von Lara Danyel

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1. September 2015

Edith - „Mit zehn Jahren war meine Kindheit zuende"
Edith in Vienau (1947)
Edith, geboren 1935 in Neutitschein im Kuhländchen, erlebte noch in den ersten Kriegsjahren eine unbeschwerte Kindheit. Im Zuge der "Wilden Vertreibungen" (1945) verlierte die Familie jedoch ihren Hotelbetrieb und damit ihre Lebensgrundlage. Am Existenzminimum lebend, musste Edith über Nacht erwachsen werden.
 Edith (Mitte) mit ihren beiden Schwestern (1942)Edith zur Einschulung (1941)

1. Die ersten Kriegsjahre spielten für Edith in den frühen Jahren ihrer Kindheit kaum eine keine Rolle. Ediths Eltern waren Inhaber des „Hotel Hirsch“ und genossen großes Ansehen im Ort. Ihre Lebenssituation veränderte sich erst nach dem Einmarsch der Wehrmacht. Edith beobachtete diese Veränderungen damals schon mit großem Interesse, ohne jedoch genau verstanden zu haben, was vor sich ging.

 Postkarte Hotel Hirsch in Neu-Titschein (Datum unbekannt)Hotel Hirsch heute (1993)

2. Als kurz vor dem Ende des Krieges im Hotel der Eltern die Kommandantur der Roten Armee eingerichtet wurde, sicherte dies Ediths Familie zunächst das Überleben. Während der "Wilden Vertreibungen" im Jahr 1945 wurden sie allerdings gezwungen das Land zu verlassen. Edith erlebte dies als eine sehr traumatisierende Erfahrung. Sie hatte große Angst vor der Willkür der tschechischen Bevölkerung und hoffte, dass sie den Weg lebend übersteht.

 Ediths Mutter (Datum unbekannt)Ediths Vater (1944)

3. Ediths Kindheit endete mit den "Wilden Vertreibungen" 1945: Sie empfand große Verantwortung gegenüber ihren Eltern, deren Verzweiflung sie intensiv wahrnahm. Nur durch einen Zufall wurde die Familie auf einem Bahnsteig aufgelesen, wodurch sie einen Zufluchtsort fanden. In den frühen Nachkriegsjahren war für Edith eines klar: Sie möchte keine Magd werden, sondern in die Schule gehen.

Heute ist Edith aktiv bei der Zeitzeugenbörse Berlin. Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht und leitet eine Selbsthilfegruppe für Opfer von Vergewaltigungen während des zweiten Weltkriegs.

Bücher:
Dr. Kiesewetter-Griese, Edith (Hrsg.) (2014): Was in Erinnerung bleibt - stirbt nicht! Bad Schussenried: Gerhard Hess Verlag.
Dr. Kiesewetter-Griese, Edith (2013): Querschnitt meines Lebens. Bad Schussenried: Gerhard Hess Verlag.
Dr. Kiesewetter-Griese, Edith (2012): Erinnerungen an Mähren: Von Neutitschein nach Berlin. Bad Schussenried: Gerhard Hess Verlag.