von Simon Krause, Jan Philipp Engelmann

  |  

1. Juli 2015

Es war ein ereignisreiches Literaturjahr 1988, auch wenn Marcel Reich-Ranicki im März noch nicht daran glauben mochte und prophezeite, es würde ein schwaches werden. Sowohl in West- als auch in Ostdeutschland beteiligte sich die Literatur in diesem Jahr an den großen politischen und gesellschaftlichen Diskussionen – wodurch Literatur zu einem zentralen Gegenstand der Geschichtswissenschaft wird: Die Literaten erbrachten den Nachweis, dass sie entscheidend an Erhalt und Dekonstruktion gesellschaftlicher Denkmuster beteiligt waren.[1]

Während sich Marcel Reich-Ranicki überlegte, was er als nächstes über Christa Wolf schreiben könne, lag diese noch aufgrund eines Blinddarmdurchbruchs im Krankenhaus. Über Siegfried Lenz wiederum hat der Literaturkritiker nie etwas Abschätziges geschrieben. Lenz erhielt in Frankfurt am Main den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In der Berliner Stadtbibliothek wurden Bücher aus der Bundesrepublik ausgestellt, in Saarbrücken Bücher aus der DDR. Die Besucherzahlen waren gut. Die Literatur auch?

In der Welt der Bücher hat der Austausch zwischen Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Länder schon immer eine große Rolle gespielt. Man traf sich beispielsweise auf der Frankfurter Buchmesse, holte sich Inspiration, stellte fest, dass die drängenden Fragen der Zeit dieselben waren oder tauschte sich aus. Im Jahre 1988 war dies nicht anders und schnell wurde klar, dass die Themen der deutsch-deutschen Nachkriegsliteratur Ähnlichkeiten aufwiesen, ja, dass man sich in vielerlei Hinsicht näher war, als gedacht.

 

Beiträge

 

Jan Philipp Engelmann
Literaturaustausch? Die gegenseitige Wahrnehmung literarischer Produktionen in der Bundesrepublik und der DDR

 

Simon Krause
„Das schöne bisschen Leben, wie es im Buche steht“ Das Literaturjahr 1988 in der Bundesrepublik

 

 

[1]     Katja Stopka, „Zeitgeschichte, Literatur und Literaturwissenschaft, Version 1.0“, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 11. Februar 2010.