Im Präsidentschaftswahlkampf 2004 bezeichnete John Kerry die Jahre des Vietnamkriegs als „most important, kind of formative political piece of my life“.[1] Fernsehinterviews, die er seit den 1980er Jahren in wechselnden Büros gab, lassen im Hintergrund stets die gerahmte Flagge eines seiner Boote sowie diverse Photos und Erinnerungsstücke aus seiner Navyzeit erkennen.[2] Dies unterstreicht seine positiven Erinnerungen an Kameradschaft, enge Bindungen und Freundschaften, gemeinsame Bewährung, außerdem an wilde Partys und Spaß unter jungen Männern, worüber die Biographie von Douglas Brinkley Auskunft gibt.[3] Neben den positiven Erinnerungen lauerten jene, die in seinen Albträumen wiederkehrten und über die Kerry nur ungern sprach. Wie der Journalist James Carroll im Senatswahlkampf 1996 zeigte, betraf dies etwa den Kampf, für den er 1969 mit dem Silver Star ausgezeichnet wurde. Kerry hatte sein Swiftboat angelandet, als es vom Ufer beschossen und von einem Vietcong-Soldaten mit einer Panzerfaust ins Visier genommen worden war. Kerry hatte ihn verfolgt und getötet. Aus ihm unerfindlichen Gründen habe sein Gegenüber nicht abgedrückt, so Kerry. Bis heute wisse er nicht, warum. Es habe „er oder wir“ geheißen. Wenn der andere abgedrückt hätte, wären sie alle tot gewesen. Über solche Sachen könne er nicht reden: „I don’t and I can’t. The things that probably really turned me I’ve never told anybody. Nobody would understand these things are very personal. It was our youth.“[4]
Aus Brinkleys, im Jahr 2004 erschienener, Biographie lässt sich erahnen, welche einschneidenden Erlebnisse sich in Kerrys Erinnerung eingebrannt haben mögen. Brinkley zitiert ausführlich aus privaten Briefen und Tagebüchern, die Kerry in den Jahren 1968 und 1969 verfasste. Wir finden dort viele der Motive, die in Kerrys Rede von 1971 wiederkehrten. Seinen Eltern etwa schrieb er von überwältigenden Gefühlen der Leere und Wut, von Tränen der Verzweiflung und Trauer, als er im Februar 1968 erfuhr, dass sein enger Freund Dick Pershing im Einsatz von einer Granate zerfetzt worden war. In seinem Tagebuch beschrieb Kerry, wie seine Crew an der Mündung des Cua Lon-Flusses das Feuer auf einen vietnamesischen Sampan eröffnet, der sich nach der Sperrstunde im Dunkeln seinem Swiftboat genähert hatte, und dabei irrtümlich ein kleines Kind erschossen hatte. Er schilderte, wie er im Dezember 1968 in einem Armeehospital in Dong Tam den Todeskampf eines schwerverletzten südvietnamesischen Soldaten beobachtete, dessen lebloser Körper schließlich in einem olivgrünen Plastik-Leichensack verstaut wurde, um die blutverschmierte Trage für den nächsten Verwundeten zu säubern. Und Kerry beschrieb den Anblick, der sich ihm als jungem Leutnant darbot, als er im März 1969 die Leiche eines südvietnamesischen Söldners barg, der ihm und seiner Crew persönlich gut bekannt war. „What was left was human and yet it wasn’t – a person that had been only a few moments earlier and that now was a horrible mass of torn flesh and broken bones; bent and bloody, limbs contorted and distorted as they could never be alive. Most of his stomach was hollowed out and there was a huge hole that went through his mouth and nose and out the other side. I didn’t really want to look and so I concentrated on working, avoiding contact with any personality.“[5] In der Öffentlichkeit sprach Kerry nicht von seinen eigenen Erlebnissen, sondern redete allgemeiner von kollektiven Erfahrungen.
Die individuelle Auseinandersetzung mit Erlebnissen, Traumata und persönlichen Erinnerungen ist eine Ebene der Kriegserfahrung. Historiker sprechen hier von „Primärerfahrung“, die aus dem eigenen Erleben resultiert.[6] Eine andere Ebene der Kriegserfahrung ist jene der öffentlichen und gesellschaftlichen Diskussionen, der kollektiven Deutung und Verarbeitung. Hierzu zählen auch Debatten über die politischen Konsequenzen, Maximen und Lehren, die Kerry und andere seiner Generation seit den 1970er Jahren aus der Auseinandersetzung mit dem Vietnamkrieg, seinem Verlauf und seinen gesellschaftlichen Folgen ableiteten. Hierum soll es im Folgenden gehen. Unterschiedliche Ansichten über die „richtigen“ Lehren aus dem Krieg prägten bis zum Irakkrieg 2003 immer wieder Diskussionen über die US-Außen- und Sicherheitspolitik. Der Vietnamkrieg war ohne Zweifel ein Wendepunkt in der amerikanischen Geschichte. Nicht nur endete vorerst eine Ära amerikanischer Dominanz und Selbstgewissheit. Die Supermacht hatte trotz massiver technologischer und logistischer Überlegenheit einen Krieg in der „Dritten Welt“ verloren. Künftige militärische Interventionen standen unter Vorbehalt. Schwer wog außerdem die Erschütterung innerhalb der amerikanischen Gesellschaft, wo der Streit über den Krieg tiefe Narben und Gräben riss. Die öffentliche Erinnerung blieb ambivalent.[7]
1984 wurde Kerry für den Staat Massachusetts in den US-Senat gewählt. Als Mitglied des Foreign Relations Committee, vor dem er vierzehn Jahre zuvor als junger Aktivist Rede und Antwort gestanden hatte, spezialisierte er sich auf die Themen Außen- und Sicherheitspolitik. Seine Rede hatte er 1971 mit einem hoffnungsvollen Wunsch enden lassen: In dreißig Jahren solle es in Amerika möglich sein, von „Vietnam“ als einem Ort zu sprechen, „where America finally turned and where soldiers like us helped it in the turning“.[8] Worauf bezog sich seine Hoffnung? Wie gestaltete sich sein Beitrag zu der erhofften Umkehr? Welche politischen Schlussfolgerungen leitete er aus seiner Auseinandersetzung mit dem Vietnamkrieg ab?
5. Vietnam all over again? Die USA und Nicaragua in den 1980er Jahren
Im Dokumentarband The New Soldier, der im Herbst 1971 erschien und die Tage von Dewey Canyon III mit zahlreichen Photos und Kommentaren Revue passieren ließ, zog Kerry für sich selbst zunächst folgende Bilanz: Er glaube immer noch an den Dienst für sein Land; er sei immer noch bereit, es mit Waffen zu verteidigen – und sogar für sein Land zu sterben. „Now, however, I will not go blindly because my government says I must go. I will not go unless we can make real our promises of self-determination and justice at home. I will not go unless the threat is a real one and we all know it to be so. I will not go unless the people of this country decide for themselves that we must all of us go.“[9] Hier finden wir einen Ausgangspunkt für seine spätere politische Haltung als Senator und Präsidentschaftskandidat.
Kerrys Zeit als Senator seit 1985 ist noch nicht zum Gegenstand detaillierter historischer Studien geworden, so dass hier nur auf vereinzelte Nachweise, Zeitungsartikel und journalistische Arbeiten zurückgegriffen werden kann. Zeit seiner politischen Karriere setzte sich Kerry für die Verbesserung der Lage kriegsgeschädigter Veteranen ein. Dies betraf die Finanzierung von Veteraneneinrichtungen, die Aufwertung der Veterans Administration zum U.S. Department of Veterans Affairs im Jahr 1989 und auch die Anerkennung gesundheitlicher Schäden, die auf den Kontakt mit dem giftigen Entlaubungsmittel Agent Orange zurückzuführen waren. Erst 1996 erhielten die betroffenen Amerikaner Entschädigungszahlungen durch die US-Regierung.[10] Wie der Boston Globe vorrechnet, stand John Kerry in seinem Stimmverhalten in seinen Anfangsjahren im Senat zuverlässig links und votierte gegen alles, was mit Aufrüstung, neuen Waffensystemen oder der als Star Wars in die Annalen gescheiterter Großprojekte eingegangenen Strategic Defense Initiative zu tun hatte. Wie die Reporter des Boston Globe außerdem berichten, reiste er im Frühjahr 1985 als frischgebackener Senator umgehend nach Nicaragua, um sich vor Ort ein Bild zu machen. In den Medien warf er der Regierung Reagan vor, die USA dort im Namen des Kampfes gegen den Kommunismus erneut in einen Dschungelkrieg hineinzuziehen.[11]
Ronald Reagans Außen- und Verteidigungspolitik stand unter dem Einfluss konservativer „Falken“, die nach 2001 auch auf George W. Bush einwirken sollten. Diese kritisierten Jimmy Carters zwischen 1977 und 1980 geübte Zurückhaltung gegenüber Militärschlägen als eine Politik der Schwäche. Carter sei, so die Kritiker, vom „Vietnamsyndrom“ befallen. Die Lehre aus Vietnam sei es nicht, militärische Zurückhaltung zu üben, sondern vielmehr das Militär zu stärken.[12] Den Vietnamkrieg bezeichnete Reagan wiederholt als „noble cause“: Im Feld ungeschlagen, seien die Veteranen genau so Helden wie alle anderen, die jemals für eine „ehrenwerte Sache“ gekämpft hätten.[13] Zentralamerika spielte für Hardliner wie den Außenminister und Ex-General Alexander Haig oder CIA-Chef William Casey Anfang der 1980er Jahre eine Schlüsselrolle im weltweiten Kampf gegen den Kommunismus. In El Salvador unterstützte die Regierung Reagan beispielsweise die dortige Militärregierung gegen links gerichtete Revolutionäre, indem sie militärische „Berater“ entsandte und Finanzhilfen gewährte – schätzungsweise vier Milliarden US-Dollar zwischen 1981 und 1992.[14] In Nicaragua arbeitete die amerikanische Regierung seit 1981 mit Hilfe der CIA auf einen Sturz der sandinistischen Regierung unter Daniel Ortega hin und förderte mit Geld und Waffenlieferungen rechtsgerichtete Contra-Rebellen. Da militärische Interventionen aufgrund der Vietnamerfahrung in den 1980er Jahren hoch umstritten blieben und die Mitsprache des Kongresses seit der War Powers Resolution gestärkt war, hielt die Regierung dies bewusst geheim. Die US-Außenpolitik in El Salvador und Nicaragua blieb über die gesamte Amtszeit Ronald Reagans Gegenstand hitziger partei- und innenpolitischer Auseinandersetzungen, an denen auch John Kerry beteiligt war.[15]
Wenn ihn die Ereignisse sechzehn Jahre zuvor eines gelehrt hätten, so Kerry 1985 im US-Senat zur Lage in Nicaragua, dann sei es, jede Gelegenheit zum Reden auszuschöpfen, bevor geschossen werde. Nicht nur erscheine es heute erneut möglich, dass die amerikanische Jugend aufgerufen werden könne, in einem Land der „Dritten Welt“ zu kämpfen und zu sterben. Vor allem nähmen die USA schon wieder ein kleines „Dritte-Welt“-Land, das noch nicht einmal so groß sei wie der Bundesstaat North Carolina, als Bedrohung amerikanischer Interessen wahr. Und ein weiteres Mal werde die Bevölkerung von der Regierung getäuscht – „once again the American people are being misled on a systematic basis about what we are doing, and by what means, in that region and as to what our goals are in that region.“[16] Die Regierung müsse die Konsequenzen für die gesamte Hemisphäre bedenken: die Konsequenzen einer Politik, die offenbar bereit sei, jede Regierung zu stürzen, die ihr nicht passe, ungeachtet dessen, ob sie eine Bedrohung für die USA darstelle. Außerdem sah Kerry ebenso wie in Vietnam eine Diskrepanz zwischen amerikanischen Werten und tatsächlicher Politik und betonte die Interessen Amerikas gegenüber den Alliierten in der NATO sowie die Notwendigkeit, internationales Recht zu achten.[17]
Als 1984 bekannt geworden war, dass die CIA völkerrechtswidrig Häfen in Nicaragua vermint hatte, hatte der Kongress mit dem Boland Amendment die weitere Unterstützung der rechten Contrarevolutionäre untersagt. Jedoch drang im November 1986 an die Öffentlichkeit, dass die Regierung sich über das bindende Votum des Kongresses hinweggesetzt und die CIA sowie der Nationale Sicherheitsrat (NSC) die Förderung der Contras heimlich fortgesetzt hatten, indem sie Erlöse aus illegalen Waffengeschäften mit Iran nach Nicaragua umlenkten. John Kerry war an der Aufdeckung dieses als „Iran-Contra-Affäre“ bekannten Skandals maßgeblich beteiligt. Im Foreign Relations Committee, dem damals der gemäßigte Republikaner Richard Lugar vorsaß, forcierte er 1986 Anhörungen und stellte als ehemaliger Strafverfolger investigative Recherchen an, um den geheimen Operationen von CIA und NSC auf die Spur zu kommen.
Dem eigentlichen Untersuchungsausschuss, der ab 1987 schließlich das ganze Ausmaß der Affäre offenlegte, gehörte Kerry jedoch nicht an.[18] Stattdessen erhielt er den Vorsitz des Subcommittee on Terrorism, Narcotics and International Operations, für das er 1988 einen Bericht über die außen- und sicherheitspolitischen Implikationen des internationalen Drogenhandels in Südamerika vorlegte. Der Bericht bezog sich besonders auf die Aktivitäten des panamaischen Diktators Noriega, der schließlich 1989 die Gunst der USA verlor und mit Hilfe amerikanischer Truppen gestürzt wurde.[19] Hatte der Politik der Regierung Reagan in Südamerika der Ruch eines neuen Vietnam angehaftet, richteten sich die verteidigungspolitischen Aktivitäten der USA unter George H.W. Bush auf den Persischen Golf.
6. Rush to War? Opposition gegen den Golfkrieg 1991
Im Jahr 1980 hatte Jimmy Carter die Kontrolle über die Golfregion zum nationalen Interesse der USA erklärt. Seitdem gehörte das Gebiet um den Persischen Golf zu den geostrategischen Schlüsselregionen der Vereinigten Staaten. Grund waren die dortigen Erdölvorkommen, von denen die westliche Wirtschaft abhing. Der Golfkrieg war der erste Krieg, den die USA nach dem Ende des Vietnamkriegs mit der gesamten Macht und Logistik ihrer militärischen Maschinerie führten. Im August 1990 besetzte der Irak unter Saddam Hussein Kuwait. Präsident George H.W. Bush verlagerte amerikanische Flugzeugträger und Kampfschiffe in den Persischen Golf und informierte den US-Kongress im September über die Erhöhung amerikanischer Truppenkontingente (Operation Desert Shield), was eine Debatte über die Auslegung der War Powers Resolution von 1973 auslöste. Unklar war zunächst, ob der Irak eine Gefahr für den amerikanischen Verbündeten und Öllieferanten Saudi Arabien darstellte. Aufklärungsphotos legten dies dann nahe. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verhängte ein weltweites Wirtschaftsembargo gegen den Irak. Als Verhandlungen mit Saddam Hussein über einen Rückzug nicht weiterführten, autorisierte der UN-Sicherheitsrat im November 1990 die Mitgliedstaaten (Resolution 678), „alle notwendigen“, also auch militärische Maßnahmen zu ergreifen, sollte der Irak nicht bis zum 15. Januar 1991 aus Kuwait abziehen.[20] Saddam Hussein wiederum reagierte mit kriegerischer Rhetorik und Drohungen gegen Israel.
Der internationalen Koalition, die sich auf einen Einsatz vorbereitete, gehörten neben zahlreichen NATO-Staaten auch diverse arabische Länder wie Ägypten und Syrien an, wobei die USA mit rund 500.000 Mann das weitaus größte Kontingent stellten. Erst als Bush sicher sein konnte, dass er im Kongress Erfolg haben könne (in beiden Kammern hatten die Demokraten die Mehrheit), ersuchte er Anfang Januar 1991 um Zustimmung für einen amerikanischen Militärschlag. Im Repräsentantenhaus und im Senat führte dies zu intensiven Debatten über Chancen und Risiken nicht nur dieses konkreten Einsatzes, sondern über militärische Interventionen im Allgemeinen und über das außenpolitische Selbstverständnis der USA am Ende des Kalten Krieges. Der Vietnamkrieg diente vielen Abgeordneten und Senatoren einmal mehr als historische Referenz.
John Kerry bezeichnete die Senatsdebatte am 11. Januar 1991 als die wichtigste, an der er bislang teilgenommen habe, und sprach sich in einer langen und leidenschaftlichen Rede gegen eine Zustimmung für die Intervention aus.[21] „[I]n my heart and in my gut and in my mind I do not believe in sending people to war unless it is imperative. And it is not, in my view, imperative that in the next few days we send soldiers to fight a war. We are at this grave moment deciding whether or not we do so for two fundamental reasons: Because President Bush unilaterally decided to increase the troops to 430.000 and because he set a deadline.“[22] Die Anfrage des Präsidenten zu diesem Zeitpunkt erschien ihm nur als Fassade, da durch die Aufstockung der Truppen längst Fakten geschaffen und die USA damit in eine Situation manövriert waren, die die weiteren Handlungsmöglichkeiten einschränkte. Das Vorgehen der Bush-Regierung kritisierte er scharf als unilateral und warnte vor einem übereilten „rush to war“.[23]
Mehrfach rekurrierte Kerry auf den Vietnamkrieg. Als Angehöriger der Vietnamgeneration würden ihm noch eine Reihe von Antworten fehlen, um sicher sein zu können, dass das Land nicht erneut in die Irre geführt werde – „that we are not misled again“.[24] Hier liegt, auch mit Blick auf seine Präsidentschaftskandidatur, ein wichtiges Motiv, das er seit 1971 immer wieder betonte. Ein zentraler Beweggrund der Proteste der Veteranen war der berechtigte Eindruck gewesen, von der Regierung über die Gründe, Ziele und Aussichten des Krieges bewusst belogen worden zu sein; auch die Politik Reagans in Südamerika in den 1980er Jahren war ebenso geheimniskrämerisch wie illegal gewesen, erst Untersuchungsausschüsse hatten die amerikanischen Aktivitäten in Nicaragua ans Licht gebracht.
Seien, so fragte Kerry 1991, wirklich alle diplomatischen Optionen ausgeschöpft; habe die Regierung alle mittel- und langfristigen Konsequenzen – für die USA selbst, für die Region – hinreichend bedacht; sei die amerikanische Bevölkerung umfassend informiert; wisse man, was man nach einem militärischen Sieg tun wolle; und seien die USA bereit, sich erneut mit den Opfern eines blutigen Konflikts auseinanderzusetzen? „In a country that still struggles with agent orange, outreach centers, posttraumatic stress disorder, homeless veterans – is this country ready for the next wave?“[25] In Anspielung auf die noch unter Reagan formulierten Prinzipien der Weinberger-Doktrin[26] äußerte Kerry gravierende Zweifel, ob der geplante Militäreinsatz diese Konditionen erfüllte. „A consensus seems to have been arrived at that we should go to war when our vital interests are at stake in a way that the majority of Americans have identified and agreed upon, and when we have exhausted all peaceful alternatives that could have achieved the same goals as war. That is not, Mr. President, the situation that exists today, and we know it.“[27]
Tatsächlich zeigte sich die amerikanische Bevölkerung in Meinungsumfragen, die auch die Regierung Bush aufmerksam beobachtete, noch im Januar 1991 äußerst gespalten; eine Mehrheit hielt immer noch eine friedliche Einigung für möglich. Im November waren Bushs allgemeine Zustimmungswerte von 75 Prozent im August auf nur noch 51 Prozent gefallen, und bei den Kongresswahlen hatten die Republikaner mehrere Sitze an die Demokraten verloren. Die Unterstützung des Kongresses sollte, wie der Historiker Julian Zelizer belegt, auch der Legitimation der Regierungshandelns in der Bevölkerung dienen; gleichzeitig wollte das Weiße Haus den Kongress mit in die Verantwortung nehmen, sollte der militärische Eingriff scheitern.[28]
Natürlich würde er sich am liebsten, wie wohl alle, die hier versammelt seien, hinter den Präsidenten stellen, so Kerry weiter in der Senatsdebatte. Das sei wie ein natürlicher Impuls. Aber jeder, der nur um der Geschlossenheit willen die Reihen mit dem Präsidenten schließen wolle, gebe die Macht des Kongresses preis. Genau dieses Argument habe in Vietnam tausende Leben gekostet. „Just go down to the Memorial here in Washington and look at that black granite wall. I say to my colleagues that over half the names on that wall are there because too many legislators were too often too willing to just close ranks with the President.“[29] Die USA sollten, so abschließend seine Forderung, weiterhin deutlich machen, dass sie bereit waren, militärisch gegen den Irak vorzugehen. Zunächst aber plädierte Kerry für die Fortsetzung der UN-Sanktionen, denn diese bräuchten Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. Eine friedliche Lösung sei nach wie vor möglich.[30]
Im Kern argumentierte Kerry im Sinne der War Powers Resolution, die der Kongress 1973 verabschiedet hatte, um militärische Alleingänge der Regierung zu verhindern. Im Jahr 1964 hatte der Kongress Präsident Johnson mit der Tonkin-Resolution eine Blankovollmacht für die militärische Eskalation in Vietnam erteilt. Alle Abgeordneten des Repräsentantenhauses und 98 von 100 Senatoren hatten dafür gestimmt. Nach dem Amtsantritt Nixons wiederum hatte es Jahre gedauert, bis der Kongress der Regierung die weitere Finanzierung des Krieges in Südostasien verwehrt hatte. Wie 1971 sah Kerry es 1991 als Pflicht des Kongresses an, seiner besonderen Verantwortung gerecht zu werden, wenn Entscheidungen über Krieg und Frieden zu fällen waren (zumal, der Verfassung zufolge, nur der Kongress offiziell den Krieg erklären durfte). Bis zum Amtsantritt des Demokraten Bill Clinton agierte Kerry gleichwohl in politischer Opposition gegenüber den Republikanischen Nachfolgern Richard Nixons. Noch unter Bush unterstützte Kerry aber 1989 den Militäreinsatz in Panama zum Sturz Noriegas; unter Clinton befürwortete er in den 1990er Jahren Einsätze in Haiti (1994) und im Kosovo (1999), beide im Rahmen internationaler UN- bzw. NATO-Mandate, sowie Luftschläge im Irak (1998).[31] Ein Pazifist ist der Vietnamkriegsgegner Kerry auch schon in den 1970er und 1980er Jahren nie gewesen. Gegenüber dem Boston Globe etwa machte er das 1989 unmissverständlich klar. „I believe the military is an arm of the tool [sic] of foreign policy and, at the most appropriate moments, it may be legitimate to be used.“[32]
Im Repräsentantenhaus stimmten 250 gegen 183 Abgeordnete und im Senat eine knappere Mehrheit von 52 gegenüber 47 Senatoren für die Resolution, die den militärischen Einsatz im Irak autorisierte. Mit dem ausdrücklichen Versprechen, dass es kein zweites Vietnam geben werde, kündigte Präsident Bush am 16. Januar 1991 in einer Fernsehansprache den Beginn der Operation Desert Storm an,[33] die nur sechs Wochen später mit dem Zusammenbruch der irakischen Verteidigung und einem Waffenstillstand endete. Die Euphorie in der Regierung war groß. Die USA konnten ihre überlegene Feuerkraft und Technologie voll ausspielen und mussten knapp 150 gefallene Soldaten beklagen. In der Heimat wurden die siegreichen Rückkehrer mit Paraden gefeiert. Der böse Geist von Vietnam schien ein für alle mal vertrieben. „Americans today are confident of our country, confident of our future, and most of all, confident about you. We promised you'd be given the means to fight. We promised not to look over your shoulder. We promised this would not be another Vietnam. And we kept that promise. The specter of Vietnam has been buried forever in the desert sands of the Arabian Peninsula“[34], erklärte Bush euphorisch und erleichtert in einer Rede an die Truppen am Golf.
Historiker stellen – auch mit Hinblick auf die andere Herangehensweise der US-Regierung im zweiten Irakkrieg 2003 – George H.W. Bushs multilaterales und konsensorientiertes Vorgehen heraus: Er bemühte sich stets um Rückendeckung und Mandate des UN-Sicherheitsrats, schmiedete eine breite internationale Koalition, suchte die Zustimmung des amerikanischen Kongresses und hielt sich schließlich an das Mandat der UN-Resolution 678, die nur die Befreiung Kuwaits, nicht aber einen Marsch auf Bagdad und den Sturz von Saddam Hussein abdeckte. Auch John Kerry zeigte sich nach seiner anfänglichen Opposition über den Ausgang des Golfkriegs hoch erfreut und war ebenso mitgerissen vom unangefochtenen Sieg des US-Militärs. Für die geschlagenen Vietnamveteranen erschien dies als eine späte Genugtuung. „A lot of those of us who served in Vietnam found a new breath of air in your courage and optimism“[35], so Kerry bei einem Besuch amerikanischer Truppen im März 1991. Seine Befürchtung, dass die USA in einen mehrjährigen Krieg hineingezogen werden könnten, bestätigte sich damals nicht.
7. Risse in der amerikanischen Gesellschaft: Senate Select Committee on POW/MIA Affairs
Wie der Journalist James Carroll berichtet, flog Kerry nach dem Ende des Golfkriegs mit anderen Senatoren auf eine Inspektionstour nach Kuwait. Auf dieser Reise kam er mit dem Republikanischen Senator John McCain ins Gespräch. Als Lieutenant Commander der U.S. Air Force war McCain 1967 über Hanoi abgeschossen worden und hatte sechs Jahre in nordvietnamesischer Kriegsgefangenschaft verbracht. McCain zählte zu den wenigen unbestrittenen Kriegshelden der USA. Politisch standen Kerry und McCain indes auf völlig entgegengesetzten Seiten. Im Senatswahlkampf in Massachusetts 1984 hatte McCain sogar aktiv Kerrys Republikanischen Gegner unterstützt und Kerry für sein Handeln 1971 scharf kritisiert: Nicht nur für seinen öffentlichen Protest, sondern besonders dafür, dass er mit anderen Veteranen in einem symbolisch aufgeladenen und medienwirksamen Akt am Folgetag seiner Anhörung militärische Auszeichnungen „zurückgegeben“, d.h. vor das Kapitol geworfen hatte. Im Transportflieger begannen sie über ihre Erinnerungen an Vietnam, die Gefangenschaft und die Ereignisse von 1971 zu sprechen.[36] Die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Vietnam hatte für beide in den 1990er Jahren auch eine persönliche Dimension. Der Normalisierung stand jedoch ein extrem heikles, explosives Thema in den USA im Wege: die Frage, ob im sozialistischen Vietnam auch fast zwanzig Jahre nach dem Ende des Krieges noch amerikanische Soldaten gefangengehalten würden.
Umfragen zufolge glaubten 1991 fast siebzig Prozent der Amerikaner, dass in Vietnam noch immer Landsleute gegen ihren Willen festgehalten wurden. Zwischen 1.200 und 2.500 Soldaten galten als vermisst, als „Missing in Action“ (MIA) oder „Prisoners of War“ (POW). Wie der Historiker Michael Allen zeigt, entwickelte die POW/MIA-Frage in den 1970er und 1980er Jahren eine ganz eigene politische Dynamik.[37] Familienangehörige bildeten den Kern einer politischen Bewegung, die es verstand, verschwörungstheoretisch grundiertes Misstrauen gegenüber der Regierung – die angeblich sehenden Auges Soldaten in Südostasien zurückgelassen hatte – in aggressive mediale und politische Lobbyarbeit zu übersetzen. Wie Allen betont, ist die Suche der Angehörigen nach den Schuldigen für ihren persönlichen Verlust gleichzeitig als eine Suche nach den Schuldigen für den verlorenen Krieg zu verstehen. Nixon und sein Außenminister Henry Kissinger standen deshalb genau so im Fokus der POW/MIA-Bewegung wie die Antikriegsbewegung um John Kerry, der vorgeworfen wurde, zur Zersetzung der Heimatfront beigetragen zu haben. Insofern sprach die Bewegung zunächst sowohl linksalternative Regierungskritiker als auch rechtskonservative Nationalisten an.
Ronald Reagan nutzte die dann mehr dem konservativen Spektrum zuneigende Bewegung auf dem Weg zur Präsidentschaft ebenso als Vehikel seiner patriotischen Appelle, wie er ihr Anliegen durch seine Unterstützung legitimierte. Das erwies sich indes als zweischneidiges Schwert. Reagans zweite Amtszeit ab 1986 stand unter dem Zeichen der Entspannung mit der Sowjetunion. In diesem Kontext suchte Reagan auch den Dialog mit der sozialistischen vietnamesischen Staatsführung und schickte 1987 den früheren Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff, General John Vessey, als Sondergesandten nach Hanoi, um über „humanitäre Fragen“ zu verhandeln.
Während die USA bedingungslose Kooperation bei der Suche nach vermissten Amerikanern forderten, suchte die vietnamesische Regierung Kompensation für mehr als eine Million Kriegsgeschädigte und -waisen. Gleichzeitig saß Reagan die „Rambo-Fraktion“ im Nacken, Hardliner in den Reihen der Republikaner und der POW/MIA-Bewegung, die einen Konfrontationskurs propagierten und die Aussagen der vietnamesischen Seite, es gebe keine Kriegsgefangenen mehr, als reine Propaganda und Lügen bezeichneten.[38] Als US-Medien Photos angeblicher amerikanischer Kriegsgefangener in Vietnam veröffentlichten, erhielt die Sache im Juli 1991 eine neue Dynamik. Die Authentizität der Bilder untermauerte die Presse mit Aussagen von Angehörigen, die ihre vermissten Verwandten identifiziert zu haben glaubten. Innerhalb weniger Monate wurden sämtliche Photos zwar als Fälschungen entlarvt. Sie gaben aber den Anstoß zur Einsetzung eines neuen Untersuchungsausschusses bereits im August 1991.
Den Vorsitz des Senate Select Committee on POW/MIA Affairs übernahm John Kerry. Vielen galt das damals angesichts der schrillen Töne der POW/MIA-Aktivisten, der nach wie vor umstrittenen Bewertung des Krieges sowie der erinnerungspolitischen Gräben in der amerikanischen Gesellschaft als ein innenpolitisches Himmelfahrtskommando. „Nobody wanted to be on that damned committee“, so Senator Bob Kerrey rückblickend im New Yorker. „It was an absolute loser. Everyone knew that the P.O.W. stories were fabrications, but no one wanted to offend the vet community.“[39] Neben mehreren republikanischen MIA-Hardlinern wie Bob Smith gehörten dem Ausschuss mit John McCain, Hank Brown (beide Republikaner), Bob Kerrey, Chuck Robb (Demokraten) und eben John Kerry fünf Veteranen an, die in Vietnam gekämpft hatten. „John Kerry did it because the issue of the war burnt his soul, and he found a soulmate in John McCain“[40], meinte der Demokratische Senator Ted Kennedy.
Kerry ging die Sache mit unermüdlichem Aufklärungswillen an. McCain war voll des Lobes für Kerrys Leistung, dem es gelang, die militante „Rambo-Fraktion“ in die Arbeit einzubinden, ohne dass es zum Eklat kam. Der Ausschuss hörte unter Kerry zahlreiche Zeugen an, sammelte Material und erwirkte die Öffnung amerikanischer und vietnamesischer Archive, um an so viele Dokumente wie möglich zu kommen, die Aufschluss über den möglichen Verbleib vermisster Soldaten geben konnten. Auf mehreren Reisen nach Vietnam verhandelten die Senatoren und ihre Delegation mit vietnamesischen Offiziellen, befragten Zeitzeugen, besuchten Gefängnisse, erschienen unangekündigt an Orten, an denen angeblich Amerikaner gesichtet worden waren, und hörten sich in der lokalen Bevölkerung um. Auf den emotionalen Moment, den Kerry und McCain miteinander teilten, als sie gemeinsam in der kleinen Zelle im Gefängnis in Hanoi standen, in der McCain jahrelang festgehalten und gefoltert worden war, ist Kerry seitdem oft zurückgekommen, zuletzt in seiner Abschiedsrede an den Senat 2013. Trotz politischer Differenzen überdauerte ihre Freundschaft, die hier in den 1990er Jahren begann.[41] Außerdem initiierte der Ausschuss Ausgrabungen an Orten, an denen sterbliche Überreste von Amerikanern vermutet wurden. Diese sollten dann mit modernen wissenschaftlichen Methoden identifiziert werden, wofür die US-Regierung 100 Millionen Dollar pro Jahr bereitstellte. Das entsprach, wie Allen errechnet hat, letztlich durchschnittlich 1,7 Millionen Dollar pro Vermisstem.[42]
John McCain besaß als ehemaliger Prisoner of War im Ausschuss besondere Autorität und unterstützte Kerry nach Kräften. Die MIA-Aktivisten hielt er für Scharlatane, Ideologen und Betrüger, die die Betroffenheit und Trauer der Familien für ihre Lügenkampagnen gegen die Regierung benutzten. Im Senatswahlkampf in Arizona suchten MIA-Aktivisten 1992 McCains Wiederwahl zu verhindern, indem sie behaupteten, er sei in Vietnam einer Gehirnwäsche unterzogen worden und habe für seine Rückkehr in den USA andere POWs geopfert. Genau so erging es ihm in den Vorwahlen der Republikaner für die Präsidentschaftskandidatur 2000.[43] Der Vietnamkrieg und die Emotionen und Erinnerungen, die sich mit ihm für so viele Amerikanerinnen und Amerikaner verbanden, ist somit schon lange vor dem Präsidentschaftswahlkampf 2004 für politische Schmutzkampagnen instrumentalisiert worden.
Wie McCain gegenüber dem New Yorker bestätigte, hat Kerry damals im Ausschuss immer wieder beruhigend auf ihn eingewirkt, wenn seine Empörung über die Scharlatane sich temperamentvoll Bahn zu brechen drohte.[44] „John handled that whole deal with the utmost skill, patience, understanding, and compassion“, so McCain im Rückblick. „The contribution that he made, in my view, was vital. It led the way to the normalization process.“[45] Nach zahllosen Reisen nach Vietnam, zweihundert Stunden öffentlichen Anhörungen, zweihundert eidesstattlichen Aussagen und der Öffnung (Deklassifizierung) von mehr als einer Million Seiten Dokumenten legte Kerry in Namen des Ausschusses im Januar 1993 den mehr als 1200 Seiten starken Abschlussbericht vor. Detailliert stellte der Bericht die Schritte und Bemühungen zur Aufklärung dar. Man habe, so das Ergebnis, keine zwingenden Beweise dafür gefunden, dass vermisste Amerikaner in Gefangenschaft überlebt haben könnten oder wissentlich zurückgelassen worden seien.[46]
8. Die Normalisierung der Beziehungen mit Vietnam 1995
Wie Kerry indes auch selbst verdeutlichte, hatte die Arbeit des Ausschusses zugleich eine wichtige außenpolitische Funktion. „Since 1975“, so Kerry 1993 im Foreign Relations Committee, „the U.S.-Vietnamese relationship has remained essentially frozen in time, like a still photograph from that traumatic day when the last Americans left Saigon by helicopter from the U.S. Embassy roof. Diplomatic relations have remained severed; Vietnamese assets have been frozen; trade has been embargoed.“[47] Die Zusammenarbeit mit Vietnam in der POW/MIA-Frage bildete eine der Etappen auf der noch unter Präsident George H.W. Bush festgelegten road map zur Normalisierung der Beziehungen der ehemaligen Kriegsgegner. Im Senat drängten Kerry und McCain von 1992 an gemeinsam auf die Aufhebung des amerikanischen Handelsembargos. Der sozialistische Staat begann in dieser Zeit vorsichtige Marktreformen, und amerikanische Unternehmen mussten zusehen, wie ausländische Wettbewerber aus Japan, Frankreich, Australien, Korea oder Thailand ihnen den Rang abzulaufen drohten. Wirtschaftsinteressen waren aber nur ein Aspekt. Das Ende des Kalten Krieges veränderte die geopolitischen Machtkonstellationen im pazifischen Raum, und auch die vietnamesische Regierung sah wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen mit den USA als Gegengewicht gegen chinesische Dominanz.[48]
Das Ende des Kalten Krieges machte für Kerry die Isolierung der Sozialistischen Republik Vietnam obsolet, und enge Wirtschaftsbeziehungen mit den USA verringerten seiner Einschätzung nach die Wahrscheinlichkeit einer vietnamesisch-chinesischen Militärallianz. Die wirtschaftliche und diplomatische Normalisierung lag für ihn ebenso im strategischen Interesse der USA im pazifischen Raum wie ihm die Versöhnung der Kriegsgegner als Voraussetzung erschien, die Wunden des Krieges in der amerikanischen Gesellschaft zu heilen und nicht mehr in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft zu sehen.[49] Der Besuch Präsident Barack Obamas in Vietnam im Mai 2016 unterstreicht angesichts andauernder Konflikte mit China im südchinesischen Meer die Bedeutung der strategischen Allianz zwischen den USA und Vietnam, für die Anfang der 1990er Jahre die Weichen gestellt wurden. Als letzten Schritt der Normalisierung kündigte Obama 2016 die Aufhebung des US-Waffenembargos an.
Im Einklang mit Präsident Clinton erhoffte sich Kerry in den 1990er Jahren von einer Annäherung zwischen beiden Ländern eine Verbesserung der Menschenrechtslage und Impulse für demokratische Entwicklungen in Vietnam, äußerte sich aber zurückhaltend gegenüber allzu starkem externen Druck. Hier ging es letztlich, wie auch in den Verhandlungen in der POW/MIA-Frage, um ein schwieriges Austarieren zwischen Anreizen und Zwängen, zwischen „the carrot and the stick“[50], wie er es nannte. Eine Beibehaltung des Handelsembargos hätte nach Kerrys damaliger Einschätzung nur die Hardliner gestärkt. Stattdessen setzte er seine Hoffnung auf einen „unausweichlichen“ Veränderungsprozess und in eine jüngere Generation.[51] Vietnam bleibt indes bis heute ein autoritärer Staat mit einem Einparteiensystem ohne demokratische und parlamentarische Kontrolle, in dem Grundrechte wie die Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt sind. Gegenüber einer moralistisch unterlegten Außenpolitik zeigte sich Kerry in den 1990er Jahren ebenso skeptisch wie gegenüber der Möglichkeit, von außen den Wandel des politischen Systems und die Herausbildung einer demokratischen Zivilgesellschaft in einem nicht-westlichen Land erzwingen zu können. Mit dem noch unter John F. Kennedy formulierten Projekt des demokratischen nationbuilding in Südvietnam waren die USA ja bereits in den frühen 1960er Jahren gescheitert.
So forderte Kerry die Mitglieder des Senats auf, für die Aufhebung des Handelsembargos zu stimmen. „If you want to put the war behind us and act in a statesmanlike fashion and look to the future and protect the interests of this Nation, you will vote to lift the embargo.“[52] Am 4. Februar 1994 hob die US-Regierung das Embargo gegen Vietnam auf und am 11. Juli 1995 verkündete Präsident Clinton, flankiert von John Kerry und John McCain, im East Room des Weißen Hauses die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen. Mit Douglas „Pete“ Peterson trat 1997 ein ehemaliger Airforce-Pilot und POW in Hanoi das Amt des ersten US-Botschafters an. Zum Staatsbesuch Clintons in Vietnam im November 2000 schrieb Kerry, nun sei „Vietnam“ im amerikanischen Bewusstsein endlich nicht mehr nur ein Krieg, sondern ein Land.[53]
9. Normalisierung der Erinnerung? Bilanzen 30 Jahre nach 1971
Kerry sah damit eine Hoffnung erfüllt, die er 1971 am Ende seiner Rede vor dem Foreign Relations Committee zum Ausdruck gebracht hatte. Doch weder war der Vietnamkrieg ein für alle mal im arabischen Wüstensand begraben, wie es sich George H. W. Bush 1991 gewünscht hatte, noch waren die Wunden in der amerikanischen Gesellschaft verheilt. Dies galt auch für Kerrys eigenen Umgang mit der Erinnerung und hing wohl außerdem eng mit einer Leerstelle der öffentlichen Aufarbeitung des Krieges zusammen: Eine Auseinandersetzung mit Kriegsverbrechen und Gewalttaten amerikanischer Soldaten fand in den USA nur punktuell statt. Wie bereits 1969 im Zusammenhang mit dem Massaker von My Lai zu beobachten war, flammten Diskussionen nur dann kurzzeitig auf, wenn die Presse über einzelne Vorfälle berichtete. Es blieb bei einem kollektiven Beschweigen, das, wie Bernd Greiner treffend beobachtet hat, in den USA regelmäßig zu gereizten bis hysterischen Reaktionen führt, wenn von Kriegsverbrechen die Rede ist.[54]
Dies war etwa im April 2001 der Fall, als die New York Times – fast exakt zum dreißigsten Jahrestag von Kerrys Rede im Senatsausschuss – ein Interview mit dem Demokratischen Senator Bob Kerrey veröffentliche, in dem dieser erstmals über einen seiner Einsätze als Kommandeur einer Spezialeinheit der Navy Seals im vietnamesischen Dorf Thanh Phong sprach, der seitdem sein Gewissen quälte.[55] Was genau dort im Februar 1969 geschah, lässt sich nicht präzise rekonstruieren, Aussagen von Zeitzeugen blieben widersprüchlich und die zeitgenössische Dokumentation ist unvollständig. Eines zumindest erscheint sicher: Mindestens dreizehn vietnamesische Zivilisten – Frauen, Kinder, ein alter Mann – wurden von Bob Kerreys Einheit entweder erschossen oder erstochen.[56]
Wenige Tage nach dem Erscheinen des Artikels in der New York Times meldete sich John Kerry im Boston Globe zu Wort und nahm seinen Senatskollegen in Schutz, der sich wie er 1965 freiwillig zum Dienst in der Navy verpflichtet hatte. Scheinbar nahtlos knüpfte er an seine Argumentation und den emotionalen Vortrag im Senat 1971 an. Dass in Vietnam zahllose unschuldige Menschen getötet wurden, sollte für niemanden eine Überraschung sein, der vor dreißig Jahren denjenigen zugehört habe, die wie die Winter Soldiers die Wahrheit über die „schrecklichen Dinge“ in Vietnam benannt hätten. Einige dieser Männer hätten bis heute keinen Frieden darüber gefunden, alle hätten einen hohen persönlichen Preis gezahlt. Wie 1971 beklagte Kerry eine „mutwillige Amnesie“ der amerikanischen Gesellschaft, wenn es um den Umgang mit dem Erbe des Krieges ging: sei es bei der Anerkennung für die Gesundheitsschäden durch Agent Orange, bei der Rehabilitierung von Kriegsdienstverweigerern oder der Suche nach amerikanischen Kriegsgefangenen.
Anstatt sich mit den Einzelheiten des Kriegsrechts zu befassen, sollten sich die Journalisten, die jetzt über Kerrey richteten, in die Lage der Soldaten am Boden versetzen. „The truth is, there were no rules – only instinct and minute by minute, second-by-second judgments that we carry around for the rest of our lives.“[57] Wie 1971 sah Kerry die Veteranen als Opfer, weil sie gegen ihren Willen zu Tätern gemacht und gezwungen worden waren, für den Rest ihres Lebens mit diesem Verlust ihrer Unschuld klar zu kommen. „It seems almost cliched to talk about the death of innocence. But what else is it when the children of America are pulled from front porches and living rooms and plunged almost overnight into a world of sniper fire, land mines, ambushes, rockets, buddies going home in body bags, explosions in the night, sleeplessness, and the confusion created by an enemy who was sometimes invisible firing, and sometimes right next to you smiling?“[58] Hier sprach Kerry ohne Zweifel aus dem eigenen Erleben.
Welche „schrecklichen Dinge“ Amerikaner in Vietnam getan hatten, sprach er aber anders als 1971 nicht aus, und auch den Ausdruck Kriegsverbrechen scheint er nach 1971 nicht mehr benutzt zu haben. Insofern ist sein Artikel von 2001 selbst symptomatisch für die von ihm beklagte gesellschaftliche „Amnesie“. Gleichzeitig unterstreicht seine Argumentation, was seine politische Haltung gegenüber amerikanischen Militärschlägen auch mit Bezug auf den Irakkrieg 2002/2003 maßgeblich beeinflusste und in engem Bezug zu seiner individuellen Erfahrung stand: die Frage nach dem persönlichen Preis, den amerikanische Soldaten zu tragen hatten, wenn sie von ihrer Regierung in den Krieg geschickt wurden, und nach der gesellschaftlichen Rechtfertigung ihres möglichen Todes – „you need to understand why you’re asking people to perhaps die“[59]. Über diese Frage habe die ganze Nation zu befinden, und niemand dürfe die Wahrheit verschweigen. Wenn dann aber einmal entschieden sei, müssten alle verfügbaren Mittel für den Sieg eingesetzt werden. Dies seien, wie er im November 2001 in einem langen Fernsehinterview betonte, in dem er bereits als möglicher Präsidentschaftskandidat vorgestellt wurde, seine wichtigsten Lehren aus dem Vietnamkrieg. Nach wie vor stand Kerry zu seinem Protest in der Antikriegsbewegung. Er sei stolz, dankbar und überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Der Krieg sei ein Fehler gewesen.[60]
Dass sich für ihn auch mehr als dreißig Jahre später mit der Erinnerung an den Krieg starke Emotionen verbanden, zeigte sich im November 2002 in einer Rede zum 20. Jubiläum des Vietnam Veterans Memorial in Washington DC, an deren Ende er sichtlich um Fassung rang.[61] Seine Präsidentschaftskandidatur stand zu diesem Zeitpunkt, zwei Jahre vor der Wahl, bereits fest. Zugleich konkretisierten sich die Pläne der US-Regierung unter Präsident George W. Bush für eine militärische Intervention, um Saddam Hussein zu stürzen. Anders als im Fall des Golfkriegs 1991 stimmte John Kerry im Herbst 2002 im Senat für die Resolution, die dem Präsidenten ermöglichte, einen Krieg gegen den Irak zu beginnen. Neben der wirtschaftlichen Lage dominierte der Irakkrieg den Präsidentschaftswahlkampf, zu dessen Auftakt sich Bush in Fliegermontur auf einem Flugzeugträger als siegreicher Oberbefehlshaber der Truppen präsentierte und auf den Bonus des Amtsinhabers in Kriegszeiten vertrauen konnte. Kerrys Wahlkampfstrategen war deshalb besonders daran gelegen, ihren Kandidaten als besseren Commander in Chief darzustellen, der die Nation verantwortungsvoll, führungsstark und entschlossen durch Krieg und Krisen zu leiten vermochte. Diese Fähigkeit führten die Kampagnenstrategen in einer kohärenten biographischen Erzählung auf Kerrys Vergangenheit als Offizier im Vietnamkrieg zurück.
Lesen Sie weiter Teil III: Präsidentschaftskandidat und Chefdiplomat der USA 2002 - 2017
Teil I: John Kerry und der 22. April 1971 wurde im Mai 2016 veröffentlicht.
[1] So zitiert im für den Wahlkampf produzierten Dokumentarfilm Going Upriver: The Long War of John Kerry. A film by George Butler, Swiftboat Films LLC / White Mountain Films, 2004, Min. 1:22:50.
[2] So in Vietnam: A Television History. Teil 10: Homefront USA (Public Broadcasting Service PBS, 1983). Online auf Youtube. Life and Career of John Kerry, C-Span, 16. Nov. 1988, in: C-Span Video Library. Life and Career of John Kerry, C-Span, 28. Nov. 2001, in: C-Span Video Library.
[3] Douglas Brinkley, Tour of Duty: John Kerry and the Vietnam War, New York 2004.
[4] James Carroll, A Friendship That Ended the War, in: The New Yorker, 21. Oktober 1996.
[5] Brinkley, Tour of Duty, S. 309; zu Pershing S. 79-84; zum Todeskampf des südvietnamesischen Soldaten S. 220-223; zum erschossenen Kind S. 269-270. Brinkleys Quellenangaben sind allerdings teils unpräzise, was den wissenschaftlichen Wert seines Buches mindert. Die zitierten Auszüge erschienen im Dezember 2003 auch im Magazin The Atlantic, waren damit im Wahlkampf in der Öffentlichkeit zugänglich und sind online nachzulesen. .
[6] Hans Günter Hockerts, Zugänge zur Zeitgeschichte: Primärerfahrung, Erinnerungskultur, Geschichtswissenschaft, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 28 (2001), S. 15-30.
[7] Für einen Überblick über den Umgang mit dem Vietnamkrieg in der öffentlichen Erinnerung der USA Schulzinger, A Time for Peace, bes. S. 95-109 u. S. 183-202, und Marvin Kalb/ Deborah Kalb, Haunting Legagcy: Vietnam and the American Presidency from Ford to Obama, Washington D.C. 2011.
[8] U.S. Senate, Committee on Foreign Relations: Statement of John Kerry, Vietnam Veterans Against the War, April 22, 1971, in: Congressional Record, 92nd Congress, First Session, Vol. 117, Part 8, Washington D.C. 1971, S. 179-210, S. 182.
[9] John Kerry, Epilogue, in: David Thorne/ George Butler (Hg.), The New Soldier, by John Kerry and Vietnam Veterans Against the War, New York 1971, S. 158-166, Zitat S. 166.
[10] Schulzinger, A Time for Peace, S. 90-93.
[11] Kranish/ Mooney/ Easton, John F. Kerry, S. 209-222.
[12] Schulzinger, A Time for Peace, S. 19-23 u. S. 185-187.
[13] Ronald Reagan, Remarks at Memorial Day Ceremonies Honoring an Unknown Serviceman of the Vietnam Conflict, 28. Mai 1984, in: The Public Papers of the Presidents of the United States: Ronald Reagan, 1984, Washington D.C. 1986, S. 748-750. Online in: Ronald Reagan Presidential Library & Museum.
[14] Hierzu und zum Folgenden Jason M. Colby, Reagan and Central America sowie James F. Siekmeier, The Iran-Contra Affair, beides in: Andrew L. Johns (Hg.), A Companion to Ronald Reagan, Malden 2015, S. 434-452 u. S. 321-338.
[15] Zu diesen Dimensionen ausführlich Cynthia Arnson, Crossroads: Congress, the President, and Central America, 1976 – 1993, University Park Pennsylvania 1993.
[16] U.S. Senate, Funds for Supporting Military or Paramilitary Operations in Nicaragua, Floor Debate, 23. April 23 1985, in: Congressional Record, 99th Congress, First Session, Vol. 131, Part 7, Washington D.C. 1985, Beitrag Kerry: S. 8853-8859, S. 8854.
[17] Ebd., S. 8854-8855.
[18] Kranish/ Mooney/ Easton, John F. Kerry, S. 223-231. Der vollständige Name des Ausschusses lautet Senate Select Committee on Secret Military Assistance To Iran and the Nicaraguan Opposition. Der Abschlussbericht ist im Internet Archive abrufbar.
[19] Drugs, Law Enforcement, and Foreign Policy. A Report. Prepared by the Subcommittee on Terrorism, Narcotics and International Operations of the Committee on Foreign Relations, United States Senate, December 1988, Washington D.C. 1989. Online in: National Security Archive. Transnationale organisierte Kriminalität, die mit dem Ende des Kalten Krieges eine neue, globale Dimension bekam, blieb eines von Kerrys Themen als Senator. Die sicherheitspolitische Dimension unterstrich er Ende der 1990er Jahre in einem Buch, in dem er eine intensivere internationale Kooperation, Austausch von Geheimdienstinformationen und Überwachung des internationalen Kapitalverkehrs forderte. John Kerry, The New War: The Web of Crime That Threatens America’s Security, New York 1997. Dieses Buch kann als Vorbnereitung für eine Präsidentschaftskandidatur interpretiert werden, die Kerry indes für die Wahl 2000 angesichts der starken Position Al Gores im Feld der Demokraten zunächst verwarf.
[20] Hierzu und zum Folgenden Lloyd. C. Gardner, The Long Road to Baghdad: A History of U.S. Foreign Policy from the 1970s to the Present, New York 2008, S. 69-91; Julian E. Zelizer, Arsenal of Democracy: The Politics of National Security from World War II to the War on Terrorism, New York 2010, S. 361-378.
[21] U.S. Senate, Authorization for Use of Military Force Against Iraq, 11. Januar 1991, in: Congressional Record, 102nd Congress, First Session, Vol 137, Part 1, Washington D.C. 1991, Beitrag Kerry: S. 846-850, S. 848. Mitschnitt in: C-Span Video Library, Rede Kerry ab Min. 8:07:01.
[22] U.S. Senate, Authorization for Use of Military Force Against Iraq, 11. Januar 1991, S. 846.
[23] Ebd.
[24] Ebd.
[25] Ebd.
[26] Als Weinberger-Doktrin (später: Weinberger-Powell-Doktrin) werden leitende Prinzipien für den Einsatz des amerikanischen Militärs bezeichnet, die der damalige Verteidigungsminister Caspar Weinberger 1984 mit explizitem Bezug auf den Vietnamkrieg formulierte: Der Einsatz müsse lebenswichtig für die amerikanischen oder alliierten Interessen sein; eindeutige politische und militärische Ziele müssten formuliert sein, es müsse klar sein, wie sie erreicht werden sollten, und alle notwendigen Mittel müssten bereitgestellt werden; das übergeordnete Ziel dürfe nur der Sieg sein, sonst solle man das Militär gar nicht einsetzen; der Einsatz müsse laufend evaluiert und auf die Gültigkeit der Zielsetzungen und seinen Sinn im nationalen Interesse hin befragt werden; es müsse eine halbwegs realistische Sicherheit geben, dass die Bevölkerung und der Kongress einen Kampfeinsatz unterstützten; und dieser müsse das letzte Mittel sein. Siehe Caspar Weinberger, The Uses of Military Force. Address before the National Press Club, Washington, D.C., 28. November 1984, in: PBS Frontline.
[27] U.S. Senate, Authorization for Use of Military Force Against Iraq, 11. Januar 1991, S. 846.
[28] Zelizer, Arsenal of Democracy, S. 369 (Umfrageergebnisse: S. 367-368).
[29] U.S. Senate, Authorization for Use of Military Force Against Iraq, 11. Januar 1991, S. 848. Das Vietnam Veterans Memorial in Washington D.C. wurde 1982 eingeweiht. Es handelt sich dabei um eine Wand aus schwarzem Granit, in die die Namen aller zwischen 1959 und 1975 gefallenen oder vermissten Amerikaner eingraviert sind. Besuchern ist es zur Gewohnheit geworden, Namen ihrer Angehörigen oder Freunde zur Erinnerung auf Papier zu rubbeln. John Kerry wurde hierbei 1992 photographiert, [Bild 1 in der Serie].
[30] So Kerry in der Fortsetzung der Debatte am nächsten Tag, U.S. Senate, Authorization for Use of Military Force Against Iraq, 12. Januar 1991, in: Congressional Record, 102nd Congress, First Session, Vol 137, Part 1, Washington D.C. 1991, Beitrag Kerry: S. 1011.
[31] Kranish/ Mooney/ Easton, John F. Kerry, S. 341-342 (Panama, Kosovo); Zelizer, Arsenal of Democracy, S. 357-358 (Panama), S. 422-425 (Kosovo), S. 388-390 (Haiti); zu Haiti äußerte sich Kerry öffentlich in der New York Times und befürwortete die mit UN-Mandat gestützte Mission zum Sturz der haitianischen Militärregierung auch mit Verweis auf die US-Interventionen im Irak 1991 und Panama 1989: John Kerry, Make Haiti’s Thugs Tremble, in: The New York Times, 16. Mai 1994.
[32] Michael K. Frisby, Activists Hit Kerry’s Stand on Salvador Aid, in: The Boston Globe, 16. Oktober 1989, zit. nach Kranish/ Mooney/ Easton, John F. Kerry, S. 259-260.
[33] George H.W. Bush, Address to the Nation Announcing Allied Military Action in the Persian Gulf, 16. Januar 1991, in: Gerhard Peters and John T. Woolley, The American Presidency Project.
[34] George H.W. Bush, Radio Address to United States Armed Forces Stationed in the Persian Gulf Region, 2. März 1991, in: Gerhard Peters and John T. Woolley, The American Presidency Project.
[35] Zit. nach Kranish/ Mooney/ Easton, John F. Kerry, S. 265.
[36] James Carroll, A Friendship That Ended the War, in: The New Yorker, 21. Oktober 1996.
[37] Hierzu und zum Folgenden Michael J. Allen, Until the Last Man Comes Home: POWs, MIAs, and the Unending War in Vietnam, Chapel Hill 2009, Zahlen auf S. 2. Dagegen blieben aus dem Zweiten Weltkrieg 78.000 und aus dem Koreakrieg 8.000 amerikanische Soldaten vermisst.
[38] Schulzinger, A Time for Peace, S. 33-41. Der Ausdruck „Rambo-Fraktion“ bezieht sich auf den Film „Rambo II“ von 1985, in dem der von Sylvester Stallone gespielte Vietnamveteran John Rambo in Vietnam entgegen der Order der US-Regierung amerikanische Kriegsgefangene befreit, die dort bis in die 1980er Jahre überlebt haben.
[39] Joe Klein, The Long War of John Kerry, in: The New Yorker, 2. Dezember 2002.
[40] James Carroll, A Friendship That Ended the War, in: The New Yorker, 21. Oktober 1996.
[41] McCain hat seine Gefangenschaft 1973 im U.S. News & World Report beschrieben: John McCain, Prisoner of War: A First Person Account, in: U.S. News & World Report, 14. Mai 1973. Der Artikel ist 2008 online reproduziert worden.
[42] Allen, Until the Last Man Comes Home, S. 285.
[43] Ebd., S. 282-283 u. S. S. 292-293.
[44] James Carroll, A Friendship That Ended the War, in: The New Yorker, 21. Oktober 1996; Photo von Kerry und McCain 1992 [Bild 3 der Serie].
[45] McCain laut Brinkley, Tour of Duty, S. 451.
[46] U.S. Senate, Report of the Select Committee on POW / MIA Affairs, 13. Januar 1993, Washington D.C. 1993. Online in: Libary of Congress, Federal Research Division. Zahlen nach Allen, Until the Last Man Comes Home, S. 253.
[47] U.S. Senate, U.S. Relations with Vietnam, Hearing before the Subcommittee on East Asian and Pacific Affairs, Committee on Foreign Relations, 103rd Congress, 1st Session, 21. Juli 1993, Washington D.C. 1993, S. 13-17, S. 13. Mitschnitt, ab Min. 16:18.
[48] Schulzinger, A Time for Peace, S. 53-64.
[49] John Kerry, Looking Ahead: The United States and Vietnam, in: Harvard International Review 15:4 (1993), S. 36-39 u. S. 68; für einen Versuch, den weltpolitischen Rahmen und die Ausrichtung der US-Außenpolitik in der Ära Clinton zu umreißen, siehe John Kerry, Raising Standards: America’s Challenge in the Post-Cold War World, in: Journal of International Affairs 46:2 (1993), S. 493-499.
[50] Kerry, Looking Ahead, S. 36.
[51] Ebd., S. 39.
[52] U.S. Senate, Foreign Relations Authorization Act (Vietnam Trade Embargo Amendment), Floor Debate, 27. Januar 1994, Congressional Record, 103rd Congress, 2nd Session, Vol. 140 (Washington D.C.: U.S. Government Printing Office, 1994), Beitrag Kerry: S. 216. Mitschnitt in C-Span Video Library, ab Min. 36:55.
[53] John Kerry, Vietnam finally more than a war, in: USA Today, 16. November 2000, S. 19A.
[54] Bernd Greiner, John F. Kerrys Schweigen, in: Mittelweg 36 13:5 (2004), S. 121-123.
[55] Gregory L. Vistica, One Awful Night in Thanh Phong, in: The New York Times, 25. April 2001.
[56] Greiner, Krieg ohne Fronten, S. 404-406.
[57] John Kerry, The War That Will Not Go Away, in: The Boston Globe, 29. April 2001, S. D1.
[58] Ebd.
[59] Life and Career of John Kerry, C-Span, 28. November 2001, Min. 25:24, in: C-Span Video Library.
[60]Ebd., bes. Min. 23:50 - 40:00.
[61] John Kerry, Remarks at the Vietnam Veterans Memorial 20th Anniversary, C-Span, 11. Nov. 2001, um Min. 23:00, in: C-Span Video Library.