Am 18. März 2018 finden in Russland Präsidentschaftswahlen statt, deren Ausgang als sicher gilt: Der Jurist und ehemalige KGB-Offizier Vladimir Putin, der seit 2000 als Präsident beziehungsweise zwischenzeitlich als Ministerpräsident nicht nur die Geschicke Russlands entscheidend geprägt hat, wird das populäre Placet für eine weitere Amtszeit erhalten. Doch obwohl die Medien oft über Russland und die (ehemalige) Sowjetunion berichten, weiß man oft nicht viel. So bleiben Russland wie die (ehemalige) Sowjetunion weiterhin bekannte Unbekannte.
Zeitgeschichte-online nimmt die diesjährigen Präsidentschaftswahlen in Russland daher zum Anlass, um historischen Voraussetzungen und aktuelle Kontexte in den Blick zu nehmen, die für diese Wahlen sowie deren Wahrnehmung im Westen implizit oder explizit eine Rolle spielen. Denn wie ein großer Teil seiner Wähler ist Putin ein Kind der Sowjetunion, deren Untergang er einmal als größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet hat. Zugleich bewegt sich im Land weit mehr, als die Berichterstattung in westlichen Medien zu vermitteln vermag.
Wir haben OsteuropahistorikerInnen gebeten, uns basierend auf ihrer langjährigen Beschäftigung mit Russland und der Sowjetunion Einblicke und Kommentare zu verschiedenen Faktoren zu liefern. Ihre Beiträge lassen sich grob in vier Blöcke einordnen: die ersten Beiträge thematisieren verschiedene Aspekte der POLITISCHEN KULTUR, indem sie Schlaglichter auf (post)sowjetische und gegenwärtige Führungsfiguren sowie Modi politischer Partizipation jenseits der parlamentarischen Repräsentation werfen. Darauf folgen Betrachtungen zu den WECHSELSEITGEN WAHRNEHMUNGEN, die die Beziehungen zwischen der (ehemaligen) Sowjetunion und Russland auf der einen Seite, sowie westlichen Staaten und China auf der anderen Seite in den Blick nehmen. Diese sind nicht zuletzt relevant für die weiteren Beiträge, die sich mit VER- UND ENTFLECHTUNGEN IM MULTIETHNISCHEN (POST)SOWJETISCHEN RAUM befassen. Der letzte Block thematisiert ausgewählte SOZIALE UND KULTURELLE KONSTELLATIONEN: die Rolle von Umwelt, jugendlicher Subkultur, Gender, Arbeitskultur und die Verhältnisse jenseits der Großstädte.