Hg. von Lutz Raphael, Jan Eckel

  |  

1. April 2017

Der Themenschwerpunkt entstand unter maßgeblicher Mitarbeit von Martin Wagner.

 

Viele Zeitgenossinnen und Zeitgenossen begriffen die Atombombe, deren zerstörerische Kraft mit den Explosionen über den japanischen Metropolen Hiroshima und Nagasaki im August 1945 schlagartig zutage trat, von Anfang an als eine technische Neuerung von weltpolitischer Bedeutung, womöglich sogar als welthistorische Zäsur. In ihrer großräumigen Sprengwirkung und der relativen Leichtigkeit, mit der sie sich über weite Strecken transportieren ließ, schienen sich die Möglichkeiten wie auch Risiken dessen, was wir heute als globalisierte Welt bezeichnen würden, geradezu symbolisch zu kristallisieren. Dabei hatte sich das Empfinden, auf einem „schrumpfenden“ Planeten zu leben, im politischen Diskurs zumindest Nordamerikas und Europas schon seit den frühen vierziger Jahren immer stärker geltend gemacht.[1]

Infolge kommunikations- und transporttechnischer Innovationen wie dem Radio und dem Flugzeug schienen die Regionen der Erde immer enger miteinander verflochten. Zudem hatte der Zweite Weltkrieg – nicht weniger als zuvor bereits die Weltwirtschaftskrise – dramatisch vor Augen geführt, in welchem Maß die Ereignisse an einem Ort der Welt das Leben in weit entfernten Gegenden in Mitleidenschaft ziehen konnten. Die Wahrnehmung einer rasant gewachsenen globalen Interdependenz speiste nicht zuletzt die Hoffnung vieler Politikerinnen und Politiker wie auch Aktivistinnen und Aktivisten, die „Eine Welt“ nach Kriegsende mit Hilfe neuartiger Formen der internationalen Kooperation sicherer und besser machen zu können.[2] Das Destruktionspotential der Atombombe setzte dazu einen düsteren Kontrapunkt. „One World or None“ lautete fortan in den Augen vieler Beobachterinnen und Beobachter die geradezu lebensentscheidende Alternative der Zukunft.[3]

Dabei war schon die Herstellung der Bombe das Resultat zahlreicher nationenübergreifender Verflechtungen und grenzüberschreitender Austauschprozesse gewesen. Unter den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in amerikanischen Geheimlabors an der Entwicklung der neuen Waffe arbeiteten, spielten europäische Emigrantinnen und Emigranten eine maßgebliche Rolle, die ihre in der Alten Welt erworbene Expertise als biographisches Kapital mit in das neue Land brachten. Das gelang im Vergleich mit anderen akademischen Disziplinen auch deshalb besser, weil der Fachdiskurs in der Physik schon eine starke transnationale Dimension besessen hatte.[4] Um die Bombe bauen zu können, bedurfte es jedoch neben dem vielfach erst noch zu schaffenden know how auch handfester Rohstoffe, die in den USA nicht zu haben waren. Die Suche nach dem dringend benötigten Uranerz, die die amerikanische Regierung in den frühen vierziger Jahren eilig einleitete, führte zu einer Kartierung der Welt ganz eigener Art.[5] Wichtige Uranerzvorkommen fanden sich schließlich im kongolesischen Katanga, und somit in einem Gebiet, das noch bis 1960 von Belgien beherrscht wurde. Spannten sich auf diese Weise die nuklearen Produktions- und Beschaffungswege um den halben Globus, so verbanden sie gleichzeitig die amerikanische Außenpolitik im Weltkrieg und dem anschließenden „Kalten Krieg“ mit der europäischen Kolonialgeschichte.

Und auch wenn die Atombombe seit den verheerenden Angriffen auf Japan 1945 glücklicherweise nie wieder zum Einsatz gekommen ist (und dies hatte mit glücklichen Fügungen viel zu tun), so zeitigte doch ihre schiere Existenz nachhaltige Folgen, die weltweit zu spüren waren. Das galt in späteren Jahren umso mehr, als die sich potenzierende Verbindung waffentechnischer Fortentwicklungen und wachsender Rüstungsarsenale die Verwüstungen, die ein Atomkrieg anrichten würde, in kaum mehr vorstellbare Dimensionen schraubte.[6] Die Möglichkeit der nuklearen Selbstvernichtung der Menschheit, die sich seit den sechziger Jahren realistisch abzuzeichnen begann, trieb das Angstbarometer in weiten Teilen der Erde immer dann in die Höhe, wenn sich der Supermächtekonflikt akut zuspitzte.[7] Das bildete überdies den Hintergrund für eine der ersten größeren transnationalen Protestbewegungen der Nachkriegszeit. Aktivistinnen und Aktivisten brachten in den späten fünfziger und den frühen sechziger Jahren in vielen Ländern der westlichen wie auch der kommunistischen Welt öffentlichkeitswirksame Kampagnen auf den Weg, mit denen sie auf die Gefahren der nuklearen Rüstung und der vergleichsweise sorglos durchgeführten Atomwaffentests aufmerksam machten (wobei diejenigen in der Sowjetunion oder der Volksrepublik China maßgeblich von Staat und Partei initiiert waren).[8] Durch die Demonstrationen der Friedensbewegung am Anfang der achtziger Jahre, die Hunderttausende Menschen auf die Straßen trieb, sollte diese frühe Bewegung dann an Ausmaß und Intensität noch einmal um ein Vielfaches übertroffen werden.[9]

In der nationalen wie in der internationalen Politik ergaben sich aber auch stärker strukturelle Konsequenzen. Über Atomwaffen zu verfügen, avancierte zu einem nationalen Statussymbol, das in wachsendem Maße darüber zu entscheiden schien, welche Staaten als Großmächte gelten konnten und welche nicht. Das löste außenpolitische Ambitionen und Rivalitäten aus, die nicht selten eigenen Mustern folgten. Während machtpolitisch zweitrangige Akteure wie Südafrika und Israel, Pakistan und Indien erhebliche Anstrengungen unternahmen, um einsatzfähige Atomwaffensysteme herzustellen, wollte es die amerikanische ebenso wie die sowjetische Führung um jeden Preis vermeiden, dass sich der exklusive Klub der Nuklearmächte erweiterte. Daraus ergab sich die paradoxe Konstellation, dass die beiden Antagonisten des „Kalten Kriegs“ während der sechziger Jahre in den multilateralen Verhandlungen über den Atomwaffensperrvertrag, der schließlich 1968 unterzeichnet wurde, gemeinsame Sache machten.[10]

Und auch außerhalb der Politik hinterließ die Atombombe globale Spuren. In zahlreichen Ländern der Welt nahm sie die populäre Imagination immer wieder gefangen. Die vielfältigen Thematisierungen in Film, Literatur und Musik machten die Bombe zu einem symbolisch stark beladenen Gegenstand der kulturellen Repräsentation.[11] Deren Erstreckung war nicht nur deshalb global, weil die Erzeugnisse der westlichen Populärkultur von „Dr. Strangelove“ über „The Day After“ bis zu „99 Luftballons“ ein potentiell weltweites Publikum fanden. Darüber hinaus brachten viele Nationen ihre eigenen literarischen oder künstlerischen Auseinandersetzungen hervor. Nicht zuletzt war die Bombe vielerorts gedanklich oder visuell in der alltäglichen Lebensführung präsent, sei es über zivile Luftschutzprogramme, sei es über den heute bizarr anmutenden privaten Atombunkerbau.[12] Begreift man solche Rezeptions- und Aneignungsweisen als integralen Teil einer Geschichte der Atombombe, so wird schließlich auch deutlich, dass sie einen besonders langen zeitlichen Bogen eröffnet. Er erstreckt sich von der internationalen Wissenschaftskooperation der zwanziger Jahre bis in die Spätphase des Systemkonflikts und darüber hinaus bis in unsere Tage. Denkt man an den nicht grundsätzlich gelösten indisch-pakistanischen Konflikt mit seinem nuklearen Eskalationspotential und, derzeit noch dringlicher, an die spannungsreiche internationale Diplomatie um das iranische Atomprogramm, so haben Politik und Kultur der Bombe bei aller Formverwandlung ihre Relevanz bis heute nicht vollständig eingebüßt.

All dies scheint die Historie der Atombombe zu einem Gegenstand par excellence für eine Reflexion über die Erkenntnischancen und -grenzen eines globalgeschichtlichen Zugangs zum 20. Jahrhundert zu machen.

Diese Annahme lag dem Projekt einer Gruppe von Studierenden und Promovierenden zugrunde, die das Thema im Rahmen eines sich über zwei Jahre erstreckenden Kollegzyklus der Studienstiftung des deutschen Volkes untersucht und ihre Beobachtungen und Befunde in einem anschließenden längeren Arbeitsprozess vertieft und systematisiert haben. Die Beiträge dieses Themenschwerpunkts präsentieren die Ergebnisse dieser Forschungen. Im Zentrum steht ein doppelter Ansatz: Die Autorin und Autoren wollen einen Beitrag dazu leisten, den Atombombenabwurf in seinen globalen Dimensionen auszuloten, und sie diskutieren, wie sich ein solcher globalhistorischer Problemkomplex erschließen lässt. Die Beiträge befassen sich dafür mit verschiedenen thematischen Ausschnitten und nehmen unterschiedliche methodische Perspektiven ein. Thematisch schlagen sie vier Schneisen: Sie untersuchen, wie die Tagespresse in verschiedenen Regionen der Welt die Atombombenabwürfe über Japan kommentierte und welche unterschiedlichen Deutungsweisen sich dabei herausbildeten; auf welchen Wegen das Großprojekt der Atombombenproduktion technisch zustande kam und welche logistischen und organisationspraktischen Prozesse von der Rohstoffbeschaffung bis zum Wissensaustausch dafür erforderlich waren; in welchen Formen die Existenz von Atomwaffen in den internationalen Beziehungen bis in die sechziger Jahre hinein strukturbildend wirkte; und wie die Atombombe in den vierziger und fünfziger Jahren die gedanklichen Entwürfe sowohl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die an ihrer Entwicklung beteiligt waren, als auch von fernerstehenden Intellektuellen, die das Geschehen intensiv verfolgten, prägte und veränderte.

Eine histoire totale der Atombombe, so wünschenswert sie wäre, entsteht auf diese Weise nicht – sie hätte das Vorhaben arbeitspraktisch überlastet und den gegebenen Rahmen gesprengt. Nicht zur Sprache kommen die Geschichte der medizinischen Untersuchungen atomarer Verstrahlung und ihrer Folgen und deren allmähliche Internationalisierung. Es fehlt überdies die international vernetzte Geschichte der Atomtechnologien von der Bautechnik der verschiedenen Bomben zum Technologietransfer in die zivile Nutzung der Atomkraft. Die weltweiten Wellen des Protests gegen Atomwaffen bleiben unberücksichtigt, und auch die Geschichte der Erinnerung der Überlebenden an die Opfer der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki konnte von der Arbeitsgruppe nicht behandelt werden. Schließlich haben wir darauf verzichtet, die literarische, filmische und künstlerische Behandlung des Themas in international vergleichender Perspektive im Projekt zu untersuchen. Fehlen also viele der Facetten, die den Atombombenabwurf zu einem weit verzweigten globalhistorischen Thema des 20. Jahrhunderts machen, so handelt es sich bei den ausgewählten Themen doch durchweg um wichtige und aussagekräftige Episoden einer solchen Gesamtgeschichte. Überdies sind sie insofern breit gefächert, als sie wissenschafts-, intellektuellen-, politik- und wirtschaftsgeschichtliche Aspekte umfassen und die Ebene der Deutung und der Wahrnehmung ebenso in den Blick nehmen wie diejenige politischer und ökonomischer Strukturen, Entwicklungsprozesse und Funktionslogiken.

Methodisch wenden die Beiträge alle Zugänge an, die uns erfolgversprechend erschienen. Sie fragen nach Netzwerken von Personen wie auch Institutionen und folgen den Transfers von Ideen und Waren. Sie nutzen die Verfahren der Konstellationsanalyse aus dem Methodenarsenal der Internationalen Beziehungen und greifen immer wieder zurück auf Verfahren des historischen Vergleichs (von Zeitungsmeldungen, politischen und intellektuellen Stellungnahmen in verschiedenen Ländern). Zusammengehalten werden die Analysen von drei gemeinsamen Grundfragen. Für jeden der Themenbereiche untersuchen die Autorin und Autoren, wenn auch in unterschiedlichen Mischungsgraden, welche Prozesse der Verflechtung, aber auch der Entflechtung die Atombombe in Gang setzte; welche Vorstellungen von Globalität im Umgang mit ihr fassbar werden; und welche chronologischen Muster die globale Geschichte der Atombombe ausformte, das heißt, in welchen kennzeichnenden Phasen oder Schüben sie verlief und welche Zäsuren sich erkennen lassen. Die Autorin und Autoren haben für ihre Studien zahlreiche Stränge einer stark verstreuten Forschungsliteratur ausgewertet und synthetisiert. Darüber hinaus haben sie ein vielgestaltiges Quellenmaterial herangezogen. Neben veröffentlichter Literatur wie Tageszeitungen, Manifesten der Friedensbewegungen, politischen Reden, Regierungsdeklarationen, UN-Resolutionen und akademischen Fachdebatten der Politikwissenschaft stützen sich die Beiträge auf graue Literatur, vor allem Petitionen, Denkschriften von Intellektuellen sowie persönliche Erinnerungen an das Manhattan Project und Geheimdienstoperationen vor und nach 1945.[13] Wichtige Einblicke in die Feinheiten der sich stets wandelnden Wahrnehmung der Atombombe erlaubte ferner (un)veröffentlichtes Archivmaterial, darunter Brief- und Telegramm-Korrespondenz zwischen Staats- und Regierungschefs bzw. unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Intellektuellen.[14]

Die historische Forschung hat sich bislang mit ganz verschiedenen Aspekten der Geschichte der Atombombe befasst und ein entsprechend umfangreiches Schrifttum hervorgebracht. Mit dem sogenannten Smyth Report wurde bereits 1945 die erste zeitgeschichtliche Darstellung des Manhattan Project veröffentlicht.[15] Seitdem ist vor allem in den USA eine Vielzahl militär- und technikhistorischer Überblicksdarstellungen zur Geschichte des Manhattan Project und anderer Atombombenprojekte erschienen.[16] Den an diesen Unternehmungen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist immer wieder Aufmerksamkeit gewidmet worden – unter anderem hat die US-National Academy of Sciences zahlreiche biographische Porträts veröffentlicht.[17] Deutlich seltener hat sich die Forschung dagegen mit den transnationalen Netzwerken und Verbindungen zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie auch – zum Teil in Personalunion – von Spioninnen und Spionen beschäftigt.[18] Zur breiteren intellektuellen Rezeption des Atombombenabwurfs wiederum liegt eine Reihe von Studien vor.[19]

Die Rolle, die Atomwaffen und Nukleartechnik in der Politik der zweiten Jahrhunderthälfte spielten, ist von verschiedenen Seiten aus in den Blick genommen worden. Politikwissenschaftliche Studien sind der zentralen Frage nachgegangen, warum sich Regierungen für oder gegen den Erwerb der Atombombe entschieden.[20] Diplomatiehistorische Studien haben sich stärker darauf verlegt, herauszuarbeiten, wie Diplomatie mit der bzw. gegen die Atombombe betrieben wurde.[21] In der historischen Beschäftigung mit dem „Kalten Krieg“ haben Nuklearwaffen von Anfang an einen großen Stellenwert eingenommen und diesen bis heute beibehalten, ob es um die politische und militärische Blockbildung, Technologietransfers oder den Rüstungswettlauf geht.[22] Und auch die jüngere Forschung zur militärischen Ideengeschichte des Systemwettbewerbs und den Friedensbewegungen in Ost und West hat sich intensiv mit der Geschichte der Atombombe auseinandergesetzt.[23] Zu Pugwash als Beispiel für eine Verflechtung der Geschichte von Ideen, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisation wurde insbesondere aus der Organisation selbst heraus wichtige historisierende Arbeit geleistet.[24] Die Erforschung von Geheimdiensten und Spionage schließlich befindet sich aktuell sowohl in der Geschichts- wie auch der Politikwissenschaft in einem bemerkenswerten Aufschwung.[25] Ist auf diese Weise ein buntes und vielschichtiges Bild entstanden, so vermag ein globalgeschichtlicher Zugriff, der thematische und nationale Grenzen zu überschreiten versucht, doch eine Forschungslücke zu füllen. Denn synthetisierende Darstellungen mit geographischem und zeitlichem Weitblick sind bislang selten geblieben.[26]  

Am Ende dieses Projekts steht die Erkenntnis, dass „Globalgeschichte“ als klar definierte und von den anderen Teilfächern abgegrenzte Teildisziplin für die Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts eher ungeeignet erscheint. Das mag überraschen und wissenschaftspolitisch eher irritieren. Es geht um eine Perspektive. Denn faktisch zwingt das Zusammenrücken der Welt im 20. Jahrhundert Historikerinnen und Historiker dazu, für jedes spezifische Problem, das sie untersuchen, nach Zusammenhängen Ausschau zu halten, die nationale oder regionale Grenzen überschreiten, sich vielleicht sogar weltweit erstrecken, wollen sie nicht am Ende ihrer Untersuchungen unterkomplexe Ergebnisse produzieren. Natürlich bedeutet dies nicht, dass die Suche nach solchen Zusammenhängen negativ sein kann. Zusammenhang meint an dieser Stelle nicht einfach die grenzüberschreitende, schließlich weltweite Verbreitung von Phänomenen, sondern grenzüberschreitende Wechselwirkungen zwischen ihnen oder Wirkungsverflechtungen bei ihrer Entstehung und Entwicklung. Die Beiträge bieten viele Beispiele dafür, wo und wann globale Netzwerke gekappt, die Ereignisse nur sehr begrenzte, etwa nationale Wirkungen entfalteten. Solche Gemengelagen zwingen den Zeithistoriker oder die Zeithistorikerin zu flexiblen Raum- und Zeitbezügen für die eigenen Untersuchungen.

Liest man die Beiträge, so drängt sich der Eindruck auf, dass die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki lokale Ereignisse waren, deren Entstehungsgeschichte wie Folgen bis heute eine globale Dimension hatten und ihrerseits als Faktoren zur weiteren Verdichtung weltgeschichtlicher Zusammenhänge im 20. Jahrhundert gewirkt haben. Die Beiträge zeigen zugleich auch, dass die Kategorie „global- oder weltgeschichtliches Ereignis“ keineswegs eindeutig zu definieren ist, ihr flexible Zeit- und Raumbezüge eigen sind. Ob die Atombombe und das Geschehen in Nagasaki und Hiroshima als „Meilenstein“ auf dem Weg zu einer „globalisierten“ Welt aufzufassen ist, bleibt wohl eher Gegenstand geschichtsphilosophischer Reflexion denn Streitpunkt unter Zeithistorikern.

 

 

[1] Vgl. The Commission to Study the Bases of a Just and Durable Peace: Six Pillars of Peace. A Study Guide, New York 1943; David Steigerwald: Wilsonian Idealism in America, Ithaca/London 1994, S. 39-104.
[2] Vgl. Wendell Willkie: One World, New York 1943.
[3] Vgl. Dexter Masters/Katharine Way (Hg.): One World or None, New York 1946.
[4] Vgl. Mitchell G. Ash;Alfons Söllner (Hg.): Forced Migration and Scientific Change. Emigré German-Speaking Scientists and Scholars After 1933, Cambridge 1996.
[5] Vgl. Roger F. Robison: Mining and Selling Radium and Uranium, Heidelberg 2015.
[6] Vgl. David Holloway: Nuclear Weapons and the Escalation of the Cold War, in: Melvin P. Leffler/Odd Arne Westad (Hg.): The Cambridge History of the Cold War, Cambridge 2010, Bd. 1, S. 376-397.
[7] Vgl. Jeremi Suri, Logiken der atomaren Abschreckung oder Politik mit der Bombe, in: Bernd Greiner (Hg.): Krisen im Kalten Krieg, Hamburg 2008, S. 24-47.
[8] Vgl. Lawrence S. Wittner: The Struggle Against the Bomb, 3 Bde., Stanford 1993-2003; Benjamin Ziemann (Hg.): Peace Movements in Western Europe, Japan and the USA during the Cold War, Essen 2008.
[9] Vgl. Philipp Gassert u.a. (Hg.): Zweiter Kalter Krieg und Friedensbewegung. Der NATO-Doppelbeschluss in deutsch-deutscher und internationaler Perspektive, München 2011.
[10] Hal Brands: Non-Proliferation and the Dynamics of the Middle Cold War. The Superpowers, the MLF, and the NPT, in: Cold War History 7 (2007), S. 389-423; Francis J. Gavin: Nuclear Statecraft. History and Strategy in America’s Atomic Age, Ithaca 2012.
[11] Vgl. Paul Boyer: By the Bomb’s Early Light. American Thought and Culture at the Dawn of the Atomic Age, Chapel Hill 1994; Ilona Stölken-Fitschen: Atombombe und Geistesgeschichte. Eine Studie der fünfziger Jahre aus deutscher Sicht, München 1995; Philipp Baur: Nukleare Untergangsszenarien in Kunst und Kultur, in: Christoph Becker-Schaum u.a. (Hg.): „Entrüstet Euch!“ Nuklearkrise, NATO-Doppelbeschluss und Friedensbewegung, Paderborn 2012, S. 325-338.
[12] Vgl. Frank Biess: „Jeder hat eine Chance“. Die Zivilschutzkampagnen der 1960er Jahre und die Angstgeschichte der Bundesrepublik, in: Bernd Greiner (Hg.): Angst im Kalten Krieg, Hamburg 2009, S. 61-94.
[13]  Viel Material wurde inzwischen digitalisiert, siehe Atom Archive; zahlreiche Zeitzeugeninterviews bietet Voices of the Manhattan Project.
[14] Als besonders ertragreicher Quellenfundus sei hier auf das History and Public Policy Program Digital Archive des Wilson Centers verwiesen.
[15] Henry D. Smyth: Atomic Energy for Military Purposes, Princeton 1945.
[16] Vgl. Lillian Hoddeson u. a.: Critical Assembly. A Technical History of Los Alamos during the Oppenheimer Years, 1943 - 1945, Cambridge 1993; Bruce C. Reed, B: The History and Science of the Manhattan Project, Heidelberg 2014.
[17] Vgl. National Academy of Sciences: Biographical Memoirs of the National Academy of Science. Personal and Scholarly Views of America’s most Distinguished Scientists. Ferner: Gregg Herken: Brotherhood of the Bomb. The Tangled Lives and Loyalties of Robert Oppenheimer, Ernest Lawrence, and Edward Teller, New York 2013.
[18] Erste, thematisch und zeitlich jedoch eng begrenzte Beiträge sind: Oertzen, Christine von: Strategie Verständigung. Zur transnationalen Vernetzung von Akademikerinnen 1917–1955, Göttingen 2012; Siegmund-Schultze: Mathematicians Fleeing from Nazi Germany, Princeton 2009.
[19] Vgl. Richard J. B. Bosworth: Explaining Auschwitz and Hiroshima. History Writing and the Second World War 1945-1990, London/New York 1993; Michael Burgan: Hiroshima. Birth of the Nuclear Age, New York 2010.
[20] Vgl. Scott D. Sagan,: Why Do States Build Nuclear Weapons?. Three Models in Search of a Bomb, in: International Security 21 (3), 1996, S. 54–86.
[21] Vgl. John L. Gaddis, u.a. (Hg.): Cold War Statesmen Confront the Bomb. Nuclear Diplomacy Since 1945, Oxford Scholarship Online 2004.
[22] Vgl. Campbell Craig/ Sergey Radchenko: The Atomic Bomb and the Origins of the Cold War, New Haven 2008; Shen Zhihua/Xia Yafeng: Between Aid and Restriction. The Soviet Union’s Changing Policies on China’s Nuclear Weapons Program, 1954-1960, in: Asian Perspective 36 (2012), S. 95–122.
[23] Vgl. Patrick Bernhard/Holger Nehring (Hg.): Den Kalten Krieg denken. Beiträge zur sozialen Ideengeschichte, Essen 2014; Steven Casey (Hg.): The Cold War. Critical Concepts in Military, Strategic and Security Studies, Bd. 2, London/New York 2013; Benjamin Ziemann: Peace Movements in Western Europe, Japan and the USA during the Cold War, Essen 2008; Holger Nehring: Politics of Security. British and West German Protest Movements and the Early Cold War, 1945-1970, Oxford 2013.
[24] Vgl. Reiner Braun (Hg.): Joseph Rotblat. Visionary for Peace. Weinheim 2007. Robert A. Hinde/Joseph Rotblat: War No More. Eliminating Conflict in the Nuclear Age, London 2003. Auch die Arbeit der “Haushistorikerin” ist zu nennen: Sandra I. Butcher: The Origins of the Russell-Einstein Manifesto, in: Pugwash History Series 1 (May 2005), S. 1–40.
[25] Vgl. Loch K. Johnson (Hg.): The Oxford Handbook of National Security Intelligence, Oxford 2010; Gordon Corera: Shopping for Bombs. Nuclear Proliferation, Global Insecurity, and the Rise and Fall of the A. Q. Khan Network, Oxford 2009; Erin Carlston: Double Agents. Espionage, Literature, and Liminal Citizens, New York 2013.
[26] Als erhellende und für die hier vorgelegten Aufsätze hilfreiche Arbeiten vgl. vor allem Andrew J. Rotter: Hiroshima. The World’s Bomb, Oxford/New York 2008; John L Gaddis u.a. (Hg.): Cold War Statesmen Confront the Bomb. Nuclear Diplomacy Since 1945, Oxford Scholarship Online 2004; Richard D. Burns und Joseph M. Siracusa: A Global History of the Nuclear Arms Race, Santa Barbara, CA, 2013.