenzung auf die jüngste Vergangenheit und versucht ihn stattdessen als eine Art gegenwartsbezogene Parallelerzählung zur bloßen „Vergangenheitsgeschichte“ zu denken: „Man möchte statt Zeitgeschichte vielmehr sagen: Geschichte, sofern sie mit der Gegenwart zusammenhängt, sofern sie den gegenwärtigen Zustand erklärt. […] Diese die Zeitgeschichte ausmachende Vorgeschichte der Gegenwart ist […] zeitlich fast unbegrenzt. Der Begriff der Zeitgeschichte wird jedenfalls dadurch nicht im mindesten geklärt, daß man ihm nach rückwärts irgendeine zeitliche Grenze setzt. Warum soll die Zeitgeschichte nicht z.B. bis ins Mittelalter zurückgehen?“[24]

„Zeitgeschichte“ erscheint bei Hashagen also nicht als eine spezifische Epoche, sondern vielmehr als eine spezifische Perspektive der historischen Betrachtung: als Blick der Gegenwart in ihre Vorgeschichte, ganz gleich, wie weit diese in die Vergangenheit zurückreicht. Als gegenwartsbezogene Geschichtsforschung gerät sie dabei jedoch unvermeidbar in die normativen Kämpfe der Gegenwart. Dass sie diesen nicht entgehen kann und die von Hashagen erstrebte ‚vaterländische Lösung’ einen hohen ideologischen Preis erfordert, lässt sich nicht zuletzt an seinen eigenen Schriften aus dem zeitlichen Umfeld des Ersten Weltkriegs deutlich ablesen.[25] Denn je mehr sich die Geschichtswissenschaft in den Jahren nach 1918 von der reinen „Vergangenheitsgeschichte“ des Historismus getrennt hat, desto mehr geriet sie in das Fahrwasser der politisch-ideologischen Weichenstellungen der damaligen Zeit. Und diese waren zu Beginn der 1920er-Jahre durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags für die deutsche „Zeitgeschichte“ eindeutig gestellt.[26]

Zeitgeschichte als Kriegsschuldforschung

Nach Beendigung des Krieges fand der deutsch-nationale Historiker Justus Hashagen eine Anstellung als „Hilfsarbeiter für Kriegsschuldfrage“ im Auswärtigen Amt in Berlin.[27] Hier hatte sich ein eigenständiges „Kriegsschuldreferat“ gebildet, um die in Artikel 231 des Versailler Vertrags festgeschriebene Kriegsschuld des Deutschen Reiches mit Hilfe publizistischer Aktivitäten, insbesondere umfassender Quelleneditionen aus dem eigenen Bestand, zu widerlegen.[28] Vor allem das groß angelegte, vierzig Bände umfassende Dokumentenwerk Die große Politik der Europäischen Kabinette (1922-1927), das auf Initiative des Auswärtigen Amtes entstand, sollte die deutsche Vorkriegspolitik materialreich entlasten und die ‚Einkreisungspolitik’ der Entente in den Vordergrund rücken. Während die Aktenedition, die trotz ihrer politischen Zielsetzung auch heute noch als „insgesamt durchaus zuverlässig“ gelten kann,[29] sich vor allem an die internationale Experten-Öffentlichkeit wandte, wurde die inländische publizistische Kampagne gegen den Kriegsschuldvorwurf vor allem über zwei Kanäle gesteuert: Zum einen sollte über den 1921 gegründeten „Arbeitsausschuß Deutscher Verbände“ der Kampf gegen den Versailler ‚Schuldspruch’ in die unterschiedlichen Gruppen der deutschen Gesellschaft getragen und als nationaler Konsens verankert werden. Zum anderen bemühte sich das Auswärtige Amt über die Einrichtung einer sich betont wissenschaftlich gebenden „Zentralstelle für Erforschung der Kriegsursachen“, fachlich ausgewiesene Historiker für den publizistischen Abwehrkampf zu gewinnen.

Als gemeinsame Plattform der zeitgeschichtlichen ‚Kriegsunschuldforschung’ in Deutschland wurde 1924 eine eigene Zeitschrift von der „Zentralstelle“ des Auswärtigen Amtes ins Leben gerufen, die allein der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Kriegsschuldvorwurf gewidmet war: Die Kriegsschuldfrage. Monatsschrift für internationale Aufklärung. Die von Alfred von Wegerer, einem ehemaligen Generalstabsoffizier, herausgegebene Zeitschrift, die 1929 in Berliner Monatshefte umbenannt wurde, entwickelte sich in der Zwischenkriegszeit zum zentralen Mitteilungs- und Diskussionsforum der Erforschung der Kriegsursachen mit eindeutiger nationalapologetischer Tendenz. Während in der Historischen Zeitschrift zwischen 1914 und 1933 insgesamt nur neun Aufsätze über den Weltkrieg erschienen,[30] veröffentlichte die „Zentralstelle“ monatlich Arbeiten und Materialien zur Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs in einem Umfang von sechzig bis hundert Seiten. Auch wenn nicht wenige der deutschen Neuzeithistoriker aufgrund der eindeutig politischen Zielsetzung der Zeitschrift zu ihr eher Distanz hielten, konnte von Wegerer in den 1920er und 1930er-Jahren doch immer wieder mit Unterstützung aus Fachkreisen rechnen: So veröffentlichten u.a. Hans Delbrück, Friedrich Thimme, Hermann Oncken und Fritz Hartung sowie der inzwischen nach Hamburg berufene Justus Hashagen im Organ der „Zentralstelle“; gerade „unter der beherrschenden und verdienstvollen Leitung dieser Zeitschrift und ihrer Mitarbeiter“, so Hashagen 1934, habe die deutsche Kriegsschuldforschung erhebliche Fortschritte erzielt.[31]

Neben den Vertretern der ‚alten Garde’ der deutschen Neuzeithistoriker finden sich aber auch eine Anzahl jüngerer Fachvertreter unter den Autoren der Zeitschrift, so. z. B. Hans Herzfeld und Hans Rothfels. Während Herzfeld allerdings nur mit einem Beitrag vertreten ist, obwohl er sich in den 1920er-Jahren intensiv mit der Vorgeschichte des Weltkriegs beschäftigte,[32] publizierte Rothfels hingegen regelmäßig in den ersten Jahrgängen der Monatsschrift und stritt hier u.a. mit Hans Delbrück über die deutsche Englandpolitik zwischen 1890 und 1914. Während der Berliner Ordinarius, der schon während des Krieges für einen Verständigungsfrieden eingetreten war, der deutschen Vorkriegsdiplomatie vorwarf, die englischen Bündnissondierungen durch eine überambitionierte Flottenpolitik leichtfertig verspielt zu haben,[33] verwahrte sich Rothfels in Fragen der Ursachenforschung zum Weltkrieg gegen jegliche „captatio benevolentiae“ gegenüber der Siegermacht.[34] Da Großbritannien sich bereits 1912 eindeutig auf die Seite Frankreichs gestellt habe, sei jede Form der Verständigungspolitik von deutscher Seite spätestens seit diesem Zeitpunkt zum Scheitern verurteilt gewesen. Ganz ähnlich hatte bereits einige Jahre zuvor Hans Herzfeld in seiner Habilitationsschrift über Die deutsche Rüstungspolitik vor dem Weltkriege geurteilt und insbesondere dem ehemaligen Reichskanzler Bethmann Hollweg mit schroffen Tönen vorgeworfen, zu lange auf eine Verständigungsmöglichkeit mit England gehofft zu haben, anstatt die eigene militärische Stärke auszubauen.[35] In ihrer Sicht auf die deutsche Vorkriegsgeschichte - insbesondere hinsichtlich der u.a. auch von Friedrich Meinecke positiv eingeschätzten deutsch-englischen Bündnismöglichkeit[36] - trafen sich die beiden nationalkonservativen Historiker Herzfeld und Rothfels mit dem seit 1925 in Freiburg lehrenden Gerhard Ritter, der 1928 apodiktisch erklärte: „Die Erzählung von der leichtfertig verschmähten englischen Freundschaft ist Legende.“[37] Kritische Stimmen wie diejenigen Eckart Kehrs oder Arthur Rosenbergs, die die außenpolitische Isolierung Deutschlands auf lang angelegte gesellschaftliche Spannungen im Deutschen Kaiserreich zurückführten, waren demgegenüber in den 1920er-Jahren nur vereinzelt wahrnehmbar und wurden bewusst missachtet.[38] Kehr, so schrieb Ritter 1931 in einem Brief an Hermann Oncken, solle sich „lieber gleich in Rußland“ habilitieren: „Denn da gehört er natürlich hin: einer der für unsere Historie ganz gefährlichen ‚Edelbolschewisten’.“[39]

Rosenberg und Kehr erlebten die Zeit nach 1945 nicht mehr. Herzfeld, Ritter und Rothfels spielten hingegen eine zentrale Rolle beim Aufbau der Zeitgeschichtsforschung in der Bundesrepublik Deutschland. Ihre ersten Erfahrungen im Bereich der Zeitgeschichte machten sie in den 1920er-Jahren auf dem Gebiet der Ursachenforschung zum Ersten Weltkrieg, den sie selbst hautnah als Soldaten an der Front erlebt hatten.[40] Wie auch immer sie die Detailprobleme der deutschen Außenpolitik vor 1914 im Einzelnen bewerteten, mit ihren Argumenten bewegten sie sich stets innerhalb des revisionistischen Konsenses der Zurückweisung des Versailler Kriegsschuldvorwurfs. Dieser bildete gewissermaßen das diskursive Laboratorium der neuen Zeitgeschichtsforschung in Deutschland, die politische Gegenwartsinteressen und wissenschaftlich-methodische Standards miteinander zu verbinden suchte. „Die politisch-moralische Anklage“, so brachte es Hans Rothfels 1926 auf den Punkt, „erwies sich wider ihren Willen als ein heuristisches Prinzip ersten Ranges, als Wünschelrute, die verborgene Quellen zum Springen bringt“.[41]

Die methodischen Ansätze, mit denen diese Wünschelrute geführt wurde, verblieben zunächst im Bereich einer traditionellen Politik- und Diplomatiegeschichte, die kaum über die 1890er-Jahre hinaus in die Geschichte zurückgriff. Je mehr sich der historiografische Abwehrkampf gegen den Versailler Vertrag jedoch von der engen Kriegsschuldfrage löste und sich der 1919 neu gezogenen deutschen Ostgrenze zuwandte, erweiterte sich das zeitgeschichtliche Methodenarsenal um weit ausgreifende siedlungs- und bevölkerungshistorische Ansätze. Auch hier spielte Hans Rothfels eine zentrale Rolle, der seit seiner Berufung nach Königsberg im Jahr 1926 die Erforschung der „Ausstreuung deutschen Volkstums über das gesamte nordöstliche und südöstliche Vorfeld“ in einen engen Zusammenhang mit dem „Kampf gegen die Kriegsschuldthese“ rückte.[42] Denn mit dem Versuch, deutschen Kultureinfluss in Ostmitteleuropa als über die Jahrhunderte hinweg prägend aufzuweisen, konnten Gebiets- und Hegemonialansprüche historisch begründet werden, die direkt auf eine Revision der Versailler Nachkriegsordnung zielten.[43] Hier nahm die von Justus Hashagen angedachte „Zeitgeschichte“ des Mittelalters konkret Gestalt an.

In den Jahren nach 1933 verlor die eigentliche ‚Kriegsschuldfrage’ in Deutschland hingegen zunehmend an wissenschaftlicher Bedeutung, zumal ein ‚Führerwort’ sie kategorisch entschieden und jede weitere Diskussion überflüssig gemacht hatte: „Weder der Kaiser, noch die Regierung, noch das Volk haben diesen Krieg gewollt“, so zitierte Alfred von Wegerer 1934 in seiner Zeitschrift Adolf Hitler in der Hoffnung, dass die „Ehre der Nation“, die durch den Versailler Vertrag „aufs schwerste verletzt worden“ sei, nun endlich in „vollem Umfang wiederhergestellt“ werde.[44]

Der antisemitische Maßnahmenstaat, auf den nun so mancher der Kriegsschuldforscher seine Hoffnung setzte, forderte jedoch auch unter diesen seine Opfer. Rothfels und Herzfeld verloren, da sie den rassistischen Ordnungsvorstellungen der neuen Machthaber nicht entsprachen, ihre akademischen Betätigungsmöglichkeiten: Rothfels wurde aus Deutschland vertrieben, Herzfeld vorübergehend inhaftiert und in eine Nischenexistenz gezwungen. In Haft geriet schließlich auch Gerhard Ritter, der der außenpolitischen Revisionspolitik Hitlers anfänglich durchaus Anerkennung gezollt hatte, dem Regime jedoch zunehmend kritisch gegenüberstand und zum weiteren Umfeld des Goerdeler-Kreises gehörte.

Zeitgeschichte und das Problem der Kontinuität

Im September 1949 trafen die Historiker Deutschlands zu ihrer ersten Verbandstagung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in München zusammen. Den Eröffnungsvortrag hielt Gerhard Ritter, der zum ersten Vorsitzenden des neu geschaffenen Historikerverbandes gewählt wurde.[45] In seiner Rede forderte Ritter von allen Teilnehmern die Bereitschaft, sich mit „ehrlichem und tapferem Wahrheitssinn“ an die „Aufräumung der ungeheuren Schuttmassen“, die das ‚Dritte Reich’ hinterlassen habe, zu machen und verglich die aktuelle Situation mit der Zeit nach 1918: „Schon die sog. Kriegsschuldfrage von 1914 hatte sich zu einer Spezialwissenschaft ausgewachsen, deren Quellenstoff bald kein Mensch mehr vollständig übersah. Heute haben wird es mit einem Vielfachen der damaligen Schuttmassen zu tun.“[46] Um dieser Aufgabe Herr zu werden, empfahl er die Errichtung eines eigenen „zentralen Forschungsinstitutes“, das sich unter Leitung eines „erfahrenen Fachhistorikers“ an die Aufarbeitung des Aktennachlasses der NS-Zeit machen sollte.[47] Gegenüber dieser neuen Forschungsaufgabe geriet die Auseinandersetzung mit der ‚Kriegsschuldfrage’ des Ersten Weltkriegs zunehmend aus dem zeithistorischen Blickfeld, zumal, wie Ritter 1949 in München ausführte, der „Kampf um die sog. ‚Kriegsschuldfrage’“ in der Weimarer Republik „schließlich zum Welterfolg der deutschen Hauptthesen geführt“ habe.[48] Alles Wichtige schien auf diesem Feld somit bereits gesagt zu sein: „In der unermesslichen internationalen Spezialforschung“, so Ritter an anderer Stelle, „hat sich die deutsche These, daß von einem lang vorbedachten Überfall der Mittelmächte auf ihre Nachbarn keine Rede sein könne, bald allgemein durchgesetzt.“[49]

Ritter schloss damit 1949 an den historiografischen Abwehrkonsens der Weimarer Republik unmittelbar an. Das allgemeine Bewusstsein, dass die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs hinlänglich geklärt sei, mag auch zu der neuen Begriffsbestimmung von „Zeitgeschichte“ beigetragen haben, mit der Hans Rothfels 1953 die Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte eröffnete. Bekanntlich definierte Rothfels, der inzwischen aus den USA in die Bundesrepublik zurückgekehrt war, „Zeitgeschichte“ in doppelter Hinsicht: Zum einen fasste er sie zeitlich fließend als die „Epoche der Mitlebenden“, zum anderen aber chronologisch fixierend als die „neue universalgeschichtliche Epoche“, die „mit den Jahren 1917/18“ begonnen habe.[50] Für ihn, den 1891 Geborenen, mochten beide Definitionen zusammenfallen; doch es fällt auf, dass die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs, mit der sich Rothfels zu Beginn seiner zeitgeschichtlichen Forschung in den 1920er-Jahren so intensiv beschäftigt hatte, aus seiner neuen Epocheneinteilung hinausfällt. Der Erste Weltkrieg war für ihn jetzt, zumindest in seinen Anfängen, lediglich „ein in die Welt verlängerter nationalstaatlicher Konflikt“ des 19. Jahrhunderts. „Erst mit dem eigentümlich zusammengeordneten Doppelereignis, dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg und dem Ausbruch der Russischen Revolution, wurde die Konstellation wirklich universal“; erst jetzt, so das Argument von Rothfels, könne von einer echten Epochenschwelle gesprochen werden.[51] Die Einheit der Jahre 1914 bis 1918 wird mit dieser Definition gewissermaßen aufgespalten und die Grenze der „Zeitgeschichte“ mitten in sie hineinverlegt: auf der einen Seite die Vorgeschichte des Krieges und die ersten Jahre des militärischen Konflikts, auf der anderen Seite seine globale Ausweitung und Nachgeschichte.

In letzter Konsequenz bedeutete dies aber die Ausklammerung des Weltkriegs aus der Zeitgeschichtsschreibung: Nur noch seine Nachwirkungen hatten den Zeithistoriker im engeren Sinn zu interessieren, seine Vorgeschichte konnte hingegen getrost der „Vergangenheitsgeschichte“ im Sinne Hashagens übergeben werden. Zugleich ließ sich damit die Frage der Kontinuität vom ‚Zweiten’ zum ‚Dritten Reich’ unter der Hand ausblenden: Zeitgeschichtliche Ursachenforschung zum Nationalsozialismus hatte mit dem Ende des Ersten Weltkriegs zu beginnen, nicht jedoch schon 1914 oder gar mit seiner Vorgeschichte und den innen- und außenpolitischen ‚Krisenherden’ des Kaiserreichs.[52] Denn das von Bismarck geschaffene Reich, so hatte Rothfels bereits auf dem Münchner Historikertag 1949 ausgeführt, stehe mit dem Nationalsozialismus in keinerlei Verbindung, vielmehr zeige sich, „daß das Zweite Reich im Entscheidenden und in prinzipieller Grenzsetzung genau gegen all das stand, was das Dritte Reich propagierte oder tat“.[53]

Mit seiner Rede auf dem Münchner Historikertag wandte sich Rothfels gegen all jene Versuche in- und ausländischer Autoren, die Ursachen für den Aufstieg des Nationalsozialismus weit in die deutsche Geschichte zurückzuverfolgen und wahlweise Luther, Friedrich den Großen oder Bismarck für das Scheitern des deutschen Nationalstaats im 20. Jahrhundert verantwortlich zu machen.[54] Ganz ähnlich hatte Gerhard Ritter bereits im Jahr zuvor davor gewarnt, „das Hitlertum als das konsequente Endprodukt in der Entwicklung preußisch-deutschen Staatsdenkens zu betrachten“; vielmehr sei der Nationalsozialismus innerhalb der deutschen Geschichte „etwas grundsätzlich Neues“ gewesen, das „erst nach dem Ersten Weltkrieg“ ebenso „unerwartet in Erscheinung“ trat wie der Faschismus in Italien und der Bolschewismus in Russland.[55] Insbesondere der Versuch, Hitlers Hegemonialpläne mit den außenpolitischen Bestrebungen des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg in Zusammenhang zu bringen, könne nicht überzeugen: „Daß die deutsche Reichsregierung niemals an Eroberung der Weltherrschaft oder auch nur an gewaltsame Erweiterung der deutschen Grenzen in Europa gedacht hat, braucht man heute der Welt nicht mehr zu beweisen; die rückhaltlose Veröffentlichung ihrer diplomatischen Akten hat es gezeigt […].“[56]

Vor diesem Hintergrund werden die bestürzten Abwehrreflexe Ritters und anderer deutscher Neuzeithistoriker verständlich, mit denen diese Anfang der 1960er-Jahre auf die Veröffentlichung von Fritz Fischers Griff nach der Weltmacht reagierten, schien hier doch die Kriegsschuldfrage der Weimarer Zeit auf die Agenda der „Zeitgeschichte“ zurückgekehrt zu sein. Dabei hatte Fischer in seinem 1961 veröffentlichten Werk nichts anderes getan, als den Kriegszielen des Deutschen Reiches in den Jahren 1914-1918 in einer akribischen Aktendurchsicht nachzugehen.[57] Im Potsdamer Zentralarchiv war er dabei auf das so genannte ‚Septemberprogramm’ des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg aus dem Jahr 1914 gestoßen, das in Erwartung eines raschen Kriegsendes weitreichende Annexionen in Frankreich und den Beneluxstaaten sowie koloniale Erwerbungen in Zentralafrika vorsah. Deutschland, so legten es die Quellen nahe, war also keineswegs rein defensiv in den allgemeinen Krieg ‚hineingeschlittert’, sondern hatte von Anbeginn an weitreichende hegemoniale Ziele verfolgt. Als Nachkriegsordnung, so konnte der Hamburger Neuzeithistoriker zeigen, schwebte den verantwortlichen Stellen die Schaffung eines von Deutschland beherrschten ‚Mitteleuropa‘ vor, das sich als Zollverband unter deutscher Führung von Frankreich bis Polen erstrecken sollte.

In seinem Vorwort hatte Fischer ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sein Buch weder „Anklage noch Verteidigung“ sei.[58] Allerdings weise es über seinen Gegenstand hinaus, indem es, wie er schreibt, „bestimmte Denkformen und Zielsetzungen für die deutsche Politik im Ersten Weltkrieg aufzeigt, die weiterhin wirksam geblieben sind. Von daher gesehen dürfte es auch ein Beitrag zu dem Problem der Kontinuität in der deutschen Geschichte vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg sein“.[59] Damit war die Frage der Kontinuität zwischen Kaiserreich und ‚Drittem Reich’, gegen die Rothfels und Ritter Ende der 1940er-Jahre angegangen waren, in die Auseinandersetzung der Historiker zurückgekehrt. Auch wenn Fischer selbst diesen Aspekt in seinem Buch von 1961 nicht weiter verfolgte, trat die Provokation, die von ihm ausging, sofort ins Bewusstsein der Leser: „Unheimlich und unabweisbar“, so reagierte beispielsweise die Süddeutsche Zeitung, erhebe sich im Hintergrund des Buches „die große Frage nach der Kontinuität der deutschen Geschichte von 1890 bis 1945“: „Die Karten, die für den Osten und für den Westen die Kriegsziele 1914/18 anschaulich machen, ähneln erschreckend den Ausarbeitungen, die wir aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 kennen. Was wir gerne als Ausschweifungen einer zügellosen Machtpolitik des Dritten Reiches ansehen, hier ist es vorgezeichnet.“[60] Noch deutlicher urteilte Die Zeit, die in Fischers Werk die These von der deutschen ‚Alleinschuld’ am Ersten Weltkrieg bestätigt sah, was Fischer in einem Leserbrief allerdings umgehend richtig stellte.[61] Denn von ‚Alleinschuld’, wie es der Zeit-Artikel suggerierte, hatte er in seinem Buch keineswegs gesprochen, wohl aber davon, dass Deutschland die militärische Auseinandersetzung mit Russland und Frankreich bewusst in Kauf genommen habe und damit, so sein Fazit, „einen erheblichen Teil der historischen Verantwortung für den Ausbruch des allgemeinen Krieges“ trage.[62]

Doch schon diese vorsichtige Äußerung - die Fischer im Laufe der Kontroverse allerdings immer weiter zuspitzte, um schließlich doch davon zu sprechen, „daß im Juli 1914 ein Kriegswille einzig und allein auf deutscher Seite bestand“[63] - reichte aus, um mit dem Abwehrkonsens der frühen Kriegsschuldforschung, an die Gerhard Ritter und andere nach dem Zweiten Weltkrieg anzuknüpfen versucht hatten, vollständig zu brechen. So sprach für Ritter aus Fischers Buch letztlich auch nichts anderes als die „Erneuerung der Schuldanklage von Versailles“. Mit Fischers Deutung werde ein „Gipfel“ in der „politisch-historischen Modeströmung unserer Tage“, der „Selbstverdunkelung deutschen Geschichtsbewußtseins“, erreicht.[64] Selbst Hans Herzfeld, der sich in weit größerem Maße als Ritter von seiner nationalapologetischen Grundeinstellung der 1920er-Jahre gelöst hatte und auf Fischers Forschungsergebnisse zunächst sehr sachlich reagiert hatte,[65] sah sich veranlasst, deutlichere Töne anzuschlagen und Fischers radikaler „Schwarz-Weiß-Interpretation“ eine Sicht der Dinge entgegenzusetzen, die „nicht nur kritisiert, sondern auch versteht“.[66] Bei Fischer seien die „Urteilsmaßstäbe“ hingegen „so massiv vereinfachend angesetzt“, dass „die ganze Summe des zähen und erbitterten Ringens um die Vermeidung einer nationalen Katastrophe darüber zu kurz“ komme.[67] Ganz ähnlich argumentierte schließlich auch Hans Rothfels, der zwar durchaus bereit war, manches der frühen Kriegsschuldforschung der Weimarer Zeit in Frage zu stellen, aber doch „keineswegs so weitgehend[,] wie es eine neue, nunmehr von einem deutschen Historiker vertretene Kriegsschuldanklage will“.[68]

Trotz der abwehrenden Haltung nahezu aller führenden Zeithistoriker der Bundesrepublik, ja selbst der Einschaltung politischer Instanzen,[69] setzten sich Fischers Thesen aus Griff nach der Weltmacht im Laufe der 1960er-Jahre vor allem in der jüngeren Generation, die selbst keinerlei Erfahrung mit dem Ersten Weltkrieg mehr verband, zunehmend durch. Die zentrale Bedeutung der Fischer-Kontroverse, die zu Recht als eine „Schlüsseldebatte“ der westdeutschen Zeitgeschichtsforschung gelten kann,[70] liegt jedoch nicht in der Erneuerung der ‚Kriegsschuldfrage’, sondern darin, dass sie die Frage der Kontinuität wieder auf die Tagesordnung gesetzt und damit die „Zeitgeschichte“ über das Jahr 1917 hinaus in die Geschichte des Kaiserreichs zurückgeführt hat. Diesen Impuls haben dann vor allem jüngere Historiker wie Wolfgang J. Mommsen und Hans-Ulrich Wehler Ende der 1960er-Jahre aufgegriffen, die Fischers engen politikgeschichtlichen Ansatz u.a. im Rückgriff auf die frühen Arbeiten Eckart Kehrs um sozialgeschichtliche Zugänge erweitert und so die Diskussion um den deutschen ‚Sonderweg’ vom Kaiserreich bis in das ‚Dritte Reich’ neu eröffnet haben.[71]

Der Bann der frühen Kriegsschuldforschung wurde in der Bundesrepublik somit erst Ende der 1960er-Jahre endgültig gebrochen,[72] und zwar von einer Generation, die selbst nicht mehr zu den ‚Mitlebenden’ der Jahre zwischen 1914-1918, der eigentlichen ‚Frontgeneration’, gehörte. Heute spielt die ‚Kriegsschuldfrage’ kaum noch eine Rolle in der Erforschung des Ersten Weltkriegs, die sich zunehmend auf kultur- und sozialgeschichtliche Fragestellungen konzentriert und sich von moralischen Bewertungsmaßstäben, die in der Fischer-Kontroverse noch für hitzige Debatten sorgten, getrennt hat.[73] Geblieben ist allerdings die Frage, ob der Erste Weltkrieg noch zur Epoche der „Zeitgeschichte“ zählt oder schon Teil einer reinen „Vergangenheitsgeschichte“ ist. Denn ebenso wenig wie 1945 waren die Jahre 1917/18 eine ‚Stunde Null’, von der aus sich die „Zeitgeschichte“ chronologisch fixieren lassen könnte. Die historiografischen Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs können auf jeden Fall nicht ohne einen Blick auf die Debatten um seine Vorgeschichte geklärt werden.

 


[1] Vgl. Schwarz, Hans-Peter, Die neueste Zeitgeschichte. „Geschichte schreiben, während sie noch qualmt“, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 51 (2003), S. 5-28 (in Übernahme eines Zitates von Barbara Tuchman).

[2] Koselleck, Reinhart, Erfahrungswandel und Methodenwechsel. Eine historisch-anthropologische Skizze, in: Ders., Zeitschichten. Studien zur Historik, Frankfurt am Main 2000, S. 27-77, hier S. 68.

[3] Vgl. Cornelißen, Christoph, Politische Historiker und deutsche Kultur. Die Schriften von Georg von Below, Hermann Oncken und Gerhard Ritter im Ersten Weltkrieg, in: Mommsen, Wolfgang J. (Hg.), Kultur und Krieg. Die Rolle der Intellektuellen, Künstler und Schriftsteller im Ersten Weltkrieg, München 1996, S. 119-142; Schulin, Ernst, Weltkriegserfahrung und Historikerreaktion, in: Ders.; Küttler, Wolfgang; Rüsen, Jörn (Hgg.), Geschichtsdiskurs, Bd. 4: Krisenbewußtsein, Katastrophenerfahrung und Innovation 1880-1945, Frankfurt am Main 1997, S. 165-188.

[4] Hintze, Otto; Meinecke, Friedrich; Oncken, Hermann; Schumacher, Hermann, Vorwort, in: Dies. (Hgg.), Deutschland und der Weltkrieg, Leipzig 1915, S. IIIf.

[5] Troeltsch, Ernst, Der Ansturm der westlichen Demokratie, in: von Harnack, Adolf u.a., Die deutsche Freiheit. Fünf Vorträge, Gotha 1917, S. 79-113.

[6] Marcks, Erich, Wo stehen wir? Die politischen, sittlichen und kulturellen Zusammenhänge unseres Krieges, Stuttgart 1914.

[7] Meinecke, Friedrich, Die deutsche Geschichtswissenschaft und die modernen Bedürfnisse, in: Ders., Preußen und Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, München 1918, S. 462-471, hier S. 468.

[8] Ebd., S. 469.

[9] Ebd.

[10] Ders., Persönlichkeit und geschichtliche Welt (1918), in: Ders., Zur Theorie und Philosophie der Geschichte (Werke Bd. IV, hrsg. v. E. Kessel), Stuttgart 1959, S. 30-60, hier S. 57.

[11] Ebd., S. 56f.

[12] Nietzsche, Friedrich, Unzeitgemäße Betrachtungen. Zweites Stück: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben, in: Ders., Kritische Studienausgabe, Bd. 1, hrsg. v. G. Colli und M. Montinari, München 1988, S. 243-334.

[13] Vgl. Oexle, Otto Gerhard, Geschichtswissenschaft im Zeichen des Historismus. Studien zur Problemgeschichte der Moderne, Göttingen 1996.

[14] Troeltsch, Ernst, Die Krisis des Historismus, in: Ders., Kritische Gesamtausgabe, Bd. 14: Schriften zur Politik und Kulturphilosophie (1918-1923), hrsg. v. G. Hübinger in Zusammenarbeit mit J. Mikuteit, Berlin 2002, S. 437-455, hier S. 451. [15] Ders., Der Historismus und seine Probleme. Erstes Buch: Das logische Problem der Geschichtsphilosophie, Tübingen 1922, S. 772; vgl. Graf, Friedrich Wilhelm (Hg.), Ernst Troeltschs ‚Historismus’ (Troeltsch-Studien 11), Gütersloh 2000.

[16] Zum Krisenbewusstsein deutscher Historiker nach dem Ersten Weltkrieg siehe: Reuveni, Gideon, Geschichtsdiskurs und Krisenbewusstsein. Deutsche Historiographie nach dem Ersten Weltkrieg, in: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte 25 (1996), S. 155-186.

[17] Zu Hashagen vgl. die biografische Skizze von Borowsky, Peter, Justus Hashagen, ein vergessener Hamburger Historiker, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 84 (1998), S. 163-183.

[18] Hashagen, Justus, Neue Historikerpflichten, in: Deutscher Wille. Des Kunstwarts 31. Jahr, 2. Augustheft 1918, S. 109f.

[19] Ebd.

[20] Ebd.

[21] Ders., Das Studium der Zeitgeschichte, Bonn 1915.

[22] Ebd., S. 10.

[23] Ebd.

[24] Ebd., S. 15.

[25] Vgl. nur seine politisch-publizistischen Arbeiten während des Krieges, u.a.: Hashagen, Justus, Kriegerische Demokratien in Vergangenheit und Gegenwart, Stuttgart 1917; Ders., Vorgeschichte des Weltkrieges seit Bismarcks Entlassung, Saarbrücken 1918.

[26] Vgl. Cornelißen, Christoph, „Schuld am Weltfrieden“. Politische Kommentare und Deutungsversuche deutscher Historiker zum Versailler Vertrag 1919-1933, in: Krumeich, Gerd (Hg.), Versailles 1919. Ziele - Wirkung - Wahrnehmung, Essen 2001, S. 237-258.

[27] Borowski, Justus Hashagen (Anm. 17), S. 166.

[28] Vgl. hierzu und zum Folgenden: Heinemann, Ulrich, Die verdrängte Niederlage. Politische Öffentlichkeit und Kriegsschuldfrage in der Weimarer Republik, Göttingen 1983; Jäger, Wolfgang, Historische Forschung und politische Kultur in Deutschland. Die Debatte 1914-1980 über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs, Göttingen 1984, S. 46ff.

[29] Krumeich, Gerd; Hirschfeld, Gerhard, Die Geschichtsschreibung zum Ersten Weltkrieg, in: Dies.; Renz, Irina (Hgg. in Zusammenarbeit mit Markus Pöhlmann), Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2003, S. 304-315, hier S. 306.

[30] Ebd.

[31] Hashagen, Justus, Die europäische Krise 1904-1918 in französischer Beleuchtung, in: Berliner Monatshefte 12 (1934), S. 867-874, hier S. 874. Von den zuvor Genannten gehörten Delbrück und Thimme in den 1920er-Jahren zu den regelmäßigen Autoren; Hartung veröffentlichte 1930 und 1932 jeweils einen Aufsatz, Oncken steuerte 1930 einen kleineren Beitrag bei. Seit Ende der 1920er-Jahre nahm die Beteiligung führender Historiker jedoch merklich ab.

[32] Herzfeld, Hans, Die Limankrise und die Politik der Großmächte in der Jahreswende 1913/14, in: Berliner Monatshefte 11 (1933), S. 837-858; 973-993; zu Herzfelds Schriften in den 1920er-Jahren und ihrer politischen Zielsetzung vgl. Ritter, Gerhard A., Hans Herzfeld. Persönlichkeit und Werk, in: Büsch, Otto (Hg.), Hans Herzfeld. Persönlichkeit und Werk, Berlin 1983, S. 13-91, bes. 22ff.

[33] Delbrück, Hans, England und der Weltkrieg, in: Die Kriegsschuldfrage 3 (1926), S. 410-412; Ders., Der deutsche Flottenbau und der Weltkrieg, in: ebd., S. 552-554.

[34] Rothfels, Hans, Entgegnung, in: ebd., S. 413-418, hier S. 418; Ders., Entgegnung, in: ebd., S. 554-558; Anlass der Debatte zwischen Rothfels und Delbrück war ein Artikel von Rothfels über „England und die ‚Aktivierung’ der Entente im Jahre 1912“, in: ebd., S. 201-211.

[35] Herzfeld, Hans, Die deutsche Rüstungspolitik vor dem Weltkriege, Bonn 1923.

[36] Meinecke, Friedrich, Geschichte des deutsch-englischen Bündnisproblems 1890-1901, München 1927.

[37] Ritter, Gerhard, Die Legende von der verschmähten englischen Freundschaft 1898/1901, Freiburg 1929, S. 39; zu Ritter vgl.: Cornelißen, Christoph, Gerhard Ritter. Geschichtswissenschaft und Politik im 20. Jahrhundert, Düsseldorf 2001.

[38] Kehr, Eckart, Englandhaß und Weltpolitik. Eine Studie über die innenpolitischen und sozialen Grundlagen der deutschen Außenpolitik um die Jahrhundertwende (1928), in: Ders., Der Primat der Innenpolitik. Gesammelte Aufsätze zur preußisch-deutschen Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, hrsg. v. Hans-Ulrich Wehler, Berlin 1965, S. 149-175; Rosenberg, Arthur, Die Entstehung der Deutschen Republik, Berlin 1928; zu Rosenberg siehe: Keßler, Mario, Arthur Rosenberg. Ein Historiker im Zeitalter der Katastrophen (1889-1943), Köln 2003.

[39] Schwabe, Klaus; Reichardt, Rolf (Hgg.), Gerhard Ritter. Ein politischer Historiker in seinen Briefen, Boppard am Rhein 1984, S. 236f.

[40] Vgl. Cornelißen, Christoph, Die Frontgeneration deutscher Historiker und der Erste Weltkrieg, in: Dülffer, Jost; Krumeich, Gerd (Hg.), Der verlorene Frieden. Politik und Kriegskultur nach 1918, Essen 2002, S. 311-337.

[41] Rothfels, Hans, Zur Beurteilung der englischen Vorkriegspolitik, in: Archiv für Politik und Geschichte 7 (1926), S. 599-615, hier S. 600.

[42] Ders., Der Vertrag von Versailles und der deutsche Osten, in: Berliner Monatshefte 12 (1934), S. 3-24, hier S. 3, 5; Ders., Die Universitäten und der Schuldspruch von Versailles, Königsberg 1929.

[43] Siehe hierzu ausführlich: Haar, Ingo, Historiker im Nationalsozialismus. Deutsche Geschichtswissenschaft und der „Volkstumskampf“ im Osten, Göttingen 2000.

[44] von Wegerer, Alfred, Versailles und die Ehre der Nation, in: Berliner Monatshefte 12 (1934), S. 1f.

[45] Vgl. Schulze, Winfried, Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945, München 1993, S. 159ff.

[46] Ritter, Gerhard, Gegenwärtige Lage und Zukunftsaufgaben deutscher Geschichtswissenschaft, in: Historische Zeitschrift 170 (1950), S. 1-22, hier S. 18.

[47] Ebd., S. 19.

[48] Ebd., S. 16.

[49] Ders., Deutsche Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 1 (1950), S. 81-96, 129-137, hier S. 92.

[50] Rothfels, Hans, Zeitgeschichte als Aufgabe, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1 (1953), S. 1-8, hier S. 2, 6. Der Begriff des ‚Mitlebenden’ findet sich übrigens schon bei Hashagen, Das Studium der Zeitgeschichte (Anm. 21, S. 12), siehe dazu den Hinweis von Mathias Beer auf der Münchner Rothfels-Tagung im Juli 2003 (Tagungsbericht von Jochen Kirchhoff: hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=278).

[51] Rothfels, Zeitgeschichte als Aufgabe (Anm. 50), S. 6.

[52] Siehe Conrad, Sebastian, Auf der Suche nach der verlorenen Nation. Geschichtsschreibung in Westdeutschland und Japan, 1945-1960, Göttingen 1999, S. 219ff.

[53] Rothfels, Hans, Bismarck und das 19. Jahrhundert (1950), in: Gall, Lothar (Hg.), Das Bismarck-Problem in der Geschichtsschreibung nach 1945, Köln/Berlin 1971, S. 84-96, hier S. 95.

[54] Vgl. Solchany, Jean, Comprendre le nazisme dans l’Allemagne des années zéro (1945-1949), Paris 1997; Eberan, Barbro, Luther? Friedrich „der Große“? Wagner? Nietzsche? ...? ...? Wer war an Hitler schuld? Die Debatte um die Schuldfrage 1945-1949, München 1983.

[55] Ritter, Gerhard, Europa und die deutsche Frage. Betrachtungen über die geschichtliche Eigenart des deutschen Staatsdenkens, München 1948, S. 193f.

[56] Ebd., S. 140.

[57] Fischer, Fritz, Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18, Düsseldorf 1961; vgl. bereits zuvor Ders., Deutsche Kriegsziele. Revolutionierung und Separatfrieden im Osten 1914-1918 (zuerst: HZ 188, 1959), in: Graf Lynar, Ernst W. (Hg.), Deutsche Kriegsziele 1914-1918. Eine Diskussion, Frankfurt am Main 1964, S. 18-83.

[58] Fischer, Griff nach der Weltmacht (Anm. 57), S. 11.

[59] Ebd., S. 12.

[60] Knauss, Bernhard, Deutschlands imperialistische Ziele im Ersten Weltkrieg, in: Süddeutsche Zeitung, 28.11.1961.

[61] Sethe, Paul, Als Deutschland nach der Weltmacht griff. Professor Fischers These von der Alleinschuld am Ersten Weltkrieg wird noch viele Diskussionen auslösen, in: Die Zeit, 17.11.1961; Fritz Fischer, Die Schuld am Ersten Weltkrieg, in: ebd., 24.11.1961.

[62] Fischer, Griff nach der Weltmacht (Anm. 57), S. 97.

[63] Ders., Vom Zaum gebrochen - nicht hineingeschlittert. Deutschlands Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs, in: Die Zeit, 3.9.1965; vgl. Ders., Weltmacht oder Niedergang. Deutschland im ersten Weltkrieg, Frankfurt am Main 1965.

[64] Ritter, Gerhard, Eine neue Kriegsschuldthese. Zu Fritz Fischers Buch „Griff nach der Weltmacht“? (zuerst: HZ 194, 1962), in: Lynar (Hg.), Deutsche Kriegsziele (Anm. 57), S. 121-144, hier S. 144.

[65] Herzfeld, Hans, Zur deutschen Politik im Ersten Weltkriege. Kontinuität oder permanente Krise? (zuerst: HZ 191, 1960), in: Lynar (Hg.), Deutsche Kriegsziele (Anm. 57), S. 84-101.

[66] Ders., Die deutsche Kriegszielpolitik im Ersten Weltkrieg, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 11 (1963), S. 224-245, hier S. 244f.

[67] Ebd., S. 239.

[68] Rothfels, Hans, Die Geschichtswissenschaft in den dreißiger Jahren, in: Flitner, Andreas (Hg.), Deutsches Geistesleben und Nationalsozialismus. Eine Vortragsreihe der Universität Tübingen, Tübingen 1965, S. 90-107, hier S. 96.

[69] So sperrte das Auswärtige Amt 1964 die Gelder für eine Vortragsreise Fischers in die USA; vgl. Jarausch, Konrad H., Der nationale Tabubruch. Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik in der Fischer-Kontroverse, in: Sabrow, Martin; Jessen, Ralph; Große Kracht, Klaus (Hgg.), Zeitgeschichte als Streitgeschichte. Große Kontroversen seit 1945, München 2003, S. 20-40; siehe auch: Große Kracht, Klaus, Fritz Fischer und der deutsche Protestantismus, in: Zeitschrift für Neuere Theologiegeschichte 10 (2003), S. 224-252.

[70] Böhme, Helmut, „Primat“ und „Paradigmata“. Zur Entwicklung einer bundesdeutschen Zeitgeschichtsschreibung am Beispiel des Ersten Weltkrieges, in: Lehmann, Hartmut (Hg.), Historikerkontroversen, Göttingen 2000, S. 87-139, hier S. 96.

[71] Vgl. u.a. Mommsen, Wolfgang J., Domestic Factors in German Foreign Policy before 1914, in: Central European History 6 (1973), S. 3-43; Wehler, Hans-Ulrich, Das Deutsche Kaiserreich 1871-1918, Göttingen 1973.

[72] Zur ostdeutschen Rezeption der Thesen Fischers siehe: Stibbe, Matthew, The Fischer Controversy over German War Aims in the First World War and it’s Reception by East German Historians, 1961-1989, in: The Historical Journal 46 (2003), S. 649-668.

[73] Vgl. Mommsen, Wolfgang J., Der große Krieg und die Historiker. Neue Wege der Geschichtsschreibung über den Ersten Weltkrieg, Essen 2002.