Hg. von Annette Schuhmann, Maike Lehmann

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2. März 2022

Dieses Dossier wir laufend aktualisiert, zuletzt am 25. März 2024

 

… die Wirklichkeit ist angekommen, so Karl Schlögel in der sonntäglichen Gesprächsrunde bei Anne Will. Die Zeit ist vorbei, so Schlögel, dass man uns Märchen erzählt. Gemeint war damit der unglaubliche ‚Russland‘- und Putin-Kitsch, den etwa Politiker*innen wie Sahra Wagenknecht, Gerhard Schröder oder Gregor Gysi regelmäßig verbreiteten.

Vor fünf Tagen noch erklärte einer der exzellentesten und stets auf Verständigung bedachte Osteuropa-Historiker Karl Schlögel, auf diesen Angriffskrieg nicht gefasst gewesen zu sein. Das trifft, denke ich, ebenso auf die Mehrheit der Historiker*innen in diesem Lande zu.

Die Frage ist, was können wir tun?

Nachdem in den letzten Jahren die Osteuropa-Lehrstühle in Deutschland bis hin zu einzelnen gänzlichen „Abwicklungen“ kaputtgespart wurden, stehen wir vor einer großen Wissenslücke in der breiten Öffentlichkeit. Gleichzeitig werden zur Erklärung dieses Krieges regelmäßig historische Parallelen herangezogen: die Kubakrise von 1962, die Appeasement-Politik des Westens in den 1930er Jahren, die Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes 1956. Die Liste ließe sich verlängern.

Was also können wir Historiker*innen tun?

Der bereits zitierte Karl Schlögel, meinte dazu: Eigentlich sollten wir nicht hier sein, sondern in Kiew: Zwei Generationen vor uns wurden die Internationalen Brigaden gegründet, um auf der Seite der spanischen Republik und ihrer gewählten Regierung gegen den von Franco verübten Staatsstreich zu kämpfen.

Unsere Kollegin Kateryna Cherniie hingegen machte in einer hochemotionalen Diskussionsrunde, die gestern Morgen am ZZF von Jan-Claas Behrends, Juliane Fürst und Corinna Kuhr-Korolev initiiert wurde, darauf aufmerksam, wie wenig hierzulande über die Geschichte der Ukraine bekannt ist.

Wir machen uns nun an die Arbeit und tun das, was Historiker*innen tun können: Wir bieten Wissen um den historischen Kontext dieses Krieges und der Reaktionen auf ihn an.

Das ist wenig angesichts der Ungeheuerlichkeiten, die sich in der Ukraine gerade abspielen. Es ist das, was wir als Historiker*innen tun können.

Und weiter:

Die Redaktion von Visual History hat ein spannendes Themendossier herausgegeben: Bilder des Krieges in der Ukraine

Der Zeithistoriker und Soziologe Micha Gabowitsch hat auf seiner Website eine aktuelle Literaturliste zur Geschichte und Gegenwart der Ukraine veröffentlicht.

wichtige, und vor allem umfassende Hintergrundinformationen zum Krieg in der Ukraine bieten die Dossiers der 2016 und 2021 mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Website DEKODER.

Die Redaktion von H-Soz-Kult führt eine regelmäßig aktualisierte Seite mit Informationsmaterialien zum Krieg in der Ukraine.

Die Zeitschrift Aus Politik und Zeitgeschichte (Hg. von der Bundeszentrale für politische Bildung) thematisiert in ihrer Ausgabe 28-29/2022 vom 11. Juli 2022 den KRIEG IN EUROPA mit Beiträgen von Herfried Münkler, Claudia Major und Christian Mölling, Andrii Portnov, Jan Claas Behrends, Anna Veronika Wendland, Fabian Burkhard und Jessica Aro. Das Heft ist online und frei zugänglich.

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