von Susanne Pötzsch

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1. Juni 2011

Der Zugang zu den Orten, die Volker Sattel vor gut einem Jahr gefilmt hat, würde ihm heute mit hoher Wahrscheinlichkeit verwehrt werden. Er filmte in deutschen und österreichischen Atomkraftwerken.

Neben den Kraftwerken von kolossaler Architektur und gleichzeitig „unsichtbarer“ Energieerzeugung zeigt der Film aber auch Nebenorte des Nuklearbetriebs: stillgelegte Werke (und solche, die nie in Betrieb gingen), Schulungsanlagen, Forschungseinrichtungen, die Jahrestagung der Kerntechnik, Zwischenlager(hallen) und Endlager für radioaktiven Abfall, die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO in Wien und ein Institut für Risikoforschung. Damit werden unterschiedliche Personen und Orte fokussiert, die mit der Produktion nuklearer Energie eng verbunden sind.

Der Regisseur verzichtet auf einen Off-Kommentar und verweigert sich damit, zumindest auf den ersten Blick, einer Bewertung dessen, was er zeigt. Stattdessen ist es die – aus einer Beobachterposition und kaum verhohlener Faszination heraus entstandene – Bestandsaufnahme einer Technologie- und Arbeitswelt, die sich längst auf ihr Ende hin zubewegt. „Unter Kontrolle“ bringt den Beginn der Endzeit dieser Technologie zur Sprache, bevor die nukleare Katastrophe in Fukushima Atomenergie zur täglichen Schlagzeile in den Medien machte und der darauf folgende Beschluss zum Atomausstieg durch die Bundesregierung zur „Energiewende“ erklärt wurde. In eindringlichen Bildern wird in dem Dokumentarfilm eine Vision technischen Fortschritts filmisch dekonstruiert. So versteht der Zuschauer, die Aussagen der Kraftwerkbetreiber als Teil dieser Dekonstruktion zu deuten. Sattel gelingt es, die Idee vom Atomzeitalter der friedlichen, kontrollierbaren Nutzung von Atomenergie als gescheiterte Utopie zu entlarven. Der Nuklearbetrieb versuche unentwegt, „diese Science-Fiction“ von „der ‚friedlichen‘ Nutzung der Atomenergie mit der Wirklichkeit zu versöhnen“.[1]

 

„Atomkraftwerke verdienen einen Platz im Museum“[2]

Kernies Wunderland, Kalkar: Die teuerste Investitionsruine Deutschlands, der Schnelle Brüter in Kalkar, ist heute ein Vergnügungspark. Im Bild ein Kettenkarussell im Kühlturm des Kraftwerks.

Sattels Film wirft einen historischen Blick auf die deutsche Atomenergieproduktion, der von Beginn an etwas Utopisches anhaftete. Die 1950er und 1960er Jahre der Bundesrepublik waren mit ihrem ökonomischen und gesellschaftlichen Wachstumsdenken von der Vorstellung bestimmt, der Energieverbrauch müsse synchron zum angenommenen Bevölkerungswachstum proportional ansteigen. Davon ausgehend wurden Werke entworfen, die nie in Betrieb gingen.

Das in den 1970er Jahren projektierte AKW in Kalkar wurde in den Freizeitpark „Kernies Familienpark“ umgebaut. Dieses Werk, dem laut einem ehemaligen Mitarbeiter durch Tschernobyl „der Nacken gebrochen“ wurde, kostete 9 Milliarden DM und sollte 5000 Menschen über 25 Jahre lang Arbeit geben. Mit seiner hochmodernen Technologie wurde es stattdessen zum Ersatzteillager wiederum russischer Atomkraftbetreiber. Andere stillgelegte Atomkraftwerke verwandelten sich in „Schulungsreaktoren“ oder wurden wie das Atomkraftwerk Greifswald schließlich zu Orten, an denen die restliche Technologie anderer geschlossener Werke aufwendig entsorgt wird.

In den Filmbildern, die diese Reste einer sich selbst „rückbauenden“ Technologie thematisieren, wird deutlich, was diese so negativ-utopisch macht. Der „Rest“ dieser Technologie wird nur noch in der Idee einer kaum einzuschätzenden Masse nachvollziehbar: Zum einen ist da die Masse monströser Architekturen, zum anderen die Masse an Beton, die benötigt wird, um nicht nur die Brennstoffreste, sondern auch jedes noch so kleine kontaminierte Stück Stoff einbetoniert endzulagern.

Eine andere Dimension von Masse, unter der diese Altlasten gelagert werden, erlebt der Zuschauer bei der Fahrt in die Tiefe des Salzstocks im Endlager Morsleben. Die Ausmaße dieses Salzstocks verfolgt die Kamera in Echtzeit, in einer Einstellung ohne Schnitt. Gemeinsam mit dem Filmregisseur fragt man sich immer wieder, wie sich eine Gesellschaft auf eine derart monströse und in ihren Folgen nicht abzuschätzende Technologie einlassen konnte. Was machte die Faszination an dieser nuklearen Welt aus, und warum erscheint diese Welt aus heutiger Sicht so fremd und utopisch? Ein Grund dafür mag die Tatsache sein, dass Atomenergie eine unsichtbare Energieform ist, die in ihrer Bedeutung nur in einer hoch komplexen und auf eher unbestimmbare Kategorien wie Sicherheit, Kontrolle und ewige Dauer setzende Technologie begreifbar wird. Fremd und unnahbar ist der Nuklearbetrieb aber bis heute geblieben, da sich dieser ausschließlich in seiner aufdringlichen Architektur zeigt. Der Film liefert nun mit Bildern einer bisher nie gesehenen fremden Technik- und Arbeitswelt ein neues Wissen.

 

Die Arbeitswelt der Atomenergieproduktion

Verdauungszigarette vor den Reaktoren: Revisionsarbeiter während ihrer Mittagspause in Kantinen-Kluft vor den beiden Reaktoren des Kernkraftwerks Gundremmingen. Der rote Gang über ihnen ist der einzige Zugang zum inneren Reaktorbereich.

Fahrstuhl zum Reaktorbereich: Zugang zum Kontrollbereich, dem inneren Reaktorbereich des KKW Gundremmingen. Hier wird ausschließlich kraftwerkseigene Kleidung getragen – von der Unterwäsche bis zum Overall. Im Bild Revisionsarbeiter in Kantinenkluft.

Das AKW stellt sich als ein von der Außenwelt abgetrennter, hermetischer Ort dar, der durch Elemente der Abschließung wie Dekontaminierungsschleusen und Betonwände markiert ist. Im Inneren gilt eine arbeitsweltliche Ordnungsstruktur, die nicht nur Bewegungsrichtungen vorgibt, sondern auch eine Kontrolle über den Körper des Arbeiters ausübt, nicht zuletzt durch eine in den Schleusen installierte, sich ständig wiederholende Strahlungsmessung.

„Unter Kontrolle“ zeigt, dass die Arbeiter im AKW fast ausnahmslos Männer waren und sind, AKW-Leiter sprechen im Film gern von „ihren Männern“. Aber nicht nur die Geschlechterdominanz macht diese Arbeitswelt zu einer sehr eigenwilligen und „unflexiblen“. Sattel spricht zwei Formen der Sozialisierung mit der Atomenergie an: Einerseits sieht er sich selbst, aufgewachsen in der Nähe eines AKW, und spricht damit die Sozialisation der meist ländlichen Bevölkerung mit den sie umgebenden Werken an, die allerdings zwischen Zustimmung und Ablehnung schwanken kann. Zum anderen ist die Sozialisation der Arbeiter in ihrer Arbeitswelt eine besondere, da sich hier seit den 1960er Jahren eine Generation herausbildete, die vor allem durch den großen Akzeptanzverlust nach Tschernobyl und die daran anschließenden Umweltbewegungen in den 1980er Jahren stark negativ geprägt wurde und sich damit immer wieder in einer reflexhaften Verteidigungshaltung wiederfindet.

So, wie Sattel während der Dreharbeiten die eigentümliche Arbeitswelt wahrnahm, stellt sie sich auch im Film dar: „Die Männer leben in einer eingeschworenen Gemeinschaft, scheinen fast „verliebt“ zu sein in ihre Technologie. […] Man kann schon von einer großen Atomfamilie sprechen. Die Kraftwerke in Deutschland sind eng vernetzt. Jedes Mal, wenn wir mit dem Filmteam zu neuen Drehorten kamen, wussten die Leute schon genau, was wir in einem anderen AKW gemacht hatten. […] Oft wirken sie wie eine Glaubensgemeinschaft, die das Spaltmaterial wie einen Schatz hütet, sich abschottet und sich in einer Parallelwelt bewegt.“[3] Sattel sieht den Nuklearbetrieb in seiner Hermetik und die Monstrosität seiner Architekturen eng verflochten mit der Mentalität seiner Arbeitswelt: „Auch in der Energieproduktion ist so ein Kraftwerk nicht flexibel. Diese mangelnde Anpassungsfähigkeit eines hermetischen Systems scheint sich auch auf die Menschen darin zu übertragen.“[4]

Leitwarte Grohnde: Im Simulatorzentrum in Essen sind die Leitwarten fast aller deutschen Kernkraftwerke eins zu eins nachgebildet. Hier werden auch Störfälle trainiert. Im Bild die Leitwarte des Typs Grohnde/Grafenrheinfeld.

Erdbebensicherung: Ringspalt, der den schwingend gelagerten Kern des Kraftwerks vom Außenbereich trennt.

Die Technologie scheint tatsächlich aufgrund der unberechenbaren Dimension nuklearer Strahlung fiktive und utopische Züge zu besitzen. Zum einen besitzt der Nuklearbetrieb eine faszinierende Ästhetik: kühle, futuristisch wirkende äußere Hüllen der Werke und ihre oft scheinbar harmonische Einbettung in die Natur. Zum anderen besitzen aber auch die Bilder der Produktion der unsichtbaren Energie den Ausdruck des Erhabenen: Brennstäbe, die tief im Kühlwasser lagernd leuchten, Kontrollräume, Schalttafeln, Dekontaminierungsschleusen, Vernebelungsmaschinen. Die Kamera bildet in einem überwältigenden breiten Cinemascope-Format die Technologie-Welt in ihrer Erhabenheit und Überlegenheit auf eine Weise ab, bei der es nahe liegt, Analogien zum Science Fiction-Sujet zu ziehen. So erwähnt fast jede Filmkritik seit der Uraufführung des Films bei der Berlinale im Februar 2011 die Ähnlichkeiten mit den langen Kamerafahrten in Stanley Kubricks 2001. A Space Odyssey aus dem Jahr 1968. Der Eindruck einer „Fiction“ entsteht zunächst einmal dadurch, dass der gesamte Produktionsprozess atomarer Energie vor der Gesellschaft verschlossen wird und dadurch fremd bleibt.

 

„Die Verwaltung der Sicherheit“

Ganzkörper-Messzelle: Strahlungskontrolle zum Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle in Gundremmingen.

Sattels Motive, diesen Film zu drehen, hatten weniger mit einer kritischen Haltung gegenüber der deutschen Atomenergieproduktion zu tun, sondern vielmehr mit seinem Interesse daran, wie die reale Arbeitswelt hinter der üblichen hermetischen Abschottung beschaffen sei. Eine Arbeitswelt, deren Aufgabe nicht nur die Produktion von Energie, sondern auch von Sicherheit ist. „Wie verwalten Menschen das Risiko der Atomkraft?“, fragte sich Sattel. Neben der präzisen Umlagerung der Brennstäbe im Reaktor ist eine andere elementare Arbeit des Nuklearbetriebs die Produktion von Sicherheit. Das Arbeitstreffen der Techniker besteht aus der Lesung eines einzigen, langen Fehlerprotokolls, das von zustimmendem Nicken begleitet wird. Wir beobachten kein Gespräch, sondern eine „Faktenausgabe“. Die Sicherheit wird im Kontrollraum des AKW an Monitoren und Schalttafeln überwacht. Die eigentliche Arbeit an der Sicherheit findet dort jedoch nicht statt, sondern ist Teil von Fortbildungen in Forschungs- und Schulungseinrichtungen. Mögliche Szenarien des Störfalls werden hier durchdacht und durchgespielt. Diese Gedanken-Konstruktionen sind das „eigentliche“ Wissen eines AKW-Technikers. Dieses Wissen wird aber nur bei einem tatsächlichen Unfall anwendbar, der wiederum in der Logik einer Verwaltung der Sicherheit nie eintreffen sollte. Es ist ein ungewisses Wissen, dessen „Richtigkeit“ sich nur im Fall des Störfalls überprüfen ließe.

Sattel beobachtet eine solche Schulung, in der ein Störfall inszeniert wird: Männer an Überwachungspulten kommentieren blinkende Lampen und sich verändernde Daten, wie Druck und Temperatur des Kühlwassers, bis nach wenigen Minuten die Fehlerquellen so zahlreich sind, dass ein Techniker den Störfall schließlich mit der Ansage: „Helmut, Reaktorschnellabschaltung!“ behebt. Der Schulungsleiter ist unzufrieden, schlägt jedoch keine andere Lösung vor, als das Szenario zu rekapitulieren, um die Wahrnehmung der Arbeiter zu sensibilisieren. Dieses Spezifikum eines kaum anwendbaren Wissens weist außerdem auf eine enge Beziehung zwischen Arbeiter und Computer hin. Die Erklärungen eines AKW-Technikers lassen ein starkes, beinahe blindes Technikvertrauen erkennen: Die Maschine habe den menschlichen Fehler schon mit eingerechnet, sie entscheide autark, gebe dem Menschen im Falle eines Störfalls eine halbe Stunde Zeit, um notwendige Handlungsschritte zu bestimmen. Die Automatik verriegele sich und ließe eine menschliche Handlung erst zu, wenn diese aus Sicht der Maschine als eine logische eingeschätzt würde. Die Eintrittswahrscheinlichkeit für den Ausfall der Maschine betrage 10-7. Dem interviewten Techniker bleibt angesichts des sicheren Vertrauens in den Computer nur noch übrig, kurz zu mahnen: „Nicht in Hochstimmung verfallen!“

Der Kontrolle durch den Überwachungscomputer wird noch eine übergeordnete „Sicherheitsstufe“ hinzugefügt – in Form der Kontrolle durch die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO in Wien. Die Kontrollfunktion dieser Institution stellt sich jedoch insofern als gestört heraus, da sie abhängig ist von einer zustimmenden beziehungsweise ablehnenden Informationspolitik der Atomenergiebetreiber.

Die Komplexität der Technologie der Atomenergie kann als beispielhaft gelten für eine Gesellschaft, die der Soziologe Ulrich Beck bereits in den 1980er Jahren als „Risikogesellschaft“ bezeichnet hat.[5] Die Herstellung von Sicherheit hat nicht nur die Aufgabe, das Risiko und damit Gefahren fern zu halten, sondern soll einer „Entlastung der Sorge“ [6] dienen. Wobei der Fall, die Gefahr nicht ausschließen zu können, sondern ins Draußen zu verlagern, häufig auftritt und die Sorge für diejenigen, die sich außerhalb des „gesicherten Inneren“ befinden, weiter existiert. So wird atomarer Müll in eine „sichere“ Tiefe der Salzstöcke eingelagert, oder es wird, wie im Falle Fukushimas, nach einer erneuten Kernschmelze atomar verseuchtes Kühlwasser ins Meer abgeleitet.

Die Logik einer Verwaltung der Sicherheit bestimmt so nicht nur die Arbeitswelt der Atomenergie, sondern steht für ein gesamtgesellschaftliches Modell. Risiko ist eine flexible Kategorie, die sich wiederholend aufgrund „aktueller Sicherheitsstandards“ stets neu definiert, in hohem Maße ungenau und so ein im öffentlichen Diskurs hoch sensibler Begriff ist. Angesichts des Eintretens von Risikofällen von „neuem, nicht einschätzbarem, bisher ungekanntem Ausmaß“ (so die Sprache der Massenmedien) besitzt er die Tendenz zur Maßlosigkeit sprachlicher Unter- oder Übertreibung. Die nukleare Katastrophe in Fukushima war in ihrer Größenordnung mit den bekannten Vokabeln nicht zu beschreiben. Die erst Wochen nach dem Unfall publik gemachte Einschätzung, das Ausmaß Tschernobyls erreicht zu haben, konnte die einmal ausgesprochene Katastrophe nur noch wenig stärker „katastrophieren“. Die gesamte zivilisierte Welt verstand es doch nach Tschernobyl, die Bilder von der Zerstörung in Fukushima auch ohne offiziell bestätigende Aussagen über tatsächliche Konsequenzen des Unfalls zu deuten und damit die Katastrophe als eine solche einzuordnen.

 

Die Bilder von Fukushima

Angesichts der Bilder von bisher abgeschirmten Orten, die Volker Sattel in seinem Film nun zeigt, lohnt eine kurze Betrachtung der Bilder des nuklearen Unglücks vom 11. März 2011 in Fukushima, die die Welt – nachdem es in der Presse tagelang nur Satellitenaufnahmen der zerstörten Reaktorhülle gab – von den Innenräumen der Reaktorblöcke zu Gesicht bekam. Erst am 24. März veröffentlichte der Nuklearbetreiber TEPCO erste Innenaufnahmen des Unglücksorts, die am 22. März aufgenommen worden waren.[7]

Tepco hatte zuvor bereits Bilder aus dem Kontrollraum der Reaktorblöcke 3 und 4 veröffentlicht. Die Aufnahmen wurden am Dienstag, den 22. März 2011, gemacht.

Abgebildet ist u.a. ein auffällig aufgeräumter, übersichtlicher Kontrollraum, in dem die ausgefallene Technik der Monitore und Schalttafeln ersetzt wird durch eine papierene Ordnung in Form von Akten und Schreibtafeln. Die Aufnahmen, die ebenso von der Presseagentur AP/Associated Press verbreitet, aber von der „Nuclear and Industrial Safety Agency“ gemacht wurden, zeugen eher von einem chaotischen, unübersichtlichen Zustand in den Innenräumen des AKW:   

      

Die japanische Atomaufsicht veröffentlichte erste Aufnahmen aus dem zentralen Kontrollraum der Reaktorblöcke 1 und 2 des AKW Fukushima Daiichi. Die Mitarbeiter des Betreibers Tepco kontrollieren die Geräte mit Taschenlampen, da die Beleuchtung noch nicht funktioniert.

 

  Zwei Helfer prüfen Parameter-Einstellungen an einer Schalttafel.

 

Zwei weitere Männer tragen im Hauptkontrollraum Daten der Geräte ein.

 

Ein Bild der Zerstörung: In dem Gebäudeeingang, in dem sich der Kontrollraum befindet, liegen Trümmer, vermutlich Deckenplatten.

Mit diesen zum Teil stark differierenden Bildaussagen und in Hinblick auf unterschiedlichste Rezeptionserfahrungen, die sich innerhalb einer Mediengeschichte großer und kleiner Katastrophen stark transformiert haben, ließe sich sagen: Bilder von Ordnung suggerieren Sicherheit. Und noch immer und für viele gilt dieses Versprechen, Ordnung = Sicherheit, auch nach Fukushima. Nicht zuletzt wird dies deutlich am Versuch, einen aufgeräumten Kontrollraum inmitten eines längst tödlichen Chaos in Szene zu setzen.

Siehe dazu außerdem den Beitrag auf filmportal.de

Bild 1-6: © credofilm/Sattel/Stefanescu

Bild 7: © AP/TEPCO

Bild 8-11: © AP/Nuclear and Industrial Safety Agency

 


[1] Katalog des Forums der Berlinale 2011, S. 177.
[2] Gleichnamiger Titel des Interviews mit Volker Sattel: Dagny Lüdemann, „Atomkraftwerke verdienen einen Platz im Museum“, in: Die Zeit, 23.5.2011.
[3] Interview mit Volker Sattel: Dagny Lüdemann, „Atomkraftwerke verdienen einen Platz im Museum“ in: Die Zeit, 23.5.2011.
[4] Ebd.
[5] Ulrich Beck, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt a.M. 1986. Siehe vor allem zur gegenwärtigen Auseinandersetzung mit Risiko: Herfried Münkler/Matthias Bohlender/Sabine Meurer (Hg.), Sicherheit und Risiko. Über den Umgang mit Gefahr im 21. Jahrhundert, Bielefeld 2010.
[6] Herfried Münkler, Sicherheit und Risiko, in: Spiegel online, 28.3.2011. Münkler weiter: „Gesellschaftsbildung läuft also immer auf eine Ungleichverteilung von Sicherheit und Gefahr hinaus. Das Innen von Gesellschaften entsteht durch Sicherheitserhöhung und das Außen durch Sicherheitsverzicht. Dementsprechend gibt es unterschiedliche Typen von Katastrophen: solche, die nur die Spezialisten der Gefahrenabwehr treffen, und solche, die auch das Innere einer Gesellschaft zerstören. Ersteres sind Katastrophen, die im kollektiven Gedächtnis unter den Risiken abgespeichert werden, Risiken, die Gesellschaften im Prozess ihrer Selbstbehauptung immer wieder eingehen. Letzteres dagegen sind Zäsuren der Geschichte, historische Wendepunkte, nach denen nichts mehr so ist, wie es vordem war.“ Ebd.
[7] Die folgenden Bilder mit Bildunterschrift sind „Der Zeit“ vom 24.3.2011 entnommen.