von Anika Walke

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26. April 2022

Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die furchtbaren Bilder von Krieg, Zerstörung und unfassbarem Leid, die uns täglich erreichen, haben in Europa eine Welle der Hilfsbereitschaft hervorgerufen. Dazu zählen zahlreiche Fellowships und Stipendienangebote für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Not, die in Deutschland von Stiftungen und Universitäten vergeben werden.

Als Osteuropahistorikerinnen und Osteuropahistoriker, die oft selbst an ihren Universitäten und Forschungseinrichtungen aktiv an diesen Initiativen mitwirken, begrüßen wir alle Angebote. Gleichzeitig appellieren wir an Stiftungen, Universitäten und andere Einrichtungen, die Unterstützungsprogramme anbieten oder planen, zwei wichtige Aspekte zu beachten, und ihre Angebote entsprechend großzügig und flexibel zu gestalten.

 

Ortsunabhängige Unterstützung für Wissenschaftler:innen in der Ukraine

Viele der Fellowships und Stipendienangebote, die von deutschen Institutionen vergeben werden, sind an den Aufenthalt der Wissenschaftler:innen in Deutschland gebunden. Da männliche ukrainische Staatsangehörige zwischen 18 und 60 Jahren die Ukraine momentan nicht verlassen dürfen, bedeutet dies zwangsläufig, dass die meisten von ihnen die deutschen Hilfsangebote nicht wahrnehmen können. Gleichzeitig gibt es ukrainische Wissenschaftlerinnen, die ihre Arbeit und Wohnung verloren haben, jedoch aus verschiedenen Gründen das Land momentan nicht verlassen möchten oder können. Kolleg:innen und Studierende sitzen in Bunkern, um sich vor Raketenangriffen zu schützen. Sie sind von der regelmäßigen Versorgung mit lebensnotwendigen Dingen abgeschnitten, was eine konzentrierte wissenschaftliche Arbeit unmöglich macht.

Wir plädieren daher dafür, Hilfsangebote soweit wie möglich ortsunabhängig zu gewähren und nicht an die terminierte Produktion von Veröffentlichungen o.ä. zu knüpfen.

 

Hilfsangebote für Wissenschaftler:innen aus Belarus und Russland ausbauen

Deutsche Institutionen sollten in getrennten Programmen auch Stipendien und Fellowships für bedrohte Wissenschaftler:innen aus Russland und Belarus anbieten. Seit Beginn des Krieges haben sich die Möglichkeiten der freien Meinungsäußerung in Russland und Belarus (schon in Vorkriegszeiten deutlich repressiver als Russland) dramatisch verschlechtert. Alle, die sich gegen den Krieg positionieren, gehen große persönliche Risiken ein. Von akademischer Freiheit in Studium und Lehre kann keine Rede sein. In Belarus hatten bereits nach der Niederschlagung der Protestbewegung im August 2020 viele Wissenschaftler:innen ihren Arbeitsplatz verloren – und seither keine Chance, eine neue Anstellung zu finden, selbst außerhalb von Wissenschaft und Lehre.

Wir plädieren deshalb dafür, Stipendien und Fellowships für bedrohte Wissenschaftler:innen in und aus Belarus und Russland weiter auszubauen und ihre Notlagen stärker zu berücksichtigen.

 

Unterzeichner:innen (Stand: 30. April 2022)
weitere Unterschriften an: a.walke@wustl.edu

 

Dr. Magdalena Abraham-Diefenbach, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)
 

Dr. Felix Ackermann, Deutsches Historisches Institut Warschau (Polen)

Dr. Jens Adam, Universität Bremen

Prof. Dr. Melanie Arndt, Albert-Ludwig-Universität Freiburg

Prof. Dr. Aleida Assmann, Universität Konstanz

Prof. Dr. Jan Assmann, Universität Heidelberg

Prof. Dr. Martin Aust, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Univ.-Prov. Dr. Martina Baleva, Universität Innsbruck (Österreich)

Prof. Dr. Arnold Bartetzky, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), Leipzig

Dr. des. Fabian Baumann, University of Chicago

Dr. Alice von Bieberstein, Humboldt Universität zu Berlin

PD Dr. Jochen Böhler, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Dr. Katja Bruisch, Trinity College Dublin, the University of Dublin (Irland)

Dr. habil. Barbara Christophe, Leibniz-Institut für Bildungsmedien/Georg-Eckert-Institut, Braunschweig

Dr. Konrad Clewing, Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg

Prof. Dr. Sebastian Conrad, Freie Universität Berlin

Dr. Franziska Davies, Ludwig-Maximilians-Universität München

Dr. Franziska Exeler, Freie Universität Berlin und Centre for History and Economics, University of Cambridge (UK)

Dr. Vitalij Fastovskij, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Dr. Gero Fedtke, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Dr. Gabriele Freitag, Geschäftsführerin, Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde

PD Dr. Juliane Fürst, ZZF Potsdam und Humboldt Universität zu Berlin

Dr. Mischa Gabowitsch, Einstein Forum, Potsdam

Sarah Grandke, KZ-Gedenkstätte Neuengamme Hamburg

Prof. Dr. Jörg Hackmann, Universität Szczecin / Universität Greifswald

Prof. Dr. Julia Herzberg, Ludwig-Maximilians-Universität München

Prof. Dr. Anke Hilbrenner, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Dr. Ulrich Hofmeister, Ludwig-Maximilians-Universität München

Dr. des. Helena Holzberger, Ludwig-Maximilians-Universität München

Dr. Bert Hoppe, Institut für Zeitgeschichte Berlin/ München

Dr. Sven Jaros, Leibniz Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Regensburg

Dr. Aurélia Kalisky, Centre Marc Bloch Berlin

Dr. Botakoz Kassymbekova, Universität Basel (Schweiz)

Prof. Dr. Robert Kindler, Freie Universität Berlin

Achim Klüppelberg, KTH Royal Institute of Technology, Stockholm (Schweden)

Dr. Corinna Kühn, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Prof. Dr. Andreas Körber, Universität Hamburg

Prof. Dr. Raj Kollmorgen, Hochschule Zittau/Görlitz

Jun. Prof. Dr. Kornelia Kończal, Universität Bielefeld

Prof. Dr. Jan Kusber, Vizepräsident des Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V., Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Dr. Maike Lehmann, Eberhard-Karls-Universität Tübingen/ Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen

Prof. Dr. Stephan Lehnstaedt, Touro College Berlin

Prof. Dr. Ruth Leiserowitz, Deutsches Historisches Institut Warschau/ Humboldt Universität zu Berlin

Prof. Dr. Anna Lipphardt, Universität Freiburg

Prof. Dr. Katja Makhotina, Universität Bonn

Dr. Markus Mirschel, Humboldt-Universität zu Berlin

Prof. Dr. Jan Musekamp, DAAD Visiting Associate Professor, University of Pittsburgh (USA)

Dr. Markus Nesselrodt, Europa-Universität Viadrina Frankfurt/O.

Dr. Timothy Nunan, Freie Universität Berlin

Dr. Alexandra Oberländer, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin

Prof. Dr. Jana Osterkamp, Ludwig-Maximilians-Universität München

Undine Ott, M.A., Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), Leipzig

Prof. Dr. Jan Plamper, University of Limerick (Irland)

Prof. Dr. Dieter Pohl, Universität Klagenfurt (Österreich)

PD Dr. Agnieszka Pufelska, Universität Hamburg in Lüneburg

Dr. Manuela Putz, Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen

Prof. Dr. Iryna Ramanava, DAAD Gastdozentin, Justus-Liebig-Universität Gießen/ Europäische Humanistische Universität Vilnius

Dr. Immo Rebitschek, Imre Kertész Kolleg Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Prof. Dr. Andreas Renner, Ludwig-Maximilians-Universität München

Prof. Dr. Stefan Rohdewald, Universität Leipzig

Prof. Dr. Malte Rolf, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg

Dr. Grzegorz Rossoliński-Liebe, Freie Universität Berlin

Dr. Tobias Rupprecht, Freie Universität Berlin

Dr. Yuliya von Saal, Institut für Zeitgeschichte München−Berlin

Prof. Dr. Sylvia Sasse, Universität Zürich (Schweiz)

Prof. Dr. Susanne Schattenberg, Universität Bremen

Prof. Dr. F. Benjamin Schenk, Universität Basel (Schweiz)

Ingrid Schierle, Eberhard Karls Universität Tübingen

Prof. em. Karl Schlögel, Historiker und Publizist 

Prof. Dr. Alexandra Schwell, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Dr. Diana Siebert, Justus-Liebig-Universität Gießen

Prof. Dr. Katrin Steffen, University of Sussex (UK)

Dr. Katrin Stoll, Imre Kertész Kolleg, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Jakub Szumski M.A., Imre Kertész Kolleg, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Prof. i. R. Dr. Stefan Troebst, Universität Leipzig

Dr. Sören Urbansky, Deutsches Historisches Institut Washington, D.C. (USA)

Prof. Dr. Anika Walke, Washington University in St. Louis (USA), z.Zt. Fellow am Imre Kertész Kolleg, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Dr. Nina Weller, Berlin

Dr. Katja Wezel, Georg-August-Universität Göttingen, z.Zt. Feodor-Lynen Fellow der Humboldt-Stiftung an der Universität Lettlands, Riga (Lettland)

Prof. Dr. Martina Winkler, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Prof. Dr. Marcin Wołoszyn, Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO), Leipzig