von Magdalena Saryusz-Wolska

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1. November 2015

Veröffentlicht: November 2015.

„Ida“[1], ein Film in schlichter Schwarz-Weiß-Optik, im kaum noch verwendeten, archaisch anmutenden Bildformat 3:4 und mit dezenter Jazzmusik im Hintergrund, erzählt die Geschichte von Anna / Ida (Agata Trzebuchowska), einer katholischen Novizin, die von ihrer Tante Wanda (Agata Kulesza), einer Richterin im stalinistisch geprägten Polen erfährt, dass sie Jüdin ist.
Die Handlung spielt irgendwo in Polen, in den düsteren, spätherbstlichen Tagen des Jahres 1962. Die beiden Frauen machen sich auf eine Reise in ihr Heimatdorf. Hier wird sich herausstellen, dass ihre Familie knapp zwanzig Jahre zuvor von einem Bauern, der sie während des Krieges verstecken sollte, ermordet wurde.
Wanda, eine alkoholkranke Richterin, die den Sinn des Lebens längst verloren hat, begeht kurz darauf Selbstmord. Ida kehrt trotz aller Zweifel und einem kurzen Ausflug ins weltliche Leben ins Kloster zurück.

„Ida“ ist nicht die erste künstlerische Auseinandersetzung mit den Taten von Polen im Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Den wohl wichtigsten Impuls für eine kritische Vergangenheitsaufarbeitung in Polen und die Frage nach der Rolle von Polen im Zweiten Weltkrieg war die Veröffentlichung des Buches Nachbarn" (2001) von Jan Tomasz Gross. „Nachbarn“ thematisiert die Morde, die christliche Polen an den Juden von Jedwabne verübt haben. Die Kontroverse um das Buch von Gross wurde zum Wendepunkt in der Debatte um die polnisch-jüdischen Beziehungen. Erstmals wurden Polen nicht nur als passive, zum Teil gleichgültige Zuschauer dargestellt, sondern als Mittäter. Für Diskussionen sorgt auch das im Oktober 2015 erschienene Buch „Miasta śmierci“ (dt. „Todesstädte“) von Mirosław Tryczyk, der über Pogrome, die während des Zweiten Weltkrieges in der Region Podlachien (heute: Nordosten Polens) stattfanden, berichtet.

Doch bereits vor der Veröffentlichung des Buches „Nachbarn“ von Gross war das Thema von polnischen Filmemachern aufgegriffen worden.
Im Jahr 1992 drehte Paweł Łoziński den Dokumentarfilm „Miejsce urodzenia” (dt. „Geburtsort“). Erzählt wird die Geschichte des Schriftstellers Henryk Grynberg, der im Verlauf der Dokumentation die Umstände des Todes seines jüngeren Bruders und seines Vaters erfuhr, die während des Krieges von den polnischen Einwohnern ihres Heimatdorfes ermordet wurden.
Die Ereignisse von Jedwabne bildeten wiederum den Stoff für Agnieszka Arnold, die sich dem Thema noch vor beziehungsweise parallel zu Gross in ihren Dokumentarfilmen „Gdzie jest mój starszy syn Kain“ (dt. „Wo ist mein älterer Sohn Kain“, 1999) und „Sąsiedzi” (dt. „Nachbarn“, 2001) widmete.[2] Auch der Spielfilm „Pokłosie” (dt. „Nachlese“, 2012) von Władysław Pasikowski knüpfte an die Ereignisse von Jedwabne an.
Obgleich die Dokumentarfilme zu diesem Thema fast ausschließlich von Filmkritikern und Historikern diskutiert wurden, lösten zunächst Gross und  eine Dekade später  Pasikowski einen wahren Sturm in der polnischen Presse aus.

Nach den Erfahrungen mit diesen Debatten war es also nur eine Frage der Zeit, bis sich Kritiker von „Ida“ zu Wort melden würden. Für Aufmerksamkeit sorgte diesmal nicht das Medienecho, das der Film verursacht hatte und das vergleichsweise gering war, sondern die extremen Meinungsunterschiede sowie der konfrontative Ton der Protagonisten der Diskussion. An den Auseinandersetzungen um „Ida“ wird deutlich, wie sehr sich der Ton innerhalb der polnischen Medienlandschaft in den letzten Jahren verschärft hat. Dabei spielte es in den Debatten offenbar keine Rolle, dass den Film nur wenige Leser kannten. Schließlich erreichte „Ida“ in Polen nur ein bemerkenswert kleines Publikum von ungefähr 200.000 Zuschauern.[3] Und das ungeachtet der Tatsache, dass es sich um den international erfolgreichsten Film der polnischen Kinogeschichte handelt.
Der Regisseur Paweł Pawlikowski und sein Team erhielten den Preis für den besten polnischen Film auf dem renommierten Filmfestival in Gdynia (2013), zahlreiche ausländische Preise (u.a. den Europäischen Filmpreis und den BAFTA-Preis), und schließlich wurden sie im Jahr 2014 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.

Es stellt sich die Frage, warum ein derart preisgekröntes Werk so wenig Zuschauer in die polnischen Kinos locken konnte, aber gleichzeitig intensiv in den Medien diskutiert wurde.
Die folgende Analyse ist zugegebenermaßen nur eine Annäherung an das Thema und konzentriert sich vor allem auf das polnische Medienecho von „Ida“. Vertiefende Studien zu den Zuschauerreaktionen werden an anderer Stelle diskutiert.[4]


Die drei Phasen der Kontroverse

Die ersten Pressereaktionen auf „Ida“ folgten unmittelbar auf die Vorführungen in Gdynia im Jahr 2013. Da der Film zunächst ausschließlich für akkreditierte Gäste des Festivals zu sehen war und erst einen Monat danach in die Kinos kam, äußerten sich zunächst ausschließlich Filmkritiker und Filmemacher.
Der Film wurde für seine subtile Formensprache, die statische Kameraarbeit und seine sparsamen, pointierten Dialoge ausnahmslos gelobt. Die Rezensenten waren sich einig darin, dass sich der Film auf seine Protagonistinnen konzentriere, auf ihre Identitätssuche, ihre Traumata und Emotionen.[5]

Als „Ida“ schließlich in den polnischen Kinos anlief, dauerte es nicht lange, bis die ersten kritischen Analysen zu lesen waren. Den Anfang machte die Soziologin Anna Zawadzka, die in ihrem Blog lewica.pl [dt. „Linke.pl“] die Figur der jüdischen Richterin als Verkörperung antisemitischer Stereotype dekonstruierte: „[Sie] säuft, raucht eine nach der anderen, schläft mit zufälligen Männerbekanntschaften, glaubt nicht an Gott, fährt betrunken Auto, und wenn ihr jemand unangenehm auffällt, droht sie ihm mit Vernichtung. Sie hat Menschen zu Tode verurteilt, kann aber nicht sagen wofür.“[6]
Zawadzkas Kritik fand zunächst jedoch kaum Beachtung, bis sie, einige Wochen später, von den Autorinnen der linken Zeitschrift „Krytyka Polityczna“ aufgegriffen wurde. Agnieszka Graff argumentierte gegen die enthusiastischen Filmkritiker (darunter Krzysztof Varga von der liberalen Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“), für die „Ida“ ein apolitischer, rein künstlerischer Film war. Nach Ansicht Agnieszka Graffs handelt es sich um ein ideologisches Werk, in dem die politischen Inhalte vertuscht werden – die Zuschauer werden mit Absicht getäuscht: „Die Politik wird aus ‚Ida’ ausgewaschen oder, je nachdem wie man´s will, verhüllt durch die Ästhetik, die Schönheit der schwarz-weißen Bilder, die Schönheit der Landschaft, die Schönheit unserer Vorstellungen über das Nachkriegspolen und… die Schönheit der Frauen.“[7]
Die Mehrheit der Filmkritiker und Filmemacher blieb allerdings dabei, dass es sich um ein Kunstwerk handle, das in den politischen Diskurs nicht eingeordnet werden könne. Damit bezogen sie sich in der Bewertung des Films auf rein ästhetische Aspekte.

Nach diesem Auftakt verlief die Debatte in drei Phasen:
Phase 1: Im November/Dezember des Jahres 2013 folgte der Diskussion über die politischen Inhalte des Filmes eine Auseinandersetzung über die antisemitischen Aussagen in „Ida“ – ebenfalls aus linken Kreisen.
Phase 2: Vor dem Hintergrund der Oscar-Verleihung (Februar/März 2015) meldeten sich die Konservativen zu Wort, die dem Film eine antipolnische Haltung vorwarfen und sich um das Image Polens im Ausland sorgten.
Phase 3: Vor den Wahlkampagnen im Zuge der Präsidentschaftswahlen in Polen (April/Mai 2015) wurde das Thema der angeblich antipolnischen Motive in „Ida“ wieder aufgegriffen.

Die erste Phase der Diskussion wurde vor allem von den Autorinnen und Autoren der „Krytyka Polityczna“ ausgelöst. Neben Agnieszka Graff äußerten sich unter anderem Elżbieta Janicka, Helena Datner[8] und Piotr Forecki[9] – Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zu den polnisch-jüdischen Beziehungen forschen und hier nicht zum ersten Mal den wissenschaftlichen Diskurs erweiterten, um in einer öffentlichen Diskussion Stellung zu nehmen. Die Texte wurden im Internet veröffentlicht und in den sozialen Netzwerken intensiv diskutiert.[10] Ihr Gegenpart waren Journalisten der linksliberalen „Gazeta Wyborcza“: Krzysztof Varga und Tadeusz Sobolewski, die „Ida“ stets in einem ausschließlich positiven Licht darstellten.

Wie in der bereits erwähnten Rezension von Anna Zawadzka entzündete sich der Streit der Kritikerinnen und Kritiker vor allem an der Figur der Richterin und Tante Idas (Wanda). Janicka, Datner und Forecki argumentierten: Eine Jüdin sei in der Nachkriegszeit zu einer stalinistischen Verbrecherin geworden, indem sie als Richterin in politischen Prozessen urteilte. Sie habe aus Rache gehandelt, weil ihr kleiner Sohn von einem polnischen Bauern während des Krieges ermordet worden sei. Sie werde als ‚Alkoholikerin‘ und ‚Hure‘ dargestellt und habe sich vom Opfer zur Täterin gewandelt, verkörpere somit das negative Stereotyp der „żydokomuna“ (Judäo-Kommune), das sich in der Zwischenkriegszeit etabliert habe und „wonach die Juden den Kommunismus benutzten um mit seiner Hilfe die Weltherrschaft zu errichten“.[11] Zu diesen Vorwürfen fügte Graff hinzu, Ida dagegen habe sich für den Katholizismus entschieden, was einer „Christianisierung der Judenvernichtung“ gleichkomme und ebenfalls als antisemitische Verunglimpfung gedeutet werden müsse. Die ästhetischen und durchkomponierten Bilder dienten nur der Täuschung des Zuschauers und der Ablenkung vom eigentlichen Inhalt des Films.

Die Reaktionen der konservativen Presse, vor allem der Wochenzeitschriften „Do rzeczy“ und „W sieci“, die als Befürworter der rechtskonservativen und seit kurzem regierenden PiS-Partei [Prawo i Sprawiedliwość – Recht und Gerechtigkeit] bekannt sind, wurden erst durch die Vergabe der ausländischen Filmpreise ausgelöst, vor allem durch die Oscar-Nominierung, die Ende 2014 bekannt gegeben wurde.
Schließlich ist es eines der wichtigsten Anliegen konservativer Geschichtspolitik in Polen, das Land und seine Geschichte ausschließlich positiv darzustellen. In diesem Sinne verstieß „Ida“ gegen die polnische raison d´etat, da die jüdische Familie Wandas und Idas von Polen  und nicht von Deutschen  ermordet wurde. Zudem sei der Film aus öffentlichen Mitteln finanziert worden. Daher sei die Regierung [damals die PO-Partei: Platforma Obywatelska – Bürgerplattfom] für diese Negativdarstellung der Polen zur Verantwortung zu ziehen. Einige Autoren aus „Do rzeczy“ und „W sieci“ (u.a. Bronisław Wildstein, Piotr Zaremba, Rafał A. Ziemkiewicz, Krzysztof Masłoń) forderten sogar einen Kommentar mittels einer Texttafel zu Beginn des Filmes, die über die Besatzung Polens von der Wehrmacht, die Verfolgung der Juden durch die Nazis und die Hilfsbereitschaft der Polen gegenüber den Juden informieren sollte.[12] Nach Meinung der oben genannten Publizisten seien ausländische Zuschauer über den historischen Kontext nicht ausreichend informiert, und ohne eine solche Ergänzung bestätige „Ida“ das ungerechtfertigte Stereotyp des polnischen Antisemitismus. 

Die dritte Phase der Auseinandersetzung mit dem Film bestand in der Wiederholung der zweiten Phase. Nachdem die Stimmen über den antipolnischen Charakter von „Ida“ leiser geworden waren, flammte die Diskussion wieder auf. Hintergrund war eine angebliche Aussage des Kandidaten, und letztlich Gewinners in den Präsidentschaftswahlen, Andrzej Duda aus der PiS-Partei, er würde den Oscar am liebsten zurückgeben. Duda hat die Absichten zwar nicht bestätigt, nutzte allerdings die Gelegenheit, um die Wähler in seinem Konzept von Geschichtspolitik zu bestätigen: Polen müsse sich im Ausland ausschließlich als Opfer der deutschen und sowjetischen Gewalt präsentieren, als Nation, die heldenhaft gekämpft habe und keine Mitschuld an der Judenverfolgung trage.


„Rituelles Chaos“

Bereits in früheren Debatten, die Filme mit zeithistorischem Kontext auslösten – zuletzt „Pokłosie” – konnte man beobachten, dass die Handlung der Geschichte, die Charaktere der Protagonisten und formelle Aspekte zweitrangig waren. Sie dienten lediglich als Vorwand für Äußerungen zur polnischen Geschichtspolitik.

An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass der polnische geschichtspolitische Diskurs eng mit Gross´ „Nachbarn“ und seiner Rezeption verbunden ist. Die Vertreter einer konservativen Geschichtspolitik, auch „neue Geschichtspolitik“ genannt, wenden sich gegen Projekte, in denen die polnische Geschichte kritisch dargestellt wird. Das führe ihrer Meinung nach zur Konstruktion einer „Schamgemeinschaft“ (pol. „wspólnota wstydu“). Das affirmative Konzept der Befürworter der „neuen Geschichtspolitik“ beruht auf der Annahme, dass „das Geschichtsbewußtsein der Polen verschwimmt, was zu einer Krise der nationalen Identität und der Minderung des Patriotismus führe“[13] – diese Ansicht bildet die Grundlage für die Politik der PiS-Partei, die Ende Oktober 2015 die Parlamentswahlen in Polen mit großer Mehrheit gewonnen hat. Die Gegner dieses Konzepts, die politisch vor allem in den linken Parteien sowie im liberalen Flügel der bis vor kurzem regierenden PO-Partei zu identifizieren sind, argumentieren, es handle sich um eine veraltete Vorstellung von Geschichtsschreibung. Im gegenwärtigen Polen habe Geschichte keine vorrangig identitätsstiftende Funktione, und „diene nicht mehr der Gemeinschaftsbildung, sondern einem besseren Verständnis der aktuellen Realität“.[14] In diesem bipolaren Modell werden Befürworter einer kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte von den Vertretern der „neuen Geschichtspolitik“ nicht selten als „Nestbeschmutzer“ bezeichnet, während den Verfechtern einer affirmativen Historiographie naiver Patriotismus unterstellt wird. In der Regel werfen sich beide Seiten Geschichtsfälschung vor.

Nun könnte man behaupten, dass die Rezeption des Films „Ida“ wenig neue Erkenntnisse bringt, weil sie das oben genannte Modell einer polarisierten Öffentlichkeit nur bestätigt. Die Soziologen Andrzej Piotrowski, Marek Czyżewski und Sergiusz Kowalski sprechen in diesem Zusammenhang vom „rituellen Chaos“[15] – einer für die polnische Öffentlichkeit typischen Kommunikationsstruktur, die nicht auf die Verständigung der zerstrittenen Seiten ausgerichtet ist, sondern auf eine Verschärfung des Konflikts. Demnach gilt: Je weiter die Standpunkte voneinander entfernt sind, desto identitätsrelevanter sind sie. Denn auf diese Weise kristallisieren sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen heraus. Nach dem Konzept des „rituellen Chaos“, eines Selbstverständigungsdiskurses, ginge es in der hier präsentierten Debatte gar nicht um „Ida“, sondern um die Markierung der jeweils eigenen Positionen und der Zugehörigkeiten zu bestimmten Wertegemeinschaften.

Die genauen Diskursmechanismen der Auseinandersetzung mit „Ida“ sind noch zu untersuchen. Erste Annäherungen an das Thema zeigen allerdings, dass in der Debatte so gut wie kein Meinungsaustausch stattfand. Die Protagonistinnen der Debatte haben nicht miteinander, sondern vielmehr aneinander vorbeigeredet, was wiederum die Fragmentierung des polnischen geschichtspolitischen Diskurses vorantrieb.

Es ist nicht auszuschließen, dass letztlich der konfrontative Ton der Debatte zur Abschreckung der Zuschauer führte und für die niedrigen Quoten mitverantwortlich war. Als „Ida“ in den Kinos anlief, war nämlich die Welle der positiven Rezensionen, die Filmkritiker nach dem Filmfestival in Gdynia verfasst hatten, bereits vorbei. In der Zwischenzeit entflammte die Debatte in der sozialpolitischen Presse. Die Kritiker bedienten sich unterschiedlicher, teilweise widersprüchlicher Argumente (antisemitischer vs. antipolnischer Film), vertraten jedoch konsequent die Meinung, „Ida“ sei nicht sehenswert.  

 Bildergalerie zum Film




[1] Polen 2013, Regie: Paweł Pawlikowski
[2] Mehr zum Holocaust im polnischen Dokumentarfilm in: Marek Haltof: Polish Film and the Holocaust. Politics and Memory, Berghahn Books: New York, Oxford 20142, S. 211-226.
[3] „Ida“ erreichte bisher ca. 150.00 Zuschauer in den Kinos, hinzu kamen Fernsehzuschauer (der Film wurde nur im kostenpflichtigen Sender Canal+ ausgestrahlt, erst im November 2015 fand die Ausstrahlung im öffentlichen Fernsehen statt), DVD-Käufer und Internetuser. Zum Vergleich: Das Epos „Wałęsa. Mann aus der Hoffnung“ von Andrzej Wajda, das im selben Jahr produziert wurde, lockte allein knapp eine Million Polen in die Kinos. Selbst in anderen Ländern, wie Frankreich und die USA, erreichte „Ida“ ein deutlich größeres Publikum – jeweils eine halbe Million Kinozuschauer. In Deutschland lief „Ida“ nur in wenigen Programmkinos und erreichte ungefähr 20.000 Zuschauer. Angaben nach: Lumiere. Data base on admissions of films released in Europe. (16.09.2015).
[4] Barbara Pabjan bereitet eine Studie zur Rezeption von „Ida“ vor, die auf Umfragen und Analysen von Internetforen basiert. Ein Text dazu wird voraussichtlich im Band „History and Politics. Remembrance as Legitimation“ (Hg. Ralf Schattkowsky und Katarzyna Kącka, Cambridge Scholars Publishing 2016) erscheinen.
[5] Vgl. u.a. Tadeusz Sobolewski: Złote Lwy dla „Idy“ [dt. Der goldene Löwe für „Ida“], „Gazeta Wyborcza“ 16.09.2013; Jakub Majmurek: Ida, „Kino“ 2013 Nr. 10; Anita Piotrowska, żydowska zakonnica [dt. Jüdische Nonne], „Tygodnik Powszechny“ 2013 Nr. 43. Auch später äußerten sich mehrere Filmkritiker positiv über den Film, u.a.: Krzysztof Varga: Piękno pod pręgierzem [dt. Die Schönheit unterm Pranger], „Gazeta Wyborcza“ 7.11.2013; Janusz Wróblewski, Odmieniec [dt. Sonderling], „Polityka“ 2015 Nr. 1.
[6] Paweł Pawlikowski: "IDA" (13.10.2015).
[7] Agnieszka Graff: Subtelność i polityka [Das Subtile und die Politik], „Krytyka Polityczna“ (1.11.2013).
[8] Graff, a.a.O.; Elżbieta Janicka: Ogon, który macha psem [Der Schwanz, der mit dem Hund wedelt]. „Krytyka Polityczna“ (25.11.2013); Agnieszka Graff, Helena Datner: My komisarki od kultury – polemika z Vargą o „Idzie“ [dt. Wir Kulturkommissarinnen – eine Polemik mit Varga über „Ida“], „Gazeta Wyborcza” (13.11.2013).
[9] Piotr Forecki: Legenda o Wandzie, co zastąpiła Niemca [dt. Die Legende von Wanda, die den Deutschen ersetzte], „Krytyka Polityczna“ (8.11.2013).
[10] Auf diese Weise positionierten sich die Autorinnen und Autoren als „Bewegungsintellektuelle“. Nach dem Konzept von Ron Eyerman charakterisiert sich ein „Bewegungsintellektueller“ hauptsächlich dadurch, dass er „über die Gesellschaft schreibt, spricht und diese theoretisiert, aber nicht vom Standort etablierter Institutionen, sondern vermittelt über Organisationen und Kommunikationsnetze, die aus sozialen Bewegungen hervorgegangen sind“ (zit. nach: Ingrid Gilcher-Holtey: Prolog, in: Eingreifende Denkerinnen: Hg. Ingrid Gilcher-Holtey, Mohr Siebeck: Tübingen 2015, S. 1-16, hier: S. 7). Angesichts der niedrigen Zuschauerquoten und des monologischen Charakters der Debatte erwies sich diese Strategie diesmal als begrenzt erfolgreich.
[11] Agnieszka Pufelska: „EU heißt SU“. Zur Geschichte des polnischen Feindbildes von der „Judäo-Kommune“, „WerkstattGeschichte“ 2004 Nr. 38, S. 67-75, hier: S. 68. Mehr dazu in: Agnieszka Pufelska: Die Judäo-Kommune. Ein Feindbild in Polen, Schöningh Verlag: Paderborn 2007. Zu Judäkommune im Kontext vom Film vgl. Małgorzata Pakier: The Construction of European Holocaust Memory: German and Polish Cinema after 1989, Peter Lang: Frankfurt am Main u.a. 2013, S. 39-44.
[12] Bronisław Wildstein: Dlaczego podpisuję petycję w sprawie „Idy“ [dt. Wieso unterschreibe ich die Petition zur „Ida“], „Do rzeczy“ 2015 Nr. 5, S. 60.
[13] Joanna Kalicka, Piotr Witek: Polityka historyczna [dt. Geschichtspolitik], in: Modi memorandi. Leksykon kultury pamięci [Modi memorandi. Lexikon zur Erinnerungskultur]: Hg. Magdalena Saryusz-Wolska, Robert Traba, in Zusammenarbeit mit Joanna Kalicka, Scholar: Warszawa 2014, S. 378-387, hier: S. 379.
[14] Ebd., S. 381.
[15] Rytualny chaos. Studium dyskursu publicznego w Polsce [dt. Rituelles Chaos. Studien zum öffentlichen Diskurs in Polen]: Hg. Andrzej Piotrowski, Marek Czyżewski, Sergiusz Kowalski, WAiP: Warszawa 20102.