Im Rahmen des Masterstudiengangs Public History an der Freien Universität Berlin baten wir Studierende um einen Text zur Frage: Was ist Ihrer Meinung nach von der DDR geblieben?
Dabei sollte es sich nicht um einen wissenschaftlichen Beitrag handeln, keine Fußnoten, keine Thesen. Eine Veröffentlichung der Texte stand nicht zur Diskussion. Diese kleine Schreibübung hatte vielmehr etwas von einem Aufwärmtraining zu Beginn eines Workshops, der sich recht praxisnah mit dem Thema „Was blieb übrig von der DDR?“ auseinandersetzen will. Gefragt war also ein spontaner assoziativer Text. Eine ungewohnte Übung, wie es schien, denn es herrschte zunächst offenkundige Unsicherheit bei den Studierenden. Schließlich gibt es niemanden unter ihnen, der die DDR erlebt hat, einige kommen nicht einmal aus Deutschland, haben Familien ohne jeglichen Verwandtschaftsbezug zur DDR, wieder andere kennen dieses „ferne“ Land nur aus den Erzählungen der Eltern und Großeltern.
Für die Übung gab es nur wenige Tage Zeit. Die Texte, die wir schließlich bekamen, waren erstaunlich. Zum einen, weil sie von einer Generation verfasst worden waren, für die die innerdeutsche Grenze in der Tat ein historisches Phänomen ist, das auf ihr Leben, wie es zunächst schien, keinen Einfluss hatte und hat. Zum anderen, weil sich in den Texten die Konflikte der gegenwärtigen Gesellschaft im Umgang mit der DDR-Vergangenheit durchaus spiegeln.
Wir lasen sensible, kluge, sehr nachdenkliche, lustige und berührende Texte. Daher entschieden wir spontan, mit dem Einverständnis der Studierenden, sämtliche Texte zu publizieren. Da einige der Texte sehr persönlich sind, kamen wir der Bitte nach, diese anonym zu veröffentlichen.
Wir nehmen den 9. November, diesen Tag „zwischen Gut und Böse“, wie Götz Aly es formulierte, zum Anlass, die Texte der Studierenden zu veröffentlichen.[1]
Das Bildmaterial hingegen wurde von der Redaktion recherchiert.
Annette Schuhmann
[1] Götz Aly, 9. November. Ein Tag zwischen Gut und Böse, in: Berliner Zeitung vom 6.11.2018.