von Sebastian Brünger

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1. Dezember 2012

I. Die Degussa und ihre NS-Vergangenheit[1]

Am 28. April 2004 herrschte in der Vorstandssitzung der Degussa in Frankfurt am Main eine unaufgeregte Atmosphäre, obwohl ein unangenehmes Kapitel der Firmengeschichte auf der Tagesordnung stand. Der US-amerikanische Historiker Peter Hayes war zusammen mit der Archivleiterin der Degussa Andrea Hohmeyer eingeladen, seine Studie zur NS-Vergangenheit des Unternehmens der Konzernführung zu präsentieren, die sie vor sechs Jahren bei ihm in Auftrag gegeben hatte. Die Vorstandsrunde sah an jenem Vormittag das fast 500 Seiten starke Buch zum ersten Mal, in dem Hayes das Verhalten der Degussa „von der Zusammenarbeit zur Mittäterschaft“ im „Dritten Reich“ in aller Ausführlichkeit schilderte, und so entwickelte sich am großen runden Tisch eine interessierte Diskussion, die zwar von Betroffenheit, jedoch nicht von größerer Nervosität geprägt war. Man war gespannt auf die Reaktionen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie bei der Presse, gleichzeitig aber auch zuversichtlich, bei den in den kommenden Tagen folgenden unternehmensinternen und öffentlichen Präsentationen der Studie selbstbewusst und glaubwürdig auftreten zu können, mit dem vergebenen Forschungsauftrag den „richtigen Schritt“ gemacht zu haben.[2]

Doch nicht immer war die Degussa so offen mit ihrer eigenen Firmengeschichte der Jahre 1933 bis 1945 umgegangen. Wie kam es dazu? These dieses Beitrags ist, dass der Paradigmenwechsel der Degussa im Umgang mit der eigenen NS-Vergangenheit jenseits der juristischen Auseinandersetzung auch stellvertretend für den erinnerungskulturellen Konflikt[3] der späten 1990er Jahre zwischen „privater“ Erinnerung und öffentlicher Gedenkkultur interpretiert werden kann und dass den wissenschaftlichen Forschungsaufträgen dabei eine Schlüsselrolle zukam.

Die Firmengeschichte der Degussa (Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt) in der NS-Zeit ist recht umfangreich; ein Großteil ihrer Chemieprodukte war rüstungsrelevant und kriegswichtig. Die Degussa hatte in zahlreichen Produktionsstätten Zwangsarbeiter beschäftigt, insgesamt zehn jüdische Betriebe im Zuge der „Arisierungen“ übernommen und einen Großteil des Goldes, das Juden geraubt wurde, eingeschmolzen. Nicht zuletzt lieferte eine Beteiligungsfirma der Degussa, die Degesch (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung), jenes Zyklon B, mit dem in Auschwitz ungefähr eine Million Menschen ermordet wurden.[4] Doch diese Seiten der eigenen Firmengeschichte wurden in der Nachkriegszeit weder von der Degussa beschrieben, noch wurde solches von einer westdeutschen Öffentlichkeit eingefordert. Diese Seiten passten nicht in die westdeutsche Erfolgsgeschichte von Wiederaufbau und Wiedererstarkung, zu deren konstituierenden marktwirtschaftlichen Kräften insbesondere die Privatunternehmen zählten.

 

Eine Banderole der von der Degesch hergestellten Dosen, in denen mit Zyklon B (Blausäure) getränktes Trägermaterial in die Konzentrations- und Vernichtungslager geliefert wurde. Die mittlerweile in andere Eigentümerschaft übergegangene Degesch verteibt auch heute noch unter ihrem Markennamen und mit unverändertem Firmenlogo als Zyklon beworbene Begasungspräperate.

Bild: NARA/USHMM, Photograph #03563

 

Ein kursorischer Blick in die Firmenchroniken, die in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren von Degussa-Mitarbeitern verfasst wurden, offenbart: Meist wenige, sich ähnelnde Sätze streifen die Zeit des Nationalsozialismus und spiegeln damit die Entlastungs- und Relativierungsnarrative ihrer jeweiligen erinnerungskulturellen Zeit. In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde die Position der Degussa im NS-Herrschaftsgefüge entkonkretisiert, das eigene Verhalten entpolitisiert und die eigene Opferrolle betont – man sah sich als Opfer erst von Hitlers Willkür, später von alliierten Bomben.[5] Die ideologischen Konfliktlinien des „Kalten Krieges“ präformierten die Auseinandersetzung und Schlagworte wie „Zwangs-“ oder „Lenkungswirtschaft“  zeugen ab den 1960er Jahren von den „Primat“-Debatten, in denen sich Unternehmen gegenüber Vorwürfen insbesondere von Historikern aus der DDR verteidigten, als Vertreter des staatsmonopolistischen Kapitalismus primär für die NS-Diktatur und deren Verbrechen verantwortlich gewesen zu sein. Wissenschaftlich flankiert durch die intentionalistische Perspektive der westdeutschen Historikerzunft, sah man sich vielmehr legitimiert, als Privatunternehmen ohne Handlungsspielräume einer nahezu allmächtigen Herrschaft des „Führers“ unterworfen gewesen zu sein.[6]

Auch die personellen Kontinuitäten in die Nachkriegszeit wurden wie in vielen anderen Unternehmen fast bruchlos gezogen und affirmativ hervorgehoben.[7] Auch wenn Hermann Schlosser mit (später) NSDAP-Mitgliedschaft und wichtigen Positionen in der „Selbstverwaltung der Wirtschaft“ in den Kriegsjahren die prägende Vorstandspersönlichkeit der Degussa war, wurde er 1947 im Spruchkammerverfahren als minderbelastet eingestuft und konnte 1950 wieder den Vorstandsvorsitz übernehmen.[8] Zu seinem 50. Firmenjubiläum 1965 wurde dementsprechend von verschiedenen Gratulanten die „erstaunliche Übereinstimmung zwischen Lebensweg und Firmenschicksal“ beschworen, Schlossser habe „mit Humanismus (...) in der geistigen Tradition der Goethe-Stadt (…) durch die Fährnisse der Zeit“ gesteuert – stets im Wissen, dass „große wirtschaftliche Erfolge und Leistungen nur bei unbedingter Wahrhaftigkeit erzielt werden können“.[9]

Während in anderen gesellschaftlichen Bereichen schon in weit höherem Maße vergangenheitspolitische Debatten vollzogen wurden (ob unter Studierenden oder in der Justiz)[10] und auch einzelne Unternehmen wie beispielsweise die Deutsche Bank und ihr Vorsitzender Hermann Josef Abs ihren vergangenheitspolitischen Status verteidigen mussten, hielten die Verantwortlichen der Degussa, von keiner Diskussion ergriffen, noch bis Ende der 1970er Jahre an ihrem ungebrochenen Selbstbild fest, als anständige Kaufleute und unpolitische Ingenieure die „dunkle Narretei“ der NS-Zeit überdauert zu haben.[11] Erst in den 1980er Jahren wurde auch in den Unternehmenschroniken der Degussa der NS-Zeit mehr Raum eingeräumt, und erste Erwähnungen beispielsweise von „Fremdarbeitern“ deuteten das Einsetzen eines Prozesses an, der zu einer veränderten Haltung zur Vergangenheit des Unternehmens führte. Sein entscheidender Paradigmenwechsel sollte aber erst im Schlüsseljahr 1997 vollzogen werden. 

 

Hermann Josef Abs (1901–1994) war als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank von 1938 bis 1945 für das Auslandsgeschäft zuständig und in dieser Funktion wahrscheinlich darüber informiert, dass das Gold, mit dem er handelte, geraubt und von der Degussa umgeschmolzen war. Seiner Nachkriegskarriere tat dies keinen Abbruch.
Bild: Deutsche Bank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

 

 

II. Öffentlichkeit und Erinnerungskulturen der 1980er und 1990er Jahre

In den 1980er Jahren hatte sich eine breite, hochgradig politisierte Debatte über den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit entsponnen, die insbesondere um die institutionalisierten, offiziellen Formen der Erinnerung geführt wurde. Gegen die von Bundeskanzler Helmut Kohl verfolgte „Vergangenheitsbewältigungspolitik“[12] setzte sich letztlich der Erinnerungsimperativ des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker durch, der noch über den Historikerstreit von 1986/87 und die Wiedervereinigung hinaus konstitutiv unter der Sigle „Auschwitz“ als identifikatorischer Bezugspunkt die öffentliche bundesdeutsche Erinnerungskultur prägen sollte. In Abgrenzung vom früheren Bewältigungsdiskurs lässt sich dieser Aufarbeitungsdiskurs als Erinnerung und Bewahrung der NS-Geschichte und des Holocaust begreifen, der zur Selbstvergewisserung sowohl positive als auch negative Facetten umfasst und hieraus Integrität und Glaubwürdigkeit schöpft.

Für die Untersuchung des unternehmerischen Umgangs mit der NS-Vergangenheit sind im Besonderen jene drei erinnerungskulturellen Debatten der 1990er Jahre von Bedeutung, die durch die Asymmetrien zwischen persönlicher Erinnerung und offizieller Gedenkkultur geprägt waren und die Geschichte zum öffentlichen Ereignis machten. War der Holocaust zwar seit den 1980er Jahren zentraler Bestandteil der offiziellen Gedenkpraxis geworden, so brach 1995 mit der Wehrmachtsausstellung der Völkermord in die privaten Familiengeschichten ein, die die „ganz normalen Männer“ (Christopher Browning) des Vernichtungswahnsinns in den Reihen der eigenen Familienfotografien identifizierte.[13] Fast gleichzeitig zur Wehrmachtsausstellung erschien im Sommer 1996 in Deutschland Daniel Goldhagens Buch Hitlers willige Vollstrecker, das ungeachtet der harschen Fachkritik breiten Absatz fand und gerade auf eine jüngere Generation im Selbstbewusstsein der eigenen Unschuld einen kathartischen Effekt hatte.[14]

Goldhagens Buch verdeutlichte einer breiten Öffentlichkeit, dass die Täter aus der Mitte der Gesellschaft gekommen und weder sozial randständige noch pathologische Sonderexistenzen gewesen waren. Das Buch führte damit ähnlich wie die Wehrmachtsausstellung – nur unter umgekehrten Vorzeichen – zu einem kontroversen Abgleich der disparaten Erinnerung zwischen öffentlich vermitteltem Geschichtsbild und privater Familienerzählung.[15] Eine dritte Auseinandersetzung – die Diskussion um ein zentrales Denkmal für die während des Nationalsozialismus ermordeten Juden – hatte sich über fast zwanzig Jahre hingezogen, kulminierte jedoch ebenfalls Ende der 1990er Jahre in der sogenannten Walser-Bubis-Debatte.[16] In einer anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 1998 in der Frankfurter Paulskirche gehaltenen Rede verteidigte der Schriftsteller Martin Walser angesichts des Holocaust-Mahnmals seine „private“ Erinnerung gegen eine kollektive verobjektivierte, moralisch gesicherte Vergegenwärtigung mit „besserem Wissen“ und verwahrte sich mit seiner persönlichen Erfahrung gegen eine moralische Beurteilung ex tunc.[17] Damit spitzte die Walser-Bubis-Debatte am Ende der 1990er Jahre die Erinnerungsdiskrepanz zwischen privatem, kommunikativem Gedächtnis und öffentlichem, institutionalisiertem Gedächtnis zu.

 

 
Der 1927 geborene Schriftsteller Martin Walser während einer Buchvorstellung in Aachen im April 2008, zehn Jahre nach der Walser-Bubis-Debatte.

 

Aber eben nicht nur individuelle Biografien sahen sich mit ihrer NS-Vergangenheit aufs Neue konfrontiert, auch „korporative Biografien“, die Konzerngeschichten und Firmenchroniken mit ihren bis dahin kohärenten Unternehmensnarrativen, mussten sich seit den 1980er Jahren kritische Nachfragen zu ihrer Rolle in der NS-Zeit gefallen lassen. Der Präzedenzfall war das sogenannte Auto-Jubiläum von Daimler-Benz im Jahr 1986. Daimler-Benz hatte eine Festschrift und aufgrund des innerbetrieblichen Gewerkschaftsdrucks eine separate Studie zur NS-Zeit in Auftrag gegeben, die zu einem marketingtechnischen Bumerang werden sollte. Die Studie war für Daimler-Benz von der industrienahen Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (GUG) erarbeitet worden, ein Jahr später erschien eine von der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts durchgeführte und finanzierte weitere Studie, die eine breite öffentliche Diskussion provozierte.[18] Obgleich die beiden Studien noch den alten Mustern der „Primat“-Debatte folgten, deutete sich bereits ein genereller Stimmungsumschwung an, der ein verändertes öffentliches Bewusstsein für Zwangsarbeit und die Wiedergutmachung für die „vergessenen Opfer“ widerspiegelte.[19] Die „Neuen Sozialen Bewegungen“ skandalisierten das Thema Zwangsarbeit derart, dass sich Unternehmen dem öffentlichen Druck nicht entziehen konnten. Erst diese Gegenöffentlichkeit nötigte Unternehmen wie Daimler-Benz oder ein Jahr später Volkswagen dazu, sich mit der Zwangsarbeiterfrage ernsthaft auseinanderzusetzen, die Firmenarchive zu öffnen und unbefangene Studien in Auftrag zu geben.[20]

Das Ende des Ost-West-Konflikts bedeutete zudem eine „potentielle Informationslawine“,[21] durch die der Prozess der politischen, juristischen und wissenschaftlichen Vergangenheitsbearbeitung an Fahrt aufnahm: in Osteuropa wurden nun die Archive geöffnet und deren bislang unveröffentlichte Dokumente beförderten den Forschungsboom der Unternehmensgeschichte. Gleichzeitig meldeten sich Vertreter jener ehemaligen Zwangsarbeiter zu Wort, die hinter dem Eisernen Vorhang keine Entschädigungsleistungen erfahren hatten und ihre Ansprüche nun anhand der neu erschlossenen Archivbestände zu belegen versuchten. Darüber hinaus beschleunigten die wegfallenden ideologischen Grenzen die globale wirtschaftliche Dynamik, in deren Folge bei Fusionen von deutschen und US-amerikanischen Unternehmen auch vergangenheitspolitische Kriterien eine gewichtige Rolle zu spielen begannen.[22] Vor diesem Hintergrund ist insbesondere die von der Deutschen Bank eingesetzte Forschungskommission zu sehen, deren umfangreiche, 1995 erschienene Studie Die Deutsche Bank 18701995 fortan für viele Unternehmen und Medien zur neuen diskursiven Messlatte der Vergangenheitsbearbeitung wurde.[23] Aber auch die Studie zur Deutschen Bank hatte ein Thema nicht berücksichtigt, das schon kurze Zeit später zum neuen Brennpunkt der erinnerungskulturellen Debatte werden und die Zwangsarbeiter-Diskussion kurzfristig überlagern sollte: das sogenannte „Nazi-Gold“.         

 

III. Die Raubgold-Debatte 1996

Obgleich bereits in den 1980er Jahren Studien über den Goldhandel des „Dritten Reiches“ erschienen, die die Funktion der Schweiz als Devisenbeschafferin dargestellt hatten, waren es insbesondere Schweizer Journalisten, die Mitte der 1990er Jahre begannen, das gepflegte Selbstbild der „neutralen Schweiz“ der Jahre 1933 bis 1945 kritisch zu befragen. Als 1995 zudem die „Safehaven“-Dokumente aus US-Archiven freigegeben wurden, die zahlreiche Hinweise darauf enthielten, wie das aus besetzten Ländern oder jüdischem Privatbesitz geraubte NS-Gold an Schweizer Banken gegangen war, um für den Rohstoffimport notwendige Devisen zu erwerben, kam es zu einer breiten internationalen Berichterstattung.[24] Insbesondere die Vermischung von privatem und staatlichem Gold und der Umstand, dass sich die Schweiz 1947 mit der vergleichsweise niedrigen Zahlung von 60 Millionen US-Dollar gegenüber den Alliierten vermeintlich freigekauft hatte, führte zu einer hoch emotionalen Debatte mit vielen Wissenslücken.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte der World Jewish Congress (WJC) im September 1995, als er den Schweizer Bankenverband mit den besagten US-Berichten aus Kriegstagen konfrontierte. Zunächst kam es zu keiner Einigung über Entschädigungszahlungen und es wurde Stillschweigen vereinbart. Als jedoch die Schweizer Banken im Februar 1996 ihre eigene Sicht der Dinge veröffentlichten, verschärfte sich die Auseinandersetzung und der damalige Vorsitzende des WJC, Edgar Bronfman, gewann den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton für seine Sache. Dessen Staatssekretär Stuart Eizenstat wurde beauftragt, die US-Archive zu überprüfen und unter der Federführung des New Yorker Senators Al D’Amato kam es ab April 1996 zu mehreren kontroversen Anhörungen des Banken-Komitees des US-Senats.

 

 
Edgar M. Bronfman, Jahrgang 1929, war von 1979 bis 2007 Präsident des WJC und eine entscheidende Stimme in der Raubgold-Debatte 1996 (Foto von 1989).
Bild: Thaidigsmann, Wikimedia Commons

 

Die Schweizer Banken reagierten mit der Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung der ehemaligen jüdischen Konten, aber spätestens als das Außenministerium Großbritanniens im September 1996 eine falsche Zahl über das vom Deutschen Reich ins Ausland verschobene Gold in Umlauf brachte (500 Millionen US-Dollar statt korrekten 500 Millionen Schweizer Franken), erreichten die publizistischen Wellen neue Höhen und die erste Sammelklage von 12.000 Holocaust-Überlebenden formierte sich in New York. Während die Schweizer Medien sich beeilten, die falsche Zahl zu korrigieren und die deutsche Presse die Debatte mit kritischer Distanz bis hin zur Schadenfreude begleitete, ging in der Aufregung über die spektakulären Summen in der deutschen Öffentlichkeit ein kleines Detail vorerst unter. Das Memorandum des britischen Außenministeriums hatte in einem Nebensatz zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem NS-Goldraub eine deutsche Firma erwähnt – die Degussa.[25]

 

IV. Das Degussa-Schlüsseljahr 1997 im (Presse-)Spiegel der Öffentlichkeit

Die „kritische Masse an Zeitumständen“, die der Historiker Gerald Feldman für die generelle Öffnung von Unternehmen in den 1990er Jahren verantwortlich gemacht hat, lässt sich für die Degussa im Jahr 1997 sehr konkret identifizieren. Die Degussa war zum Zeitpunkt der britischen Veröffentlichung im September 1996 bereits hoch sensibilisiert und verfolgte die Debatte um das Schweizer Raubgold in intensiver Weise. Bereits im Sommer 1996 hatte das Konzernarchiv der Degussa begonnen, die einschlägigen Zeitungsartikel der deutschen und internationalen Presse zu sammeln. Die Auswahl der Artikel und die handschriftlichen Bemerkungen erlauben einen Rückschluss auf die Perspektive der Degussa und den öffentlichen Diskurs zu jener Zeit.

Bezeichnenderweise stimmte der erste Artikel der Sammlung – die Bild titelte „Nazi-Gold: Was ist dran an den neuen Spuren?“[26] – den Ton eines „Goldrausches“ an, der den Verantwortlichen der Degussa schon frühzeitig signalisiert haben muss, dass zum einen das Thema Gold viel Platz für öffentlichkeitswirksame Phantasie bot, und dass zum anderen auch das eigene Unternehmen in den Fokus dieser Vergangenheitsdebatte rücken könnte. Ein erster Warnschuss kam dabei nicht von der deutschen Presse. Der israelische Vertriebspartner der Degussa schickte im September 1996 ein Fax mit einem Artikel der Jerusalem Post nach Frankfurt am Main, der den Bericht des britischen Außenministeriums detailliert wiedergab und auch die Rolle der Degussa beim Schmelzen des geraubten Goldes beschrieb.[27] Der handschriftliche Kommentar auf dem Fax-Eingang „Degussa erstmals im Zusammenhang mit Nazi-Gold genannt“ alarmierte die Kommunikationsabteilung, die Rechtsabteilung und das Konzernarchiv. Die langjährige Archivleiterin des Konzernarchivs intensivierte daraufhin die Sichtung und Systematisierung der eigenen Archivbestände zur NS-Zeit, die bereits in Reaktion auf die Studie zur Deutschen Bank 1995 begonnen worden war.

Die ersten Gewitterwolken zogen jedoch erst Ende des Jahres 1996 auf, und es war letztlich die Initiative eines Einzelnen, die die Degussa ins Kreuzfeuer der Öffentlichkeit trieb. Der Publizist Hersch Fischler hatte auf eigene Faust im Staatsarchiv Łódź über den von der SS im Ghetto organisierten Goldraub recherchiert und war im Bundesarchiv Potsdam auf Hinweise gestoßen, dass die Berliner Degussa-Filiale in Kontakt zur Ghettoverwaltung gestanden hatte. Nachdem sich seine Zusammenarbeit mit dem Konzernarchiv der Degussa als schwierig erwiesen hatte, fand er in Akten im Bundesarchiv Koblenz den Hinweis, dass praktisch das komplette, an die Reichsbank gelieferte Raubgold von der Degussa umgeschmolzen worden war. Fischler und seine Recherchen können als Symptome jener Zeit bewertet werden: Zwar hatte es auch schon in den 1980er Jahren (lokale) NS-Forschungen jenseits der akademischen Strukturen gegeben, aber erst jetzt fanden diese Stimmen in und durch die Medien breites Gehör. Fischlers Funde wurden in mehreren deutschen Zeitungen abgedruckt. Als im Januar 1997 weitere Details aus britischen Archiven ans Licht kamen, sah sich die Degussa dazu genötigt, Stellung zu beziehen und das Einschmelzen von Gold (insbesondere von Schmuck, der während der Novemberpogrome von 1938 Juden geraubt wurde) zu bestätigen.[28]  

 

 
Goldbarren mit dem Sonne- und Mond-Emblem der Degussa: in der NS-Zeit schmolz die Degussa Raubgold ein und goss daraus neue Barren.

 

Die darauf folgenden Zeitungsartikel gingen nun in Kopie nicht nur an die betroffenen Konzernabteilungen, sondern auch an den Generalbevollmächtigten der Degussa, Michael Jansen, der im weiteren Verlauf die prägende Persönlichkeit für den Umgang der Degussa mit ihrer NS-Vergangenheit werden sollte. Jansen war 1990 als ausgebildeter Jurist aus dem Auswärtigen Amt zur Degussa gewechselt und hatte in einer seiner ersten Geschäftsreisen für die Degussa, die er bewusst während des Golfkrieges nach Israel unternommen hatte, erstes Gespür für die Geschichte seines neuen Arbeitgebers entwickelt. Als er in Gesprächen auch auf Holocaust-Überlebende getroffen war, kam die Rolle der Degussa im Nationalsozialismus zur Sprache. Jansen und insbesondere die Archivleiterin der Degussa begannen in Reaktion auf diese Reise unternehmensintern die NS-Zeit selbstkritischer ins Auge zu fassen.

Die Publikation zum 120. Firmenjubiläum 1993 kann vor diesem Hintergrund gelesen werden, da sie zum ersten Mal auch Abschnitte zum Zyklon B-Vertrieb beinhaltete und durch Stil und Ton auch etwas Stolz darüber ausdrückte, dass man sich nun kritisch seiner Vergangenheit stelle.[29] Der Umstand, dass die Chronik in ihrer Gesamtheit aber dem ungebrochenen Selbstbild der Degussa treu blieb und den öffentlichen Erwartungen offensichtlich nicht gerecht wurde, spiegelte sich in diversen Presseartikeln und veranlasste im Frühjahr 1997 Jansen und das Konzernarchiv wieder zu einer intensiveren Zusammenarbeit. Die Archivleiterin wurde beauftragt einen Bericht zu verfassen, der dem Vorstand einen Überblick über die Degussa während der NS-Zeit vermitteln sollte. Im Schlusswort schlug das siebenseitige Papier den Vorständen vor, eine „wissenschaftliche Aufarbeitung zu initiieren“, die den NS-Edelmetallhandel untersuchen solle, in die auch die Rolle der Degussa „angemessen eingebettet“ wäre.[30] Vor diesem Hintergrund zeugen die im Degussa-Pressespiegel gesammelten Artikel zur Allianz, die zu jener Zeit als einer der ersten deutschen Konzerne Ziel einer Sammelklage von Holocaust-Überlebenden in den USA wurde, vom Bewusstsein der Degussa, in Zukunft ebenfalls mit juristischen Forderungen konfrontiert zu werden. 

Aber auch Hersch Fischler war im Frühjahr 1997 nicht untätig geblieben. Unter anderem war er mit einem Fernsehteam des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg im Mai nach Łódź gefahren, wo er weitere Dokumente fand, die belegten, dass die Degussa nachdrücklich um Aufträge bei der Ghettoverwaltung geworben hatte, Gold aus jüdischem Privatbesitz zu schmelzen. Die Veröffentlichung dieser Korrespondenz und der Vorwurf, dass auch Zahngold ermordeter Juden darunter war, bewirkte eine publizistische Sturmflut und in nahezu allen deutschen Tageszeitungen wurde der Vorwurf wiederholt, die Degussa habe sich als „Hehler“ am Gold ermordeter Juden bereichert.[31] Zwar beeilte sich die Degussa durch mehrere öffentliche Auftritte von Michael Jansen, nüchtern zu bestätigen, dass die Degussa „Teil des Wirtschaftskreislaufs“ im Nationalsozialismus gewesen war, um zugleich aber jegliche Rechtsansprüche auszuschließen. Zudem stellte er in Aussicht, auf einer Tagung der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (GUG) am 20. Juni 1997 einen eigenen Plan zur „Aufarbeitung“ der Unternehmensgeschichte zu präsentieren. Doch die kritischen Stimmen überwogen, die konkrete Forschungsaufträge an unabhängige Historiker einforderten.[32] Vor dem Hintergrund der kurz zuvor erschienenen Studie von Hans Mommsen über Volkswagen, Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich, waren sie damit Ausdruck einer gestiegenen Erwartungshaltung gegenüber Unternehmen, ihre Geschichte von externen Historikern „aufarbeiten“ zu lassen. 

Mit der Ankündigung der GUG-Tagung hatte der Höhepunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit ein Datum bekommen. Während im Vorlauf der Tagung Fischler und Jansen öffentlich wie Antagonisten eines Erinnerungskulturkampfes inszeniert wurden und die Degussa schwer unter Beschuss blieb, war die Tagung im ehemaligen Haus der I.G. Farben in Frankfurt am Main für die Degussa die Gelegenheit, im Kreise renommierter Historiker wieder die Diskurshoheit zu gewinnen.[33] Nachdem Jansen die später viel zitierte Überschrift gesetzt hatte, dass die Degussa „nie ein Geheimnis aus ihrer Geschichte gemacht“ habe, kündigte er an, dass erstens die Degussa eine enge Zusammenarbeit mit dem WJC vereinbart habe, um den Verbleib von Edelmetallen aus jüdischem Besitz zu klären, und dass zweitens die Degussa das Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Köln beauftragt habe, die Rolle des Unternehmens als größte Edelmetall-Scheideanstalt während der 1930er und 1940er Jahre zu untersuchen.[34]

 

 
Das ehemalige Haus der I.G. Farben, wo am 20. Juni 1997 die GUG-Tagung stattfand. Seit 2001 beherbergt das Gebäude die Goethe-Universität Frankfurt am Main (Foto von 2007).
Bild: Eva Kröcher, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.5

 

Der Pressespiegel der darauf folgenden Tage gibt den Effekt der Tagung als Imagegewinn und nachlassenden öffentlichen Druck auf die Degussa in mehrerlei Hinsicht wieder. Erstens wurde der Degussa selbst die Initiative zugesprochen, „mit einem Tabu gebrochen“ zu haben.[35] Zweitens zeigten alle Artikel die Degussa in einem wissenschaftlichen Rahmen, der Seriosität und Glaubwürdigkeit vermittelte und die Aufklärungsbemühungen in ein Licht der Unabhängigkeit setzte. Drittens wurde in vielen Berichten nicht allein auf die NS-Geschichte der Degussa fokussiert, sondern sie wurde in den größeren Zusammenhang anderer Beispiele unternehmerischer Kooperationen mit dem NS-Regime gebracht. Viertens wurde die Degussa durch ihren Kontakt zum WJC in Zusammenarbeit mit und nicht in Gegnerschaft zu den Opfergruppen dargestellt, was die Bild überschrieb mit: „Nach 50 Jahren: Degussa hilft Juden bei der Suche nach geraubtem Gold“.[36] Wichtig dürfte für die Degussa auch die Tatsache gewesen sein, dass die internationale Presse ebenfalls positiv über die Aufklärungsbemühungen berichtete. Im Speziellen waren dies Artikel wie diejenigen der New Jersey Jewish News, die repräsentativ für eine bestimmte US-Öffentlichkeit stand und am Ort einer Degussa-Dependance erschien.[37]

Alles in allem, so fasste es der schärfste Kritiker der Degussa Hersch Fischler im August 1997 zusammen, sei es seit den Ankündigungen um die Degussa „wieder völlig ruhig geworden“ und mit Verweis auf die Zusammenarbeit mit dem WJC „rechtfertige“ die Degussa nun, ihm keinen weiteren Zutritt zum Archiv mehr zu gewähren.[38] Im Winter 1997 anlässlich der großen Londoner Goldkonferenz, die die lückenhaften Informationen und die unterschiedlichen Entschädigungsansprüche bündeln und klären sollte, konnte Fischler noch einmal alle Aufmerksamkeit auf sich vereinen, als er wichtige Ergänzungen zu den vermissten Goldakten der Reichsbank präsentierte. Die Degussa wurde auf der Konferenz jedoch nur noch am Rande erwähnt.

Vielmehr gerieten nun die deutschen Großbanken ins Kreuzfeuer, weil die Vorwürfe der Beteiligung ihnen gegenüber – im Gegensatz zur Degussa – neu waren.[39] So konnte die Degussa auf die prominent vorgetragenen Forderungen des US-Delegationsleiters Eizenstat, der Goldkonferenz die Unternehmensarchivakten zur Verfügung zu stellen, mit dem Verweis auf die Forschungskooperationen reagieren, ohne dass es zu einem entrüsteten Aufschrei in den Medien kam.[40] Als es Anfang Januar 1998 erneute Aufregung um eine ZDF-Dokumentation über „Führer, Volk und den Gewinn“ gab, wurde quer durch die deutsche Presselandschaft allein die Degussa lobend erwähnt, die sich „mutig“ zu ihrer Vergangenheit bekenne.[41] Die Degussa hatte sich nicht weiter gegen den Wind gestellt – der Sturm der Entrüstung war vorerst weitergezogen.    

 

V. Die Aufträge der Degussa

Der englische Guardian sprach nach der GUG-Tagung von einem „Präventivschlag“ der Degussa und hatte damit nicht unrecht. Obgleich die Sensibilisierung der Degussa für ihre NS-Geschichte seit der Israelreise Jansens 1990, der Studie der Deutschen Bank 1995 und schließlich durch die Raubgold-Debatte 1996 im Vorstand und im Konzernarchiv stetig gewachsen war, lässt sich in der Rückschau feststellen, dass die Degussa auf die Anklagen aus den Medien (und später vor US-Gerichten) nicht ausreichend vorbereitet war, als sie im Frühjahr 1997 ins Zentrum der öffentlichen Empörung rückte. Selbst wenn sie Kapitel ihrer Geschichte hätte vertuschen wollen, sie hätte gar nicht genau gewusst, wie viele Seiten diese gehabt hätten. Somit war sie von Anfang an in die Defensive gedrängt und konnte erst durch die wissenschaftlichen Auftragsvergaben wieder aktiv die Diskussion gestalten und Glaubwürdigkeit zurückgewinnen.

Jenseits des öffentlichen Drucks im Jahr 1997, der durch den drohenden Imageverlust und die möglichen Schadensersatzklagen einen handfesten wirtschaftlichen Schaden für die Degussa bedeutet hätte, war der Generationswechsel an der Konzernspitze für den neuen Umgang mit der Vergangenheit maßgeblich verantwortlich. Den Konzern führte zu Beginn der 1990er Jahre mit Gert Becker (Jahrgang 1933) ein Manager, der seit seinem Eintritt in die Degussa 1954 als Lehrling noch bis Ende der 1970er Jahre unter der Ägide Hermann Schlossers geprägt worden war und damit eine stärkere Loyalität zu den ehemaligen Vorständen aus der NS-Zeit und dem traditionell-affirmativen Geschichtsbild der Degussa besaß. Als 1996 Becker den Vorstandsvorsitz nach 20 Jahren abgab, stand Ernst-Uwe Bufe (Jahrgang 1944) repräsentativ für eine dritte Generation im Konzern, die erst nach Schlossers Tod in den 1980er Jahren ihre Degussa-Laufbahn begonnen hatte, anders sozialisiert worden war und sich nun dazu durchrang, die „leidige Geschichte aufzuarbeiten“.[42] Zudem hatte die Degussa mit Jansen nun einen Mann von außen in ihren Reihen, der, aus der internationalen Politik kommend, diesen neuen Ton nachhaltig verstärkte.

Die konkreten Entscheidungen zur Auftragsvergabe im Mai 1997, als auch die letzten Bedenkenträger im Vorstand für einen offenen Umgang mit der eigenen Vergangenheit votierten, wurden zudem von zwei Umständen beeinflusst. Zum einen hatte die Degussa Ignatz Bubis, der in der Nachkriegszeit durch seine berufliche Tätigkeit im Goldhandel Geschäftsbeziehungen zur Degussa unterhalten hatte, nun in seiner Funktion als Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland kontaktiert, und Bubis stellte für die Degussa den Kontakt zum WJC her.[43] Da Bubis zugleich als Chefredakteur der Jüdischen Allgemeinen Zeitung auch die Meinungsbildung innerhalb der jüdischen Gemeinde beeinflussen konnte, war die Rolle Bubis jedoch nicht unumstritten.[44]   

 

 
Ignatz Bubis (1927–1999) war von 1992 bis zu seinem Tod Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland. In den 1950er Jahren war er geschäftlich mit der Degussa verbunden; 1998 war er der prominenteste Kritiker von Martin Walsers Rede (Foto von 1997).

 

Zum anderen unterhielt die Degussa Kontakte zum Frankfurter Unternehmenshistoriker Toni Pierenkemper, der inzwischen an die Kölner Universität gewechselt war. Pierenkemper hatte mit Ralf Banken einen jungen promovierten Mitarbeiter, der während des Abschlusses seiner Promotion schon einmal für einen kurzen Zeitraum 1996 im Archiv der Degussa gearbeitet hatte. Als im Mai 1997 die Idee einer wissenschaftlichen Studie zum Goldhandel in Form einer Habilitationsschrift konkrete Gestalt annahm, übernahm Banken mit seiner Stelle am Kölner Lehrstuhl diese Aufgabe. Der Vertrag, der im August 1997 geschlossen wurde, schloss jegliches Publikations- und Mitspracherecht für die Degussa aus und sah vor, dass die komplette Akteneinsicht auch für nachfolgende Forscherinnen und Forscher gewährleistet würde. Als sich der inhaltliche Schwerpunkt der Studie in Reaktion auf die ersten Recherchen ein Jahr später verschob, waren die Änderung der Ausrichtung und des Titels allein die Entscheidung der Kölner Historiker. Die Degussa kam in den ersten zweieinhalb Jahren ausschließlich für Reise- und Sachkosten sowie eine studentische Hilfskraft auf, in den darauf folgenden zwei Jahren finanzierte sie Bankens Mitarbeiterstelle an der Kölner Universität, um in der letzten Phase wiederum nur die anfallenden Reise- und Sachkosten zu decken.[45]      

Als Jansen im Juni 1997 auf der GUG-Tagung das Forschungsprojekt zum Goldhandel ankündigte, war auf der Vorstandsebene bereits die Entscheidung gefallen, ebenso die komplette Geschichte der Degussa im Nationalsozialismus extern erforschen zu lassen. Auch der Vergabe dieses Auftrags war ein persönlicher Kontakt vorausgegangen. Der Historiker Peter Hayes hatte in den 1980er Jahren im Rahmen einer Studie zur I.G. Farben in den Degussa-Archiven recherchiert und kannte die Archivleiterin, die ihn wiederum nach der GUG-Tagung ansprach.[46] Hayes verkörperte als US-Amerikaner wie Gerald Feldman oder Harold James den Idealtypus eines nicht-deutschen, renommierten Historikers, der nicht nur die nötige fachliche Qualifikation mitbrachte, sondern auch einer kritischen Öffentlichkeit als unbefangen vorgestellt werden konnte. Im September 1997 einigten sich Jansen und Hayes über die Grundlagen der Zusammenarbeit. Neben den ebenfalls von Banken gestellten Bedingungen einschließlich uneingeschränkter Akteneinsicht, ließ sich Hayes vertraglich zusichern, dass er im Fall einer bewussten Verheimlichung von Beständen durch Archivmitarbeiter die Degussa verklagen konnte. Ein wissenschaftlicher Beirat wurde von ihm ausgewählt, ebenso wie der Verlag des englischen und deutschen Buches.[47]

Der Vertrag mit Hayes wurde im März 1998 geschlossen. Als zeitgleich die neue Großaktionärin der Degussa, die VEBA, eine Verschmelzung der eigenen Tochter Hüls mit der Degussa ankündigte, gehörte die wissenschaftliche Aufarbeitung der NS-Vergangenheit schon zum unternehmenskulturellen Standard der Degussa, so dass auch die Geschichte der Chemischen Werke Hüls in wissenschaftliche Hände gegeben wurde.[48] Das ist bemerkenswert, da sich zu diesem Zeitpunkt bereits weitere millionenschwere Sammelklagen in den USA formierten. Obgleich in allen drei Forschungsprojekten kein Publikationszeitpunkt vereinbart wurde, musste die Degussa damit rechnen, dass die Studien auch wichtige Quellen für die Sammelklagen darstellen würden. Insofern hatte der Faktor Zeit für die Degussa ambivalente Vektoren. Auf der einen Seite legitimierten die Aufträge als strategischer Puffer bis zur Publikation zurückhaltende Stellungnahmen und zum Teil eingeschränkte Archivnutzung gegenüber Dritten.[49] Auf der anderen Seite erhöhten sie den Druck für die Degussa, nicht nur ihrer NS-Vergangenheit selbstkritisch zu begegnen, sondern sich auch auf die daraus möglicherweise folgenden finanziellen Entschädigungsforderungen und moralischen Verantwortlichkeiten vorzubereiten. Die öffentlich eingeforderte Aufarbeitung der Degussa war somit nicht mit der Vergabe der Forschungsaufträge erledigt. Vielmehr war sie Ausdruck und zugleich Triebkraft des Schlüsseljahrs 1997, das US-Staatssekretär Eizenstat auf der Londoner Goldkonferenz zum „Jahr der Enthüllungen“ erklärt hatte.[50]

Die Degussa, die im Frühjahr 1998 ihr 125. Jubiläum vergleichsweise prosaisch beging und lieber ihr Engagement für die jüdische Gemeinde in Łódź oder individuelle Geldbeträge als „humanitäre Geste“ (nicht als Entschädigung) an eine kleine Gruppe ehemaliger polnischer Zwangsarbeiterinnen betonte, ahnte laut Jansen zu diesem Zeitpunkt schon, dass es einer „großen Lösung“ bedurfte. Vor diesem Hintergrund und der konkreten Sammelklage gegen die Degussa im August 1998 überführte letztere ihre Bemühungen in einen umfassenderen Prozess, der 1999 mit der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft die erste Spur bekam und letztlich in die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) mündete.[51]

 

 
Michael Jansen (Mitte), seit 2008 Kuratoriumsvorsitzender der EVZ, war an selber Stelle von 2000 bis 2004 Vorstandsvorsitzender. Als Generalbevollmächtigter der Degussa seit 1990 prägte er deren neuen Umgang mit der NS-Vergangenheit entscheidend und trug maßgeblich zur Gründung der EVZ bei (Foto nach 2008).
Bild: Stiftung EVZ/Jan Zappner

 

 

VI. Zeithistorische Auftragsforschung als Indikator und Faktor der bundesdeutschen Erinnerungskultur

Der Unternehmenshistoriker Gerald Feldman merkte 1998 zur Bedeutung der Medien an, dass die Unternehmen nur die Wahl gehabt hätten, oftmals aus dem Zusammenhang gerissene, sensationell erscheinende Informationen wie „Hammerschläge auf ihre Köpfe niederprasseln zu lassen“ oder „darauf zu bestehen, dass ihre Geschichte, wie schrecklich sie auch gewesen sein mag, nüchtern und kontextualisiert dargestellt wird“.[52] Mit anderen Worten: besser ein schreckliches als ein falsches Bild – und Historiker waren als Beobachter und Bestandteil der Vergangenheitsdiskurse die Instanz, die darüber entscheiden sollten. Zwar war Historikern schon in früheren juristischen Prozessen um den Nationalsozialismus eine wichtige Bedeutung zugekommen, aber die Auseinandersetzung um die Rolle der Wirtschaft im Nationalsozialismus hatte das lange überschaubare Fach der Unternehmensgeschichte aus seinem Nischendasein mitten in den Brennpunkt internationaler Aufmerksamkeit katapultiert und den Unternehmenshistorikern die Funktion des Richters angetragen.[53] Das war insbesondere für Deutschland bemerkenswert, insofern die Unternehmensgeschichte sich erst in jüngerer Zeit als akademisches Fach jenseits der Festtagshistorie institutionalisiert und professionalisiert hatte.[54]

Erst seit der zweiten Hälfte der 1980er Jahre und jener Daimler-Benz-Studie hatte die Unternehmensgeschichtsschreibung begonnen, sowohl aus Unternehmensperspektive als auch innerhalb der Historikerzunft an jener Bedeutung zu gewinnen, die letztlich für das Fach in einer „Sonderkonjunktur“ der NS-Unternehmensgeschichte gipfelte.[55] Die diversen Forschungsaufträge und die GUG-Tagung des Jahres 1997 waren daher auch für das Fach der Ausgangspunkt einer Selbstvergewisserungsdebatte, die nun nicht nur intensiv über Methoden und Theorien geführt wurde, sondern in deren Rahmen auch über grundsätzliche Fragen gestritten wurde, etwa welcher Status die akademische Unternehmensgeschichte gegenüber den Unternehmen und ihren Archiven einnehmen und welcher Grad an Unabhängigkeit ihr eigen sein sollte.[56] Somit waren die Aufträge das Jahres 1997 ein Indikator für eine Welle, die ihren Scheitelpunkt vielleicht schon erreicht hatte, ohne dass die Beteiligten dies hätten absehen können. Die Diskussion über den Status der Auftragsforschung hält unterdessen bis heute an.[57]

Für die Degussa wurden die in Auftrag gegebenen Forschungsprojekte im Jahr 2003 zum Lackmustest ihrer eigenen Vergangenheitspolitik, als die Rolle des Unternehmens im Nationalsozialismus erneut anlässlich des Baus des Holocaust-Mahnmals in Berlin problematisiert wurde. Auslöser der kontroversen Debatte war, dass zum Schutz der Stelen vor Schmierereien ein chemisches Produkt der Degussa eingesetzt wurde. Das Konzernarchiv und dessen neue Leiterin Andrea Hohmeyer wurden von der öffentlichen Diskussion überrascht – sie selbst hatten nichts von der Verwendung des Graffitischutzes beim Mahnmalsbau gewusst, da wie üblich ein Zwischenhändler die Degussa-Produkte an den zuständigen Bauunternehmer verkauft hatte.[58] In der Presse wurde hingegen berichtet, dass die Degussa sich mit dem im Preis reduzierten Graffitischutz am Mahnmalsbau ideell habe beteiligen wollen, was ein Vertriebsmanager der Degussa „aufgrund der historischen Bedeutung des Denkmals“ als „Sponsoringaktion“ beschrieben habe. Als die Degussa den Preis genau auf die Höhe eines Schweizer Konkurrenzproduktes reduziert habe, sei der Zuschlag erfolgt.[59]

Welche Version der Ereignisse nun auch stimmt: sicher ist, dass der Konkurrent aus der Schweiz sich illegalen Preisabsprachen ausgesetzt sah und die vergangenheitspolitische Brisanz an die Presse weiter spielte. Kurz darauf erschien im Schweizer Tagesanzeiger ein Artikel unter der Überschrift „Zwei Mal am Holocaust verdient“.[60] Während die deutsche Presse diese Steilvorlage zuerst nicht aufgriff, kam es am 23. Oktober 2003 zu jener Kuratoriumssitzung der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, die nach hitziger Diskussion über die Beteiligung der Degussa einen vorläufigen Baustopp für das Mahnmal verhängte, der zu einer breiten öffentlichen Diskussion über deutsche Unternehmen im Nationalsozialismus und das Mahnmal selbst führte.

 

 
Das 2005 fertig gestellte Denkmal für die ermordeten Juden Europas (Holocaust-Mahnmal) am Rande des Berliner Tiergartens im Jahr 2006: Die Degussa war sowohl am Bau als auch am Graffitischutz der Stelen beteiligt.
Bild: Loulou3945, Wikimedia Commons, CC BY-SA

 

Während sich die Debatte schnell auf mehrere Nebenschauplätze über die Auftragsvergabe und die Rolle einzelner Personen verlagerte, standen sich in der Kernfrage Vertreter der Opferperspektive, die mit „Zyklon B die Grenze“ überschritten sahen, jenen Befürwortern der Degussa-Beteiligung gegenüber, die die (Un-)Möglichkeit, solch ein spezielles Mahnmal in Deutschland ohne „unbelastete Firmen“ zu bauen, thematisierten und betonten, dass die Beteiligung belasteter Firmen als Ausdruck eines reflektierten Bekenntnisses zur Täterschaft wünschenswert sei.[61] Der Degussa-Vorstand hatte sich anfangs zurückhaltend verhalten und das persönliche Gespräch zum Kuratoriumsvorsitzenden, dem Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse gesucht.[62] Anfang November 2003 informierte die Degussa dann selbst darüber, dass eine weitere Degussa-Tochter beim Bau beteiligt und deren Betonverflüssiger in die ersten bereits gesetzten Stelen eingegangen sei.[63] Als daraufhin weitere beteiligte Firmen und alternative Konkurrenzprodukte den „chemischen Antifaschismustest“ ebenfalls nicht bestanden und ein teurer Abriss drohte, kippte nicht nur nur die öffentliche Meinung zu Gunsten der Degussa, sondern auch die Meinung im Kuratorium, sodass am 13. November 2003 entschieden wurde, die Degussa nicht vom Bau auszuschließen.[64]

Für die Degussa bedeutete die Debatte um das Mahnmal indes keinen Imageschaden. Zwar fand sie sich im Herbst 2003 in einer ähnlich aufgeregten Mediendiskussion wieder, wie es 1997 bei der Debatte um das Raubgold der Fall gewesen war. Im Unterschied zu den stürmischen Vorwürfen von 1997 wurde die Degussa 2003 aber in fast allen Medien als das geläuterte Unternehmen dargestellt, das sich seiner Vergangenheit gestellt habe.[65] Kaum ein Bericht zur Degussa, der nicht die Forschungsaufträge und das Engagement in der Stiftung EVZ erwähnte, deren Vorstandsvorsitzender Jansen seit 2000 war. Wurde der Degussa 1997 noch die Blockadehaltung einer verweigerten Aufklärung vorgeworfen, so attestierten nun öffentlichkeitswirksame Diskursteilnehmer der Degussa, sich bei der „Aufarbeitung ihrer Vergangenheit als Vorreiter“ erwiesen zu haben und „zu einem kleinen Kreis von zehn, zwölf Firmen in Deutschland zu gehören, die die Erforschung der eigenen Geschichte im Nationalsozialismus intensiv betrieben“ hätten.[66]

Damit schloss sich für die Degussa ein Kreis im Umgang mit der eigenen NS-Vergangenheit, war sie 1997 doch noch ein Konzernbeispiel für den Erinnerungskonflikt zwischen individuellem (Firmen-)Geschichtsbild und offizieller Kommemoration gewesen, den Martin Walser ein Jahr später in seiner Paulskirchen-Rede mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal als „Repräsentation unserer Schande“ zugespitzt hatte. So war es eben jenes Holocaust-Mahnmal, anhand dessen die Degussa sich nun als integere Protagonistin innerhalb der neuen erinnerungskulturellen Rahmenbedingungen erweisen konnte. Die Forschungsaufträge waren nicht nur Indikatoren einer veränderten Geschichtskultur der Degussa, sondern wirkten nun auch als Einflussfaktoren zurück in jene Vergangenheitsdiskurse, die diese zuerst eingefordert hatten.

Die Degussa war zu diesem Zeitpunkt durch mehrere Unternehmensfusionen auch strukturell und personell ein anderes Unternehmen geworden.[67] Hatte sie sich bereits während der Mahnmal-Debatte nur noch vom Namen her als Rechtsnachfolgerin der „alten“ Degussa wahrgenommen, so verkörperte der neue Vorstandsvorsitzende Utz-Hellmuth Felcht im Selbstbewusstsein dieser zeitlichen und personellen Distanz einen offenen Umgang mit der NS-Vergangenheit.[68] Diese Haltung deutet eine weitere Analogie zum Erinnerungskonflikt 1997 an, als der Hype um Goldhagens Buch Hitlers willige Vollstrecker auchAusdruck eines Distinktionsgewinns war – die klare Linie zwischen denen, die das Unheil angerichtet hatten, und denen, die immer schon daraus gelernt hatten, erleichterte Bekenntnisse zur unheilvollen Vergangenheit. Ob individuelle oder „korporative Biografie“, ob „ganz gewöhnliche Deutsche“ oder (nicht so) ganz gewöhnliche Unternehmen – der Selbstkonstituierungsprozess der Nachgeborenen war auch der Degussa eigen und rundete ihren vergangenheitspolitischen Paradigmenwechsel im Zuge der Mahnmal-Debatte ab.

Die Hayes-Studie Die Degussa im Dritten Reich erschien schließlich im September 2004 und allen vorangegangenen Unkenrufen zum Trotz („firmeneigener Hofhistoriker“) waren nationale und internationale Presse- und Fachrezensenten fast einhellig voll des Lobes für das differenzierte Bild der „durch Sachlichkeit überzeugenden Analyse“.[69] Das Buch wirkte aber nicht nur nach außen, sondern auch in die Unternehmenskultur der Degussa hinein. Die Degussa hielt 16.500 deutsche und 5.000 englische Freiexemplare für ihre Mitarbeiter bereit, da Degussa-Mitarbeiter in verschiedensten Positionen und Ländern immer wieder mit Fragen zur Degussa-Vergangenheit konfrontiert worden waren. Hayes wurde in der Mitarbeiter-Zeitung vorgestellt und hielt Vorträge über die Ergebnisse seiner Studie bei gut besuchten Lesungen an mehreren größeren Degussa-Standorten.[70] Mit dem ersten Corporate Citizenship Report der Degussa im Jahr 2002 wurden die Forschungsaufträge, die Debatten und die Zwangsarbeiterfrage auch auf unternehmenskultureller Ebene im Unternehmensleitbild verankert. Für eine kurze Phase von 2002 bis 2004 standen „historische Verantwortung“ und „Aufarbeitung“ auf einer Stufe mit Umweltschutz, Mitarbeitersicherheit und gesellschaftlichem Engagement.[71]

 

Einband der Degussa-Studie von Peter Hayes, Die Degussa im Dritten Reich (2004)
Bild: C.H. Beck

 

Mit dem Erscheinen der Hayes-Studie, das mag auch der Vorstandsrunde bei der Buchvorstellung klar gewesen sein, war der letzte Stein gesetzt, der das Fundament für einen anderen Umgang mit der Vergangenheit bei der Degussa vervollständigte. Damit war auch die öffentliche Diskussion um die Degussa so gut wie beendet, die fortan in einem Atemzug mit der Aufarbeitung von Daimler-Chrysler, der Deutschen Bank, Volkswagen und der Allianz genannt. Als 2009 mit Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft die Publikation von Ralf Banken erschien, waren die politischen und medialen Vergangenheitsdiskurse schon deutlich andere. Dementsprechend unaufgeregt und begrenzt war die öffentliche Resonanz – „sogar“ das Neue Deutschland war jetzt voll des Lobes.[72] Somit zeugte der letzte der drei Degussa-Aufträge auch davon, wie die Forschungsaufträge der 1990er Jahre nicht nur als Indikatoren die erinnerungskulturellen Rahmenbedingungen jener Zeit widerspiegelten, sondern auch als wirkungsmächtige Faktoren die Vergangenheitsdiskurse inzwischen selbst verändert hatten.

Der Paradigmenwechsel der Degussa im Umgang mit der eigenen NS-Vergangenheit kann zusammenfassend jenseits der juristischen Auseinandersetzung auch stellvertretend für den Konflikt der späten 1990er Jahre zwischen „privater“ Erinnerung und öffentlicher Gedenkkultur interpretiert werden. „Ganz gewöhnliche Deutsche“ sahen sich wie (nicht so) ganz gewöhnliche Unternehmen gezwungen, das eigene historische Selbstbild mit den Erwartungshaltungen und Maßstäben der öffentlichen Erinnerungsdiskurse abzugleichen. Während die erinnerungskulturellen Rahmenbedingungen für individuelle Biografien dabei stets die Rückzugsnischen der persönlichen Erinnerung bereit hielten, mussten sich „korporative Biografien“ wie die der Degussa jedoch verbindlicher an die öffentlichen Anforderungen anpassen und suchten dafür die Autorität der Geschichtswissenschaft. Die wissenschaftlichen Studien hatten dabei einen ähnlichen Authentifizierungseffekt auf die Aufarbeitungs- und Erinnerungsleistungen deutscher Konzerne, wie das Signum der Zeitzeugenschaft individuelle Biografien legitimierte. Individuelle Lebensgeschichten im Zeitzeugenboom der 1990er Jahre erfuhren eine nahezu auratische Aufwertung – für die NS-Konzerngeschichte der Degussa war hingegen ab dem Jahr 1997 klar, dass die Zeit der autobiografischen Selbstbeschreibung vorbei war.

 

 

Abkürzungen:

EVZ Stifung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft

GUG Gesellschaft für Unternehmensgeschichte

WJC World Jewish Congress

 

 

[1] Für ausführliche Gespräche und hilfreiche Kommentare danke ich herzlich Ralf Banken, Peter Hayes, Andrea Hohmeyer und Michael Jansen.

[2] Das Zitat über das Vorstandstreffen von Andrea Hohmeyer im Interview, 13.3.2012.

[3] Für das Begriffsverständnis von Erinnerungskultur im weitesten Sinne, dem hier gefolgt wird, siehe Christoph Cornelißen: Was heißt Erinnerungskultur? Begriff – Methoden – Perspektiven. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 54 (2003), Nr. 10, S. 548-563. Für ein engeres Verständnis vgl. Hans-Günter Hockerts: Zugänge zur Zeitgeschichte: Primärerfahrung, Erinnerungskultur, Geschichtswissenschaft. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 51 (2001), Nr. 28, S. 17-30.

[4] Vgl. Peter Hayes: Die Degussa im Dritten Reich. Von der Zusammenarbeit zur Mittäterschaft. München 2004.

[5] Vgl. dazu andere PR-Bemühungen deutscher Unternehmen in der Nachkriegszeit, die Deutungshoheit über die eigene Rolle in der NS-Zeit zu erlangen und ein positives Bild des Unternehmers zu zeichnen: Jonathan Wiesen: West German Industry and the Challenge of the Nazi Past, 1945-1955. Chapel Hill 2001. Kim Christian Priemel: Gekaufte Geschichte. Der „Freundeskreis Albert Vögler“. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 52 (2007), Nr. 2, S. 177-202.     

[6] Vgl. für die genannten Punkte und die folgenden Ausführungen die Unternehmenschroniken: Degussa: Werden und Wesen der Degussa. Frankfurt a. M. 1948; Degussa: Werden und Wachsen der Degussa. Frankfurt a. M. 1961; Degussa: Aller Anfang ist schwer. Frankfurt a. M. 1973. Für die historiografischen Primat-Debatten siehe Carola Sachse: Revisited: Primat der Politik, Primat der Wirtschaft. In: Norbert Frei und Tim Schanetzky (Hg.): Unternehmen im Nationalsozialismus. Zur Historisierung einer Forschungskonjunktur. Göttingen 2010, S. 48-66.

[7] Vgl. Paul Erker und Toni Pierenkemper (Hg.): Deutsche Unternehmen zwischen Kriegswirtschaft und Wiederaufbau. Studien zur Erfahrungsbildung von Industrie-Eliten. München 1999.

[8] Zur Person Schlossers siehe Hayes: Die Degussa im Dritten Reich, S. 51, 93 und 328.

[9] Degussa: Reden zu Hermann Schlossers 50. Firmenjubiläum. Frankfurt a. M. 1965.

[11] Vgl. Edgar Wolfrum: Geschichtspolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Der Weg zur bundesrepublikanischen Erinnerung 1948-1990. Darmstadt 1999. Das Zitat aus der Festrede von Golo Mann zum 100. Firmenjubiläum in Degussa: Der tiefe Wandel der Gesellschaft. Frankfurt a. M. 1973.

[12] Aleida Assmann und Ute Frevert: Geschichtsvergessenheit – Geschichtsversessenheit. Stuttgart 1999, S. 145.

[13] Zur Wehrmachtsausstellung vgl. Edgar Wolfrum: Geschichte als Waffe. Göttingen 2001, S. 142ff.; Diskussionsbeiträge in: Heribert Prantl (Hg.): Wehrmachtsverbrechen. Eine deutsche Kontroverse. Hamburg 1997.

[14] Daniel Goldhagen: Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust.Berlin 1996; Zur Kritik an Buch, Autor und Debatte siehe Johannes Heil und Rainer Erb (Hg.): Geschichtswissenschaft und Öffentlichkeit. Der Streit um Daniel J. Goldhagen. Frankfurt a. M. 1998; Klaus Schönhoven: Die Goldhagen-Rezeption in Deutschland. Über die öffentliche Resonanz der Holocaust-Forschung. In: Hans-Jochen Vogel und Michael Ruck (Hg.): Klaus Schönhoven. Arbeiterbewegung und soziale Demokratie in Deutschland – Ausgewählte Beitrage. Bonn 2002, S. 460-470; vgl. auch die Dokumentation: Julius H. Schoeps (Hg.): Ein Volk von Mördern? Die Dokumentation zur Goldhagen-Kontroverse um die Rolle der Deutschen im Holocaust. Hamburg 1996.

[15] Vgl. dazu auch Harald Welzer, Sabine Moller und Karoline Tschuggnall: „Opa war kein Nazi“. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis. Frankfurt a. M. 2002.

[16] Zur Geschichte des Holocaust-Mahnmals, den Personen und Projekten für und wider das Mahnmal siehe Claus Leggewie und Erik Meyer: „Ein Ort, an den man gerne geht“. Das Holocaust-Mahnmal und die deutsche Geschichtspolitik nach 1989. München 2005.

[17] Alle Diskussionsbeiträge in: Frank Schirrmacher (Hg.): Die Walser-Bubis-Debatte. Eine Dokumentation. Frankfurt a. M. 1999.

[18] Hans Pohl, Stephanie Habeth und Beate Brüninghaus: Die Daimler-Benz AG in den Jahren 1933-1945. Eine Dokumentation. Stuttgart 1986; Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts: Das Daimler-Benz-Buch. Ein Rüstungskonzern im „Tausendjährigen Reich“. Nördlingen 1987. Exemplarisch für die Diskussion: Hans Mommsen: Bündnis zwischen Dreizack und Hakenkreuz. In: Der Spiegel, 11.5.1987.

[19] Zur Funktion des Londoner Schuldabkommens als „Schutzschild“ vor zivilrechtlichen Klagen und der öffentlichen Wahrnehmung von Zwangsarbeit als „kriegsbedingter Zwangsläufigkeit“ siehe Constantin Goschler: Schuld und Schulden. Die Politik der Wiedergutmachung für NS-Verfolgte seit 1945. Göttingen 2005, S. 153, 202 und 249.

[20] Tim Schanetzky: Jubiläen und Skandale. Die „lebhafte Kampfsituation“ der achziger Jahre. In: Norbert Frei und Tim Schanetzky (Hg.): Unternehmen im Nationalsozialismus. Zur Historisierung einer Forschungskonjunktur. Göttingen 2010, S. 68-78.

[21] Gerald D. Feldmann: Unternehmensgeschichte des Dritten Reiches und Verantwortung der Historiker. In: Gesprächskreis Geschichte (1999), Nr. 23, S. 4.

[22] Neil Gregor: Wissenschaft, Politik, Hegemonie. Zum Boom der NS-Unternehmensgeschichte. In: Norbert Frei und Tim Schanetzky (Hg.): Unternehmen im Nationalsozialismus. Zur Historisierung einer Forschungskonjunktur. Göttingen 2010, S. 82f.

[23] Lothar Gall: Die Deutsche Bank 1870-1995. 125 Jahre deutsche Wirtschafts- und Finanzgeschichte. München 1995. Der US-Historiker Harold James besorgte hier das Kapitel zur NS-Zeit und legte später noch zwei weitere, ausführlichere Publikationen nach: Die Deutsche Bank und die „Arisierung“. München 2001; Die Deutsche Bank im Dritten Reich. München 2003.   

[24] Der beste Überblick zur Debatte findet sich im Time Magazine 24/1997. Die Diskussion wurde im Folgenden nicht nur in der Schweiz und in Deutschland geführt, sondern übertrug sich auf weitere betroffene europäische Länder wie Schweden, Spanien und Portugal. 

[25] Exemplarisch: Welt am Sonntag, 22.9.1996.

[26] Bild, 11.9.1997.

[27] The Jerusalem Post, 20.9.1997.

[28] Degussa Pressemitteilung, 22.1.1997; Globes, 23.1.1997.

[29] Degussa AG (Hg.): Im Zeichen von Sonne und Mond. Text und Redaktion: Mechthild Wolf. Frankfurt a. M. 1993.

[30] Zitiert von Michael Jansen im Interview am 13.3.2012, aus: Mechthild Wolf: Edelmetallaktivitäten der Degussa im Zweiten Weltkrieg, 21.2.1997.

[31] Ursächlich die Pressemitteilung des ORB vom 20.5.1997. Exemplarisch für die folgende Presse-Resonanz: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.5.1997. Interessant auch die Verbreitung in akademischen Kreisen, z.B. Karl-Heinz Roth: Hehler des Holocaust: Degussa und die Deutsche Bank. In: Sozial.Geschichte 13 (1998), Nr. 2, S. 137-144.

[32] Michael Jansen im Deutsche Welle-Interview, 22.5.1997. Die Kritik beispielhaft in: Frankfurter Rundschau, 21.5.1997 und Handelsblatt, 2.6.1997.

[33] Vgl. die Fernsehberichte im Vorlauf u.a.: Kulturzeit, 3sat, 17.6.1997. Die verschiedenen Beiträge der Tagung im Sammelband von Lothar Gall und Manfred Pohl (Hg.): Wirtschaft und Nationalsozialismus. München 1998.

[34] Degussa Presse-Information, 21.6.1997.

[35] Bspw. Mannheimer Morgen, 23.6.1997.

[36] Bild, 23.6.1997.

[37] New Jersey Jewish News, 11.9.1997.

[38] Fischler im Junge Welt-Interview, 22.8.1997.

[39] Bspw. Tagesthemen, ARD, 2.12.1997; Bild, 2.12.1997.

[40] DPA, 2.12.1997; Degussa Presse-Information, 3.12.1997; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.12.1997.

[41] Exemplarisch: Darmstädter Echo, 24.1.1997.

[42] Ernst-Uwe Bufe in einem Bericht des Hessischen Rundfunks, 4.2.1998.

[43] Michael Jansen im Interview am 13.3.2012.

[44] Vgl. die Berichterstattung in der Jüdischen Allgemeinen Zeitung, 29.5.1997. Kritisch zur Rolle Bubis‘ äußerte sich wiederum Fischler in: Junge Welt, 22.8.1997.

[45] Zu den Finanzierungsmodalitäten: Ralf Banken im Interview, 17.3.2012.

[46] Peter Hayes: Industry and Ideology. I.G. Farben in the Nazi Era. Cambridge 1987.

[47] Zu den Vertragsbedingungen und dem Projektprozess: Peter Hayes im Interview, 25.3.2012. Vgl. auch das Vorwort in: Hayes: Die Degussa im Dritten Reich, S. 9-11.

[48] Das Ergebnis ist die Studie von Bernhard Lorentz und Paul Erker: Chemie und Politik. Die Geschichte der Chemischen Werke Hüls 1938-1979. München 2003.

[49] Insbesondere den Anfragen des öffentlichkeitswirksamsten Kritikers Fischler entledigte sich die Degussa unter Verweis auf die laufenden Forschungsprojekte. Vgl. Junge Welt, 22.8.1997.

[50] Handelsblatt, 5.12.1997.

[51] Das Zitat von Jansen im Interview, 12.3.2012. Zum ersten konstituierenden Ideenaustausch über eine solche „große Lösung“ zwischen Michael Jansen (Degussa), Manfred Gentz (Daimler-Benz) und Tilman Todenhöfer (Bosch) Ende August 1998 und den weiteren Verlauf siehe Susanne-Sophia Spilotis: Verantwortung und Rechtsfrieden. Die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft. Frankfurt a. M. 2003, hier S. 49. Vgl. auch Lutz Niethammer: Von der Zwangsarbeit im Dritten Reich zur Stiftung EVZ. In: Michael Jansen und Günter Saathoff (Hg.): „Gemeinsame Verantwortung und moralische Pflicht“. Abschlussbericht zu den Auszahlungsprogrammen der Stiftung EVZ. Göttingen 2007, insbesondere S. 33-72.

[52] Gerald D. Feldman: Unternehmensgeschichte des Dritten Reiches und Verantwortung der Historiker, S. 3.

[53] Vgl. die jeweiligen Beiträge in: Norbert Frei: Geschichte vor Gericht. Historiker, Richter und die Suche nach Gerechtigkeit. München 2000.

[54] Harm G. Schröter: Die Institutionalisierung der Unternehmensgeschichte im deutschen Sprachraum. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 45 (2000), Nr. 1, S. 30-48. Siehe auch Fußnote 5.

[56] Vgl. Toni Pierenkemper: Was kann eine moderne Unternehmensgeschichte leisten? Und was sollte sie tunlichst vermeiden. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 44 (1999), Nr. 1, S. 15-31; Manfred Pohl: Zwischen Weihrauch und Wissenschaft? Zum Standort der Unternehmensgeschichte. Eine Replik auf Toni Pierenkemper. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 44 (1999), Nr. 2, S. 150-163; Toni Pierenkemper: Sechs Thesen zum gegenwärtigen Stand der deutschen Unternehmensgeschichtsschreibung. Eine Entgegnung auf Manfred Pohl. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 45 (2000), Nr. 2, S. 158-166; Heinrich Senfft: Wie unabhängig sind Historiker? In: Sozial.Geschichte 15 (2000), Nr. 2, S. 7-10; Gerald D. Feldman: Holocaust Assets and German Business Histroy: Beginning or End? In: German Studies Review 25 (2002), S. 23-34; Werner Plumpe: Die Unwahrscheinlichkeit des Jubiläums. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte (2003), Nr. 1, S. 143-156.

[57] Vgl. Neil Gregor: Wissenschaft, Politik, Hegemonie. Zum Boom der NS-Unternehmensgeschichte. In: Norbert Frei und Tim Schanetzky (Hg.): Unternehmen im Nationalsozialismus. zur Historisierung einer Forschungskonjunktur. Göttingen 2010, S. 79-93; Tim Schanetzky, Die Mitläuferfabrik. Erlanger Zugänge zur „modernen Unternehmensgeschichte“. In: Akkumulation (2011), Nr. 31, S. 3-10; Cornelia Rauh: „Angewandte Geschichte“ als Apologetik-Agentur? Wie man an der Universität Erlangen-Nürnberg Unternehmensgeschichte „kapitalisiert“. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 56 (2011), Nr. 1, S. 102-115; Toni Pierenkemper, „Moderne“ Unternehmensgeschichte auf vertrauten (Irr-)Wegen?. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte (2012), Nr. 1, S. 70-85; Gregor Schöllgen: Geschichte als Kapital. Entstehung, Arbeitsweise und Profil des Zentrums für Angewandte Geschichte (ZAG), 28.4.2011/22.5.2012 (zuletzt abgerufen am 1.6.2012).

[58] Andrea Hohmeyer im Interview, 10.4.2012.

[59] Zur angeblichen Korrespondenz zwischen der Degussa und der Berliner Senatsverwaltung im Dezember 2002 und März 2003 vgl. Süddeutsche Zeitung, 30.10.2003; Berliner Morgenpost, 8.11.2003; Tagesspiegel, 11.11.2003.

[60] Tagesanzeiger, 14.10.2003. Zur Rolle der Schweizer Firma siehe Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.11.2003.

[61] Zur vollständigen Debatte und ihrem Verlauf siehe: Leggewie und Meyer: „Ein Ort, an den man gerne geht ...“, S. 287-230.

[62] Degussa Presse-Information, 28.10.2003; 30.10.2003.

[63] Pikanterweise erschien dieser Hinweis zuerst in einer Zeitung aus Düsseldorf, wo auch die Degussa ihren neuen Firmensitz hatte: Rheinische Post, 5.11.2003.

[65] Ein Kritikpunkt bestand im Verhältnis Bubis-Degussa, insbesondere von Hans Leyendecker und Michael Wolffsohn vorgetragen, z.B. im ARD Presseclub, 9.11.2003. Vgl. dazu auch Fußnote 44.

[66] Das erste Zitat vom Architekten Peter Eisenman in: Die Zeit, 30.10.2004; Das zweite Zitat vom Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1.11.2003.

[67] 1998 fusionierte die Degussa mit der Hüls AG zur Degussa-Hüls AG. 2001 folgte der Zusammenschluss mit der SKW Trostberg, aus der auch Felcht stammte, zur Degussa AG und damit zu einem der weltweit größten Chemiespezialunternehmen. Die Edelmetallsparte der Degussa war 2000 ausgegliedert und in die Schweiz verkauft worden. 2003 ging die Aktienmehrheit der Degussa von der E.ON AG an den Bergbaukonzern RAG, der die Degussa 2006 in die Evonik Industries AG überführte. 

[68] Utz-Hellmuth Felcht im Interview in Süddeutsche Zeitung, 7.11.2003.

[69] Das skeptische Zitat von Michael Wolffsohn in: Stuttgarter Nachrichten, 15.11.2003. Exemplarisch für das positive Echo der Fachrezensionen ist das zweite Zitat von Werner Abelshauser, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.2004; Vgl. des Weiteren Avraham Barkai in: H-German, January 2006; Ludolf Herbst in: Sehepunkte 4 (2004), Nr. 11; Michael von Prollius in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 53 (2005), Nr. 1, S. 84f.; Jeffrey Lewis in: Business History Review 79 (2005), Nr. 2, S. 442-444; Relativierungsvorwürfe einzig in: Handelsblatt, 12.11.2004; Neues Deutschland, 22.1.2005. Erst später sollte sich insbesondere vor dem Hintergrund von Hayes’ Degussa-Studie eine Fachdebatte über die Handlungsmöglichkeiten von Unternehmen in der NS-Zeit entzünden, vgl. Peter Hayes: Corporate Freedom of Action in Nazi Germany. In: Bulletin of the German Historical Institute 45 (2009), S. 29-42; Christoph Buchheim und Jonas Scherner: Corporate Freedom of Action in Nazi Germany. A Response to Peter Hayes. In: ebd., S. 43-50; Peter Hayes: Rejoinder. In: ebd., S. 52-55. Vgl. auch: Frei und Schanetzky: Unternehmen im Nationalsozialismus.

[70] Eine überarbeitete Version des Vortrags auch in: Jürgen Lillteicher (Hg.): Profiteure des NS-Systems? Deutsche Unternehmen und das Dritte Reich. Berlin 2006, S. 30-43. Das Hayes-Porträt im Degussa-Magazin 3 (2004), S. 5.

[71] Degussa AG: Corporate Citizenship Report 2002. Frankfurt a. M. 2002; Degussa AG: Corporate Citizenship Report 2003. Frankfurt a. M. 2003; Degussa AG: Corporate Citizenship Report 2004. Frankfurt a. M. 2004.

[72] Ralf Banken: Edelmetallmangel und Großraubwirtschaft. Die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors im „Dritten Reich“, 1933–1945. Berlin 2009. Vgl. die Rezensionen von Boris Gehlen in: Historische Zeitschrift 292 (2011), Nr. 2, S. 556; Jochen Strab in: H-Soz-u-Kult, 5.11.2009; Peter Hayes in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 56 (2011), Nr. 2, S. 108-109; Neues Deutschland, 12.3.2009.