von Annette Schuhmann, Rebecca Wegmann

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17. Februar 2023

Mit Spielzeugautos und den Puppen seiner drei jüngeren Schwestern Anne, Sue und Nancy inszenierte der zehnjährige Steven Spielberg Mitte der 50er-Jahre im heimischen Garten in Phoenix einen dreiminütigen Western-Film The Last Gunfight. „It was pretty silly stuff”, sagte er Jahre später der BBC. So begann Spielberg seine Karriere als Filmemacher. Eine Karriere, die nicht nur Hollywood, sondern auch die Filmbranche weltweit prägen sollte.

Als Teenager produzierte Spielberg zwanzig 8mm Abenteuerfilme, finanziert von seinem Vater Arnold Spielberg (1917–2020), der als Ingenieur an der Entwicklung von Computersystemen beteiligt war. Nachdem sich seine Eltern 1965 getrennt hatten, begleitete Spielberg den Vater in die Stadt des Films, Los Angeles. Dort schrieb sich Spielberg an der California State University für ein Filmstudium ein. Spielberg schlich sich damals buchstäblich auf das Gelände. Zwar machte er keinen Abschluss, realisierte jedoch aufgrund seiner Hartnäckigkeit Amblin‘ (1968), einen 35mm-Kurzfilm über zwei junge trampende Hippies in den 1960er-Jahren. Doch erst im Jahr 1975 feierte der ambitionierte Jung-Regisseur seinen ersten Welterfolg mit dem Thriller Jaws, (dt. Der weiße Hai).  Danach folgte ein Erfolg nach dem anderen: Die Indiana-Jones-Reihe (1981, 1984, 1989, 2008, 2023), E.T. The Extra-Terrestrial (1982) und Hook (1991). Auf dem Höhepunkt seiner Karriere veröffentlichte Spielberg 1993 gleich zwei Kassenschlager: Der erste Film der Jurassic-Park-Reihe löste nicht nur einen ungekannten Dinosaurier-Boom, sondern auch eine Revolution computergenerierter Bilder aus.

Am 15. Dezember 1993, lief Schindler´s List den US-amerikanischen Kinos an: Das Drama um den deutschen Industriellen Oskar Schindler (Liam Neeson), der mehr als tausend polnische Jüd:innen vor dem Holocaust rettete, indem er sie während des Zweiten Weltkrieges in seinen Fabriken beschäftigte. Spielberg, dessen orthodox-jüdische Großeltern um 1900 aus der Ukraine nach Amerika immigriert waren, hatte eine jüdische Erziehung genossen. Für ihn war der Film nicht zuletzt eine Möglichkeit der Reflektion seiner jüdischen Herkunft. In diesem Zusammenhang gründete Spielberg die Survivors of the Shoah Visual History Foundation, eine gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, ein Archiv für die gefilmten Zeugnisse möglichst vieler Überlebender des Holocaust bereitzustellen, um ihre Geschichten zu retten.

Weitere Erfolge schlossen sich an. Bis heute begeistern jene Geschichten, die Spielberg in seinen Filmen erzählt, Zuschauer:innen auf der ganzen Welt. Allein 22-Mal war Spielberg für den Regie-Oscar nominiert und über hundert Nominierungen zählt er insgesamt für seine Arbeiten als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent. Sein neuester Film The Fabelmans, ein Coming-of-Age-Drama mit autobiografischen Zügen erzählt die Geschichte eines jungen aufstrebenden Filmemachers, Sammy Fabelman, der – wie Steven selbst – den Film nutzt, um die Welt um sich herum zu verstehen.

Für sein Lebenswerk erhält Steven Spielberg auf den 73. Internationalen Filmfestspielen Berlin den Goldenen Ehrenbären. Die Redaktion von zeitgeschichte|online nimmt diese Ehrung zum Anlass, sich dem umfassenden Werk des erfolgreichen Hollywood-Regisseurs aus einer sehr persönlichen Sicht zu widmen.

In diesem Dossier schreiben Historiker:innen über ihre Perspektiven auf Spielbergs Welten. Das Dossier versammelt frühere Texte aus unserem Archiv mit jenen, um die wir unsere Kolleg:innen im Januar und Februar 2023 gebeten haben.

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