Hg. von Annette Schuhmann, Rebecca Wegmann

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10. Juni 2022

Trotz Protesten und Widerständen aus unterschiedlichen Richtungen hielten die Veranstalter:innen der 72. Internationalen Filmfestspielen Berlin bis zuletzt an einem Konzept fest, dass die Besucher:innen und das Fachpublikum von ihren Heimbildschirmen weg und zurück in die Kinosäle der Hauptstadt bringen sollte. Offizielles Ziel war „[m]it der Berlinale 2022 [...] den Filmschaffenden und dem Publikum wieder die Möglichkeit [zu] bieten, sich persönlich zu treffen und auszutauschen, in die Welt des Kinos einzutauchen, über die Filme zu sprechen und sich inspirieren und motivieren zu lassen.“ Das Festivalkonzept sollte zurück in eine alte Normalität führen. So waren die Stars und Sternchen des globalen Filmmarktes nach Berlin geladen. Einige kamen auch, andere wie die französische Schauspielerin Isabelle Huppert, deren Lebenswerk in dieser Festivalausgabe in der Sektion Hommage und dem Goldenen Ehrenbären geehrt wurde, ließen sich digital auf die große Leinwand projizieren.

Wider Erwarten konnte das Berliner Filmfestival im dritten Corona-Jahr mit bundesweiten 7-Tage-Inzidenzen von über tausend tatsächlich vor Ort stattfinden. Mit gewissen Einschränkungen natürlich. So wurden die Spielstätten, in denen grundsätzlich die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske galt, mit einer Kapazitätsreduzierung um 50 Prozent bespielt. Mit diesem Konzept verkaufte die diesjährige Festivalausgabe insgesamt 156.000 Tickets. Zum Vergleich: bei der Festivalausgabe direkt vor der Ausbreitung der Corona-Pandemie im Februar 2020 wurden 330.681 und beim letztjährigen Summer Special wurden 57.962 Tickets verkauft.

Das diesjährige Programm war vielseitig gestaltet und traf thematisch oft den Zeitgeist. Hervorzuheben ist etwa Rithy Panhs „Everything Will Be Ok“, eine dystopische Figurengeschichte des 21. Jahrhunderts. So gewann der hybride Dokumentarfilm Myanmar Diaries“ des Myanmar Film Kollektives den Dokumentarfilmpreis des Festivals sowie den Berlinale-Filmpreis von Amnesty International und belegte beim Publikumspreis der Sektion Panorama den dritten Platz. Auch in diesem Jahr projiziert das Festival eine Auswahl des diesjährigen Programms im Rahmen des Berlinale Goes Open Air in sommerlicher Atmosphäre unter freiem Himmel erneut auf die Leinwände der Berliner Freiluftkinos. Als Dank für ihren Einsatz in der Pandemie steht auf Initiative der Kulturministerin Claudia Roth ein Kontingent an Freikarten für das Pflege- und Arztpersonal der Berliner Krankenhäuser zur Verfügung. 

Die Filme des Programms der 72. Berlinale vermitteln Geschichte(n). Einige von ihnen haben sich die Autor:innen von zeitgeschichte|online angeschaut. 

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