von Christian Mentel

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1. September 2011

 

Das öffentliche Interesse am Buch Das Amt und die Vergangenheit – Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik scheint auch über ein Jahr nach seiner Erstveröffentlichung im Oktober 2010 ungebrochen groß. Mittlerweile liegt das Werk (einschließlich einer bereits vergriffenen Ausgabe der Bundeszentrale für politische Bildung) nach 75.000 verkauften Exemplaren in der fünften Auflage vor, Übersetzungen ins Polnische und Französische sind in Arbeit und auch für den englischsprachigen Markt steht eine Ausgabe des 880 Seiten starken Werkes zu erwarten. Zwischenzeitlich ist davon auszugehen, dass mit der für Februar 2012 angekündigten deutschen Taschenbuchausgabe ein neuerlicher Aufmerksamkeitsschub ins Haus steht.[1] Nach der ersten Bilanz der kontroversen Debatte um Das Amt auf Zeitgeschichte-online im März 2011 scheint nun ein Blick auf deren Fortgang angebracht. Wie sein Vorgänger konzentriert sich dieser Überblickstext auf die wesentlichen Charakteristika und damit auf die wichtigsten Besprechungen – eine vollständige Erfassung sowie eine Gesamtdeutung der Debatte wurde nicht angestrebt.[2]

 

Von der Presse- zur Fachdebatte

Bis April 2011 fand die Kontroverse um Das Amt in erster Linie in den Printmedien und zu einem beachtlichen Teil im Hörfunk statt. Damit war die Debatte – auch wenn sie überwiegend von Fachhistorikern ausgetragen wurde – anderen Regeln und Gesetzmäßigkeiten unterworfen als sonstige Dispute in der Geschichtswissenschaft, die hauptsächlich in Fachzeitschriften oder auf Konferenzen innerhalb der Fachöffentlichkeit ausgetragen werden. So schwierig Abgrenzungen zwischen Fachdiskurs und allgemeinem Diskurs, zwischen Fachorganen und Publikumsmedien und nicht zuletzt zwischen Fachhistorikern und Journalisten (die in vielen Fällen selbst Historiker sind) im Einzelfall auch sein mögen – in diesem Text wird aus pragmatischen Gründen dennoch eine solch grobe, strukturierende Unterscheidung zwischen „breiter Pressedebatte“ und „interner Fachdebatte“ getroffen.

Den allmählichen Übergang von der Presse- zur Fachdebatte markiert die erste umfangreiche Rezension des am Institut für Zeitgeschichte (IfZ) tätigen Historikers Johannes Hürter im April-Heft der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (VfZ).[3] Mit dieser Rezension verlagerte sich die eigentliche Kritik aus der Presse in die Fachorgane, die Printmedien zogen sich nun vorrangig darauf zurück, über externe Besprechungen zu berichten, sie zu kommentieren und entsprechend ihrer bisherigen Positionierung zu inkorporieren oder abzulehnen. Es vollzog sich also ein Transformationsprozess, der auch dadurch gekennzeichnet ist, dass die Mitglieder der Historikerkommission auf Hürters Kritik nicht in den VfZ oder einem anderen einschlägigen Forum, sondern in der Frankfurter Rundschau (03.05.2011) antworteten; Moshe Zimmermann äußerte sich parallel zum Erscheinen der Rezension in Die Welt (04.04.2011).

Doch Hürters Rezension war nicht die erste Besprechung in einer Fachzeitschrift. Bereits während der sich abkühlenden Debatte Ende Januar 2011 erschien im Archiv für Sozialgeschichte online eine erste kurze Rezension. Wigbert Benz verwies darauf, dass es eine „[k]eine geringe Leistung“ sei, eine „gut lesbare Gesamtdarstellung“ vorgelegt zu haben, die „über die ‚Epochengrenze‘ 1945 hinweg“ führe, auch wenn er ein Problem darin sah, „dass die Kenntnis der Hauptverantwortung von SS und Reichssicherheitshauptamt […] als selbstverständlich vorausgesetzt wird“. Dem folgte eine Doppelbesprechung auf der breit rezipierten Internetplattform H-Soz-u-Kult (15.02.2011) – Gisela Diewald-Kerkmann bewertete Das Amt als „wichtigen Beitrag, um Mechanismen einer systematischen ‚Selbstentschuldigung‘ des Auswärtigen Amts zu durchleuchten“. Hingegen bemängelte Stefan Troebst, konzentriert auf den osteuropäischen Raum und den Abschnitt vor 1945, dass Forschungsliteratur „streckenweise ignoriert“ worden sei und teilweise „Unkenntnis“ oder „Oberflächlichkeit“ konstatiert werden müsse. Zugleich sprach Troebst dem Amt aber auch bleibenden Wert hinsichtlich der „Aktionsformen, zur Organisation und zum Personal der Außenpolitik NS-Deutschlands sowie zu den Adaptionsstrategien von Diplomaten im Dienst einer Diktatur“ zu. Ebenfalls im Februar 2011 erschien in der Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat eine Rezension des Direktors der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Peter März, der angesichts des Umgangs mit Zeitzeugeninterviews die „Überprüfbarkeit wie Deutbarkeit des Werkes […] massiv beschädigt“ sah.[4] Mehrmals verwies März auf die seiner Wahrnehmung nach „geschichtspolitische Opportunität“, die ebenso wie ein „dogmatischer Verbindlichkeitsanspruch“ in „offenkundig ungewöhnlichem Maße“ vorhanden seien und vermutete, dass es der Kommission um die „Kontaminierung der Ära Adenauer“ ging.

Diese alles andere als unkritischen kürzeren Besprechungen vermochten jedoch nicht, die bereits abgeflaute Debatte zu vitalisieren. Erst Hürters 26-seitige Rezension führte Anfang April 2011 zu einem Wiederaufflackern der Kontroverse. Dies begann schon im Vorfeld: bereits drei Tage vor Erscheinen schrieb Spiegel-Redakteur Klaus Wiegrefe unter der Überschrift „Historiker zerpflückt Bestseller“, Hürters Urteil sei „vernichtend“, es handle sich um einen „Verriss“, demzufolge „Conze & Co.“ „rundherum gescheitert“ seien – zudem konstatierte er, dass sich angesichts von Hürters Befunden ein „Skandal“ abzeichne (Spiegel online, 01.04.2011). Andere Zeitungen berichteten hingegen weit weniger prononciert, die SZ (02.04.2011) etwa hob nüchtern den Einschnitt hervor, den Hürters Beitrag bedeute: er passe nicht in die bekannte bisherige Debattenstruktur von „Aufklärern“ und „Apologeten“.

 

Johannes Hürter in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte

Hürter – der sich in seiner Rezension auf die Zeit vor 1945 und damit lediglich auf ungefähr die Hälfte des Buches bezog – sparte nicht mit Kritik. Insbesondere hinsichtlich der Untersuchung der Personalstruktur des AA prangerte er „Ignoranz“ und den „apodiktische[n] Tonfall“ der Studie an, teilweise sei das Vorgehen „höchst inkonsequent und letztlich tendenziös“, die Kommission habe „auf eine differenzierende, hermeneutisch und induktiv vorgehende Gesamtanalyse“ verzichtet. Die Studie weise außerdem einen „Mangel an Kontextualisierung“ auf. Auch sei „die verengte und isolierte Perspektive auf den Holocaust und seine Vorgeschichte“, die andere NS-Verbrechen vernachlässige, problematisch. Weiterhin befänden sich die Aussagen zur Genese des Holocaust „in Widerspruch zu nahezu allen noch so kontroversen Forschungen“. Charakteristisch für den Kommissionsbericht sei laut Hürter eine „Mischung aus Überzeichnungen, Vereinfachungen, Widersprüchen und richtigen Beobachtungen“ – „[n]eben zahlreichen zuspitzenden Thesen ohne ausreichenden Grund an Quellen und Forschung“ stünden „solide Passagen, in denen die Literatur unter Anreicherung eigener Aktenfunde gut zusammengefasst“ werde. Letztlich sei die Historikerkommission ihrer Aufgabe „nur unzureichend gerecht geworden“, da die „klassische Außenpolitik“ kaum vorkomme. Darüber hinaus stellten die „pauschalisierenden und nivellierenden Interpretationen […] einen erheblichen Rückschritt hinter die Bemühungen der Forschung“ dar. Insgesamt bediene Das Amt „eher Erwartungen der vorherrschenden Erinnerungskultur“ und wolle „der interessierten Öffentlichkeit ‚eindeutige‘ Antworten liefern“, „als dass es wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn“ bringe.

Hürter reflektierte jedoch auch den bisherigen Debattenverlauf und resümierte, dass die Diskussion „ein erschreckend niedriges Niveau“ gezeigt und auch wegen ihrer „defizitären Streitkultur, die stärker von persönlichen Animositäten und Emotionen als von sachlichen Argumenten geprägt ist, […] ein schlechtes Licht auf die Geschichtswissenschaft“ geworfen habe. Als Konsequenz mahnte er in mehrerlei Hinsicht zu Selbstkritik und Selbstreflexion der Zeitgeschichtsforschung.

Zeitgleich zum Erscheinen von Hürters Kritik äußerte sich Moshe Zimmermann in einem von Alan Posener geführten Interview in Die Welt (04.04.2011). Entlang seiner bisherigen scharfen Wortmeldungen warf Zimmermann dem Rezensenten Hürter – und mit ihm dem IfZ – vor, er sei Teil einer Kampagne mit politischer Agenda, um „die sogenannten ‚anständigen‘ Leute […] rückwirkend zu entlasten“ und „die Mitglieder der Unabhängigen Historikerkommission zu diskreditieren“. Dem entgegnete die FAZ (06.04.2011), Zimmermann beweise, wenn er seine Kritiker apologetischer Tendenzen verdächtige, „eine bestürzende Hilfslosigkeit“, ein solcher Vorwurf an Hürter sei schlicht „lächerlich“. Posener hingegen (Welt, 06.04.2011) warf Hürter vor, er habe „einen Popanz“ zerstört, den er zuvor selbst aufgebaut habe. Nicht dem Buch gelte Hürters Aufmerksamkeit, eigentlich gehe es „gegen alle Historiker, die in der Judenvernichtung ein klar ausgesprochenes Ziel Hitlers erblicken“ – dahinter stehe die Absicht, „kein Raum für Schuldfragen“ zu lassen.

Weiter befeuert wurde die Diskussion mit der zweiten Stellungnahme der Kommission (FR, 03.05.2011; die erste wurde am 10.12.2010 in der SZ publiziert). Darin beklagten die Autoren den Ton Hürters, der „zuletzt im Historikerstreit vor 25 Jahren gebräuchlich war“. Auch konstatierten sie, dass Hürter – und mit ihm Horst Möller, der sich als damaliger IfZ-Direktor ebenfalls sehr kritisch geäußert hatte (FAZ, 18.01.2011) – das fachlich ins Hintertreffen geratene IfZ „in der Rolle einer geschichtspolitischen Revisions- und Kontrollinstanz“ sehe. Die Kommission entgegnete dem Ruf nach mehr Differenzierung, dass eine Gesamtdarstellung „auch zu Bewertungen jenseits des Einzelfalls gelangen“ müsse, der Vorwurf, dass die vier Kommissionsmitglieder lediglich Herausgeber und nicht etwa Autoren seien, bezeichneten sie als „falsch“ und „beleidigend“, da das Buch „in intensiver Teamarbeit entstanden“ sei. Nicht zuletzt regten die Autoren an, darüber nachzudenken, „wessen Geschäft“ mit der Aussage befördert würde, dass der Holocaust in ihrem Buch eine zu prominente Bedeutung einnehme. Diese Äußerungen bewertete kurz darauf Patrick Bahners in der FAZ (05.05.2011) als „Politik gegen Kritik“ – „jede Auseinandersetzung mit den ebenso grundsätzlichen wie detailliert belegten Einwänden Hürters“ sei unterblieben und „[a]n die Stelle wissenschaftlicher Argumente […] die politische Verdächtigung“ getreten.

 

Richard J. Evans in Neue Politische Literatur

Das Ende des Übergangsprozesses von der Presse- zur Fachdebatte lässt sich mit der zweiten umfangreichen Rezension ansetzen, die der britische Historiker Richard J. Evans Ende Mai 2011 in Neue Politische Literatur veröffentlichte und die – wie Hürters Rezension – kostenfrei im Internet zum Herunterladen angeboten wurde.[5] Im Vergleich zu Hürters Rezension knapp zwei Monate zuvor war die mediale Aufmerksamkeit für Evans’ Rezension nun jedoch deutlich geringer – zeitnah berichtete über Evans’ Rezension lediglich Spiegel online: Evans lasse „kein gutes Haar an dem Werk“, so Jan Friedmann (27.05.2011).

Nach Evans’ Bewertung sei Das Amt „deeply flawed as a work of scholarship“, es bestünden große Lücken bei der Verarbeitung der relevanten Forschungsliteratur, sodass die Studie in einem zentralen Punkt wissenschaftliche Standards nicht erfülle – nicht zuletzt dieser Mangel habe zu „errors and misinterpretations“ geführt. Zudem sei der Blickwinkel zu stark auf den Holocaust verengt und die Rolle des Auswärtigen Amts tendenziell überzeichnet – mit der Vorbereitung des Angriffskriegs sei zugleich ein Schlüsselpunkt „almost entirely left out of the frame“. Mehrmals kritisierte Evans die Kommissionsmitglieder Conze, Frei, Hayes und Zimmermann, deren Rolle er als „fairly minimal“ bezeichnete und sie folglich lediglich als Herausgeber ansprach, die in ihrer „duty“ der sorgfältigen Überprüfung der Zuarbeiten versagt hätten.

So sehr Evans den Teil bis zur Zäsur von 1945 kritisierte, so sehr lobte er insbesondere den Teil, der sich der frühen Nachkriegszeit widmet und attestierte der Studie „[d]espite its unevennesses and inadequacies“ in einer Reihe von grundsätzlichen Punkten erfolgreich gewesen zu sein – etwa hinsichtlich des Nachweises, dass das AA eine essentielle Stellung einnahm und „subscribed to and carried out Nazism’s ideologically driven policies, including the persecution and extermination of the Jews“ sowie den Mythos vom „Hort des Widerstands“ zerstört zu haben. Trotz dieser Anerkennung überwog bei Evans jedoch die Kritik. Seine 20-seitige Besprechung schloss er mit einem Blick auf die politisch-moralische Dimension: „The moral charge carried by Fischer’s original commission could not fail to find its way into the research and the writing of the book“, in dem es zumal einen „whiff of the witch-hunt“ gebe, „as if the authors saw it as their job to hunt down the complicity of diplomats and officials in the Holocaust and slap on the most serious charges they could find“.[6]

Von den in die bisherige Debatte involvierten Medien rekapitulierte lediglich Patrick Bahners für die FAZ im Nachgang Evans’ Argumente (08.06.2011), wobei dieser im Vergleich zu seinem Bericht über die Rezension Hürters einen Monat zuvor deutlich nüchterne Formulierungen wählte. Erst einen Monat später erschien in der FR schließlich ein Interview mit Evans selbst, in dem der sich gegen das Bild, das Spiegel online zuvor von seiner Rezension gezeichnet hatte, verwahrte. Evans bedauerte, dass in den Bericht nur die „kritischen Bemerkungen“ aufgenommen worden seien, jedoch nicht die „positive Seite“ seiner Rezension dargestellt wurde. Explizit stimmte er dem Wort Eckart Conzes vom Auswärtigen Amt als „verbrecherischer Organisation“ zu, kritisierte die „Herausgeber“ jedoch, dass diese „ihre Kritiker persönlich angegriffen haben“. Nicht zuletzt attestierte Evans aber auch dem FAZ-Redakteur Rainer Blasius „politisch motivierte Kritik“ (FR, 08.07.2011).

 

Fachrezensionen abseits des Medieninteresses

Anfang Juli 2011 endete an diesem Punkt die Beschäftigung mit dem Amt in den Massenmedien. Doch auch abseits der Beschäftigung mit den Fachrezensionen war das das AA ein – wenn auch sporadisches – Thema in der Presse. Etwa, als der für seine Forschungen zum AA bekannte Historiker Hans-Jürgen Döscher in seinem einzigen Beitrag seit Veröffentlichung von Das Amt über den ehemaligen Diplomaten Felix Gaerte berichtete, der gegen den Das Amt verlegenden Blessing Verlag vor Gericht zog (Zeit, 03.03.2011).[7] Widerhall fanden in der FAZ auch kritische Bemerkungen des ehemaligen Außenministers Walter Scheel und eine vorsichtige Distanzierung des amtierenden Ministers Guido Westerwelle von seiner zunächst ausschließlich positiven Einschätzung (FAZ, 14.05.2011; s.u.). Im Juni 2011 erregte zudem Bernhard Schlink Aufmerksamkeit, als er im Rahmen seines Essays „Die Kultur des Denunziatorischen“ im Merkur beklagte, dass im Amt der heutige Horizont „in die Köpfe der damals handelnden Personen projiziert“ werde. Schlink warf den Autoren vor, mit einem ins Leere laufenden rebellischen Gestus „moralisch Gericht“ zu halten, und zwar „mit heutigen Maßstäben über gestriges Verhalten“ (Merkur, Juni 2011).[8]

Trotz dieser zeitweiligen Thematisierung wurden also lediglich die Rezensionen von Hürter und Evans in nennenswertem Umfang rezipiert – auch die bereits am 15. April 2011 in der einschlägigen Online-Rezensionszeitschrift Sehepunkte veröffentlichte Doppelbesprechung von zwei ausgewiesenen Fachleuten fand nicht einmal eine beiläufige Erwähnung, ebenso sämtliche bis in den Herbst 2011 an prominenter Stelle erschienene Besprechungen, etwa in der Historischen Zeitschrift oder der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Dies vermag erstaunen, handelt es sich bei den Kritiken beileibe nicht um ausschließlich positive.[9]

Michael Mayer betonte in seiner Sehepunkte-Rezension beispielsweise, dass es ihm die Sprache verschlagen habe, dass geschrieben worden sei, das AA sei an der Entscheidung zum Holocaust „direkt beteiligt“ gewesen. Weiter führte er aus, die Studie habe „viele wichtige Fragen“ aufgeworfen, sei jedoch „weitgehend in den wertvollen Ansätzen stecken geblieben“. Es herrsche „weitgehende Unkenntnis über die Institution AA“, ein Grundproblem der Studie sei zumal, dass Einzelbefunde nicht „in einen Kontext“ eingeordnet würden. Ebenso wie Mayer kritisierte Sebastian Weitkamp in Sehepunkte „die einseitige Fokussierung auf die Rolle des AA in der Vernichtungspolitik“ und „eine mitunter ungenügende Belegführung“ – die ersten Kapitel seien offenbar „mit der Vorgabe konzipiert“ worden, das „AA und die Diplomaten zu Entscheidungsträgern des Holocaust zu stilisieren“, Interpretationen würden dabei „zu oft maßlos überspitzt“. Auch wenn Weitkamp den Teil zum Wiederaufbau des Auswärtigen Dienstes als überzeugender einstufte als den zum Holocaust, sei insgesamt doch „wissenschaftlich unsauber gearbeitet“ worden, die Studie leide „massiv unter einem schlechten ‚Management‘ der Texte“. Diese „gravierenden Mängel“ böten eine „breite Angriffsfläche“, im Ganzen hätte man angesichts „einer millionenschweren Förderung […] einfach mehr erwarten können“.

Deutlich positiver äußerte sich hingegen Christopher Browning im Juli 2011 in einer Rezension für die Yad Vashem Studies, deren Inhalt durch den Abdruck in der FAZ (10.12.2010) jedoch bereits seit längerem bekannt war.[10] Browning begrüßte darin Das Amt und hob insbesondere den Teil zur Nachkriegszeit lobend hervor. Auch zog er eine Parallele zur Wehrmachtsausstellung der 1990er Jahre – ebenso wie die Ausstellung damals die leidlich neuen Befunde der Wissenschaft in die breite Öffentlichkeit vermittelt habe, sei solches durch Das Amt nun in Bezug auf Auswärtige Amt erreicht worden. Wie bereits an anderer Stelle bemerkt, führte Browning aber auch an, dass „greater differentiation among the Third Reich diplomats […] would have added greater depth and subtlety to the study“. Doch diese mehrmals geäußerte Kritik vermochte Brownings positive Gesamteinschätzung nicht zu trüben.

Schließlich veröffentlichte im August 2011 mit Marie-Luise Recker eine Fachfrau für Außenpolitik eine ebenfalls längere Rezension in der Historischen Zeitschrift.[11] Recker formulierte durchaus ausgewogen, führte aber auch einige der bereits sattsam bekannten Kritikpunkte an – etwa, dass „wesentliche Teile der Tätigkeit des Auswärtigen Amtes in der Darstellung“ ausgeblendet und „Bedeutung und Gewicht“ der Diplomaten überzeichnet würden. Wie andere verwies auch Recker auf die „den bisherigen wissenschaftlichen Diskussionen über Zeitpunkt und Umstände der ‚Entschlussbildung‘ zur Vernichtung der europäischen Juden“ widersprechenden Aussagen des Buches und beklagte, dass angesichts mangelnder Differenzierung „die empirischen Befunde und die Kernthesen der Darstellung nicht überein“ stimmten. Auch vermisste sie statt dem vorherrschenden Schwarzweißbild „ein Ensemble unterschiedlicher Grautöne“ in Bezug auf „Verantwortlichkeiten und Aktionsfelder“ von Akteuren. In das Lob des Teils, der sich mit der Zeit nach 1945 beschäftigt, stimmte auch Recker ein; dieser gehöre zu den „eindrucksvollsten Passagen der Untersuchung“ – doch auch hier monierte sie, dass „der Blick auf die Frage personeller Kontinuitäten“ verengt sei. Nichtsdestoweniger schrieb sie dem Amt gerade in dem hervorgerufenen gespaltenen Echo das Potential zu, weitere Forschungen zu stimulieren. 

 

Partikularkritiken

Neben Johannes Hürter und Stefan Troebst, die thematisch und/oder zeitlich eingeschränkte Teilrezensionen vorlegten, veröffentlichte mit Winfried Heinemann auch ein Militärhistoriker in der Militärgeschichtlichen Zeitschrift eine kurze Besprechung.[12]  Neben den bereits bekannten Kritikpunkten – darunter, welche Rolle die vier Kommissionsmitglieder spielten – vermisste Heinemann militärhistorische Standardwerke und monierte den Holocaust als Fokus der Studie: „Der Genozid an den europäischen Juden war das eklatanteste Verbrechen des ‚Dritten Reiches‘, aber das eigentliche Verbrechen war der Krieg.“ Heinemann bestand darauf, dass es nicht das AA sei, das eine Vorreiterrolle bei der Aufarbeitung seiner Vergangenheit für sich reklamieren könne – solches sei schon „vor Jahren und Jahrzehnten“ durch seine Institution, das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) der Bundeswehr, für das Verteidigungsministerium vollzogen worden. Generell beklagte Heinemann den „flapsige[n] Stil eines Buches zu einem so ernsten Thema“ und fand in der prosopographischen Anlage des Buches dessen „unpolitische Herangehensweise“ „befremdlich“.

Ebenfalls im Juli 2011 erschien in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft eine längere Besprechung des Historikers und ehemaligen Botschafters Heinz Schneppen, der sich 2005 als einer der Initiatoren des sogenannten „Aufstands der Mumien“ profiliert hatte.[13] Schneppen widmete sich in seiner 28-seitigen Rezension ganz der Überprüfung, Elaborierung und Korrektur einzelner Aussagen und – meist biographischer – Angaben der Studie. Den Umgang mit diesen Quellen in Das Amt nannte Schneppen „unzutreffend, einseitig, absurd oder tendenziös“. Anstatt der „Projektionen des Kommissionsberichts“ müsse der Stellenwert und die Belastung des AA im NS-System „auf sein reales Maß“ reduziert werden. Weiterhin suggerierte er, dass nicht nur das DDR-„Braunbuch“ (eine in propagandistischer Absicht erstellte Materialsammlung zu NS-belasteten Funktionsträgern in der Bundesrepublik) von den Autoren als Quelle benutzt, sondern auch die Involvierung des Diplomaten Franz Krapf in den Holocaust in unredlicher Weise konstruiert worden sei. Obgleich Schneppen ohne konkret zu werden davon sprach, dass es Sachbeiträge gebe, „deren Qualität anzuerkennen ist“ und dass das Buch den Wissenshorizont erweitere, stellte er Vermutungen an, „feste Ziele, Vorgaben, Erwartungen oder Prämissen“ hätten das Ergebnis der „Auftragsarbeit“ präjudiziert – Das Amt sei folglich „mehr der Geschichtspolitik als der Geschichtsschreibung zuzuordnen“.

Diese Beispiele verweisen auf einen wesentlichen Aspekt: den Standpunkt und Fokus der Rezensenten selbst. So ist es auffällig, dass meist die Faustregel zu greifen scheint, dass umso breiter und umfassender sich ein Rezensent der Studie widmete, umso positiver auch sein Urteil ausfiel. Wohingegen das Ergebnis sich desto negativer darstellte, desto eingeschränkter und spezialisierter kritisiert wurde. Unbestritten ist die Legitimität, eine umfangreiche Gesamtdarstellung lediglich aus einer bestimmten (disziplinären) Perspektive zu lesen, sich auf bestimmte Sachverhalte oder Faktenangaben zu konzentrieren oder auch nur einen bestimmten Zeitabschnitt herauszugreifen. Doch scheint – sowohl von Rezensenten- wie von Rezipientenseite – das lediglich auf einen bestimmten Ausschnitt bezogene Urteil nicht selten als Gesamtbewertung der Studie verstanden und gebraucht worden zu sein. Auch wenn eine solche Pars pro toto-Kritik nicht zwangsläufig fragwürdig oder unseriös sein muss, so ist doch anzumerken, dass die zunächst eingeschränkte Geltung einer solchen Partikularkritik kaum angemessen herausgestellt wurde. Sinnvoll wären in diesem Zusammenhang auch Positionierungen der Rezensenten dazu gewesen, inwiefern ausschließliche Detailkritik einer Überblicksdarstellung gerecht wird, ob eine solche Gesamtdeutung mit den selben Maßstäben gemessen werden kann wie eine fokussierte Spezialstudie.

Ein anderer auf die Rezensenten bezogener Gesichtspunkt – die persönliche, biographische Betroffenheit und Involvierung – lässt sich am Beispiel Schneppens verdeutlichen, in dessen Person sich eine Schwierigkeit der Bewertung der Debatte um Das Amt spiegelt. Schneppen ist als Ehemaliger des AA zum ersten Zeitzeuge und Teil des Untersuchungsgegenstandes, der in Das Amt thematisiert wird. Zum zweiten ist er als maßgeblicher Träger des sogenannten „Aufstands der Mumien“ gegen Joschka Fischer aber auch eng mit der Einsetzung der Unabhängigen Historikerkommission selbst verbunden. Darüber hinaus ist er zum dritten als Historiker aber auch Analyst all dessen. Das grundsätzliche Dilemma der Zeitgeschichte als wissenschaftlicher Profession – dass der analysierende Historiker zugleich auch Zeitgenosse (oder gar direkt betroffener Zeitzeuge) und damit Teil des Untersuchungsobjekts ist – tritt am Beispiel Schneppens also in außergewöhnlich deutlichem Maß hervor. Auch wenn dadurch Schneppens Kritik nicht entwertet wird und sich die Mitglieder der Historikerkommission im selben grundsätzlichen, wenn wohl auch weniger virulenten Dilemma befinden: problematisiert (und im besten Fall produktiv genutzt) sollte es in jedem Fall werden.

 

Rezeption im Auswärtigen Amt

Das Beispiel Schneppen wirft zusätzlich die Frage auf, wie Das Amt im AA selbst aufgenommen und diskutiert wurde. Auch wenn eine Antwort hierauf aus verschiedenen Gründen nur schwer möglich ist, lassen sich nichtsdestoweniger einige Hinweise geben. So ist zunächst darauf aufmerksam zu machen, dass sich fast ausschließlich Ehemalige des AA (und in ihrer Mehrheit Botschafter a.D.) äußerten, sehr selten hingegen aktive Mitarbeiter. Wie im ersten Teil dieses Textes ausgeführt, erschienen jene – in der Regel ablehnend-kritischen – Wortmeldungen fast ausschließlich in den Leserbriefspalten der FAZ. Doch wie behandelte die Mitarbeiterzeitschrift internAA – die mit der Publikation des Nachrufs auf Franz Nüßlein im Jahr 2003 den Auftrag an die Historikerkommission letztlich ja auslöste – die Publikation der Studie und die folgende Debatte?

Erwähnenswert scheint zunächst, dass die Zahl der Beiträge zu Das Amt in internAA auffallend gering ist. Lediglich in zwei Ausgaben fand eine direkte Thematisierung statt: in der Dezember-Ausgabe 2010 wurden die Ansprachen anlässlich der Buchvorstellung im AA dokumentiert, in der Ausgabe vom März 2011 fanden sich vier Leserzuschriften. Diese wurden durchaus ausgewogen zusammengestellt, gleichwohl mit Roland Thimme auch eine sehr kritische Stimme Raum fand. Thimme, ehemaliger Herausgeber der Akten zur deutschen auswärtigen Politik, warf der Kommission „undifferenzierte Wertungen“ vor, „positive Aspekte des AA im Umgang mit seiner Geschichte“ würden nicht erwähnt. Solches zeuge von „wissenschaftlicher Unredlichkeit“ – nicht zuletzt forderte er die Leitungsebene auf, „die amtliche Unterstützung dieser Auftragsstudie“ zu unterlassen und sich von den „umstrittenen Ergebnissen“ zu distanzieren.

Angesichts der sonstigen medialen Aufmerksamkeit und zumal der zahlreichen anderweitigen Leserbriefe der Ehemaligen kann man sich somit des Eindrucks kaum erwehren, dass auf Seiten der internAA-Redaktion wenig Interesse daran bestand, dem Buch mehr Raum als nötig einzuräumen oder gar die Zeitschrift als Diskussionsplattform zu positionieren. Darüber hinaus lässt sich angesichts der Auswahl der Leserzuschriften und ohne redaktionelle Beiträge auch keine klare Positionierung von internAA ausmachen. Selbst aus einem kurzen Beitrag in der Ausgabe vom Januar 2012, in dem Martin Kröger, Redaktionsmitglied der Zeitschrift und Mitarbeiter im Politischen Archiv, die Aussagen und den Habitus der Kommissionsmitglieder kritisierte, lässt sich solches nur schwerlich ableiten. Anlass für diesen Artikel war die Verleihung des „Spezialpreises Zivilcourage“ an den Archivmitarbeiter Rudolf Walter, der während der Übergabe des Kommissionsberichts im Oktober 2010 den Kommissionsmitgliedern gegenüber vorbrachte, diese seien lediglich einen einzigen Tag im Politischen Archiv zugegen gewesen.[14]

Daneben finden sich in internAA aber auch Beiträge, die Das Amt eher beiläufig erwähnen – so die bereits erwähnte Distanzierung Guido Westerwelles, der anführte, dass das „kontroverse Echo“ um Das Amt „unser Urteil weiter differenzieren“ werde. In der selben Ausgabe zu „60 Jahre Auswärtiges Amt“ (Mai 2011) äußerte sich auch Walter Scheel in einem kurzen Beitrag: Er kenne keinen, „der die Verstrickung des Dienstes in Hitlers verbrecherische Gewaltpolitik vertuscht hätte“, solches anzunehmen sei „skurril“. Auch warf Scheel den Autoren von Das Amt vor, „verstorbene Angehörige des alten – und neuen – Amtes durch unverständliches Verschweigen nachweisbarer Tatsachen zu verleumden“.

 

Probleme einer Gesamtbewertung der Debatte

Wie verhält sich nun die Presse- zur Fachdebatte? Gibt es Argumentationsmuster oder Kritikpunkte, die sich trotz der Verschiebung des Debattenforums von der Tages- zur Fachpresse als stabil erwiesen? Handelt es sich bei den Rezensionen gar um eine bloße Elaborierung der bereits in den Publikumsmedien monierten Punkte?

Generell lässt sich sagen, dass die eher handwerklich-methodischen Kritikpunkte – etwa, dass der Fokus der Studie auf dem Holocaust andere, zentrale Tätigkeitsfelder des AA ausblende, sowie der Vorwurf mangelnder Quellen- und Literaturkenntnis – sich auch in den Fachbesprechungen wiederfanden. Zusätzlich wurden hier auch einzelne Quelleninterpretationen und Ereignisabläufe im Detail kritisiert und zu einseitige und pauschale Aussagen beklagt. Andere Kritikpunkte, die die Pressedebatte der ersten Wochen dominierten und zu einem beträchtlichen Teil für deren Schärfe verantwortlich waren, fanden sich zwar ebenfalls in den Fachrezensionen, hier jedoch erheblich abgeschwächt. Die Vorwürfe, dass die Kommission ihrem Auftragsgeber Joschka Fischer nach dem Munde rede, die Arbeit anderer als die eigene präsentiere oder sich marktschreierisch als einzig verbindliche Deutung des AA geriere, wurde von Fachrezensenten in dieser Deutlichkeit eher selten wiederholt.

Wie eingangs bereits angesprochen, ist die Abgrenzung von breiter Presse- und interner Fachdebatte grundsätzlich schwierig – umso mehr ist dies der Fall, sollen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen beiden in griffiger Weise benannt werden. Abseits vom Einzelfall und den – jeweils ins Feld führbaren – Gegenbeispielen kann aber konstatiert werden, dass sich die Fachbeiträge gegenüber denjenigen in der Presse in der Regel umfangreicher ausnahmen, sowie dass der Grad ihrer Detailliertheit und Spezialisierung höher war. Auch ist eine Tendenz zu weniger Polemik und mehr Sachlichkeit festzustellen – im Vergleich zu Rezensionen weniger prominenter Bücher, also dem „regulären Tagesgeschäft“, heben sich die Fachbesprechungen zu Das Amt jedoch trotz allem noch in ihrer Schärfe ab. Dies trifft in mindestens ebenso hohem Maße auch für die Stellungnahmen der Kommissionsmitglieder zu. Nicht zuletzt muss noch auf die zahlreichen Verschränkungen des Presse- und Fachdiskurses hingewiesen werden, wenn etwa Fachkritiken vorab in der Presse erschienen, der Disput unter ungleichen Bedingungen zugleich in Fachzeitschriften als auch in der Tagespresse geführt wurde, oder wenn es sich bei den beteiligten Autoren, Journalisten und Redakteuren eben selbst um Fachhistoriker handelte. Diese Komplexität erhöhte sich noch zusätzlich, als die Kritik an der Berichterstattung über das Buch und die Kritik am Buch selbst vermischt wurde, wie dies etwa im Fall der berüchtigten Reisekostenabrechnung Franz Rademachers („Liquidation von Juden in Belgrad“) geschah.

Vor diesem Hintergrund erscheint es problematisch, vorschnell allzu generalisierende und weitreichende Bewertungen der nun über ein Jahr dauernden und sich auf mehreren Ebenen vollziehenden Debatte um Das Amt anzubieten. Als unstrittig wird jedoch die Aussage gelten können, dass die heftige Kritik weder jeglicher Substanz entbehrte, noch dass es stets ausschließlich um nüchterne Sachkritik ging. Ein Befund, der auch für die Seite der Verteidiger der Studie seine Berechtigung haben dürfte. Angesichts dessen kann es zweifelsohne als positives Zeichen gedeutet werden, dass die zu Beginn der Debatte festgefügten Lager der „Befürworter“ und „Kritiker“ sich nun zunehmend aufzulösen scheinen. Indes, die Debatte geht weiter und ist mittlerweile in deutlich produktivere und sachbezogenere Fahrwasser gelangt, wie unlängst erschienene Spezialforschungen, etwa von Michael Mayer (zu den Unterschieden zwischen Mitarbeitern einzelner Referate des AA) und Michael Jonas (zu Handlungsspielräumen deutscher Diplomaten in Nordeuropa) zeigen.[15] Und auch Neil Gregor hob jüngst aus der britischen Außenperspektive die Debatte nicht etwa lediglich als „typisch deutsche Kontroverse“ auf eine höhere Metaebene: Das Amt und die Debatte diente ihm vielmehr als Ausgangs- und Referenzpunkt für weitergehende Überlegungen, wie die Geschichtsschreibung Kontinuitätslinien und Brüchen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen überlagerten, gerecht werden könne.[16] Damit scheint die Debatte um Das Amt nun ganz im wissenschaftlichen Diskurs angekommen zu sein. 

 

 

Abkürzungen:

AA Auswärtiges Amt

FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung

FR Frankfurter Rundschau

MGFA Militärgeschichtliches Forschungsamt

IfZ Institut für Zeitgeschichte

SZ Süddeutsche Zeitung

VfZ Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte

 

 

[1] Laut Information des Münchner Blessing Verlags vom 16.09.2011 und 31.01.2012.

[2] Für Auskünfte und/oder die Überlassung von Materialien danke ich Christopher Browning, Norbert Frei, Hans-Jürgen Döscher und Martin Kröger.

[4] Peter März, Bemerkungen zu „Das Amt und die Vergangenheit“, in: Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat, H. 28 (2010), S. 178-184.

[6] Norbert Frei und Peter Hayes wiesen im November 2011 in knapper Form einzelne Kritikpunkte sowohl Evans‘ als auch Hürters deutlich zurück und kritisierten ihrerseits deren Anmerkungen, vgl. Norbert Frei/Peter Hayes, The German Foreign Office and the Past, in: Bulletin of the German Historical Institute, H. 49 (2011) S. 55-69.

[7] Gaerte wandte sich dagegen, dass er in Das Amt als „SS-Untersturmführer“ bezeichnet wird, der nach dem Krieg „unter Angabe falscher Personalien im AA wiederbeschäftigt worden“ sei. Damit sah Gaerte seine Persönlichkeitsrechte verletzt und seinen Ruf geschädigt, denn weder habe er falsche Angaben gemacht, noch sei er Mitglied der SS gewesen. Neben einer entschuldigenden Presseerklärung des Verlags verlangte er einen korrigierenden Vermerk in bereits gedruckten und bereits ausgelieferten Büchern sowie eine Entschädigung in Höhe von 15.000 EUR. Nachdem das Landgericht Hamburg zunächst eine – auf zukünftige unveränderte Auflagen beschränkte – einstweilige Verbotsverfügung aussprach, entschied das Gericht am 8. April 2011 zu Gunsten der Beklagten. In künftigen Auflagen ist lediglich eine Fußnote einzufügen, „wonach Felix Gaerte Wert auf den Hinweis legt, dass er – obwohl als SS-Untersturmführer zur Waffen-SS einberufen – durchgehend bis Kriegsende Leutnant der Luftwaffe war“ (Buchmarkt, 12.04.2011; vgl. auch SZ, 11.04.2011 und Buchmarkt, 03.03.2011).

[9] Ausgeblendet werden im Folgenden kürzere und vergleichsweise globale Rezensionen, etwa von Rolf Badstübner (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 59 [2011], H. 3, S. 294-296) und Detlev F. Vagts (American Journal of International Law 105 [2011], H. 3, S. 622-625).

[10] Christopher Browning, The German Foreign Office: Myth and Reality, in: Yad Vashem Studies 39 (2011), H. 1, S. 297-305; ders., Das Ende aller Vertuschung, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.12.2010, S. 33, 35. Beide Texte unterscheiden sich nur geringfügig. Eine weitere, leicht veränderte Fassung dieser Besprechung wurde im November 2011 veröffentlicht als: Christopher Browning, The German Foreign Office Revisited, in: Bulletin of the German Historical Institute, H. 49 (2011) S. 71-79.

[11] Marie-Luise Recker, Das Auswärtige Amt und seine Vergangenheit. Über Karrieren, Komplizenschaft und Netzwerke, in: Historische Zeitschrift 293 (2011), H. 1, S. 125-136.

[12] Winfried Heinemann, Rez. zu: Eckart Conze/Norbert Frei/Peter Hayes/Moshe Zimmermann, Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, unter Mitarb. v. Annette Weinke u. Andrea Wiegeshoff, München 2010, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift 69 (2010), H. 2, S. 423-426.

[13] Heinz Schneppen, Vom Jagdtrieb historischer Ermittler. Der Bericht der „Unabhängigen Historikerkommission“ zur Vergangenheit des Auswärtigen Amts, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 59 (2011), H. 7/8, S. 593-620.

[14] Vgl. hierzu auch: FAZ, 29.10.2011 und die Leserbriefe an selber Stelle vom 10.11.2011 und 11.11.2011.

[15] Michael Mayer, Akteure, Verbrechen und Kontinuitäten. Das Auswärtige Amt im Dritten Reich – Eine Binnendifferenzierung, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 59 (2011), H. 4, S. 509–532; Michael Jonas, Alternativpolitik und Diplomatie. Das Auswärtige Amt und Nordeuropa im Zweiten Weltkrieg, in: Historische Zeitschrift 293 (2011), H. 3, S. 666-707.

[16] Neil Gregor, „Das Amt“ und die Leitnarrative moderner deutscher Geschichte. Überlegungen zu einem Buch und dessen Rezeption, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 62 (2011), H. 11/12, S. 719-731.