Im Zuge der RAF-Hungerstreiks in der ersten Hälfte der 1970er Jahre schlossen sich mehrere Familienmitglieder von RAF-Gefangenen zu den Angehörigen der politischen Gefangenen in der BRD zusammen. Zentrales Ziel dieser Gruppe war die Schaffung einer breiten Öffentlichkeit für die Forderungen der Inhaftierten. Bei den Angehörigen handelte es sich um eine politisch-motivierte Verwandtenorganisation, die sich mit den politischen Analysen der RAF-Gefangenen, insbesondere hinsichtlich der Annahme einer über sie verhängten Isolationsfolter, kompromisslos solidarisch stellte.
Die Angehörigen begleiteten die Initiativen der RAF-Gefangenen bis in die späten 1990er Jahre. In ihrer vergleichsweise langen Geschichte blickten sie auf zahlreiche Unterstützungsaktionen zurück, die von eigenen Hungerstreiks über das Anketten an Justizgebäuden bis hin zu Besetzungen von Redaktionsräumen großer Zeitungen reichten. Die Angehörigen warben nicht nur in Westdeutschland für die Forderungen ihrer inhaftierten Verwandten, sondern auch im europäischen Ausland und in den USA. Während die Gruppe in den 1970er Jahren noch strikt getrennt von den militanten Akteuren der RAF agierte, kam es im Verlauf der 1980er Jahre zu Fluktuationen. Vor allem im Zusammenhang mit dem linken Bündnis Initiativkreis zum Erhalt der Hafenstraße in Hamburg schlossen sich in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre auch Militante aus dem Antiimperialistischen Widerstand und kurz zuvor entlassene RAF-Gefangene den Angehörigen an. Gemeinsam mit den politisch-motivierten Verteidigern der RAF-Gefangenen konnten sich die Angehörigen als zentrale Bewegungsunternehmer für die Unterstützung der RAF-Hungerstreikkampagnen in den 1980er Jahren etablieren. Wichtige, langjährige Mitglieder der Gruppe waren die Mutter von Andreas Baader, Nina Baader, die Schwester von Ulrike Meinhof, Wienke Zitzlaff sowie die Mütter der RAF-Gefangenen Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar und Adelheid Schulz.
Antiimperialistischer Widerstand in der Legalität
Seit Ende der 1970er Jahre kursierte die Selbstbezeichnung des Antiimperialistischen Widerstands in den Kreisen der sogenannten Antifa-Gruppen, deren Angehörige sich nach den verheerenden Ereignissen des Deutschen Herbstes auch weiterhin mit dem bewaffneten Kampf der RAF identifizieren konnten. Im Unterschied zur RAF, die ausschließlich konspirativ in der Illegalität vorging, beharrten die Angehörigen des Antiimperialistischen Widerstands auf ein eigenes Kampfterrain in der Legalität. Dieser Anspruch resultierte nicht zuletzt aus den Erfahrungen, die die Aktivisten mit der Unterstützungsarbeit für die RAF-Gefangenen in den Anti-Folter-Komitees in den 1970er Jahren gemacht hatten. Parallel zu der autonomen Hausbesetzerbewegung formierten sich antiimperialistische Gruppierungen Anfang der 1980er Jahre in mehreren westdeutschen Städten, etwa in Hamburg, in West-Berlin und im Rhein-Main-Gebiet. Der Versuch der RAF, mit ihrem Mai-Papier 1982 die unterschiedlichen Spektren des radikalen Milieus zu einer gemeinsamen Front zu mobilisieren, scheiterte weitestgehend. Dies lag nicht zuletzt an dem schwierigen Verhältnis zwischen RAF-nahen Antiimps und RAF-distanzierten Autonomen. Von Seiten der libertär-anarchistischen Autonomen wurden die Antiimperialisten vor allem wegen ihres rigiden avantgardistischen, teils sektiererischen Politikverständnisses und Auftretens kritisiert. Letztere verstanden sich oftmals als unkritische Stellvertreter der Positionen von RAF und RAF-Gefangenen. Spätestens nach der Erschießung des US-Soldaten Edward Pimental, der von der RAF aus niederen Beweggründen, wegen seiner Identifikationskarte, ermordet worden war, zog sich vor allem im Rhein-Main-Gebiet ein tiefer Riss zwischen autonomen Startbahn-West-Gegnern und RAF-nahen Antiimperialisten, weil letztere den Soldatenmord mehrheitlich gutgeheißen hatten. Als Konsequenz erhielt die von der RAF und der Action Directe initiierte Offensive 86, der Karl-Heinz Beckurts und Gerold von Braunmühl zum Opfer fielen, keine Unterstützung aus dem autonomen Spektrum. Die militanten Mobilisierungsversuche der zunehmend radikalisierten Antiimperialisten, die die Offensive der Stadtguerillagruppen als Kämpfende Einheiten mit zahlreichen Anschlägen gegen Firmen und Institutionen des militärisch-industriellen Komplex begleitetet hatten, blieben erfolglos. Erst nach dem offensichtlichen Scheitern des Front-Konzeptes der RAF fanden Hamburger Antiimperialisten und Autonome 1988 in einem Bündnis zusammen, dem sich auch gewaltfreie linke und linksliberal-humanistische Parteien und Organisationen anschlossen. Während des RAF-Hungerstreiks 1989 trug dieses Bündnis wesentlich dazu bei, dass die zentrale Forderung der RAF-Gefangenen nach Zusammenlegung in große Gruppen eine große Öffentlichkeit erreichen konnte. In den 1990er Jahren kam es innerhalb des antiimperialistischen Spektrums, das sich seit der zweiten Hälfte der 1980er Jahre zunehmend in Auflösung befand, zu einem Bruch über die Deeskalationserklärung der RAF im sogenannten April-Papier von 1992.
Die Bewegung 2. Juni
Die Stadtguerillagruppe, die sich mit ihrem Namen auf die Ermordung des Theologiestudenten Benno Ohnesorg anlässlich einer Anti-Schah-Demonstration am 2. Juni 1967 bezog, gründete sich 1972 in West-Berlin. Zahlreiche Angehörige der Gruppe waren zuvor bereits in den inzwischen aufgelösten militanten Gruppen, etwa im West-Berliner „Blues“ oder bei den „militanten Panthertanten“ aktiv. Im Unterschied zur RAF, die von ihren Mitgliedern strengste Konspiration verlangte und sich seit Anfang der 1970er Jahre zunehmend von den legalen militanten Szenen abgekapselt hatte, bewegten sich die Angehörigen des 2. Juni auch Mitte der 1970er Jahre weiterhin innerhalb des West-Berliner radikalen Milieus. Obgleich sich der 2. Juni und die RAF in den 1970er Jahren gelegentlich politisch und logistisch unterstützten, gab es zwischen den Formationen doch immer wieder heftige politische Kontroversen. Die anarchistisch orientierten Mitglieder der Bewegung 2. Juni kritisierten die RAF insbesondere wegen ihres marxistisch-leninistischen Stadtguerillakonzepts, ihres damit einhergehenden Avantgardeanspruchs und Kaderdenkens. Der 2. Juni wurde von Seiten der RAF insbesondere wegen seiner Theoriefeindlichkeit und seines Aktionismus kritisiert. Zu den aufsehenerregendsten Aktionen der Gruppe zählen die Ermordung des Berliner Kammerrichters Günter von Drenckmann, der 1974 als Reaktion auf den Tod von Holger Meins erschossen worden war, sowie die Entführung des Berliner CDU-Spitzenkandidaten für das Amt des Regierenden Bürgermeisters, Peter Lorenz, im März 1975; die Bundesregierung unter Helmut Schmidt gab den Forderungen der Entführer nach und gewährte die Entlassung von sechs Inhaftierten aus der RAF und der Bewegung 2. Juni.
Im Jahr 1980 löste sich die Gruppe aufgrund interner Differenzen auf, wobei sich einige ihrer Mitglieder, etwa Inge Viett und Juliane Plambeck, der RAF anschlossen oder sich den legalen antiimperialistischen Unterstützergruppen der RAF annäherten. Prominente Inhaftierte des 2. Juni, Ralf Reinders, Ronald Fritzsch und Fritz Teufel, wollten die Spaltung nicht anerkennen und beteiligten sich seit Anfang der 1980er Jahre auch nicht länger an den Hungerstreiks der RAF-Gefangenen.