von Florian Völker

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17. Februar 2023

Üblicherweise fokussieren sich Beiträge zu Steven Spielberg vor allem auf dessen Filme, insbesondere jene, die im Bereich des Fantastischen und Historischen angesiedelt sind. Den größten Einfluss auf meine persönliche – und letztendlich auch berufliche – Entwicklung hatten aber die von Spielberg in den 1990er-Jahren produzierten Zeichentrick-Serien Tiny Toon Adventures, Animaniacs, Pinky and the Brain und vor allem Freakazoid!.

Zu einer Zeit, als der Samstagmorgen noch den Cartoons im Privatfernsehen gehörte, lieferten die genannten Warner-Bros-Serien (ProSieben) eine außergewöhnliche Art Comedy, mit der die vielen Disney-Cartoons (RTL) nicht mithalten konnte: surreal, selbstreferentiell und voller popkultureller Anspielungen – ein Fest für einen jungen Zuschauer, der bereits bei Die Simpsons (seit 1989) jede popkulturelle Referenz wissbegierig aufsaugte. Dabei hatte insbesondere Freakazoid! (1995-1997) auf mich die nachhaltigste Wirkung, gelang es doch den Schöpfern Bruce Timm, Paul Dini und Tom Ruegger, die zuvor alle an der ebenso bald Kult-Status erreichenden Zeichentrick-Serie Batman: The Animated Series (1992-1995) gearbeitet hatten, das Superhelden-Genre mit metafiktiven Elementen aufzuladen. Damit ebnete die Serie auch den Weg für nachfolgende Formate wie Family Guy oder South Park mit. Ursprünglich als gewöhnlicher Superhelden-Action-Cartoon mit leicht komödiantischen Untertönen geplant, war es Steven Spielberg, der als ausführender Produzent die Entwicklung der Serie zu einer Comedy im Stil der chaotischen, popreferentiellen Animaniacs (1993-1998) vorantrieb.

Das Ergebnis dieses Konzepts wird bereits im Intro-Song von Freakazoid! deutlich: Erwähnung findet dort unter anderem, dass der Serienheld Dexter Douglas alias Freakazoid!, der seine Fähigkeiten durch einen Computerfehler erhielt (eine Anspielung auf den Intel-Pentium-FDIV-Bug, der zu Beginn der 1990er-Jahre weltweit für Unmut bei Benutzer:innen sorgte), in Unterwäsche herumläuft, ein Lehrbuchfall für Sigmund Freud sei, von „Floyd“ die Haare geschnitten bekommt (eine Figur aus der in den 1960er-Jahren populären Andy Griffith Show) und Washington D.C. nur dann rettet, wenn gerade nichts Besseres im Fernsehen läuft. Das Intro endet mit dem Hinweis an die Zuschauer:innen, nicht wegzuschalten, weil die Produzent:innen der Show sonst arbeitslos werden. Generell bildet das Durchbrechen der vierten Wand eine der Grundsäulen der Serie: So spricht Freakazoid! regelmäßig zu Publikum und Macher:innen der Show, die er etwa – nach einem fiktiven Werbespot für eine Spielzeugversion seines Freakmobiles – dazu beglückwünscht, die Serie so spielzeuggerecht gestaltet zu haben. Überhaupt sind sich alle Figuren ihrer Rollen bewusst, manche beschweren sich in der Folge „Freak-a-Panel“ (angelehnt an die Podiumsdiskussionen bei Comic-Conventions) sogar darüber, aus der Serie gestrichen worden zu sein.

Angesichts des eigenwilligen Humors, der sich in der zweiten Staffel noch weiter in Richtung Monty Python bewegte und Erwachsene mehr ansprach als die Kinder, denen diese Serie im Samstagvormittag-Programmblock präsentiert wurde, hielten sich die Einschaltquoten in Grenzen. Nach nur zwei Staffeln und 24 Episoden war schon wieder Schluss, Kultstatus erlangte Freakazoid! erst in der Folgezeit. Das lag nicht zuletzt auch an den vielen Darstellungen zahlreicher Prominenter wie Barbra Streisand, Bill Clinton und Hillary Clinton sowie an den Cameo-Auftritten und Sprechrollen von bekannten Schauspielern wie Mark Hamill, John Rhys-Davies, Tim Curry und Ricardo Montalbán, dessen Schurken-Rolle auffällige Ähnlichkeiten zu dem ebenfalls von ihm gespielten Bösewicht Khan aus Star Trek hat. Nicht zuletzt taucht auch Steven Spielberg in der von ihm produzierten Serie auf, wenn auch nicht von ihm selbst gesprochen: In einem Streit zwischen Freakazoid!, Brain aus Pinky and the Brain und Wacko Warner aus Animaniacs über die Frage, welche Sendung Spielberg am liebsten mag, reagiert der von den Dreien konfrontierte Produzent schulterzuckend, dass er keine Ahnung habe, wer sie überhaupt sind.