von Benno Gammerl

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13. April 2023

Dieser Text ist eine Verschriftlichung des Eingangsstatements von Benno Gammerl bei der Diskussionsreihe "Geschichtliche Grundfragen".  Die von Rüdiger Graf (ZZF), Matthias Pohlig (HUB) und Ulrike Schaper (FU Berlin) initiierte Veranstaltung fand im Wintersemester 2022/23 im Online-Format statt. Zeitgeschichte|online veröffentlicht die Eingangsstatements der Veranstaltung in einem Dossier. Die Vorträge wurden bis auf wenige Ausnahmen von der Audioaufnahme transkribiert und überarbeitet, dabei wurde Wert darauf gelegt, die rein sprachliche Form der Statements beizubehalten.


 

Geschichtliche Grundfragen 
Teil VI

Wie bestimmt die Distanz zum Untersuchungsgegenstand den Forschungsprozess?

Diskussion am 6. Februar 2023 (online)

Eingangsstatement von Benno Gammerl (European University Institute, Italien)

 

Ich möchte erst einmal eine Lanze für die Nähe brechen. Denn ich glaube ein Problem am distanzierten Schreiben von Geschichte ist, dass es häufig nicht nur desinteressiert, sondern auch uninteressant ist. Nähe ist für mich nicht zuletzt wichtig, um das Interesse der Leser*innen und Zuhörer*innen zu wecken. Das ist vielleicht ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit, über den wir nicht so viel nachdenken. Ein gewisses Maß an Nähe, an Involviertheit mit den Fragen, die Historiker*innen diskutieren, ist meiner Meinung nach unerlässlich.

Gleichzeitig verstellt die Nähe zu einem Phänomen den Blick auf andere Seiten des jeweiligen Gegenstandes. Man fragt immer aus einer bestimmten Perspektive heraus und sieht dann vieles, das außerhalb des Blickfeldes liegt, nicht mehr. Den Vor- und Nachteilen, diesem einerseits-andererseits können wir meiner Meinung nach nicht entkommen. Ich glaube, das muss auch gar nicht sein. Vielmehr kommt es darauf an, immer wieder über Nähe und Distanz zu den von uns untersuchten Themen nachzudenken und über das notwendige Maß des Abstands zu reflektieren. Nähe ist ja ebenso gut ein Maß des Abstands wie der Distanz. Es stellt sich somit die Frage, inwiefern das Maß des Abstands die Geschichten prägt, die wir erzählen.

Dieses Maß, und das wäre jetzt mein erster Punkt, ist nie festgelegt. Es changiert permanent. Und zwar auch dann, wenn wir meinen, wir erzählen unsere eigene Geschichte. Wenn ich mich mit queerer deutscher Zeitgeschichte befasse, sind mir manche Aspekte vermeintlich näher, andere scheinbar ferner. Aber es ist nicht so, dass weil ich schwul bin, mir schwule Geschichte immer selbstverständlich wäre. Als schwuler Historiker, der in den 1980er und 1990er Jahren aufwuchs, ist mir diese Zeit und was es bedeutet hat, in dieser Zeit schwule Gefühle zu entwickeln in gewisser Weise vertraut. Allerdings hatte ich mein Coming Out erst Anfang der 2000er Jahre, AIDS hat mich damals kaum (mehr) direkt betroffen. Also einerseits könnte man sagen, schwul sein ist ein Teil meiner Geschichte, aber in ganz fundamentaler Art und Weise ist die schwule Erfahrung der 1980er und 1990er Jahre überhaupt nicht Teil meiner Geschichte. Das schwule Leben und Sterben dieser Zeit ist mir fremd, obwohl ich einen persönlichen Bezug zu dieser Zeit herstellen kann. Noch stärker wird diese Alterität wenn ich mich mit den Erfahrungen gleichgeschlechtlich liebender Männer in den 1950er Jahren auseinandersetze oder mit der Geschichte von Lesben oder Trans*personen. Das bedeutet mitnichten, dass ich die schwule, zeitgenössische Geschichte automatisch besser verstünde. Und das ist mein zentraler Punkt, diese vermeintliche Nähe heißt nicht automatisch Durchschaubarkeit und Verstehen. Eher bedeutet es, dass ich gerade bei Phänomenen, die mir besonders vertraut erscheinen, darauf achten muss, auch das scheinbar selbstverständliche zu hinterfragen. Die Notwendigkeit des Hinterfragens gilt generell für hegemoniale Muster, wie das der Heterosexualität, die ja immer dazu tendiert, sich als selbstverständlich zu inszenieren. Die Notwendigkeit Heterosexualität zu hinterfragen ist mir unmittelbar eingängig, das ist aus einer anderen Perspektive sicher anders. Aber die Notwendigkeit Konventionen, Muster, gängige Annahmen zu hinterfragen, gilt beispielsweise auch für die Art und Weise, wie junge Männer in den 2000er Jahren einander näherkamen und sich ineinander verlieben konnten. Das scheint mir zwar in gewisser Weise selbstverständlich, es ist jedoch nicht selbstverständlich. Es erscheint mir vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrung unproblematisch, aber es kommt darauf an, einen Moment der Fremdheit zu finden. Es kommt darauf an, das scheinbar Selbstverständliche fremd zu machen. Diese emotionalen Muster und Praktiken sind ebenso historisch geworden und erklärungsbedürftig wie das wortlose und unmittelbare Einander-Verfallen-Sein, das gleichgeschlechtliche Liebesgeschichten in den Nachkriegsdekaden oft prägt. Das ist in meiner Analyse ein Unterschiedspaar. Einerseits gibt es das allmähliche Sich-Ineinander-Verlieben der 2000er Jahre oder der neueren Zeit und dieses wortlos plötzliche Einander-Verfallen in den Nachkriegsdekaden. Und über diese Typologien, Konstruktionen von Unterschieden kann man sich das scheinbar Eigene, das scheinbar Vertraute, dann wiederum fremd machen und aus dieser Alterität historische Erkenntnis gewinnen.
Gedankliche Operationen, die das Vertraute fremd machen, sind weniger umstritten als die Verfahren, die das Fremde vertraut machen. Es wird sich keiner aufregen, wenn ich sage, dass das, was mir vertraut ist als schwuler Mann, das will ich mir fremd machen. Wenn ich aber als heterosexueller Mensch sage, ich will mir das, was queer ist, vertraut machen, dann ist das eventuell eine riskantere Operation. Im Prinzip ist sich das Fremde vertraut machen ja nichts anderes als verstehen wollen.

Damit sind wir jetzt tatsächlich bei Grundbegriffen des historischen Forschens. Ich bin mit den Feinheiten hermeneutischer Debatten nicht vertraut, habe aber aus der Perspektive meiner Forschungspraxis ein paar Anmerkungen dazu.

Es kommt mir beim Verstehen und Nachvollziehen darauf an, den Unterschied zu markieren zwischen sich etwas aneignen, was fremd ist, und dem Nachvollziehen einer fremden Perspektive. Aneignung ist problematisch, Nachvollziehen ist genau das, was Historiker*innen machen sollen.

Wir können und wir müssen uns denkend ausprobierend anderen Sichtweisen und uns wenig vertrauten Aspekten der Phänomene annähern, mit denen wir uns beschäftigen. Das ist unsere tägliche Arbeit. Dabei sollten wir immer Respekt für die Alterität wahren, also nie denken, dass diese Annäherung vollständig sein könnte. Was dabei helfen kann, ist den Prozess der Annäherung zum Thema in unserem Schreiben zu machen, somit genau diese Dynamik im Text zu formulieren, weil Alterität dann eben nicht verschwindet. Sondern sie wird markiert im Text, als etwas, mit dem wir uns auseinandersetzen. In gewisser Weise könnte man sogar sagen, man kann im Schreiben kreativ mit dem Prozess der Annäherung und dem Prozess des Nachvollziehens umgehen.

All das, um jetzt den ersten Punkt zusammenzufassen, zeigt, dass in diesen Dynamiken der Annäherung, des sich fremd Machens, des sich vertraut Machens, es egal ist, ob wir unsere eigene Geschichte oder die Geschichte von anderen schreiben. In jedem Fall changiert der Abstand zwischen uns und den Themen, die wir bearbeiten, permanent. Das ist aus meiner Perspektive der erste wichtige Punkt.

Und weil das so ist, dass dieser Abstand ständig changiert, lässt sich eine objektive Beobachter*innenposition kaum einnehmen. Das ist vielleicht einer der Elefanten in unserem virtuellen Raum, der Begriff der Objektivität. Ich glaube nicht, dass man den Anspruch auf Objektivität aufgeben muss, aber es sollte klar sein, dass er mal mehr mal weniger und nie gänzlich realisiert wird. Der Gegenbegriff ist der der Subjektivität, das hat auch Lyndal Roper erwähnt. Die Subjektivität, und das ist mir ganz wichtig, hat auf dem Weg zu historischen Einsichten ihre Vorteile.

Das wäre mein zweiter wichtiger Punkt. Den Anspruch auf Objektivität müssen wir nicht aufgeben. Was mir jedoch wichtig ist, dass wir nicht mehr so tun, als wäre Subjektivität ein Problem, dass uns daran hindert, Dinge zu sehen. Subjektivität ist eine bestimmte Form der Perspektive, die uns erlaubt bestimmte Dinge zu sehen. Und deswegen kommt es nicht darauf an, den subjektiven Moment zu vermeiden, sondern darauf, wie man mit ihm umgeht. Und da kommen wir jetzt zu einem Beispiel aus meiner Forschung, einer Oral History basierten Studie zum schwulen und lesbischen Gefühlsleben in der Bundesrepublik. Es ist natürlich typisch für Oral History, dass sich dabei die Einsicht nicht vermeiden lässt, dass die Forscher*in als ganze Person in den Forschungsprozess involviert ist, das ist ein Stück weit notwendigerweise subjektiv.

Ich glaube, das ist bei jedem Forschungsprozess so, aber bei Interviews trifft dies besonders zu. Deswegen haben sich Historiker*innen, die sich mit Oral History beschäftigen, vielleicht intensiver damit beschäftigt, darüber nachgedacht, was diese subjektive Position bedeutet, von der aus Geschichte gehört, geschrieben und gemacht wird. Wie gehen wir damit um? Ich glaube, es kommt darauf an, aus diesem Nachdenken über die eigene subjektive Perspektive kritisches Potential zu gewinnen.

Zu meinem Beispiel: Ich führte ein Interview mit Herrn Schuhmann.
Herr Schuhmann ist 1935 geboren und mein ältester Gesprächspartner für die Studie. Jetzt komme ich wieder zurück auf diese Unterscheidung zwischen dem allmählichen Sich-Ineinander-Verlieben, was etwas Überlegtes hat, und dieser anderen Idee, dieses Gefühl ist plötzlich da und man kann dem nicht entrinnen. Genau so hat Herr Schuhmann seine Gefühle im Interview geschildert. Er beharrte darauf, dass Liebe unmittelbar einsetzt, dass sie unerklärlich ist, und dass sich der Einzelne entscheiden muss, ob er sich darauf einlässt oder nicht. Er hat sinngemäß immer wieder gesagt: „Da kannst du gar nichts machen. Das ist da und entweder du hast sozusagen den Mut, dich darauf einzulassen (also auf eine Männerbeziehung) oder du verleugnest dich selbst.“ Und diese Sichtweise, dieses entweder/oder und dieses Unmittelbare, Unverständliche des Fühlens, rieb sich an meinen theoretischen Annahmen. Als Gefühlshistoriker, auch aus einer anderen Generation von Gefühlshistoriker*innen als Lyndal Roper, orientiere ich mich stark an konstruktionistischen Annahmen. Ich bin überzeugt, dass Gefühle bestimmten Konventionen folgen, dass das Fühlen erlernt ist, dass es eben nicht einfach da ist, so wie Herr Schuhmann das beschrieben hat. Und da gab es auch eine Reibung zwischen seiner Darstellung und meiner persönlichen Erfahrung. Weil, für mich als jungem Menschen hat das Verlieben eben auch nicht unmittelbar funktioniert. Sondern ich habe das anders wahrgenommen. Also seine Geschichte war nicht nur eine Herausforderung für meinen theoretischen Rahmen, sondern auch für meine persönliche Erfahrung. So ist es oft in Oral History Interviews. Weil man ja als ganze Person anwesend ist. Aus meiner Perspektive schien mir Herr Schuhmann vorzuwerfen, dass mein Gefühlsbegriff allzu intellektuell sei. Und genau das hat er auch gesagt: Das sei nicht irgendwas Intellektuelles, was man wissenschaftlich untersuchen könne. Und darauf reagierte ich dann, wie mir im Nachhinein klar wurde, mit einer ziemlich deutlichen Ablehnung und dem Versuch, Herrn Schuhmanns Selbstinszenierung zu durchkreuzen. Es war ein richtiger Clash in der Interaktion. Warum ich erzähle ich all das? Das Nachdenken über diesen Konflikt war für mich erhellend, weil es mir erlaubt hat, emotionale Stile zu beschreiben, die für unterschiedliche Generationen schwuler Männer typisch sind. In diesem Fall also für meine und die von Herrn Schuhmann, und daraus wird dann eine historische Erzählung. Diese Erfahrung erlaubte mir meinen theoretischen Rahmen zu erweitern. In dem Sinne, dass Konstruktionismus allein nicht ausreicht, um sich dem Gefühlsleben anzunähern. Ein wenig wie Lyndal Roper vorhin meinte: "words alone are not enough". Das Fühlen historischer Akteur*innen lässt sich nicht auf die kulturellen und sprachlichen Muster reduzieren, an denen sie sich orientieren. Sondern es gibt noch mehr, was eine gut gemachte Gefühlsgeschichte berücksichtigen muss. Das Nachdenken über meine subjektive Reaktion, meine momentane Abneigung gegenüber dem, was Herr Schuhmann sagte, generierte weiterreichende Einsichten. Und Subjektivität ist insofern gesehen kein Problem, sondern eine Chance innerhalb des Forschungsprozesses.

Damit komme ich zum letzten Punkt. Zur Identität. Alles was ich bisher gesagt habe, hat nichts mit Identität zu tun, aber ich glaube unsere heutige Diskussion über Nähe und Distanz hängt eng mit identitätspolitischen Debatten zusammen. Und deswegen dieser dritte Punkt, bei dem es mir vor allem darauf ankommt, zum einen die Unmöglichkeit von Identität zu betonen; zweitens statt über Identitätspolitik von Differenzkompetenz zu sprechen; und drittens die kollaborative Kombination unterschiedlicher Sichtweisen im Forschungsprozess als eine Möglichkeit zu betrachten, kreativ mit diesem Problem umzugehen.

Zuerst zur Unmöglichkeit von Identität. Herr Schuhmann und ich, wir begreifen uns beide als schwul, aber diese Identität ist natürlich nur eine scheinbare, weil sie von zahlreichen Differenzen durchkreuzt wird: Alter, Lebens- und Einkommenssituation, die Asymmetrie der Interviewsituation zwischen mir als Akademiker und ihm als Studienteilnehmer, und so ist es natürlich immer. Diese Feststellung ist relativ banal, aber sie ist dennoch wichtig: Menschen sind zu komplex und zu vielschichtig um miteinander identisch zu sein. Und dasselbe gilt für uns. Unsere Identitätspositionen sind nie konsistent und widerspruchsfrei. Wir sind mit uns selbst nie identisch. Es gibt diesen schönen scherzhaften Abschiedsgruß, der so oder so ähnlich von Walter Benjamin überliefert ist: „Bleiben Sie noch eine Zeit lang identisch.“ Das hat mich immer sehr beeindruckt und das ist natürlich ein frommer Wunsch, aber letztendlich ist Selbstidentität nie herstellbar. Das heißt, wir können uns selbst nicht durchschauen, sind uns selbst oft fremd. Und ich glaube, genau so muss man über Identität nachdenken. Die eigene Subjektposition ist nicht immer die Naheliegendste. Ich glaube, dass (da sind wir wieder bei diesem Punkt sich das Vertraute fremd machen) wir uns selbst nie völlig vertraut sind.

Jetzt wieder forschungspraktisch gewendet: Diese Frage nach der eigenen Subjektposition ist ja letztlich auch die Frage, warum wir etwas so lesen, hören oder sehen, wie wir es lesen, hören oder sehen. Und diese Frage ist nie einfach zu beantworten und wahrscheinlich nie endgültig zu beantworten. Und deswegen ist mir Differenzkompetenz so wichtig, auch mit Blick auf innere Differenzen. Die Aufmerksamkeit dafür, wie unsere eigene Position unsere Forschung prägt, oft unsere eigene widersprüchliche Position. Und an diesem Punkt nach der Frage der eigenen Position kommen auch Machtverhältnisse und Privilegierungen ins Spiel. Ich glaube, es ist besonders wichtig, wenn man zu gesellschaftlichen Gruppen forscht, die mit Ausgrenzung und gesellschaftlicher Diskriminierung konfrontiert sind, die Frage zu stellen, warum Aneignung problematisch ist. Es ist letztlich auch eine forschungsethische Aufgabe, nicht dazu beizutragen, dass existierende gesellschaftliche Ausschlüsse und Benachteiligungen reproduziert werden. Das heißt im Zweifelsfall, erstmal Zuhören anstatt vorschnell für andere zu sprechen, gerade wenn man selbst aus einer Situation der Privilegierung heraus agiert. Das bedeutet allerdings nicht, dass man nicht die Geschichte der Anderen schreiben könnte. Es bedeutet auch nicht, dass ich nicht über lesbische Geschichte sprechen sollte. Aber wenn ich das tue, muss ich mich fragen: Ziehe ich, indem ich das tue, Aufmerksamkeit auf mich, die dadurch anderen entzogen wird? Trage ich also mit der Art und Weise, wie ich Geschichte mache, zur Unsichtbarkeit von Vertreter*innen jener Gruppen bei, die ohnehin benachteiligt werden und die ja auch ihre eigene Geschichte erzählen könnten. Man sollte sich fremde Perspektiven nicht aneignen, sondern sollte sie zu Wort kommen lassen. Und eine Möglichkeit andere Perspektiven zu Wort kommen zu lassen, ist die kollaborative Kombination unterschiedlicher Sichtweisen im Forschungsprozess oder das, was auch oft als partizipative Forschung bezeichnet wird. Das ist glaube ich unter Historiker*innen noch ein bisschen ungewöhnlich. Was ich damit meine, ist die Einbindung nicht-akademischer Öffentlichkeiten, nicht nur als Publikum, sondern als direkt am Forschungsprozess Teilnehmende. Im American Historical Review gibt es gerade eine Debatte zur Engaged History, ich glaube das geht in die Richtung, die ich meine. Man kann zum Beispiel Fokusgruppen von interessierten Menschen an der Entwicklung von Forschungsfragen beteiligen. Man kann, wenn man Oral History betreibt, den Befragten die eigenen Interpretationen vorlegen und sie fragen, ob sie das plausibel finden. Ob sie diese Interpretationen teilen würden. Und oft kommt es dann zu Widersprüchen und diese unterschiedlichen Sichtweisen kann man in der Darstellung berücksichtigen. Das führt dann eben zu nicht-widerspruchsfreien historischen Darstellungen. Dieses Nebeneinander ist wichtig, weil dann tatsächlich vielstimmige Geschichten entstehen. Geschichten, die inklusiver sein können, hoffentlich, und partizipativer als es Geschichte vielleicht in manchen Versionen bisher war.