von Leon Kloke, Felix Pülm

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21. Mai 2020

„Wieder einer, das ist nun im Reich
Gewohnheit schon. Es gilt ihnen gleich.
So geht das alle, alle Tage.
Hierzulande löst die soziale Frage
ein Leutnant, zehn Mann, Pazifist ist der Hund?
Schießt ihm nicht erst die Knochen wund!
Die Kugel ins Herz!
Und die Dienststellen logen:
Er hat sich seiner Verhaftung entzogen.“
 
(Tucholsky, Kurt (1920): Paasche)

 

Am 21. Mai 1920 geschah der Mord, der Kurt Tucholsky zu diesem Gedicht veranlasste.[1] Der Getötete, Hans Paasche, wurde aufgrund einer Denunziation verdächtigt, Waffen versteckt zu haben und einen kommunistischen Umsturz zu planen. Soldaten der Reichswehr umstellten das Gut Waldfrieden[2] für eine Hausdurchsuchung. Die Umstände des Mordes sind bis heute ungeklärt. Gesichert ist, auf Paasche wurden mehrere Schüsse abgegeben, von denen mindestens einer tödlich war. Offiziell hieß es später, er sei „auf der Flucht“ erschossen worden. Waffenlager und Umsturzpläne wurden nie gefunden. Juristisch blieb die Tat ungesühnt. Sie steht in einer langen Reihe von rechtsextremen Anschlägen auf Repräsentant*innen linker und bürgerlicher Politik im Zuge der Transformation der spätwilhelminischen in eine liberal-demokratische Gesellschaft: Luxemburg, Liebknecht, Eisner, Erzberger und Rathenau, um einige prominente Namen zu nennen.[3]

Portrait von Hans Paasche am 1. Januar 1920 wenige Monate vor seiner Ermordung. Quelle: Wikimedia Commons. Public Domain.

 

Lebensreformerischer Sozialismus – Paasches politisch-biographische Ambivalenzen

Seinen 100. Todestag nehmen wir zum Anlass, an einen ungewöhnlichen, reflektierten, oft zweifelnden, kritischen, von Widersprüchen nicht freien Menschen zu erinnern, dessen Leben und Schriften es wert sind, der Vergessenheit entzogen zu werden.[4]

Paasche war nicht allein ein scharfsinnig-kritischer Beobachter gesellschaftlicher Verhältnisse, er trat vielmehr aktiv für deren Wandel ein. Viele seiner Gedanken und kritischen Reflexionen muten retrospektiv visionär, luzide und düster an, andere dagegen mögen selbst aktuellen Diskursen fruchtbare Impulse bieten. Sein Aktivismus gegen alle Normen und Regeln seines Standes könnte beispielhaft für das Eintreten für eine humanistischere Gesellschaft und die Wandlungsfähigkeit des Individuums stehen. Schriftsteller, Soldat, entdeckungsreisender Ethnologe und pazifistischer Lebensreformer, Großwild jagender Vegetarier: all dies sind Attribute, die die Person Hans Paasche charakterisieren. Seine Erfahrungen mit Krieg und Gewalt in den Kolonien eröffneten ihm den Pazifismus und dennoch meldete er sich freiwillig zum Dienst im Ersten Weltkrieg. Als Offizier vertrat er eine humane und egalitäre Haltung gegenüber seinen Mannschaften und bekannte sich offen zu Sozialismus und Antimilitarismus. Als Revolutionär forderte er einen wirklichen demokratischen Umbau der deutschen Nachkriegsgesellschaft, stand damit aber einer oberflächlichen und vorschnellen Demokratisierung entgegen. Über seine Haltung geriet er mit Elternhaus, Vorgesetzten und Gesellschaft in beständigen Konflikt, den er nicht müde wurde auszutragen.

Die Politisierung des am 3. April 1881 in Rostock Geborenen, zeichnet sich bereits im rigiden preußischen Schulsystem ab. Züge seines nonkonformistischen Charakters sind in einem vorzeitigen Weg aus dem „Gestrüpp deutscher Erziehung“[5] angelegt. Nur flüchtet er von einer Zurichtungsanstalt in die nächste: die Kaiserliche Marine. Wohlwollende Unterstützung findet dieser Ausbruch ausgerechnet in der Person des dominanten Vaters. Eine Karriere als Seeoffizier schickte sich ständisch ebenso, wie die - nun abgebrochene - des akademischen Bürgers.

 

 

Afrika als Erweckungserlebnis und Wendepunkt

Nach erfolgreichem und schnellem Durchlaufen der Ausbildung zum Offizier erfolgte im Mai 1904 Paasches Versetzung nach Deutsch-Ostafrika[6]. Damit begann ein wegweisender Abschnitt und entscheidender Wendepunkt in seinem Leben. Obgleich er bereits zuvor Widerstreben gegen Regeln und Normen in Elternhaus und den zivilen wie militärischen Zurichtungsanstalten gezeigt hatte, stießen erst die Erlebnisse in der Kolonie eine prägende Veränderung in seinem Denken und Handeln an. Er beherrschte schnell das Kiswahili, suchte den engen Kontakt und Austausch mit den Menschen, sprach, spielte, sang und tanzte mit ihnen. Zusätzlich unternahm er Expeditionen in die Natur. Solch unsoldatisches Leben brachte ihm unter den anderen Soldaten den Spitznamen „der verrückte Paasche“[7] ein.

Doch die unbeschwerte Zeit rückte bald in die Ferne einer geradezu traumwandlerischen Episode. Mit Beginn des „Maji-Maji-Aufstandes“[8] (1905 bis 1907) hielt der Krieg Einzug in Paasches Welt. Plötzlich findet er sich als Soldat inmitten eines Kolonialkonflikts wieder, dessen Ursache gleichsam Bedingung für sein „afrikanisches Abenteuer“ ist. Er tötet, brennt Dörfer nieder, nimmt Gefangene und ordnet deren Erschießung an. In einem späteren Text schreibt er: „Es gab keine Grenze zwischen Notwehr und Mord. [...] Scharfmacherei, Mordlust, Mitleidlosigkeit, Gereiztheit regieren.“[9] Solche Erfahrungen nährten in Paasche den Zweifel am Sinn seiner Mission. Gleichwohl konnte er sich nicht frei machen von seiner Erziehung zu Pflicht- und Ehrerfüllung. Diese innere Zerrissenheit blieb auch seinen Vorgesetzten nicht verborgen. Paasche wurde aus dem Aufstandsgebiet abgezogen. Ostafrika verlässt Paasche 1906 körperlich entkräftet und innerlich zerrissen. Sinn und Würde des deutschen Kolonialunternehmens, in dem Paasche einst ein heilsbringerisch-zivilisierendes Element sah, waren durch die blutigen Erfahrungen ausgelöscht.

Hans Paasche, in einem Dorf, aus dem die Bewohner*innen geflüchtet waren, ca. 1905. Entommen aus: „Im Morgenlicht. Kriegs-, Jagd- und Reise-Erlebnisse in Ostafrika" von Hans Paasche, Berlin 1907, S. 97. Online publiziert in der Digitalen Sammlung Deutscher Kolonialismus der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen.

 

Rückkehr nach Deutschland: Mahner, Kapitalismuskritiker, Pazifist und Kriegsteilnehmer

Noch 1906 lernt Hans Paasche seine spätere Ehefrau Ellen Witting kennen.[10] Die Hochzeitsreise, die sich zu einer fast einjährigen Forschungsreise ausdehnt, wird beide an die Quellen des Nil führen. Zurück in Deutschland zieht das Paar nach Berlin.

Hans Paasche mit seiner Ehefrau Ellen Paasche (geborene Witting), 1907/1908. Quelle: Namibiana Buchdepot.

Hans Paasche hält in dieser Zeit viele Vorträge und schreibt Aufsätze und Bücher über seine Erfahrungen in Afrika, gegen Militarismus, Alkoholismus und Fleischkonsum. Zugleich engagiert er sich verstärkt in der Lebensreform- und Jugendbewegung.[11] Paasches Mahnen vor dem Krieg stößt jedoch auf taube Ohren: „Sie bewunderten das, was ich für Verbrechen hielt […]. Es gefiel ihnen nicht, wenn ich die Wahrheit sagte“.[12]

1912 zieht das junge Paar mit dem ersten Kind auf das Gut Waldfrieden. Zur gleichen Zeit gelingt Paasche mit dem Briefroman „Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland“ sein populärstes Werk.[13]

Buchcover: Hans Paasche: Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland. Geschildert in Briefen Lukanga Mukaras an den König Ruoma von Kitara. Donat Verlag, 1984 7. Aufl. Bremen.

Es ist ein satirisch-spiegelnder Fundamentalangriff auf die autoritär-kapitalistische Gesellschaft, der auch gegenwärtig kritische Angelpunkte fände. Durch die Figur des Mukaras übt Paasche detailliert und schonungslos Kritik an den bestehenden Verhältnissen, insbesondere an der Hektik und Oberflächlichkeit der Moderne, am kapitalistischen Wachstumszwang, am Militarismus und der Umweltzerstörung. Mukara stört sich am Fleischkonsum der Deutschen genauso wie an ihrer Leidenschaft für Alkohol und Tabak. Das Streben nach Arbeit, Reichtum und Konsum kommentiert er wie folgt: „Sie arbeiten alle, weil sie Geld haben wollen. Und wenn sie Geld haben, benutzen sie es nicht, dazu sich Glück zu verschaffen, […] sie lassen sich von anderen einreden, sie müssten [...] alle möglichen Dinge kaufen […].[14] 

Trotz dieser massiven Gesellschaftskritik, meldet sich Paasche zu Beginn des Ersten Weltkriegs aus – wie er bald feststellt, falschem – Pflichtgefühl freiwillig zur Marine.

 

„Ich heiße Paasche, war Seeoffizier und bin Revolutionär“

Die anfängliche Pflichterfüllung weicht schnell seiner alten Gegnerschaft zum Krieg. Eine pazifistische Verweigerungshaltung und sozialistische Tendenzen führen 1916 zur Dienstentlassung des widerspenstigen Marineoffiziers. Von da an agitierte Paasche erstaunlich offen gegen Krieg, Militarismus und Obrigkeit. Unverstellt waren nun seine Sympathien für den Sozialismus der USPD unter Liebknecht. Er zeigte „ketzerische“ Gesten der Verbrüderung mit dem „Feind“.[15] Unvermeidbar waren Verhaftung und ein Prozess wegen „Hochverrats“. Eine geschickte Verteidigung bewahrte ihn vor der Erschießung, plädierte auf geistige Unzurechnungsfähigkeit und brachte ihm die „Haft“ in einer Berliner Nervenheilanstalt.

Revolutionäre befreiten den beliebten Insassen im November 1918. Paasche wurde in das höchste Entscheidungsorgan der Revolution, den Vollzugsrat, gewählt. Voller Elan sei er während einer Räte-Versammlung auf einen Tisch gesprungen und habe ausgerufen: „Ich heiße Paasche, war Seeoffizier und bin Revolutionär.“[16] Er stand auf Seiten einer radikalen Linken, die sich gegen die Einberufung einer demokratischen Nationalversammlung wandte. Mit einer politisch unaufgeklärten, vom Ungeist eines preußischen Militarismus durchdrungenen, autoritätshörigen Bevölkerung, so lag es für Paasche auf der Hand, sei keine Demokratie zu machen. Stattdessen trat er für die Demokratie-Bildung breiter Schichten und den Austausch der militärischen und zivilen Eliten ein. Mitte November unterlagen die radikalen Kräfte im Vollzugsrat, die sich gegen die Konstituierung einer vordergründigen Demokratie aussprachen. Versuche, die deutsche Kriegsschuld und die Verbrechen der Reichswehr aufzuarbeiten und publik zu machen, scheiterten. Politisch stand Hans Paasche mit seiner Idee des radikalen Bruchs mit dem alten Deutschland, dessen Elitenkontinuität sich als untragbare Hypothek für die Republik von Weimar erweisen sollte, vor einer Niederlage.

In diesen Zeitraum des Zusammenbruchs der Revolution fällt der Tod Ellen Paasches, die an der „Spanischen Grippe“ verstarb. Sein persönlicher Verlust und sein politisches Scheitern führten zum Rückzug dieses Hans Paasches. Voll Bitterkeit resümierte er im folgenden Jahr über das „Volk“, in das er noch im November/Dezember 1918 die Hoffnung gelegt hatte, sich aus seiner politischen Umnachtung zu emanzipieren: „Es hat sich von neuem belügen lassen und zugesehen, wie jeder, der im Lande die Wahrheit sagte, ermordet wurde.“[17]

Nur ein Jahr darauf wird Tucholsky ihn als Weiteren unter jenen beklagen, die den Versuch einen anderen Weg für die korrumpierte Nation zu finden, mit dem Leben bezahlten. Der politische Mord, dem die Regierenden billigend, wenn er die politischen Gegner traf, oder hilflos, wenn er sie selbst betraf, gegenüberstanden, gehörte zum Alltag der jungen deutschen Republik von Weimar. Es war eine Zeit des Einübens dessen, was sich später tausend-, millionenfach in Deutschland, Europa und der Welt wiederholen sollte: des Durchführens, Akzeptierens und schließlich Wegschauens von der Ermordung der aus dem Schutz der Gesellschaft Ausgestoßenen.

Heute ist der politische Mord in Deutschland – man ist versucht zu sagen, noch - nicht wieder Legion.

Aber der Eindruck entsteht, dass 100 Jahre nach Paasches Ermordung wieder eine Zeit des Einübens angebrochen ist. Der NSU, die Attentäter von München, Kassel, Hanau und Halle, sie alle zeugen von einer zunehmend größer werdenden Bedrohung. Dieser Entwicklung heißt es energisch entgegenzutreten, ihren Opfer gebührte und gebührt unsere Solidarität und Anteilnahme.

 

Die Erinnerung an Hans Paasche – Gedenken und Ansporn

Was aber bleibt von Hans Paasche, von diesem außergewöhnlichen Mann und seinem ungewöhnlichen Leben? Die Erinnerungskultur Hans Paasche betreffend ist bisher überschaubar und auf wenige Orte begrenzt. Ein Zentrum der Paasche-Erinnerung ist die Burg Ludwigstein im nordhessischen Witzenhausen. Das in der Burg untergebrachte Archiv der deutschen Jugendbewegung umfasst einen Hans-Paasche-Raum sowie ein gleichnamiges Archiv. Zudem steht unweit der Burg die so genannte Paasche-Linde[18]. Ein zweiter Erinnerungsort ist auf Paasches ehemaligen Gut Waldfrieden entstanden, wo sich sein Grab befindet und im Jahr 2004 die Gedenkstätte der europäischen Verständigung in der Wojewodschaft Großpolen errichtet wurde. Darüber hinaus besteht ein virtueller Erinnerungsort[19]

 

Grabstätte von Hans Paasche auf Gut Waldfrieden (Zacisze). Quelle: Wikimedia Commons. Lizenz: CC0 1.0.

Mehrere Versuche, Straßen nach Hans Paasche zu benennen, erwiesen sich bislang als erfolglos. Derlei Initiativen könnten jedoch in Zukunft neuen Schwung erhalten, sind doch in den letzten Jahren immer wieder Diskussionen über die Umbenennung von Straßen und Plätzen im kolonialen Kontext aufgeflammt.

100 Jahre nach seinem Tod bleiben von Hans Paasche vor allem seine Schriften und die in ihnen enthaltenen Ideen und Ideale. Sie zeugen von einem mutigen Mann, der für sein politisches Entgegentreten vor 100 Jahren den höchsten Preis bezahlte. Paasches Texte können Ansporn sein, für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit einzustehen und ihren Bedrohungen entschlossen zu begegnen. Und so möchte dieser Text mit den Worten Paasches enden: „Die Welt ist so schön und so reich. Sie bietet sich mit Sehnsucht und Liebe dem an, der mit Liebe hinaustritt, als Mensch unter Menschen.“[20]

 

 


[1] Das Gedicht erschien am 3. Juni 1920 unter dem schlichten Namen „Paasche“ in der Zeitschrift „Die Weltbühne“. Tucholsky bezog sich in späteren Texten wiederholt auf Paasche und besuchte dessen Grab in Waldfrieden. Vgl.: Lange, Werner (1995): Hans Paasches Forschungsreise ins innerste Deutschland. Eine Biographie. Bremen: Donat-Verlag, S. 226.

[2] Paasches damaliger und letzter Wohnsitz das Gut Waldfrieden befindet sich im heutigen Zacisze in Polen.

[3] Überblickend: Jones, Mark (2017): Am Anfang war Gewalt. Die deutsche Revolution 1918/19 und der Beginn der Weimarer Republik. Berlin: Propyläen-Verlag; Gerwarth, Robert (2016): The Vanquished. Why the First World War failed to End, 1917-1923. London: Farrar, Straus and Giroux.

[4] Es ist frühen Forschungen aus den 1980er Jahren und engagierter Folgearbeiten zu verdanken, dass sich Interessierte heute überhaupt der Person Hans Paasches und seinen Texten annähern können: Donat, Helmut (Hg.) (1981): „Auf der Flucht“ erschossen... Schriften und Beiträge von und über Hans Paasche, hrsg. von Helmut Donat unter Mitwirkung von Wilfried Knauer. Bremen: Reproduktion im Selbstverlag; Lange, Werner (1995): Hans Paasches Forschungsreise ins innerste Deutschland; Lange, Werner (Hg.) (2008): Hans Paasche. Das verlorene Afrika. Ansichten vom Lebensweg eines Kolonialoffiziers zum Pazifisten und Revolutionär, hrsg. von P. Werner Lange unter Mitwirkung von Helga Paasche. Berlin: 2008.

[5] So Paasche später über seine Schulzeit. Vgl.: Paasche, Hans (1918): Das verlorene Afrika [= Flugschriften des Bundes Neues Vaterland, Nr. 16], S. 3.

[6] Heute Tansania, Ruanda, Burundi und Teile Mosambiks.

[7]Dieser Spitzname wird von Otto Buchinger überliefert, der mit Paasche befreundet und zeitgleich in Deutsch-Ostafrika als Militärarzt stationiert war. Vgl.: Wanderer, O. (d.i. Otto Buchinger) (1921): Paasche-Buch von O. Wanderer. Mit 8 Bildern auf Kunstdruckpapier. Hamburg: Verlag „Junge Menschen“.

[8] Der so genannte Maji-Maji-Aufstand (1905-1908) war eine Erhebung gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Ostafrika. Einem religiösen Kult zufolge sollte, Maji (Kiswahili für Wasser), als heilige Mixtur zubereitet, die Kämpfer stärker und immun gegen die deutschen Gewehrkugeln machen. Gründe für den Aufstand waren Steuererhöhungen, die Anwendung von körperlicher Gewalt durch die deutschen Kolonialherren sowie der Zwang, Baumwolle anzupflanzen. Speitkamp, Winfried (2014): Deutsche Kolonialgeschichte. Stuttgart: Reclam Sachbuch, S. 128 – 130.

[9] Paasche, Hans (1919): Meine Mitschuld am Weltkriege [= Flugschriften des Bundes Neues Vaterland, Nr. 6], S. 10.

[10] Wenn in diesem Text die Erinnerung an Hans Paasche aufgerufen wird, muss auch auf Ellen Paasche verwiesen werden. Sie schrieb hellsichtige, mutige und kritische Gedichte und Artikel, die in mehreren Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht wurden. Sie engagierte sich gegen Krieg, Kolonialismus und für die Rechte der Frauen. Ebenso wie ihr Mann stellt Ellen Paasche eine ungewöhnliche Person der jüngeren deutschen Geschichte dar, deren biographische Auswertung ein absolutes Desiderat der Geschichtsschreibung darstellt.

[11] Paasche war Teilnehmer und Sprecher auf dem ersten Freideutschen Jugendtag 1913 und auch bei der Besteigung des Hohen Meißner anwesend.

[12] Paasche, Hans (1919): Meine Mitschuld am Weltkriege, S. 15.

[13] Das Buch erschien 1912-1913 in der Zeitschrift „der Vortrupp“ und 1921, also bereits nach Paasches Tod, in Buchform.

[14] Paasche, Hans (1984): Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland. Geschildert in Briefen Lukanga Mukaras an den König Ruoma von Kitara. 7. Aufl. Bremen: Donat Verlag, S. 22.

[15] So soll Paasche offen Flugblätter, die zum Streik aufriefen mit seinem Namen versehen haben. Am 14. Juli 1917 beging er mit französischen Kriegsgefangenen auf seinem Gut unter Absingen der Marseillaise und Hissen der Tricolore den französischen Nationalfeiertag.  Vgl.: Lange, Werner (2008): Einleitung, in: Ders. (Hg.): Hans Paasche. Das verlorene Afrika. S. 24.

[16] Zitiert nach: Knauer, Wilfried (1981): Hans Paasche und die November-Revolution von 1918, in: Donat, Helmut (Hg.): Auf der Flucht erschossen, S. 28.

[17] Paasche, Hans (1918): Das verlorene Afrika, S. 15.

[18] Der ursprüngliche Baum wurde als Naturdenkmal schon 1921 nach Paasche benannt. Nachdem die Linde 2002 einem Sturm zum Opfer gefallen war, wurde im Jahr 2007 eine Linde von Paasches ehemaligen Gut Waldfrieden entnommen und auf Burg Ludwigstein angepflanzt.

[19] Hierbei handelt es sich um ein Webprojekt, das Informationen und Artikel rund um Hans Paasche sammelt und das von Gottfried Paasche (einem Enkel Hans Paasches) und Kamil Kolata begonnen wurde.

[20] Paasche, Hans (1918): Das verlorene Afrika, S. 13.