von Sabine Stach, Greta Hartmann

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23. November 2020

9. Oktober 1989. Als die Besucher*innen des Friedensgebets aus der Leipziger Nikolaikirche strömen, treffen sie auf zehntausende Demonstrant*innen, die bereit sind, ein Zeichen gegen die DDR-Regierung zu setzen. Die Stimmung ist angespannt. Seit Tagen gehen Gerüchte um, dass sich Polizei wie Krankenhäuser auf das Schlimmste vorbereiten. Über den Stadtfunk ertönt der als „Aufruf der Sechs“ berühmt gewordene Appell für Gewaltfreiheit. Am Ende gelingt, was viele bezweifelt und noch mehr erhofft hatten: Die Demonstrierenden laufen vorbei an Thomaskirche und Stasi-Zentrale einmal um den Innenstadtring. Die Polizei schreitet nicht ein. Noch am gleichen Abend senden die öffentlich rechtlichen Sender im Westen die heute ikonischen Bilder der Montagsdemonstration.

6. November 1989. Seit der Versammlung am 9. Oktober ist die Menge der Protestierenden kontinuierlich gewachsen. Es findet mit 300.000 bis 400.000 Demonstrant*innen, die aus der gesamten DDR angereist sind, die größte Leipziger Montagsdemonstration statt.

Originalbildunterschrift: Leipzig, Montagsdemonstration ADN-ZB Gahlbeck 18.12.89 Zu einem Schweigemarsch mit Kerzen durch die Leipziger Innenstadt trafen sich tausende Bürger in den Abendstunden. Bundesarchiv, Bild 183-1989-1218-038. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE.

7. November 2020, während der globalen Covid-19-Pandemie. Mindestens 45.000[1] Menschen treffen sich auf und um den Leipziger Augustusplatz.[2] Neben Verschwörungsideolog*innen mit QAnon-Shirts, Evangelikalen und Rechtsextremen stehen Impfgegner*innen, Freiberufler*innen, Familien. Die Stimmung ist ausgelassen. Man bestaunt und fotografiert besondere Transparente und Kostüme, der geteilte Unmut über die angebliche „Gesundheitsdiktatur“ bringt Unbekannte miteinander ins Gespräch. Was die Versammelten vereint, ist ihre Überzeugung, gegen eine ungerechtfertigte Einschränkung ihrer Grundrechte eintreten zu müssen. Dass hier kaum einer eine Maske – für die Anwesenden das Symbol einer per Corona-Schutzverordnung durchgesetzten „Unterdrückung“ – trägt, ist nicht Nachlässigkeit, sondern Programm. Obwohl die Veranstalter*innen zum Einhalten von Abständen aufrufen, herrscht dichtes Gedränge. Als die Kundgebung am Nachmittag wegen Verstoßes gegen die Auflagen offiziell abgebrochen wird, begeben sich die Demonstrant*innen auf den Innenstadtring. Es sind schwarz-vermummte Rechtsextreme, die eine Polizeisperre in der Nähe des Hauptbahnhofs durchbrechen und so den Weg für die Menge freimachen. An diesem Abend ziehen wieder tausende Demonstrant*innen um den Leipziger Ring. Die Polizei greift nicht ein. Wie 1989?

Beginn des (nicht genehmigten) Demonstrationszugs um den Innenstadtring, Leipzig 7.11.2020 (Foto: privat).

Friedliche Revolution 2.0? Die „Querdenker“ und 1989

Die Stuttgarter Initiative „Querdenken“, die u.a. in Berlin bereits große Demonstrationen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie organisiert hat, agiert laut ihrem Gründer, dem Unternehmer Michael Ballweg, „aus Sorge um die derzeitigen demokratischen Prozesse und fordert den Rücktritt der Bundesregierung“[3]. Für eine weitere Protestveranstaltung im Herbst wählte sie die „Heldenstadt“ Leipzig aus, in der schon einmal Geschichte geschrieben worden sei. In diesem Sinne kündigt ein Mobilisierungs-Video für die Demonstration am 7. November eine „Friedliche (R)Evolution“ an und formuliert den Anspruch, „Geschichte gemeinsam wiederholen“.[4] Eingeladen wird hierfür nicht nur zu einer Kundgebung auf dem Leipziger Augustusplatz, sondern auch zu einem „Umzug durch die Stadt über den historischen Stadtring“. „Bringt eure Kerzen mit“, appellieren die Veranstalter*innen.[5]

Der in pathetischem Grundton gehaltene Mobilisierungsfilm präsentiert sich als Collage von Bildern der Leipziger Montagsdemonstrationen und der bisherigen „Querdenken“-Veranstaltungen. Die Aufmärsche im Herbst 1989 und im Sommer 2020 werden darin als mutige Bewegungen von unten parallelisiert: Hier Leipzig, da Berlin; damals Kerzen, heute Handylampen. Dass sich die „Querdenker*innen“ als Opfer einer Regierung sehen, die ähnliche Methoden anwende, wie das diktatorische Regime der DDR, wird in einer weiteren Einstellung deutlich. Zu sehen ist ein Transparent mit der Aufschrift „Niemand hat die Absicht eine Impfpflicht einzuführen! 1961-2020?“, gefolgt von einer Filmsequenz, in der Walter Ulbricht seine berühmten Worte über den Bau der Mauer spricht. Wie ein Blick in die Kommentarspalte nahelegt, verfehlte der Film seine beabsichtigte emotionale Wirkung nicht. „Gänsehaut pur, 1989 stand der Osten auf, 2020 steht Europa auf“ heißt es dort etwa, oder „Es treibt einen [sic] die Tränen in die Augen, wenn man das sieht. Wir haben keine andere Wahl. Raus auf die Straße, aber es wird härter als 1989.“ Nicht wenige Sympathisant*innen greifen dabei die im Film erzeugte Stimmung eines bevorstehenden Schlüsselmoments auf: „Bin dabei“, schreibt ein User, „Hab das Gefühl diese Demo wird die nächste Initialzündung für weitreichende Veränderungen sein.“
Welcher Art diese Veränderungen konkret sein sollen, bleibt hier ebenso offen wie später auf der Veranstaltung selbst.

Der Versuch, mit Bezug auf 1989 für eine „Wiederholung“ der Revolution zu mobilisieren, ist weder neu, noch auf Leipzig beschränkt. Bereits seit den 1990er Jahren wurden im Rahmen unterschiedlicher Straßenproteste, darunter die „Montagsdemonstrationen gegen Hartz IV“ im Jahr 2004, Parolen und Demonstrationsformen des Herbstes 1989 aktualisiert.[6] Auch wenn die Bezüge auf den Revolutionsherbst bereits damals unter ehemaligen Oppositionellen umstritten waren, nahm die Diskussion um den Missbrauch des Erbes von 1989 in den letzten Jahren zu. Grund dafür sind vermehrte Aneignungen von rechts. Seit 2015 mobilisiert die rechtspopulistische Pegida-Bewegung in Dresden jeweils montags zu „Spaziergängen“, bei denen zwischenzeitlich Zehntausende mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ auf die Straße gingen. Vier Jahre später, zum 30. Jubiläum der „friedlichen Revolution“, stellte die AfD ihre Landtagswahlkämpfe in drei ostdeutschen Bundesländern unter das Motto „Wende 2.0“, indem sie ihre Wähler*innen aufforderte, als „Bürgerrechtler“, die „Friedliche Revolution mit dem Stimmzettel“ zu wiederholen.[7] Solche Vergleiche zwischen der gegenwärtigen Gesellschaft und der DDR dienen der Fortführung einer Widerstandserzählung. Wie 1989, so die Behauptung, stünden heute erneut widerständige Ostdeutsche bereit, um ein ungerechtes System zu stürzen.

 

„Déjà-Vu“ und die Heraufbeschwörung des Geistes von 1989

Inhaltliche Bezüge zu den Leipziger Montagsdemonstrationen waren am 7. November 2020 omnipräsent. Und auch ästhetisch erinnerten einige Transparente an das Demonstrationsgeschehen vor 31 Jahren: Zwischen den vielen weißen Friedenstauben auf blauem Grund war eine selbstgemalte Taube zu sehen, Pappschilder mit den Aufschriften „Demokratie“ oder „Freiheit“ könnten genauso auch schon 1989 im Einsatz gewesen sein. Insgesamt freilich waren die Botschaften, Forderungen und Beschwerden, die seitens der Teilnehmer*innen wie der Veranstalter*innen artikuliert wurden, viel breiter und individueller als damals. Im Verlauf der Kundgebung wurde schnell deutlich, worauf die Bezüge auf das Geschehen der Friedlichen Revolution abzielten: Es ging vor allem darum, Emotionalität zu evozieren.

Um eine affektive Verknüpfung mit der Vergangenheit bemühten sich die Veranstalter*innen durch die Einbindung von lokalen Zeitzeug*innen. Indem diese über persönliche Erfahrungen am Ort der Kundgebung referierten, sollten sie den Schauplatz historischer Ereignisse als authentisch beglaubigen. Bereits einmal, nämlich 1989, habe sie hier gestanden, rief etwa die Kommunalpolitikerin Heike Oehlert in die Menge, bevor sie ihre Kritik an den aktuellen Corona-Verordnungen vortrug. Die heutigen Proteste gegen aktuelle Widersprüche erlebe sie daher als ein „Déjà-Vu“. Als prominente Figur, die den historischen Bezug in besonderer Weise legitimieren sollte, trat Pfarrer Christoph Wonneberger auf. Wenngleich mit großem Jubel auf der Bühne begrüßt, lieferte der ehemalige Koordinator der Friedensgebete allerdings kaum anschlussfähige Slogans.

Zuverlässiger gelang die gewünschte emotionale Verknüpfung über die wiederholten Appelle der Veranstalter*innen zu Beteiligung und Gewaltfreiheit. „Wir werden immer mehr!“ und „Wir wollen den vollsten Platz kreieren, den es hier jemals gegeben hat!“ ertönte es noch vor dem offiziellen Start der Kundgebung unter starkem Applaus von der Bühne. Dort, wo 1989 die größte Montagsdemonstration stattgefunden hatte, wollten die selbsternannten „Querdenker*innen“ einen neuen Superlativ erreichen. Als der Moderator zu einem friedlichen, gewaltfreien Ablauf aufrief, wandte sich eine Frau berührt ihren Begleiterinnen zu: „Wie 89! Genau dasselbe!“

 

Historisches Reenactment einer Montagsdemonstration

Die Evokation des Geistes von 1989 sollte in einer Nachstellung des historischen Demonstrationszuges um den Innenstadtring gipfeln. Von Beginn an war jedoch klar, dass dieser Zug um den Ring aufgrund der sächsischen Corona-Schutzverordnung nicht genehmigungsfähig sein würde.[8] Als auch die stationäre Kundgebung auf dem Augustusplatz wegen des Nicht-Einhaltens der Maßnahmen zum Infektionsschutz schließlich abgebrochen werden musste, änderte sich nicht nur der legale Charakter der Veranstaltung.

Waren die körperlich-sinnlichen Bezüge auf 1989, artikuliert im Rahmen einer genehmigten Veranstaltung und im Vorfeld choreographiert, bislang vage geblieben, öffnete sich nun ein scheinbar weniger berechenbarer Raum. In jedem Fall barg der angekündigte kollektive Regelübertritt das anachronistische Versprechen, den Mut der Montagsdemonstrant*innen jetzt individuell nachempfinden zu können: Würde es gelingen, einen Demonstrationszug zu erzwingen? Tatsächlich begannen die „Querdenker*innen“ nun den geplanten Zug um den Innenstadtring. Anders als 1989 blieb es dabei jedoch nicht friedlich, sondern kam zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen „Querdenker*innen“ und der Polizei, sowie zu Übergriffen auf Pressevertreter*innen. Obwohl diese „Wiederholung“ von Geschichte lange angekündigt war, gelang es der Polizei nicht, den verbotenen Teil der Veranstaltung zu verhindern.

Verstanden als Re-Inszenierung eines historischen Ereignisses lässt sich das Wieder-Beschreiten des Leipziger Rings als historisches Reenactment beschreiben.[9] Im körperlichen Nachvollzug der Montagsdemonstration(en) wird das historische Geschehen vergegenwärtigt und gezielt zum Generator neuer Erinnerungen gemacht. Ein persönlicher Erfahrungsbezug zum nachgestellten Ereignis ist hierfür nicht nötig. Vielmehr handelt es sich bei Reenactments um komplexe Medienpraktiken. Darin werden, wie Ulf Otto definiert, „mediale Vorbilder in materielle Erfahrungsräume“ übersetzt, um eine „korporale Aneignung dieser“ zu ermöglichen. Zugleich ziele der leibliche Nachvollzug immer selbst auf die „Erzeugung medialer Nachbildungen.[10]

Beide Aspekte, die körperlich-emotionale Aneignung von Geschichte und der Fokus auf die „mediale Vor-, Auf- und Nachbereitung“[11], lassen sich auch am Leipziger Demonstrationszug 2020 nachvollziehen. Inwiefern das Erleben der nachgestellten Montagsdemonstration selbst für Beobachter*innen am Rand zu emotionaler Geschichte wurde – Vanessa Agnew spricht über Reenactments als „affective history […] less concerned with events, processes or structures than with the individual’s physical and psychological experience“[12] –, zeigt der umstrittene Bericht einer mdr-Reporterin: „[…] und da hat sich dann eben wie von selbst quasi dieser breite Strom formiert von tausenden Leuten, die Kerzen dabei hatten und die dorthin gegangen sind, um den Ring. Und ich muss sagen: Das war ein Gefühl wie 1989.“[13]

Diese distanzlose Schilderung deckt sich mit der Sicht der Veranstalter*innen, die das Geschehen ebenfalls als eine spontane, eigendynamische Wiederholung von Geschichte beschreiben:

„Dass sich nach der Auflösung der Versammlung ein Aufzug um den Innenstadtring von Leipzig gebildet hat, war den Menschen in Leipzig zu verdanken. Die Menschen sind friedlich und feiernd um den Ring gezogen, haben Kerzen gehalten und laut aber liebevoll gezeigt, dass staatliche Repressionen nicht die Herzen der Menschen zerstören können.“[14]

 

Enactment eines historischen Moments

Diese Deutungen, die die bahnbrechende Beteiligung von Rechtsextremen unsichtbar machen und jegliche Gewalt seitens der Demonstrierenden ausblenden, knüpfen nahtlos an das Narrativ der Friedlichen Revolution an. An der Tradierung eines solchen Mythos vom „entscheidenden Ereignis“, ja vom „Schlüsselmoment“ der Geschichte, arbeitet die Stadt Leipzig seit Jahren.[15] Und dies ebenfalls mittels historischer Reenactments: Seit 2009 gehört zu dem durch die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH jeweils am 9. Oktober organisierten „Lichtfest“ das Nachempfingen des historischen Demonstrationszuges durch einen Rundgang und flankierende Kunstinstallationen.[16]

Die rituelle Lichtfest-Inszenierung durch die Stadt unterscheidet sich von dem, was am 7. November 2020 in Leipzig geschah, allerdings grundsätzlich. Denn anders als bei den städtischen Jubiläen ging es den „Querdenker*innen“ nicht um eine lokale Selbstvergewisserung und auch nur bedingt um den identitätsstiftenden, affirmativen Nachvollzug einer nationalen Meistererzählung. Auch zielte ihre performative Aneignung von Geschichte hier nicht auf historische Bildung. Das Reenactment auf dem Leipziger Innenstadtring diente stattdessen als Instrument zur Generierung neuer Bilder des Triumphs: ohne Masken und ohne Einhaltung von Abstandsregeln setzten die Demonstrant*innen ihren eigenen Ungehorsam in Szene. Im Marsch um den Ring gipfelte diese intendierte und tausendfach medialisierte Provokation.

Mit Blick auf Performanz wie Medialisierung lässt sich dieses Geschehen daher nicht nur als „Re-Enactment“ einer Montagsdemonstration, sondern auch – und vielleicht wichtiger – als „Enactment“ von Geschichte beschreiben. Durch die Ankündigungen der Veranstaltungen ebenso wie die Statements vor Ort zog sich das Versprechen, hier könne ein „historischer Moment“ – das also, was in Zukunft Geschichte sein wird – live erlebt werden.[17] Die stolzen Rufe „Wir werden immer mehr!“ ebenso wie die Berichterstattung in den verschiedenen Live-Chats der Bewegung zeugen davon, wie hier gemeinsam Geschichtsträchtigkeit erzeugt werden sollte.[18] Den Anspruch, als Teil der „Querdenken“-Bewegung selbst in die Geschichtsbücher einzugehen, hatte ein Demonstrant gar auf sein T-Shirt drucken lassen: „Zeitzeuge Berlin 29082020“ stand darauf. Es ist zu befürchten, dass bei nächsten Demonstrationen auch „Zeitzeugen Leipzig 07112020“ dabei sein werden.

Demonstrant auf der "Querdenken"-Kundgebung am 7.11.2020 in Leipzig (Foto: S. Stach).

 


[1] So die Schätzungen der Forschungsgruppe Durchgezählt an der Universität Leipzig vgl. Durchgezählt, 7.11.2020, Wir schätzen … [Tweet] [12.11.2020].
[2] Die folgenden Beobachtungen basieren auf teilnehmenden Beobachtungen, die am 7.11.2020 durchgeführt wurden.
[3] Statement Ballwegs gegenüber dpa, 5.11.2020, zit. n. „Querdenken“-Demo. Kritik wegen Vergleich mit Friedlicher Demonstration im Herbst 1989, in: Mitteldeutsche Zeitung, 5.11.2020. [12.11.2020].
[4] In einer ersten Version des Einladungsflyers lautete der Slogan noch expliziter „Freiheit durch Einheit. Die zweite friedliche Revolution“. Offenbar aufgrund von Kritik an der offenen Vereinnahmung der Leipziger Geschichte änderte sich die Wortwahl in einer späteren Versionen leicht. Vgl. ebd.; André Böhmer: „Querdenken“-Demo: Bürgerrechtler Schwabe empört über Vergleich mit DDR, Leipziger Volkszeitung, 5.11.2020. [12.11.2020].
[5] ,#SaveTheDate: LEIPZIG/07.11./13 UHR/AUGUSTUSPLATZ. [12.11.2020].
[6] Hartmann, Greta und Alexander Leistner (2019): Umkämpftes Erbe. Zur Aktualität von „1989“ als Widerstandserzählung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 69 (35-37), S. 18-24. [16.11.2020].
[7] Kilian Pfeffer, Wie die AfD sich die Wende aneignet, Berlin, 10.08.2019. [16.11.2020]
[8] Die stationäre Kundgebung sollte nach dem Willen der Stadt Leipzig auf das Gelände der Neuen Messe am Stadtrand verschoben werden. Dem in einem Eilverfahren durch die Veranstalter*innen eingereichten Widerspruch gab das Sächsische Oberverwaltungsgericht Bautzen in der Nacht vor der Demonstration statt. Die Kundgebung durfte unter Einhaltung der Auflagen (darunter auch eine Begrenzung auf 16.000 Teilnehmer*innen) am geplanten Ort stattfinden. Eine mobile Demonstration war von Anfang an untersagt.
[9] Vgl. auch die Einschätzung des Soziologen David Begrich. Er spricht von einem „politischen Reenactment“. Olaf Sundermeyer: Warten auf den Kontrollverlust, Tagesschau.de, 8.11.2020. [12.11.2020].
[10] Ulf Otto: Re:Enactment. Geschichtstheater in Zeiten der Geschichtslosigkeit, in: Ders./Jens Roselt (Hg.): Theater als Zeitmaschine. Zur performativen Praxis des Reenactments. Theater- und kulturwissenschaftliche Perspektiven, Bielefeld 2012, S. 229-254, hier S. 236. Hervorhebungen im Original.
[11] Ebd.
[12] Vanessa Agnew: History's Affective Turn. Historical Reenactment and Its Work in the Present. In: Rethinking History 11/3 (2007), S. 299–312, hier 301.
[13] Menge in Leipzig war nicht zurückzuhalten. [11.11.2020]. Warum die Reporterin nicht namentlich genannt wird, bleibt unklar. Ihre Marginalisierung der gewalttätigen Auseinandersetzung am Rande des Umzugs ebenso wie ihr undifferenzierter Blick auf „die Gegendemonstranten“ geht wohl auf die Sympathie zurück, die sie der Demonstration offenkundig entgegenbringt.
[14] Querdenken 711 – Stuttgart: Demonstration „Friedliche Evolution“ am 07.11.2020 in Leipzig, Pressemitteilung vom 8.11.2020. [12.11.2020].
[15] Vgl. u.a. Montagsdemonstrationen Leipzig 1989: „Wir sind das Volk“. [12.11.2020].
[16] Zum Lichtfest 2009 als Reenactment siehe Torben Ibs: Rituale der Erinnerung. Lichtfest Leipzig, in: Günther Heeg et al. (Hg.): Reenacting History. Theater und Reenactment, Berlin: Theater der Zeit 2014, S. 106-115.
[17] Zu einem solchen Verständnis von „Doing History“, dem es nicht um Geschichtskultur, sondern um „Geschichte in spe“ geht, siehe Frank Bösch: Geschichte als Erlebnis. Ereignisse als historische Erfahrung in situ, in: Sarah Willner, Georg Koch und Stefanie Samida (Hg.): Doing History. Performative Praktiken der Geschichtsaneignung. Münster, New York 2016, S. 83–96.
[18] Vgl. etwa die während und nach der Veranstaltung in der Telegram-Gruppe „BewegungLeipzig/Querdenken-341 geteilten Statements, Fotos und Videos.